Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 13,47 €
  • Gebundenes Buch

Klaus Behling beschreibt in seinem spannenden Buch über die Militärmissionen der Siegermächte im besetzten Deutschland ein dramatisches Stück der Nachkriegsgeschichte. Wofür Amerikaner, Briten, Franzosen und Sowjets die Missionen nutzten, wurde mehr als vierzig Jahre lang sorgsam vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen. Nicht zuletzt deshalb ist die Tätigkeit der Militärmissionen heute nicht nur beim Publikum, sondern auch bei den Medien fast vergessen ...

Produktbeschreibung
Klaus Behling beschreibt in seinem spannenden Buch über die Militärmissionen der Siegermächte im besetzten Deutschland ein dramatisches Stück der Nachkriegsgeschichte. Wofür Amerikaner, Briten, Franzosen und Sowjets die Missionen nutzten, wurde mehr als vierzig Jahre lang sorgsam vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen. Nicht zuletzt deshalb ist die Tätigkeit der Militärmissionen heute nicht nur beim Publikum, sondern auch bei den Medien fast vergessen ...
Autorenporträt
Klaus Behling wurde 1949 im pommerschen Damgarten geboren und studierte an der Berliner Humboldt-Universität Asienwissenschaften, spezialisiert auf die Sprache und Kultur Kambodschas. In den Jahren 1972 bis 1977 war er in Kambodscha und Laos als DDR-Diplomat tätig, 1981 bis 1987 ist er DDR-Kulturattache in Rumänien gewesen. 1987 ging Klaus Behling als wissenschaftlicher Oberassistent an das "Institut für Internationale Beziehungen" in Potsdam, wo er sich bis 1991 mit der Indochina-Forschung befasste. Seitdem arbeitet er als Journalist beim Axel Springer Verlag in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.01.2005

Geheimnisumwittert
Alliierte Militärverbindungsmissionen in Deutschland bis 1990

Klaus Behling: Spione in Uniform. Die alliierten Militärmissionen in Deutschland. Hohenheim Verlag, Stuttgart 2004. 328 Seiten, 19,90 [Euro].

In der noch nicht geschriebenen Geschichte des Kalten Kriegs in Europa haben die Militärmissionen der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs eine bedeutende Rolle gespielt. Die drei westlichen Militärverbindungsmissionen - wie sie offiziell hießen - in Potsdam waren beim sowjetischen Oberkommando akkreditiert, die ebenfalls drei sowjetischen Missionen bei den jeweiligen Hauptquartieren der Westmächte in der Bundesrepublik. Die Existenz dieser Missionen war bis 1990 ein Symbol der fortdauernden Viermächteverantwortung für Deutschland als Ganzes, was besonders die auf den Anschein der Souveränität bedachte DDR störte.

Die Bundesregierungen waren zwar über die Existenz der sowjetischen Missionen auf ihrem Territorium auch nicht erfreut, beugten sich aber der Einsicht, daß sie untrennbar mit den Wirkungsmöglichkeiten der Westalliierten in der SBZ/DDR verknüpft waren. Deren praktische Bedeutung war gekennzeichnet durch die Möglichkeit zur relativ legalen Militärspionage. Die Offiziere beider Seiten machten davon intensiv Gebrauch. Dabei kam es nicht selten zu schwerwiegenden Zwischenfällen, inszenierten Autounfällen und manchmal sogar zum Einsatz von Waffen mit Toten und Verwundeten. Vieles, einschließlich der Rechtsgrundlagen der Missionen, war der Bundesregierung in Bonn und der deutschen Öffentlichkeit lange Zeit allenfalls in Umrissen bekannt. Daran änderte sich erst etwas, als vor vier Jahren die Monographie der Historikerin Dorothee Mußgnug über "Alliierte Militärmissionen in Deutschland 1946-1990" erschien. Gestützt auf Archive der Westalliierten und die Stasi-Akten, hat sie viel Licht in das Dunkel bringen können.

Klaus Behling hat dieses Buch nun sorgfältig ausgewertet. Es wurde seine bei weitem wichtigste Quelle. Weiterführende Quellen, etwa aus russischen oder BND-Archiven, hat auch er nicht erschließen können. Das ist angesichts der obwaltenden Umstände kein Vorwurf. Man fragt sich nur, warum dann dieses Buch veröffentlicht werden mußte, wenn es kaum etwas Neues bringt. Behling, der vor 1990 als Kambodscha-Spezialist vorwiegend im auswärtigen Dienst der DDR tätig war und jetzt journalistisch arbeitet, hat sich das wohl auch gefragt. So reichert er sein bei Frau Mußgnug angelesenes Wissen über die Militärmissionen durch Ausführungen über die Rechtslage des geteilten Deutschlands und die Geschichte der Viersektorenstadt Berlin an. Sie haben zwar mit den Militärmissionen wenig oder gar nichts zu tun, aber das klarzustellen scheint ihm auch schon wichtig zu sein. Um etwas Farbe ins Buch zu bringen, zitiert er gelegentlich anonyme "Gesprächspartner", die ebenfalls wenig von Belang mitzuteilen haben.

Zusätzlich liefert das an sich überflüssige Buch einen kurzen Abriß der Bemühungen um die Einheit 1990 nach dem Kollaps der DDR sowie der Möglichkeiten, die sich damals für die westlichen Geheimdienste einschließlich des Bundesnachrichtendienstes gegenüber der "Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland" unter anderem bei der Beschaffung von Militärtechnik ergaben. Zu dieser Zeit waren die Militärmissionen bereits aufgelöst. Quellen der diesbezüglichen Erkenntnisse sind lediglich einige Zeitungs- und Zeitschriften-Artikel.

DETLEF KÜHN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.02.2005

Fenster im Eisernen Vorhang
Das besondere Privileg der alliierten Militärmissionen
Zu Zeiten der deutschen Zweistaatlichkeit umgab sie ein Ruf des Geheimnisumwitterten. Während sie für die Bundesrepublik das uneingelöste Versprechen der Westalliierten symbolisierten, die Wiedervereinigung Deutschlands auf friedensvertraglicher Grundlage zu betreiben, stellten sie aus Sicht der DDR ein andauerndes Ärgernis oder, im Sprachgebrauch der SED-Oberen, einen „Überrest des Zweiten Weltkrieges” dar. Die Rede ist von den Militärischen Verbindungsmissionen (MVM), deren knapp vierzigjährige, fast vergessene Geschichte der frühere DDR-Diplomat Klaus Behling in Erinnerung ruft.
Zurückgehend auf ein interalliiertes Abkommen vom November 1944, das kurz nach Kriegsende durch mehrere bilaterale Verträge ergänzt wurde, richteten Sowjets, Amerikaner, Briten und Franzosen 1947 Missionen im jeweils anderen deutschen Teilstaat ein. Dass diese bei den Stäben der Oberkommandierenden akkreditiert wurden, hing laut Behling mit den historischen Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges zusammen. So habe sich während des Kampfes gegen Hitler-Deutschland gezeigt, dass Militärs oftmals schneller zu einer gemeinsamen Sprache fänden als Politiker.
Weil alle Siegermächte gleichermaßen daran interessiert waren, sich ein „Fenster” auf die andere Seite des Eisernen Vorhangs offen zu halten, seien den Missionen „beste Arbeitsbedingungen” eingeräumt worden. Nicht nur erhielten sie einen - sonst nur diplomatischen Botschaften - vorbehaltenen Status der Exterritorialität, zu den Sonderregelungen der weiterhin unter Besatzungsrecht stehenden Missionen zählte auch, dass ihre Angehörigen von der deutschen Gerichtsbarkeit befreit waren und weder Steuern noch Zölle zu entrichten hatten. Diese Privilegien blieben auch dann erhalten, als die Alliierten ihren früheren Kriegsgegner Mitte der fünfziger Jahre in die politische Souveränität entließen.
Wie Behling an einer Fülle von Beispielen deutlich macht, spiegelte die Existenz der Verbindungsmissionen das gesamte Dilemma des „Kalten Krieges” wider. Waren die früheren Verbündeten einerseits darauf bedacht, sich einen maximalen Bewegungsspielraum für militärische Aufklärungsoperationen zu sichern, quittierten sie andererseits jede noch so kleine Veränderung des Status quo mit offiziellen, zunehmend ritualhaft wirkenden Protesten. Vor diesem Hintergrund musste jeder Versuch der Deutschen, auf den darin liegenden Anachronismus aufmerksam zu machen oder sogar dessen Beseitigung zu fordern, als unerwünschte Störung wahrgenommen werden.
Insbesondere in den Jahren vor dem Mauerbau spitzten sich die Auseinandersetzungen zwischen Ost-Berlin und Moskau zu. In einem Positionspapier, welches das Ulbricht-Regime 1959 zur Frage eines Friedensvertrages vorlegte, hieß es kategorisch, mit der Bildung zweier deutscher Staaten sei die „Grundlage für die Existenz und die Tätigkeit der Militärmissionen beseitigt” worden. Ob derartige Aufmüpfigkeiten gegenüber der sowjetischen Schutzmacht tatsächlich, wie der Autor meint, auf ein „gewachsenes Selbstbewusstsein” der SED-Führung hindeuteten, oder ob sich darin nicht eher ein gewisser Realitätsverlust, gepaart mit aggressivem Starrsinn, manifestierte, kann hier offen bleiben. Unbestritten ist hingegen die Erfolglosigkeit dieser Bemühungen. Auch nach dem Mauerbau rissen die ostdeutschen Beschwerden über Spionageaktivitäten der amerikanischen und britischen Offiziere in Fahrland und Potsdam nicht ab. Aufgrund fehlender Einflussmöglichkeiten beschränkte sich die DDR jedoch auf eine Strategie der Nadelstiche.
Reparatur unter Murren
Gerne hätte man noch ein wenig mehr über Hintergründe und Zielsetzungen der „Zwischenfälle” erfahren, die die Militärabwehr des Mielke-Ministeriums mit schöner Regelmäßigkeit auf den Transitstrecken veranstaltete. 1984 eskalierte der Streit unter der Honecker-Regierung, indem sie die Glienicker Brücke sperrte, welche als Verbindungsachse für die zumeist in West-Berlin wohnenden MVM-Offiziere diente. Auf Drängen der Westalliierten musste sich der Berliner Senat daraufhin unter Murren dazu verpflichten, auch den zur DDR gehörenden Teil der „Brücke der Einheit” zu reparieren. Scheinbare Triumphe wie dieser änderten jedoch nichts daran, dass der Status der Verbindungsmissionen bis 1990 unangetastet bleibt. Deren „in jahrelanger Kleinarbeit zusammengetragene Erkenntnisse”, so das nüchterne Fazit des Autors, hätten „auch im Nachhinein noch einen beträchtlichen militärischen Nutzen für die USA und die Nato-Staaten” gehabt.
ANNETTE WEINKE
KLAUS BEHLING: Spione in Uniform. Die Alliierten Militärmissionen in Deutschland. Hohenheim Verlag, Stuttgart/Leipzig 2004. 325 Seiten, 20 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Interessant erscheint Annette Weinke dieses Buch, in dem der frühere DDR-Diplomat Klaus Behling die knapp vierzigjährige, heute fast vergessene Geschichte der Militärischen Verbindungsmissionen (MVM) in Erinnerung ruft. Wie Weinke berichtet, richteten Sowjets, Amerikaner, Briten und Franzosen 1947 Missionen im jeweils anderen deutschen Teilstaat ein. Diese Missionen erhielten nicht nur den Status der Exterritorialität, zu den Sonderregelungen zählte auch, dass ihre Angehörigen von der deutschen Gerichtsbarkeit befreit waren und weder Steuern noch Zölle zu entrichten hatten. Behling verdeutliche an vielen Beispielen, dass die Existenz der Verbindungsmissionen das gesamte Dilemma des "kalten Krieges" wiederspiegelte: So waren die früheren Verbündeten einerseits darauf bedacht, sich einen maximalen Bewegungsspielraum für militärische Aufklärungsoperationen zu sichern, andererseits quittierten sie jede noch so kleine Veränderung des Status quo mit offiziellen, zunehmend ritualhaft wirkenden Protesten.

© Perlentaucher Medien GmbH