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Über den Bundespräsidenten a.D. Walter Scheel: "Seine Geschichte liest sich wie die Geschichte vom Hans im Glück. Aber nichts ist ihm einfach zugeflogen. Sein Glück war das Ergebnis von wacher Intelligenz, Voraussicht und Mut zur Verantwortung." (Hans-Dietrich Genscher)
"Niemand verkörpert so wie Walter Scheel die Erfolgsgeschichte dieser Bundesrepublik, ihre Aufstiegsphase der ersten Lebensjahrzehnte ... Von da an entsprechen der Lebensweg und die Lebensart diese Mannes so vollkommen dem märchenhaften materiellen Aufschwung des westlichen Teils unseres Landes und der Mentalität, die ihn…mehr

Produktbeschreibung
Über den Bundespräsidenten a.D. Walter Scheel:
"Seine Geschichte liest sich wie die Geschichte vom Hans im Glück. Aber nichts ist ihm einfach zugeflogen. Sein Glück war das Ergebnis von wacher Intelligenz, Voraussicht und Mut zur Verantwortung." (Hans-Dietrich Genscher)

"Niemand verkörpert so wie Walter Scheel die Erfolgsgeschichte dieser Bundesrepublik, ihre Aufstiegsphase der ersten Lebensjahrzehnte ... Von da an entsprechen der Lebensweg und die Lebensart diese Mannes so vollkommen dem märchenhaften materiellen Aufschwung des westlichen Teils unseres Landes und der Mentalität, die ihn ermöglichte, daß man Scheel geradezu als Mr. Bundesrepublik bezeichnen könnte." (Arnulf Baring)
Autorenporträt
Walter Scheel war von 1961 bis 1966 Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und von 1969 bis 1974 Bundesminister des Auswärtigen sowie Vizekanzler. Von 1974 bis 1979 war er der vierte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2004

Präsidialer Pointillismus
Walter Scheels Rückblick mit Chronik / Von Daniel Koerfer

Meine Richtung heißt - Scheel", bekannte vor 50 Jahren ein junger Unternehmer und aufstrebender Liberaler auf dem Höhepunkt interner Grabenkämpfe im nordrhein-westfälischen Landesverband der FDP. Der selbstbewußte Mann aus dem Bergischen Land machte rasch Karriere, rebellierte als "Jungtürke" gegen die Unionsherrschaft in Bonn und Düsseldorf, wurde Entwicklungs- und Außenminister, schließlich gar Bundespräsident. Jetzt hat Walter Scheel, der mittlerweile als altersfrischer elder statesman von Berlin aus die Geschicke der Republik und seiner eigenen Partei kritisch begleitet und vor kurzem seinen 85. Geburtstag feierte, seinen persönlichen Lebensrückblick vorgelegt. Typisch Scheel, möchte man sagen. Kein Memoirenwerk im üblichen Sinne, auch wenn der Titel an die Autobiographien von Otto von Bismarck und Willy Brandt erinnert. Keine Spur von Memoirenfron, über die schon Adenauer klagte. Statt dessen ein Sammelwerk mit Lebenschronik, Veröffentlichungs- und Ordensliste, zwei Schlüsselreden - die eine, bittere, vor dem Mißtrauensvotum 1972, dazu die Antrittsrede Scheels als Bundespräsident 1974 -, gruppiert um ein ausführliches Gespräch mit dem langjährigen ARD-Journalisten Jürgen Engert. Doch das sollte man zuletzt lesen, das Buch von hinten nach vorne angehen, mit dem letzten Foto beginnen. Es zeigt Scheel ebenso entspannt wie konzentriert beim Golf. Fürwahr subtil. Denn auf dem Golfplatz von Kronberg, am berühmten 14. Loch, feierte Scheel als Außenminister 1970 einen seiner größten Erfolge, als sein sowjetischer Widerpart Andrej Gromyko erstmals offiziell das deutsche Junktim - eine Ratifizierung der Ostverträge nur bei zufriedenstellender Berlin-Regelung - annahm.

Es folgt, und hier sollte die Lektüre einsetzen, Arnulf Barings ursprünglich schon 1981 entstandene, nun leicht überarbeitete Porträtskizze "Mr. Bundesrepublik", wohl noch immer das Beste, was man über Scheel lesen kann. Es ist eine Aufstiegsgeschichte, ermöglicht durch Krieg und Nachkriegszeit. Das berühmte Nachtjagdgeschwader 1, Flecktyphus und "altrömische Härte" gegen sich selbst, die erste, glückliche Ehe mit einer Solinger Fabrikantentochter, die Neigung und Fähigkeit zu öffentlichen Ämtern - all das verknüpft Baring zum schlüssigen Bild eines Mannes, der lockere Weltläufigkeit ausstrahlt, kaum je persönliche Feinde kannte, eben weil er nicht mit dem Kopf durch die Wand wollte, sondern stets "mit feiner Witterung die verborgene Tür hinter der Tapete suchte" und sich so zu einem der wenigen weltläufigen deutschen Staatsmänner entwickelte. Dabei hat Scheel verschiedentlich beträchtlichen Mut bewiesen, hat 1962 und 1966 eine Bundesregierung platzen lassen mit den Worten, er drohe nie mit Rücktritt, er trete zurück, sofort, hier und jetzt. Und er hat von 1976 bis 1979 Baring als Chronisten der sozialliberalen Koalition zu sich in die Villa Hammerschmidt geholt, hat ihn ohne jede Einschränkung und Auflage recherchieren lassen: ein bis heute einmaliges Experiment. "Nicht ganz uneigennützig" nennt Scheel am Ende seines Gesprächs mit Jürgen Engert seinen damaligen Entschluß dazu, werde doch das Bild eines Politikers für die Nachwelt wesentlich durch Historiker bestimmt. Eine ganze Reihe von Farbtupfern sind in diesem Dialog enthalten: die Geschichte mit der Wahrsagerin, die der um das Leben ihrer beiden Söhne besorgten Mutter im Krieg vorhersagt, beide würden überleben, der eine werde dereinst sogar der erste Mann im Staate werden. Die Mutter enthüllt das ihrem Walter, als er 1969 Außenminister und Vizekanzler geworden ist. Sein Kommentar damals: "Jetzt wollen wir mal abwarten." Eindrucksvoll das Lob für den entscheidungsstarken Konrad Adenauer: "Er brauchte dafür eine Minute, Erhard eine Woche. Bei der jetzigen rot-grünen Regierung dauert so etwas einen Monat." Eindrucksvoll auch die Skizze von Brandt, der "immer eine Distanz ausstrahlte, als ob er mit einer unsichtbaren Wand umgeben wäre, ungreifbar, unnahbar. Man konnte alles mit ihm besprechen, aber nie in ihn eindringen."

Scheels größte Leistung nach eigener Einschätzung? Die Durchsetzung von Gustav Heinemann als Bundespräsident in der FDP, deren Hinwendung zur SPD. Dazu ließ er den Lift zur Hoteletage, wo vor der Wahl getagt wurde, stillegen, ließ intern zweimal abstimmen. Wichtig, wesentlich als Voraussetzung für die Wiedervereinigung natürlich die neue Ostpolitik mit ihren umkämpften Ostverträgen - nur damals bekam Scheel Morddrohungen, wo ihm "Waffe und Kaliber genannt" wurde. Den 9. November 1989 nennt Scheel den "glücklichsten Tag meines politischen Lebens". Doch auch die dunklen, düstren Töne im aktuellen präsidialen Weltbild seien nicht verschwiegen. Von einer Zeit der Revolution, von tiefgreifendem Vertrauensverlust gegenüber einer unsteten Politik ist verschiedentlich die Rede. Seltsam aktuell wirkt noch immer eine Passage aus der Antrittsrede als Bundespräsident: "Die Menschen blicken auf den Staat. Er soll das garantieren, was wir heute besitzen. Er soll das von uns fernhalten, was unser Wohlbefinden beeinträchtigen könnte. Den Staat, der dies zu leisten vermag, gibt es nicht!"

Walter Scheel: "Erinnerungen und Einsichten". Hohenheim Verlag, Stuttgart 2004. 303 S., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Der Rezensent Daniel Koerfer macht gleich einmal klar: Er mag Walter Scheel und er mag auch diese Erinnerungen. Unangestrengt findet er sie, "keine Spur von Memoirenfron", ja, nicht einmal ein geschlossenes Buch, sondern eher eine Sammlung. Es gibt darin eine "Lebenschronik", auch "zwei Schlüsselreden", ein Gespräch mit dem Journalisten Jürgen Engert - und vor allem eine nur wenig überarbeitete Porträtskizze aus dem Jahr 1981 mit dem Titel "Mr. Bundesrepublik". Verfasst hat sie Arnulf Baring, den Scheel schon als Bundespräsident als "Chronisten der sozialliberalen Koalition" in nächste Nähe der Macht eingelassen hatte. Der Rezensent schließt mit der von ihm geteilten Warnung Scheels vor zu viel Zutrauen in den Staat.

© Perlentaucher Medien GmbH"