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Wer denkt schon an das Ende, wenn er in einer karibischen Nacht ins funkelnde Meer taucht, während die Lieder über dem Wasser verklingen, bis nur noch das müde Knattern der Sonnensegel, das Schlagen der Taue zu hören ist, wer glaubt, daß dieses Glück jemals vorbei sein würde, wer hofft in diesem Augenblick nicht, unsterblich zu sein? Ein südamerikanischer Playboy namens Porfirio Rubirosa reist kurz nach seinem Tod durch Länder, Zeiten und Biographien, ausgestattet mit allem Geld der Welt und dem unwiderstehlichen Charme derer, die nichts mehr zu verlieren haben. Dabei macht er höchst…mehr

Produktbeschreibung
Wer denkt schon an das Ende, wenn er in einer karibischen Nacht ins funkelnde Meer taucht, während die Lieder über dem Wasser verklingen, bis nur noch das müde Knattern der Sonnensegel, das Schlagen der Taue zu hören ist, wer glaubt, daß dieses Glück jemals vorbei sein würde, wer hofft in diesem Augenblick nicht, unsterblich zu sein? Ein südamerikanischer Playboy namens Porfirio Rubirosa reist kurz nach seinem Tod durch Länder, Zeiten und Biographien, ausgestattet mit allem Geld der Welt und dem unwiderstehlichen Charme derer, die nichts mehr zu verlieren haben. Dabei macht er höchst ungewöhnliche Erfahrungen: er erprobt die Möglichkeiten des Gedankenreisens, hat eine Affäre mit der jungen Romy Schneider, trifft einen mumifizierten toskanischen Fischer und unterhält sich mit Albert Einstein über dessen Weltformel. Immer wieder muss er sich der einfachsten Grundlagen seiner Existenz versichern, umkreist vorsichtig seinen Tod und erfährt schließlich doch, was es heißt, auf der Welt zu sein. Vom prachtvollen Leben dieses unternehmungslustigen Toten erzählt Armin Kratzert - leichtfüßig und verführerisch.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.07.2004

Tote Playboys küssen besser
Armin Kratzert im Ferrari der vierten Dimension
Wenn man als Playboy etwas auf sich hält, muss man das Leben auf der Überholspur führen. Schnelle Autos, edle Yachten, Skilaufen in Sankt Moritz, das mühelose Gleiten von der Karibik nach Manhattan, von Rio de Janeiro nach Paris - kurz, das komplette Instrumentarium der erhöhten Geschwindigkeit gehört ebenso zum Lebemann wie der Glanz ewiger Schönheit und Jugend. Dass der Held in Armin Kratzerts Roman „Playboy” bei einem Rennen in Monza stirbt, zerquetscht von einem aus der Kurve gerasten Ferrari, ist deshalb ein trefflicher, um nicht zu sagen: ein maßgeschneiderter Tod für den neununddreißigjährigen Porfirio Rubirosa. Um so verblüffender, dass seine spielerische Existenz mit diesem Ende erst anfängt: „Porfirio starb am 29. Juni 2002, einem drückend heißen Samstag, und sein erster Gedanke danach war, daß sein Leben als Toter eigentlich gar nicht besser hätte beginnen können.”
Was dann folgt, ist eine berauschende, mitunter psychedelische Erweiterung seines bisherigen Daseins, eine Potenzierung des Lebens auf der Überholspur gewissermaßen, die den Playboy in ungeahnte historische, intellektuelle und galaktische Dimensionen eintauchen lässt. Der Südamerikaner stellt fest, dass sein Hotelbett im Bayerischen Hof als Zeitmaschine funktioniert, die ihn ins München der sechziger Jahre befördert. Ehrensache, dass Porfirio mit der jungen Romy Schneider anbandelt und seine blumigsten Phantasien in die Tat umsetzt. Folgenreicher gestaltet sich die Begegnung mit Albert Einstein, die der zeitreisende Playboy im Winter 1948 herbeiführt, um den Relativitätstheoretiker angesichts verwirrender Kausalschleifen zu befragen. Kann Porfirio sich selbst, als Kind, als Jugendlichem, begegnen, und wenn ja, müsste er sich nicht an solche rückwirkenden Treffen erinnern? Ist der Weltenlauf doch noch korrigierbar? „Sein widernatürliches Auferstehen und die daraus resultierenden unordentlichen Relationen von Raum und Zeit” locken Einstein zwar nicht aus der Reserve; aber er bringt Porfirio auf die Idee, „die engen Grenzen unseres Sonnensystems zu überwinden”.
Aus der Kurve tragen
Beinahe verblasst der reale Porfirio Rubirosa (1909 bis 1965), Diplomat der Dominikanischen Republik und ladykillende Nachkriegslegende, im Spiegel der Romanfigur - dem realen Vorbild hatte Andreas Zielcke vor einigen Jahren einen höchst lebendigen Essay („Der letzte Playboy”. Steidl Verlag, Göttingen 1992) gewidmet. Der fiktive Playboy gleichen Namens surft hingegen lässig auf einem Stück Weltraumschrott durchs All und angelt sich auch noch eine Außerirdische. Armin Kratzert, Jahrgang 1957, bläst den Mythos Playboy bis ins Universum auf und rotiert in wohlgeformten, ironischen Sätzen um das leere Zentrum einer schillernden Figur. Die Zeit-und-Raum-Achterbahn dient dabei nicht nur der klassischen Identitätssuche, sondern setzt eine göttergleiche Selbstschöpfung in Gang. Porfirio, der sich einen Sohn oder vielmehr ein Ebenbild seiner Existenz wünscht, scheint am Ende als sein eigener Erzeuger dazustehen. Oder ist es doch der reale Lebemann, der zum Ursprung des eingebildeten Helden erklärt wird? „Playboy” ist ein trickreicher Roman, der sich auch als Kurzgeschichte des selbstverliebten Subjekts lesen lässt. Der Clou des toten Verführers liegt darin, dass für seine Erschaffung keine weibliche Hilfe nötig ist; die Autosuggestion katapultiert ihn auf eine Umlaufbahn, wo er Vater, Sohn und Heiliger Geist auf einmal sein kann. Um gedanklich aus der Kurve zu segeln, reicht ein eleganter, schneller Wagen und eine Überholspur: „Er gab Gas und schleuderte mit kreischenden Reifen auf die Schnellstraße, er fuhr ohne anzuhalten durch bis Paris und dachte auf dem Weg an Romy, an Einstein, die Planeten und den Polynesier, . . . und plötzlich wußte er, daß all das eine sehr gute Geschichte war, die er auf jeden Fall eines Tages aufschreiben wollte.”
JUTTA PERSON
ARMIN KRATZERT: Playboy. Roman. Verlag Jung und Jung, Salzburg und Wien 2004. 118 Seiten, 17,80 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Armin Kratzerts "Playboy" ist - so Rezensentin Jutta Person- ein "trickreicher Roman". So erfahre der "Mythos Playboy" hier eine "berauschende, mitunter psychedelische Erweiterung". Der Roman setzt nämlich erst mit dem Tod der Hauptfigur, des südamerikanischen Lebemannes Porfirio Rubirosa, ein. Als Untoter entdeckt Rubirosa ein Hotelbett "als Zeitmaschine", jettet durch Raum und Zeit, beginnt eine Affäre mit der jungen Romy Schneider, führt Gespräche mit Einstein und wird schließlich zu seinem eigenen "Erzeuger". Person rühmt die "wohlgeformten, ironischen Sätze" dieser Erzählung "des selbstverliebten Subjekts", und so geht für sie vollkommen in Ordnung, dass im Vergleich zur Romanfigur der reale Porfirio Rubirosa - laut Rezensentin Person eine "ladykillende Nachkriegslegende"- "beinahe verblasst".

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