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In Büros arbeiten Frauen und Männer; damit ist fast alles gesagt. Ergänzen ließe sich vielleicht noch, daß in den oberen Etagen eher Männer, in den Sekretariaten hingegen mehr Frauen zu finden sind. In dem Büro, in dem Kaltenbronner und Lea arbeiten, ist das nicht anders, es ist ein Büro, wie es unzählige gibt. Das Schicksal, das zwei Menschen trifft, ist freilich immer einzigartig. Warum gabst du uns die tiefen Blicke, könnte man da wieder einmal fragen, aber warum auch immer: es gibt sie, man wirft sie einander zu, und ehe man noch weiß, ob es Liebe ist oder nicht, ist es passiert, das…mehr

Produktbeschreibung
In Büros arbeiten Frauen und Männer; damit ist fast alles gesagt. Ergänzen ließe sich vielleicht noch, daß in den oberen Etagen eher Männer, in den Sekretariaten hingegen mehr Frauen zu finden sind. In dem Büro, in dem Kaltenbronner und Lea arbeiten, ist das nicht anders, es ist ein Büro, wie es unzählige gibt. Das Schicksal, das zwei Menschen trifft, ist freilich immer einzigartig.
Warum gabst du uns die tiefen Blicke, könnte man da wieder einmal fragen, aber warum auch immer: es gibt sie, man wirft sie einander zu, und ehe man noch weiß, ob es Liebe ist oder nicht, ist es passiert, das Ungeheuerliche. Dabei wehrt sich Lea nach Kräften, aber diese Kräfte lassen nach und nach eben nach, und Kaltenbronner, der Haltlose, bezwingt sie, denn die tiefen Blicke waren nicht die einzigen Untiefen, in die sich die beiden hier verloren. Es ist eine Katastrophe, aber was für eine.
Claudia Schattach erzählt diese Geschichte mit Witz, Schärfe und großer Spannung. Es ist eben eine Liebesgeschichte, und wäre es eine vollkommen ernste - aber wer weiß? -, man müßte sie schonungslos nennen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.05.2007

Was heißt hier Liebe?
Claudia Schattachs bemerkenswert rohes Debüt
Es ist nicht leicht, in dieses Buch hinein zu finden. Ziemlich manieriert, mit dem abgespreiztem kleinen Literatenfinger stellt es sich einem in den Leseweg: „Eine fette Fliege kreist, kreist um Lea, gibt keine Ruhe, summt unüberhörbar, greift immer wieder an, summt, summt und setzt sich auf den Schreibtisch, setzt sich auf Lea, auf ihre Papiere, besetzt summend Leas Befinden mit haarigen Beinen, landet schließlich auf der weißen Bürowand, von wo aus sie Lea provozierend aus ihren Facettenaugen mustert.” So lautet der erste Satz von Claudia Schattachs Debütroman „Kann man deshalb schon von Liebe sprechen?”, den man danach auch ganz gerne erst einmal wieder zur Seite legt, zur Seite legt, weil das ja wirklich, wirklich nicht auszuhalten ist, was für plumpe Mittel da andeuten sollen, wie literarisch es jetzt wird. Der Sound nervt schon in der ersten Zeile. Kein Wunder, dass das nicht bei einem der großen Verlage erscheint, denkt man – und liegt doch falsch.
Denn was sich nach der Hürde am Anfang dann Schritt für Schritt entfaltet, wird trotz, oder natürlich vielleicht gerade wegen seinem mutigen und dabei doch so merkwürdig unschuldigen und etwas rohen Willen zur Kunst noch sehr interessant – und ziemlich spannend. Erzählt wird die Geschichte einer klassischen amour fou. Die junge, desillusionierte Sekretärin Lea liebt ihren Chef Kaltenbronner, den schneidigen neuen, aber nicht unattraktiven Abteilungsleiter. Und er fühlt sich zu ihr hingezogen. Die beiden kommen sich näher, sehr nah sogar. Aber wirklich zueinander finden sie nicht. Ihre Affäre läuft vielmehr von Beginn an aus dem Ruder, ist weniger die Begegnung von Liebenden als das ungebremste Aufeinanderprallen zweier sich tagtäglich bis zur Selbstaufgabe Beherrschender: „. . . als er ihren Mund tatsächlich auf dem seinem spürt, da lässt er sich küssen. Herrgott noch mal! Und als der Kuss endet, reißt er sich ihre Hand von den Augen”.
Eine beklemmende Drastik jenseits aller Klischees gewinnt das Buch, weil Claudia Schattach so sorgfältig wie schonungslos die psychischen Untiefen beider Hauptfiguren vermisst. Regelmäßig, auch mitten im Satz wechselt dabei die Perspektive, mal folgt die imaginäre Erzählerkamera dem Geschehen aus Leas Sicht, mal ist sie hinter Kaltenbronner her, mal wird ein Blick aus der Vogelperspektive gewährt, auch manch distanziert-kommentierender Abschnitt ist dabei. Den festen Halt, der den Protagonisten verwehrt wird, wird auch dem Leser nicht gegönnt. Nicht alles sitzt, einige Formulierungen und Metaphern liegen weit daneben – und doch entsteht eine beeindruckende Dynamik. Man muss weiter, den taumelnden Gestalten hinterher, will wissen, was für ein Ende diese so vertrackt triste Sache wohl nimmt.
Der Umschlagtext sollte in diesem Fall übrigens mehr als üblich ignoriert werden. In der langen Reihe misslungener, weil irreführender und peinlich großsprecherischer Texte, die sich auf Buchumschlägen so finden, ist er ein besonders unglücklicher: „Arbeiten Sie in einem Büro? Dann sollten Sie dieses messerscharfe Buch unbedingt lesen. Und wenn nicht, dann auch.” Das so dreist Imperativisch-emphatische daran ist schon schwierig. Es versteht sich schließlich von selbst, dass ein Verlag möchte, dass möglichst alle seine Bücher lesen. Dass aber auch noch der einzige Grund, der dafür vorgebracht wird, ein nichtssagendes, völlig schiefes Allerweltsbild ist – das wünscht man keinem Debüt. Erst recht nicht diesem.JENS-CHRISTIAN RABE
CLAUDIA SCHATTACH: Kann man deshalb schon von Liebe sprechen? Jung und Jung, Salzburg 2006. 144 Seiten, 16,80 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Für ein literarisch so überaus ambitioniertes Buch, lobt Rezensent Jens-Christian Rabe, sei die Roman ziemlich spannend. Allerdings müsse der Leser erst einmal die Anfangshürde nehmen und bei dem zunächst "manieriert" wirkenden Tonfall nicht gleich die Geduld verlieren. Claudia Schattach erzähle eine "klassische" amour fou zwischen Sekretärin und Chef ganz unklassisch aus ständig wechselnden Perspektiven einschließlich der Außenperspektive. Und manchmal geschehe dies sogar mitten im Satz, beispielsweise, wenn es um den ersten Kuss gehe oder all die folgenden "psychischen Untiefen" der beiden Akteure. So "vertrackt trist" es hier zugehe, so gnadenlos packend sei diese Art von Liebesgeschichte geschrieben. Selbst einige weniger gelungene Metaphern, so der Rezensent, halten nicht davon ab, unbedingt bis zum Ende zu lesen.

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