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Island ist das bisher prominenteste Opfer der globalen Wirtschaftskrise. Die 300.000 Einwohner zählende Insel wurde wie kein anderes europäisches Land in den Finanzstrudel gerissen. Innerhalb von nur einer Woche zerfiel annähernd der gesamte Bankensektor des Landes. Doch ist Island wirklich ein Opfer der Finanzkrise? Oder brachte ein gezielter Angriff von internationalen Hedge-Fonds die Währung, das Bankensystem sowie den Aktienmarkt des Inselstaates zum Einsturz? Das behauptet nämlich Ásgeir Jónsson, der Chefvolkswirt der Kaupthing Bank. Er liefert in diesem Buch den Nachweis, dass Island…mehr

Produktbeschreibung
Island ist das bisher prominenteste Opfer der globalen Wirtschaftskrise. Die 300.000 Einwohner zählende Insel wurde wie kein anderes europäisches Land in den Finanzstrudel gerissen. Innerhalb von nur einer Woche zerfiel annähernd der gesamte Bankensektor des Landes. Doch ist Island wirklich ein Opfer der Finanzkrise? Oder brachte ein gezielter Angriff von internationalen Hedge-Fonds die Währung, das Bankensystem sowie den Aktienmarkt des Inselstaates zum Einsturz? Das behauptet nämlich Ásgeir Jónsson, der Chefvolkswirt der Kaupthing Bank. Er liefert in diesem Buch den Nachweis, dass Island Opfer eines internationalen Coups war. Für seine provokante These hat er eine Fülle brisanter und unwiderlegbarer Fakten und Beweise gesammelt, die nur einen Schluss zulassen: Island war der Verlierer, große Hedge-Fonds die Gewinner.
Autorenporträt
Ásgeir Jónsson ist seit vier Jahren Chefvolkswirt der isländischen Kaupthing Bank. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und Artikel über Islands Wirtschaft und Geschichte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.09.2009

Im Treibhaus der Krise
Ein Augenzeuge schildert, wie Island zu Fall kam

Das Treibhaus der Finanzkrise steht am Polarkreis. Der rasante Aufstieg und tiefe Fall seiner drei Großbanken Kaupthing, Landsbanki und Glitnir hat Island mit seinen knapp 320000 Einwohnern zum Symbol der die Welt umspannenden Problematik verantwortungsloser Renditejagden und aufgeblähter Bilanzen gemacht. Die sonst so friedliebenden Isländer gingen im bitterkalten Winter sogar auf die Straße, um die dafür verantwortlichen Politiker aus dem Amt zu jagen. Jetzt kämpfen ihre Nachfolger mit dem Schuldenberg, den sich die Inselrepublik mit der Verstaatlichung der drei einst ruhmreichen Banken aufgehalst hat.

Warum ausgerechnet Island? Seit knapp einem Jahr bemühen sich die Experten um eine Antwort auf diese Frage, aber noch niemand hat bislang einen so umfassenden Erklärungsversuch vorgelegt, wie Ásgeir Jónsson es nun tut. Der Autor selbst ist dabei sowohl das größte Pfund, mit dem sein Buch wuchern kann, als auch das größte Risiko für seine Analyse: Jónsson, der mit einer Arbeit über Stabilisierungspolitik in kleinen und weltoffenen Ländern an der Universität von Indiana promoviert hat, ist seit 2004 Chefvolkswirt von Kaupthing.

Seinem detaillierten Insiderwissen verdankt der Text Tempo und Informationsdichte. Die eigene Biographie stellt allerdings zwangsläufig in Frage, wie viel davon für bare Münze zu nehmen ist. Dass die Kaupthing-Bank in Jónssons Darstellung immer etwas besser wegkommt als die beiden Wettbewerber, dass neben den Bankern vor allem die isländischen Politiker kritisiert und eifrig Belege für eine Verschwörung ausländischer Spekulanten gegen Island gesammelt werden, legt jedenfalls einen nachvollziehbaren Hang zur Rechtfertigung der eigenen Zunft und Person nahe.

Die Lektüre aber schmälert dieser Vorbehalt nur minimal. Denn Jónsson beschreibt den spektakulären Zusammenbruch des isländischen Finanzsystems so spannend wie einen Krimi. Voraus schickt er einen mentalitätsgeschichtlichen Abriss, der das unerschütterliche Selbstvertrauen und den Tatendrang seiner Landsleute erklären soll. Jónsson macht dazu erwartungsgemäß Halt bei den Wikingern und in den Jahrhunderten der dänischen Vorherrschaft über die Insel im Nordatlantik, nimmt sich dann aber auch ausführlich die späte Entstehung des Bankensystems im Lauf des 20. Jahrhunderts vor.

Richtig in Fahrt aber kommt er mit der detaillierten Schilderung jener Tage im März 1999, an dem sich das bis dahin biedere Institut Kaupthing auf den abenteuerlichen Weg ins internationale Investmentgeschäft machte. Die atmosphärisch dichten Momentaufnahmen des Augenzeugen sind es, die auch die folgenden Kapitel auszeichnen: der Besuch zweier Investorengruppen aus London im Jahr 2006; das Analystentreffen an einer Hotelbar im Januar 2008, das Islands Isolation deutlich macht; schließlich das turbulente Wochenende im Oktober danach, als im Büro des Premierministers hektisch die Notfallpläne zur Verstaatlichung der eigenen Banken geschmiedet werden.

Einem gezielten Angriff übermächtiger Hedge-Fonds sei Island zum Opfer gefallen, lautet Jónssons These, die er mit Analystenberichten aus den Investmentbanken und Ratingagenturen sowie ihren Auswirkungen auf Wechselkurse und CDS-Spreads zu belegen versucht. Die einheimischen Politiker seien ohnmächtig gewesen, die ausländischen Zentralbanken hätten die dringend nötige Hilfe verweigert, klagt der Verfasser. Nebenbei gelingen ihm eindrückliche Charakterskizzen jener jugendlich-aggressiven Finanzwikinger, die an der Spitze der isländischen Banken und Investmentfirmen standen.

Jónsson zeigt im Detail, wie sie sich in ihrem Expansionsstreben vergaloppierten, mangels Regelwerks waghalsige Überkreuzbeteiligungen eingehen konnten und dabei blind auf die Liquidität der Märkte vertrauten. So bleibt die Entscheidung letztlich dem Leser überlassen, ob es diese haarsträubenden Fehler waren oder die vermeintliche Verschwörung der Hedge-Fonds, die Island zu Fall brachten.

SEBASTIAN BALZTER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

So umfassend, temporeich und spannungsvoll hat Sebastian Balzter noch von niemandem erklärt bekommen, wie Island zum Zentrum der Finanzkrise hat werden können. Der Insiderstatus des Autors (Asgeir Jonsson ist seit 2004 Chefvolkswirt der isländischen Kaupthing-Bank) spielt dabei laut Balzter eine doppelte in sich widersprüchliche Rolle: Zum einen verdankt der Text ihm seine Informationsdichte und seine "atmosphärisch dichten Momentaufnahmen". Zum anderen ist er eine beständige Gefahr für die Glaubwürdigkeit der Analyse. Dass Jonsson vor allem die Politik und ausländische Spekulanten für den Crash des isländischen Finanzsystems verantwortlich macht und die eigene Zunft rechtfertigt, kann Balzter indes gut verstehen. Angesichts der aufschlussreichen mentalitätsgeschichtlichen Informationen über das isländische Volk, Jonssons Bericht über Islands Einstieg ins internationale Investmentgeschäft und seiner Charakterskizzen aggressiver Finanzwikinger bildet sich der Rezensent auch mal gerne eine eigene Meinung darüber, wer die Schuld trägt an Islands Fall.

© Perlentaucher Medien GmbH