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Produktdetails
  • Verlag: Libelle-Verlag
  • 2000.
  • Seitenzahl: 136
  • Deutsch
  • Abmessung: 14mm x 135mm x 220mm
  • Gewicht: 269g
  • ISBN-13: 9783909081219
  • ISBN-10: 3909081215
  • Artikelnr.: 08920034
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.12.2000

Europa

"Himmelhohes Krähengeschrei - Drei Tage auf dem Jakobsweg, beginnend am Bodensee, weit vor Compostela endend mit dem Versuch, rasch das Glück zu packen" von Hermann Kinder. Libelle Verlag, Lengwil am Bodensee 2000. 132 Seiten. Gebunden, 29 Mark. ISBN 3-909081-21-5.

In seinem Roman "Kina Kina" hat Hermann Kinder den Gewinn und Wert des weiten Reisens angezweifelt. Und nun ein Wanderführer dieses Autors? Mitnichten. "Himmelhohes Krähengeschrei" schweift nicht in die Ferne, im Gegenteil. In drei Tagen werden auf engstem Raum nur wenige Kilometer zurückgelegt. Der Ich-Erzähler beginnt seine Reise am Konstanzer Münster, wandert auf dem Schwabenweg, dem ehemaligen Pilgerweg, nach Santiago de Compostela, am ersten Tag bis Lommis, dann bis Bachtal, um am dritten Tag auf den Hörnli-Gipfeln anzukommen. Aber darum geht es genaugenommen gar nicht. Die Schilderungen gewähren, auch wenn man die einzelnen Stationen exakt auf der Wanderkarte verfolgen kann, keine intimen Einblicke in Land und Leute des Thurgaus. Sie sind vielmehr Spracherregungen, die einzig das Innenleben des Erzählers offenbaren. Am außergewöhnlichen Beispiel zeigt Hermann Kinder, daß Reisen und Wandern immer von der geistig-seelischen Verfaßtheit des Pilgers geprägt werden. Wut über den Tod seiner "Liebe" bei einem Verkehrsunfall und Taumel bestimmen die Perspektive der ersten beiden Tage. Es entstehen Landschafts- und Menschenbilder, wie sie schrecklicher nicht sein können. Erst am dritten Tag erinnert sich der Erzähler dankbar und "con amore" des Glücks und der Seligkeit an der Seite der "Liebe" - und entläßt den Leser im Glauben, daß Liebe sich immer und überall ereignen kann. (A.W.)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

"Keinen Reisebericht der heiteren Art, sondern einen "Seelenführer", für den es Mut braucht, sieht der Rezensent Uwe Herms in diesem Buch: "denn die ersehnte Wanderidylle des Daseins enthüllt alsbald ihre Schrecken". Tief beeindruckt ist der Rezensent von dem hier in drei Kapiteln dargestellt Leidensweg eines "traumatisierten Ichs", dessen "Aussichtslosigkeit... sich als literarischer Glücksfall für dieses Buch erweist." Die Reise führt nicht nach Santiago de Compostela, sondern erscheint dem Rezensenten als Lehrpfad, auf dem der Leser "der hoffnungslosen Verworfenheit des Menschen als gewalttätiges und mitleidloses Unwesen und Opfer" begegnet. Somit keineswegs ein erbauliches Naturgemälde, sondern ein "Tryptichon" sei hier mit "sehr viel erzählerischer Detailkunst" entstanden. Für den Rezensenten jedenfalls ein kleines Meisterwerk, vor dem er andächtig verharrt.

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