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Das Ehepaar Paul und Franca Salamun stiftet vor seinem selbstbestimmten Tod eine stille Konspiration der Liebe. Eingeweiht werden zunächst nur die Söhne und deren Frauen. Sohn Luca – selbst Vater eines Kindes – spürt der Vergangenheit nach und versetzt sich in die Lage des Vaters, eines Bridgemeisters und Mathematikers, der mit 75 Jahren nach einem Krebsbefund beschlossen hat, sich nicht operieren zu lassen. Luca versucht, auch seine Mutter zu verstehen, die ein Geheimnis in sich trägt, das sie nicht preisgeben will. Welche Gedanken gehen dem frei gewählten Doppel-Tod voraus? Wie reagieren die…mehr

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Produktbeschreibung
Das Ehepaar Paul und Franca Salamun stiftet vor seinem selbstbestimmten Tod eine stille Konspiration der Liebe. Eingeweiht werden zunächst nur die Söhne und deren Frauen. Sohn Luca – selbst Vater eines Kindes – spürt der Vergangenheit nach und versetzt sich in die Lage des Vaters, eines Bridgemeisters und Mathematikers, der mit 75 Jahren nach einem Krebsbefund beschlossen hat, sich nicht operieren zu lassen. Luca versucht, auch seine Mutter zu verstehen, die ein Geheimnis in sich trägt, das sie nicht preisgeben will. Welche Gedanken gehen dem frei gewählten Doppel-Tod voraus? Wie reagieren die Hinterbliebenen?
Der Vater Paul Salamun lässt im winterlichen Engadin während der letzten Wanderung mit seiner Frau Franca sein Leben Revue passieren. Schlemm, der Kontrakt, bei dem der Bridgespieler zwölf Stiche machen muss, stellt ein Ziel in seinem Denkgebäude dar.
Luca hofft, die Beweggründe Pauls und Francas zu begreifen, um seiner Tochter eines Tages erklären zu können, was mit den Großeltern geschehen ist. Doch zu seiner Überraschung entdeckt er, dass er selbst Teil der elterlichen Verschwörung ist.
Aus zwei dominierenden Perspektiven, der des Sohnes Luca und der des Vaters Paul, nähert sich der Autor wie in einer literarischen Partie Bridge den entscheidenden Ereignissen und entwirft dabei ein fesselndes Familienporträt, das einen wesentlichen Beitrag zur Diskussion um die Patientenautonomie am Lebensende leistet, ohne sich in den Dienst der Debattierenden zu stellen.


 
Autorenporträt
Nicola Bardola, 1959 in Zürich geboren, studierte in Bern, München und Zürich Germanistik, italienische Literatur und Philosophie. Von 1984 bis 1999 arbeitete er in München als Redakteur, Bibliotheks- und Verlagslektor. Seither ist er als freier Journalist und als Übersetzer tätig.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Nicola Bardolas Roman "Schlemm" hat Rezensentin Angelika Overath ebenso beeindruckt wie verstört. Die Umsetzung des Themas, es geht um den selbstbestimmten Tod, für den sich ein Ehepaar nach der Krebsdiagnose des Mannes entscheidet, hält sie für überaus gelungen. So beklemmend sie die Geschichte um das vernünftig geplante Sterben der Eheleute findet, so berührend scheint ihr das "hilflos-leise" Psychodrama der zurückbleibenden Familienmitglieder, der Söhne und ihrer Frauen, das der Autor aufmerksam und genau beschreibt. Bardolas Roman ist für Overath "gute Literatur", die sensibilisiere und den Horizont offen halte.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.12.2005

Das Spiel ist aus
Ein Schweizer Roman über das Leben mit dem geplanten Tod: „Schlemm” von Nicola Bardola
Das Schöne am Spielen ist der Neuanfang, wenn die Karten wieder gemischt, aber noch nicht vergeben sind: Die Verlierer können die neuen Sieger sein und wer gerade aussetzen musste, landet diesmal vielleicht den großen Coup. „Schlemm” heißt dieser Sieg beim Bridge, er gibt dem ersten Roman von Nicola Bardola den Titel.
Der Roman will den selbst gewählten Tod von Franca und Paul entschlüsseln. Das anspruchsvolle Kartenspiel dient dem Autor dabei als roter Faden im manchmal verwirrend schnell springenden Perspektivenwechsel zwischen den Beteiligten: Dem 75-jährigen Paul, der nach der Krebsdiagnose keine Lust hat „zum hilflosen Bündel” zu mutieren, seiner Frau, die trotz positiver Bilanz lebenssatt ist und gemeinsam mit ihm gehen möchte, ihrem Sohn Luca, der nur noch elf Tage Sohn sein darf sowie dem Rest der Familie, der teilweise die Entscheidung des alten Ehepaars nicht akzeptieren kann. Der Selbstmord wirkt für sie wie das versteckte As im Ärmel, das zwar zum Sieg führt, aber einen Verstoß gegen die Regeln bedeutet. Wobei der Verstoß im Roman ein moralischer, kein strafrechtlicher wäre, da die Handlung in der Schweiz angesiedelt ist.
Aus knappen Absätzen baut Bardola den Abschied vom Leben zusammen. Die Erinnerungen ziehen vorüber, manchmal im Schnelldurchlauf, wenn der eingespielte Alltag die Jahre zu einer breiigen Masse verschmolzen hat, dann wieder verlangsamt, Augenblicke herausgreifend, die dem Leben einen Stoß gegeben haben. In einfachen, zurückhaltenden Sätzen beschreibt der Roman die letzten Tage, für pathetische Abschiedsgesten hat er keine Zeit. Obwohl es in jeder Zeile um Leben und Tod geht, ist daher kein tränenschweres Drama, was der Schweizer Journalist aus den Erinnerungssplittern, E-Mails und Buchzitaten zusammensetzt. Fast drehbuchartig beschreibt er Schlüsselmomente der Familie, begleitet die Charaktere wie ein versteckter Kameramann, nie wertend, immer beobachtend und so erklären sich in angerissenen Halbsätzen langsam die Figuren.
Gerade die Zurückhaltung des Autors bringt dem Leser die Figuren nahe: Nach ein paar Seiten befindet er sich derart in der Geschichte, dass er beginnt, die Positionen abzuwägen, so als müsste er sich am Ende selbst entscheiden. Der Blickwinkel auf den Tod verschiebt die Sicht auf das Leben, bringt scheinbar Banales in kausalen Zusammenhang und weckt Erinnerungen an längst vergangene Abschiede. Der Tod kommt dem Leben plötzlich sehr nahe, nicht in seiner Bedrohung, sondern in der Art des Sterbens, die so überraschend stark von der Person abhängt, die gehen muss.
Wie bei Paul, dem ehemaligen Bridgemeister und Mathematiker: „Es ärgert ihn, dass die letzten Gedanken wohl planbar, aber nicht lenkbar sind.” Akribisch bereitet er alles vor und muss doch einsehen, dass der letzte Moment nicht in seiner Hand liegt. Ähnlich wie Luca, der sich nach Bekanntgabe der „Deadline”, drei Wochen Urlaub nimmt und das Gefühl hat, gut auf das Sterben seiner Eltern vorbereitet zu sein. Aber der Tod ist eben kein Spiel, dessen Ausgang vorhersehbar ist, wo man verliert oder gewinnt. Denn wenn die Partie vorbei ist, werden die durchdachten Trockenübungen zu nutzlosen Gedankenspielereien. Für jeden Angehörigen ist der Verlust ein eigener kleiner Tod: Es stirbt ein Teil des gemeinsamen Lebens.
So verliert der Tod, obwohl die Kinder die Entscheidung der Eltern akzeptieren, nichts von seiner Unfassbarkeit. Nicola Bardola hat mit „Schlemm” ein trauriges Buch geschrieben, das den Mut hat, den Tod wieder zurück ins Leben zu führen, dorthin wo gelacht wird und manche Würfel noch nicht gefallen sind.
LAURA WEISSMÜLLER
NICOLA BARDOLA: Schlemm. Roman. A1 Verlag, München 2005. 206 Seiten, 18,40 Euro.
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