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Marc Helsen bereist zwölf Regionen, vor deren Besuch jeder Reiseführer eindringlich warnt: die Elfenbeinküse, Nordkatanga im Kongo, den Norden Ugandas, Somalia, das an den Sudan grenzende Gebiet des Tschad, Haiti, Westkolumbien, Bergkarabach in Armenien, die russische Republik Inguschetien, das Bergland von Bangladesch und das Erdbebengebiet Pakistans. Zudem durchquerte er, wohl als einziger Ausländer, wochenlang das wilde, vom Krieg zerrissene, aber unvergesslich schöne Afghanistan. Er erkundete das Leben vor Ort und sprach mit den Leuten: mit Friseuren und Kneipenwirten ebenso wie mit…mehr

Produktbeschreibung
Marc Helsen bereist zwölf Regionen, vor deren Besuch jeder Reiseführer eindringlich warnt: die Elfenbeinküse, Nordkatanga im Kongo, den Norden Ugandas, Somalia, das an den Sudan grenzende Gebiet des Tschad, Haiti, Westkolumbien, Bergkarabach in Armenien, die russische Republik Inguschetien, das Bergland von Bangladesch und das Erdbebengebiet Pakistans. Zudem durchquerte er, wohl als einziger Ausländer, wochenlang das wilde, vom Krieg zerrissene, aber unvergesslich schöne Afghanistan.
Er erkundete das Leben vor Ort und sprach mit den Leuten: mit Friseuren und Kneipenwirten ebenso wie mit Flüchtlingen, Opfern von Kriegsverbrechen, Soldaten und Mitarbeitern von Hilfsorganisationen. Sein Sinn für Humor sorgt dafür, dass sich seine Reportagen nicht in einer endlosen Schilderung von Elend verliert.
Autorenporträt
Marc Helsen gilt in Flandern als einer der führenden Journalisten und ist dort für die Tageszeitung "Het Nieuwsblad" tätig. In Belgien und Holland ist er vor allem für seine Reiseerzählungen bekannt, konnte sich darüber hinaus aber auch als sehr guter Fotograf einen Namen machen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.11.2007

Die Vergessenen
Der Reporter Marc Helsen reist durch das Terrain von „Ärzte ohne Grenzen” und erzählt Geschichten aus elf der meistgeplagten Ländern der Erde
Das größte Missverständnis über die Hölle war stets, dass sie angeblich erst in einer anderen Welt drohe. Fast ebenso trügerisch ist die gegenteilige Ansicht, dass die Hölle auf Erden allumfassend sei. Denn wo das größte Elend, die schlimmste Brutalität herrschen, gibt es, erstaunlicherweise, Glaube, Liebe, Hoffnung und oft sogar mehr Glück als anderswo. Wenn der flämische Journalist Marc Helsen in dem Reportagenbuch „Road to nowhere” eine zentrale Erkenntnis befördert, dann diese.
Und obwohl Helsen schon in sehr vielen dieser Länder gewesen ist, die die Welt vergessen oder aufgegeben hat, im Kongo oder in Kolumbien, in Bangladesch oder in Inguschetien, so staunt er immer wieder aufs Neue, wie die Menschen selbst in unvorstellbarem Leid ihre Würde, ihre Freundlichkeit und ihren Humor nicht verlieren. Sechs hungernde Frauen aus einem Flüchtlingslager, deren Männer von der kongolesischen Armee ermordet wurden, treffen sich mit dem Reporter, um ihm ihre Geschichte zu erzählen. „Die Kleider am Leib sind alles, was ihnen geblieben ist. Sie lächeln verlegen und machen einen kleinen Knicks, als ich ihnen die Hand gebe. Selbst im größten Elend verlieren sie nie ihre höfliche Art.” Auf die Frage Ça va? antworten viele Kongolesen halbironisch mit ça va un peu, es geht ein bisschen, und setzen dazu ein breites Lächeln auf.
In den meisten der elf in dem Band beschriebenen Länder von Afghanistan bis zum Tschad ist das Leid stets im gleichen Schema begründet: Korrupte Regierung bekämpft Rebellen, beide Parteien verdienen gut daran. Dazwischen die Zivilbevölkerung, die unter den brutalen Übergriffen beider zu leiden hat und stets auf der Flucht ist.
Dies ist das Terrain von „Ärzte ohne Grenzen”, und Helsen ist zumeist mit Mitgliedern dieser Organisation unterwegs. Sie dienen ihm als Führer und Informationsquelle. Ohne sie käme er gar nicht in die abgelegenen Dörfer, aus denen er berichtet. Und so liest sich das Buch auch in Teilen wie ein Tätigkeitsbericht der Ärzte ohne Grenzen. Man erfährt, wie in Bangladesch Malaria bekämpft wird, wie in Kolumbien Aufklärungsunterricht erteilt und sauberes Wasser bereit gestellt wird. Oder, ziemlich interessant, wie mit Hilfe der Ärzte ohne Grenzen am abgelegenen Sewansee in Armenien Schizophreniepatienten zu Hause von Psychologen betreut werden, statt sie in einer geschlossenen Anstalt mit Medikamenten ruhigzustellen.
Gleichzeitig scheint der Autor es aber nicht ganz auszuschließen, dass neugierige Leser ihm in die beschriebenen Länder folgen. Er gibt Tipps, etwa in kolumbianischen Städten stets in der zona rosa, dem Vergnügungsviertel zu wohnen, weil es dort am sichersten sei, und rühmt die südamerikanischen Hotels, weil man erst um 14 Uhr auschecken müsse. Er beschreibt, wie er in einem Lokal in Bogotà isst und dabei beobachtet, wie die Menge einen Taschendieb stellt und ihn der Polizei übergibt. Als weitgereister Reporter kann er sich einer zynischen Bemerkung nicht enthalten: „Aber ich habe kein Mitleid mit ihm. Im Gegenteil: Er ist ein Glückspilz. Denn in Afrika wäre er auf der Straße erschlagen worden.”
Helsen ist kein großer Stilist, mit feinsinnigen Beobachtungen hält er sich nicht auf. Ihm geht es um die harten Fakten, darum, wie Menschen leben, in Staaten, die in der Landkarte europäischer Köpfe noch zehn mal weiter entfernt liegen als in Wirklichkeit. Das illustrieren auch seine Fotos, die nicht gebündelt, sondern an passender Stelle im Text untergebracht sind und den Drangsalierten in aller Welt ein Gesicht geben.
Wenigstens kommen zu den Tatsachen über Armut und Krieg immer wieder Lichtblicke, die den Leser doch nicht ganz verzweifeln lassen. Von Medellin, der schlecht beleumundeten Stadt der kolumbianischen Drogenkartelle, wird Helsen selbst ganz positiv überrascht, vor allem die Freundlichkeit der Bewohner hat es ihm angetan: „Frauen, die ich auf dem Weg nach einer der Sehenswürdigkeiten frage, bekommen fast einen Schwächeanfall, als sie hören, dass ich aus Europa komme. Männer schütteln mir die Hand und sagen: Es ist mir eine große Freude.” HANS GASSER
Marc Helsen
Road to nowhere
Eine Reise in die vergessenen Länder der Welt. Kunth Verlag, München 2007. 432 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Sehr interessiert hat Hans Gasser diese Reportagen aus den leidgeplagtesten Ländern der Welt von Marc Helsen gelesen. Meist unterwegs mit Mitgliedern der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" habe der Autor auch die abgelegensten Gegenden in Ländern wie Afghanistan, Bangladesch, Kongo und Tschad erkundet. Gasser hebt Helsens Staunen darüber hervor, selbst in den schlimmsten Gebieten Menschlichkeit, Freundlichkeit und Humor begegnet zu sein. Besonders aufschlussreich scheinen ihm die Passagen, in denen Helsen über die Aktivitäten von "Ärzte ohne Grenzen" berichtet. Dabei hat er eine Menge erfahren über die Bekämpfung von Malaria in Bangladesch und die Behandlung von Schizophreniekranken in Armenien. Erfreut haben ihn die geschilderten Lichtblicke, die sich zwischen den Schilderungen von Krieg und Armut finden. Auch wenn er den Autor nicht unbedingt für einen großartigen Stilisten mit subtiler Beobachtungsgabe hält, hat er das Buch mit Gewinn gelesen.

© Perlentaucher Medien GmbH