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Nabokovs Geschichte aus dem Jahr 1957 vom Scheitern des hochgelehrten Slawisten Professor Timofej Pnin an einer kleinen Oststaaten-Universität Nordamerikas ist eines der komischsten und melancholischsten Bücher dieses Jahrhunderts. Im Kleide der Sanftmut treibt erzählerische Schonungslosigkeit den Helden seinem Untergang entgegen. Michael Maar hat Nabokovs berühmtesten Roman mit Pnin verglichen: -Lolita zeigt ihre Raffinesse; Pnin versteckt seine. Trotzdem gehören beide so eng zusammen wie das Paar, dem Nabokov (1899 - 1977) im Nachwort Lolitas die Ringe reicht: Humor und Metaphysik. Nicht in…mehr

Produktbeschreibung
Nabokovs Geschichte aus dem Jahr 1957 vom Scheitern des hochgelehrten Slawisten Professor Timofej Pnin an einer kleinen Oststaaten-Universität Nordamerikas ist eines der komischsten und melancholischsten Bücher dieses Jahrhunderts. Im Kleide der Sanftmut treibt erzählerische Schonungslosigkeit den Helden seinem Untergang entgegen. Michael Maar hat Nabokovs berühmtesten Roman mit Pnin verglichen: -Lolita zeigt ihre Raffinesse; Pnin versteckt seine. Trotzdem gehören beide so eng zusammen wie das Paar, dem Nabokov (1899 - 1977) im Nachwort Lolitas die Ringe reicht: Humor und Metaphysik. Nicht in dem Sinn aber, daß Lolita für die Metaphysik aufkommt und Pnin sich um den Humor zu kümmern hat. Mißverstandener Pnin! Es ist Zeit, ihn als das zu würdigen, worauf er in seiner Bescheidenheit nicht selbst hinweist. Pnin hat nicht weniger Geheimnis als sein Schwesterwerk Lolita. Als schöner und komischer Roman ist er anerkannt. Als tiefes und abgründiges Meisterwerk steht er der Entdeckung offen.
Autorenporträt
Vladimir Nabokov, geb. am 22.04.1899 in St. Petersburg, entstammte einer großbürgerlichen russischen Familie, die nach der Oktoberrevolution von 1917 emigrierte. Nabokov selbst ging zunächst nach England, wo er am Trinity College in Cambridge französische und russische Literatur studierte. Von 1922-37 lebte er in Berlin, wo er 1925 die Russin Vera Slonim heiratete, der er bis zu seinem Lebensende nahezu alle seine Bücher gewidmet hat. 1938 verließ Nabokov Deutschland und ging mit seiner Frau und seinem Sohn nach Paris, bevor er 1940 nach Amerika übersiedelte. Wegen seiner Kenntnisse als Schmetterlingsforscher erhielt er 1942 einen Forschungsauftrag der Harvard Universität. Er beschrieb eine Reihe von neuen Schmetterlingsarten, von denen eine nach ihm benannt wurde. 1945 wurde er amerikanischer Staatsbürger. Mit der Hilfe von Freunden und unter anderem aufgrund der Studie über Nikolai Gogol, die er 1944 veröffentlichte, wurde ihm 1948 eine Professur für Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität von Cornell angeboten. Hier arbeitete er zehn Jahre lang, bis ihm der der Welterfolg von "Lolita" es ihm ermöglichte, seine Lehrtätigkeit aufzugeben. Nabokov zog in die Schweiz, wo er sich ganz dem Schreiben widmete, Schmetterlinge fing und seine russischen Romane ins Englische übersetzte. In gewisser Weise hat er sein Exildasein bis zu seinem Lebensende bewusst aufrechterhalten. Nie besaß er eine Wohnung oder ein Haus. Er lebte in einem Hotel in Montreux, wo er am 5. Juli 1977 starb. Auszeichnung der American Academy of Arts and Letters (1953); Kunstpreis der Brandeis Universität (1963/64); Orden des National Institut of Arts and Letters (1969).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Zunächst gesteht Dieter E. Zimmer seine Befangenheit bei der Besprechung dieses Hörbuchs ein, er selbst hat nämlich die geschriebene Fassung vor acht Jahren übersetzt. Und er gibt auch zu, dass er das Buch bis dahin nicht geeignet für eine Hörbuchfassung gehalten hat. Um so positiver überrascht ist er von der gelesenen Fassung, und er stimmt rückhaltlos in das Lob ein, das sie bereits mit der Auszeichnung als "Hörbuch des Jahres 2002" errungen hat. Zimmer betont, der Roman sei nichts "für nebenbei" und ist beeindruckt, dass man ihm als Hörbuch trotzdem auch unter schwierigeren Bedingungen wie beispielsweise im Auto folgen kann. Den Vorleser Ulrich Matthes preist er für seinen "so klaren, so verständigen, so liebevollen" Vortrag, der dadurch nicht nur die Ohren, sondern auch die Köpfe der Zuhörer erreicht, so Zimmer hingerissen. Richtiggehend freudig überrascht ist er von der Sprache der Hauptfigur, einem Exilrussen, der in Amerika lebt und sich mit einer gebrochenen russisch-englischen Diktion durchschlägt. Was für den Übersetzer Zimmer "fast unmöglich" war, diese Sprache adäquat ins Deutsche zu übersetzen, hat der Vorleser sogar noch glaubhafter umgesetzt, schwärmt Zimmer.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.2012

Pnin

Dean H., britischer Germanist in Deutschland, hatte ein einfaches Kriterium für gute Literatur. Wenn er dreimal an den Rand eines Buches "Wow!" schreibe, so warf er in eine recht akademische Kneipendiskussion ein, sei es gut. Da mussten wir herzlich lachen. Anschließend hatten wir Mühe, ihm seinen Lieblingsschriftsteller aus der Nase zu ziehen: Charles Dickens, den wir zuletzt in Kindertagen gelesen hatten. Zweite Lachsalve. Dickens? Weil er es verstehe, einfache Leute trefflich zu schildern. Betretenes Schweigen über so viel existentiellen Ernst. Am liebsten kaufte Dean gebrauchte Bücher, weil er den Geruch und den Gedanken an frühere Lektüren mochte. Sonst war er eher ein harter Knochen, ständig blank, Ovo-Vegetarier und immun gegen die Wirkung von Alkohol. Nur in einer Situation habe ich ihn nervös und laut werden sehen: Jedes Mal, wenn er - zurück in England - die Mitstudentin traf, die ihn während seines Deutschland-Aufenthaltes verlassen hatte, die Liebe seines damaligen Lebens.

Was hat das alles mit Romanhelden zu tun? Beim Nachdenken über meine Favoriten fiel mir auf, dass ich echte Menschen sehr viel lieber mag als Romanmenschen, was wohl daran liegt, dass man mit echten Menschen interagieren kann. Während der unnachahmliche Reiz von Romanen letztlich doch in der Position des Autors zu seinen Figuren und nicht in den Figuren selbst liegt. Der Autor interagiert statt unserer mit seinen Figuren, und wenn uns das Spiel gefällt, mögen wir sein Buch. Trotzdem mögen wir natürlich auch Romanfiguren unterschiedlich gerne, wofür es nur subjektive Gründe gibt.

Als ich kürzlich zum ersten Mal "Pnin" von Vladimir Nabokov gelesen habe, ein unfassbar gutes Buch, kam mir alles bekannt vor. Gleich habe ich den Titelhelden, einen kahlen Russen mit breiten Schultern, liebenswürdigem Akzent und der Bereitschaft zur unglücklichen Liebe ins Herz geschlossen. Dreimal und noch öfter habe ich an den Rand des Buchs nicht "Wow!", aber doch ein dreifaches Ausrufezeichen gesetzt. Ohne die Bekanntschaft mit Dean H. wäre das wohl nicht möglich gewesen. Diese heimatlose, tragikomische Würde muss man erlebt haben, um sie auch im Kleinsten zu verstehen. Drei an sich unbedeutende Nebenszenen haben mich besonders beeindruckt: Pnin, der in ein schlechtes Restaurant geht aus "Solidarität mit der Erfolglosigkeit", Pnin, der leidenschaftlich mittelmäßig Schach spielt, und Pnin, der uralte Leihbücher liest. Näher muss man dem wahren Leben in seiner ganzen Komik erst einmal kommen. Das kann man von Dean und Pnin lernen: Bei guten Büchern braucht man das Leben zum Vergleich, um zu erkennen, wie literarisch es ist.

UWE EBBINGHAUS

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Ein Wunderwerk des Humors ... Ein Jahrhundertroman. Marcel Reich-Ranicki