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Der Autor, ein begeisterter Kinobesucher, schreibt seit seiner frühesten Jugend, über den verwirrenden Einfluss des Films auf unser Leben. Was stellen wir eigentlich mit all den Geschichten an, denen wir im Laufe des Lebens im Kino begegnen - und vor allem: Was stellen sie mit uns an? Wie intensiv schaut man sich Filme an, um dort praktische Anleitungen zu finden, wie man sich zu kleiden und zu frisieren hat, wie man sich bewegen soll. Immer gab es Augenblicke, die dem identifikationssüchtigen Zuschauer zeigten, dass er so sein wollte wie die da oben: dieselben Cowboystiefel wie Clint…mehr

Produktbeschreibung
Der Autor, ein begeisterter Kinobesucher, schreibt seit seiner frühesten Jugend, über den verwirrenden Einfluss des Films auf unser Leben. Was stellen wir eigentlich mit all den Geschichten an, denen wir im Laufe des Lebens im Kino begegnen - und vor allem: Was stellen sie mit uns an? Wie intensiv schaut man sich Filme an, um dort praktische Anleitungen zu finden, wie man sich zu kleiden und zu frisieren hat, wie man sich bewegen soll. Immer gab es Augenblicke, die dem identifikationssüchtigen Zuschauer zeigten, dass er so sein wollte wie die da oben: dieselben Cowboystiefel wie Clint Eastwood, dieselbe Lederjacke wie Tom Cruise, dasselbe Auto wie James Bond, zumindest aber den Wodka Martini, geschüttelt, nicht gerührt. In Filmen haben wir die Frauen geliebt, denen wir nie begegnet sind, haben Drogen genommen, mit denen wir in Wirklichkeit nie in Berührung gekommen sind. Wir haben das Kino für unser Leben gehalten und aus dem Alltag einen Film gemacht.
Autorenporträt
Michael Althen, 1962 geboren, ist seit frühester Jugend ein leidenschaftlicher Kinobesucher. Lange Jahre als Filmkritiker der "Süddeutschen Zeitung" tätig, arbeitet er jetzt als Redakteur bei der "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". Autor verschiedener Bücher zum Thema Film. Gemeinsam mit Dominik Graf führte er Regie bei "München, Geheimnisse einer Stadt". Für seine Arbeiten erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter zwei Grimme-Preise. Er lebt in Berlin.

Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.12.2002

Zur Belichtung ins Kino
Michael Althen bekennt sich zu seinen tausend Liebschaften
Diese Liebeserklärung an ein orts- und zeitgebundenes Medium ist fristgerecht zur Einführung des digitalen Fernsehens erschienen. Sie umfasst 26 sehnsüchtige Erinnerungen an Kinoabenteuer, Schauplätze und Schauspieler. Wie jedem Liebenden bereitet es Michael Althen, viele Jahre SZ- Filmkritiker, Lust, seine Leidenschaft öffentlich zu gestehen und sich in erregenden Einzelheiten zu verlieren.
Die lustvolle Projektion – in diesem Fall auf die Produkte einer Industrie des Projizierens – rechtfertigt sich selbst, und ein gewisser Kontrollverlust ist Voraussetzung für die reiche Ernte des hingebenden Blicks. Weil aber Begehren und Zärtlichkeit und Verachtung und Hass für die Leinwandgestalten von diesen nie erwidert werden, ist die despotische Zuschauerliebe verquickt mit der trüben Freude am Schmerz der Entsagung. So schult die Kinogängerei den Selbstgenuss der Einbildungskraft. Michael Althens kunstvoll anstrengungslose Schilderungen sind gesättigt von diesem Selbstgenuss. Auf sie einlassen werden sich Eingeweihte und Mitliebende – entweder man ist dabei oder man ist befremdet.
Der Rezensent ist mit dabei, hatte allerdings, bevor er Althens Buch las, keine Vorstellung davon, welche Erfüllungen das Kino einem erklärten Fernsehkind gewähren kann. Der 1962 geborene und im Sendeschema der Vorabendserien großgewordene Autor macht mit der Jugendzeit seiner Generation kurzen Prozess: Man habe nichts Existenzielles erlebt, und daher seien auch die Jugenderinnerungen flau. „Wir waren blank in jeder Hinsicht – und also bereit, die Lücken mit Bildern und Geschichten aller Art auszufüllen. Wir gingen buchstäblich zur Belichtung ins Kino ...”
Das Fernsehen verwandelt den Zuschauer nicht, weil es ihm keine bindende Entscheidung abverlangt. Es gießt seine Filme stets in das selbe Gefäß. Der Kinogeher jedoch lässt sich auf Abenteuer und Begegnungen ein. Aus der Körnigkeit der Filmemulsionen treten ihm fatale Figuren entgegen und errät er sein mögliches Schicksal. Die jungen Fernsehsüchtigen der siebziger Jahre entdeckten den Kinosaal als einen Raum, der den Film umhüllte, und ihre spätere Nostalgie heftete sich an die Kinoerlebnisse wie an reale Begebenheiten. Ihre Tagträume von Liebe und Horror und von der Ferne waren verankert, wo die Filme „das Licht des Projektors” erblickten.
Im Rückblick geben sich diese Orte mit ihren altmodischen Theaternamen als randständige Paradiese in den „Leerstellen der Städte” zu erkennen. Zu diesen Freistätten flüchtete man sich, und von hier aus durchstreifte man jahrzehntelang die immer gleichen und doch immer neuen Sehnsuchtsorte der Filmemacher: Paris, New York, Las Vegas. Michael Althen erforscht den anhaltenden Magnetismus des Kinos, ja selbst des Schachtelkinos. Das elektronische Flimmern des Fernsehbildes und die einheitliche Formatierung der globalen Kommunikation reizen den Menschen, der sich selbst befragt, zum Ausbruch ins Hier-und-nicht-anderswo, wo ihm geschieht, worauf er nicht gefasst ist.
Mit Althens Bereitschaft zur schwärmerischen Bewunderung bestimmter Filme, Filmkulturen, Drehorte und Schauspieler wird mancher Leser seine Schwierigkeiten haben – wenn er, beispielsweise, Romy Schneiders Ausstrahlung für alles andere als erotisch hält und die Institutionalisierung der Liebe in Frankreich und im französischen Film als lähmend erlebt. Denn neben dem Schicksals-, Schönheits- und Gefühlskonzentrat des Films versinkt das individuelle Dasein in chronischer Dürftigkeit. Es ist kränkend, darauf gebracht zu werden, dass die eigene, nachträglich verklärte Jugend überwiegend im Leerlauf verstrich. Bei Althen fehlt nicht viel, und das Kino liefe dem konturenlosen Alltagsbetrieb auch noch den Realitätsrang ab.
Für die Erinnerung ist es ohnehin zuständig. Zu unseren persönlichen siebziger und achtziger Jahren gelangen wir, findet Althen, beim Wiedersehen alter Filme. Wir glauben dann, wieder zu fühlen, worauf wir hinlebten, damals, als wir sie zum ersten Mal sahen. Und da die meisten Filme amerikanisch waren, fühlt sich die Jugend der heute Zwanzig- bis Vierzigjährigen im nachhinein amerikanisch an. (Da spielten Vater und Sohn vor der Garage Basketball, und ein Junge warf vom Fahrrad die Zeitung vor die Haustür...) Im zweiten Kapitel stellt Althen sich sogar ein cineastisches Horoskop, indem er alle Filme Revue passieren lässt, die am Tag seiner Geburt in den alten, verschwundenen Kinoburgen seiner Geburtsstadt München liefen.
Die Welt hinter den Leinwänden
Die Affären zwischen Bildgeschichten und Alltagsgeschichten sind das latente Dauerthema dieses Kinobuchs. Althen beschreibt die Versuche, aus der eigenen Existenz einen Film zu machen, und die Filmhandlungen wiederum als Fortsetzung des Privatlebens der Hauptdarsteller. John Malkovich habe mit Glenn Close gewettet, dass es ihm gelänge, die tugendhafte Pfeiffer zu verführen: So fasst Althen den Plot der „Gefährlichen Liebschaften” zusammen. Das Kino sei „zwar nicht unser Leben”, schreibt er, „aber doch eine ganz wunderbare Alternative zu dem, was wir für unser Leben halten”. Halten. .. Auch und gerade als Illusionsmaschine ist das Kino streng realistisch, denn es spiegelt nur das zurück, was wir gerne wären.
Auf keiner Seite seines unbarmherzigen Buchs der Huldigungen klagt Althen darüber, was uns durch die Verwertung unserer Träume angetan wird. Vielmehr ist er davon überzeugt, dass wir nirgends glücklicher sind und verzehrender leiden als im Kino. Althen zufolge gehen wir ins Kino, um das Leben zu lernen – das bessere, das unbedingte Leben. Und hinterher brennen wir vor Verlangen, „das Leben möge es dem Film gleichtun”. Nicht um uns imaginär zu bereichern, fallen wir im dunklen Saal in Trance, sondern um den Film zu betreten. Dem Achtzigerjahre-Film „Diva” spendet Althen höchste Anerkennung mit dem Geständnis, selbst heute noch würde er „jederzeit in diesem Film leben wollen”.
Aber die Umwelt der Vorführung im Lichtspielhaus hat sich geändert. Lockte der Kinobesuch früher als Gelegenheit zur Realitätsflucht, öffnet er heute, auf der urbanen Benutzeroberfläche, eine Pforte, durch die man für zwei, drei Stunden ein Hier und Jetzt betritt. Im Wirtschaftsstandort, der sämtliche undurchdringlichen und diffusen Zonen wegsaniert, ist das Kino eine der letzten Leerstellen, in die sich die „Armeen der Einsamkeit” auf der Suche nach der verlorenen Realität verkriechen können. Michael Althen malt uns aus, was alles geschehen kann, wenn es in halböffentlichen Räumen dunkel wird. FRANK BÖCKELMANN
MICHAEL ALTHEN: Warte, bis es dunkel ist. Eine Liebeserklärung ans Kino. Karl Blessing Verlag, München 2002. 256 Seiten. 21,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.11.2002

MICHAEL ALTHEN, Redakteur im Feuilleton dieser Zeitung, weiß, daß das Kino keine Wunschmaschine, sondern vor allem eine Folterbank ist. Solange man jung ist, läßt es einen von Wünschen träumen, die man sich erfüllen kann, wenn man erst mal alt genug ist. Kaum ist man erwachsen, schürt es die Sehnsucht nach einer Jugend, die man so leider nie erlebt hat. Im Kino ist man immer entweder zu alt oder zu jung, zu reich oder zu arm - oder zu deutsch, um etwa amerikanisch zu sein oder französisch. Es kann schon sein, daß das Kino eine Kunst ist, aber zuerst einmal geht es um den verwirrenden Einfluß der Filme auf unser Leben. Was stellen wir eigentlich mit all den Geschichten an, denen wir im Kino begegnen - und vor allem: Was stellen sie mit uns an? In Filmen haben wir Frauen geliebt, denen wir nie begegnet sind, haben Drogen genommen, mit denen wir nie in Berührung gekommen sind. Wir haben das Kino für unser Leben gehalten und aus dem Alltag einen Film gemacht. Davon handelt Althens Buch. (Michael Althen: "Warte, bis es dunkel ist". Eine Liebeserklärung ans Kino. Blessing Verlag, München 2002. 255 S., geb., 21,90 [Euro].)

F.A.Z.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wunschmaschine
Michael Althen, 1962 in München geboren, war lange Jahre Filmkritiker und ist nun Redakteur bei der FAZ. Bereits zweimal erhielt er den begehrten Grimme-Preis für seine filmischen Arbeiten. Nun hat er ein Buch vorgelegt, in dem er anhand persönlicher Erlebnisse über die "Wunschmaschine" Kino schreibt und dabei deutlich macht, dass das Kino genau das gar nicht ist. Sein eigentliches Thema ist nämlich der Einfluss des Kinos auf die Vorstellungen, Ideale und Illusionen des Zuschauers: unerfüllbar und daher eher Folterbank als Wunschmaschine.
Das zweite Leben
Natürlich schreibt Althen auch über all die Veränderungen, die in den letzten zwei Jahrzehnten das Kino heimgesucht haben. Die Bedeutung des Fernsehens, das für viele - auch für den Autor selbst - für die erste Berührung mit Kinofilmen sorgte, kommt dabei ebenso vor wie das Verschwinden der kleinen Programmkinos und der Siegeszug der Multiplex-Kinos. Aber der Zauber und die Verführung durch das Kino, so schreibt er, bleiben unverändert. Das Kino steht im Mittelpunkt seiner Schilderungen. Es ist der Ort, wo "wir ein zweites Leben gefunden haben, das viel besser ist als das unsere und ihm doch aufs Haar gleicht".
So räsoniert er über Szenen, wie die, in der Jean-Paul Belmondo lesend in der Badewanne sitzt, und fragt sich, weshalb er selbst in der Badewanne sitzt und liest. Er versteht es, alle Filmszenen, die er schildert, mit Betrachtungen über das Leben zu füllen und es daran zu messen. Das Kino wird dabei zu einem echten Ort des eigenen Lebens.
Zauber
Althens Buch macht Lust, sich Filme wiederanzusehen, die man irgendwann einmal geliebt hat und die man schließlich vergessen hat. Er ruft Namen von Filmen in Erinnerung, die wie ein Zauber wirken und in eine andere Welt führen. Sein Buch ist eine gelungen erzählte autobiographische Skizze, deren Fixpunkte von Filmen gebildet werden. Trotz seiner ersichtlichen Liebe zum Kino verfällt er nie in naiv-schwärmerische Begeisterung. Warte, bis es dunkel ist ist damit eine wunderbare Lektüre für jeden, der gerne ins Kino geht und gerne gute und amüsante Geschichten liest.
(Andreas Rötzer)

Wer erwachen werden will, behauptet der Filmkritiker Michael Althen, der muss ins Kino gehen. Zum Glück belegt er es auch - in einer wunderbaren Film-Geschichte, die gleichzeitig eine vom Träumen und Erwachsenwerden ist. Althen geht von der Frage aus, was wir eigentlich mit all den Kino-Sehnsüchten anfangen, die uns im Lauf der Jahrzehnte begegnen. Und stellt dann überzeugend dar, was das Kino mit uns anstellt, immer, wenn es dunkel wird, der Alltag egal ist und das Leben ein Film... (Hörzu)

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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Zunächst einmal klärt der Rezensent Manfred Hermes auf, dass es sich bei Michael Althens Buch nicht um eine Sammlung von Filmkritiken handele, sondern vielmehr um "Beobachtungen, Informationen und Anekdoten", zusammengetragene "Materialien" zu einer als "Medienautobiografie" gedachten "Liebeserklärung ans Kino". Von Liebeserklärung allerdings kann bei Hermes' Besprechung nicht die Rede sein. Althen gebe sich einer "Inflation des Emotionalen" hin, und verschenke sich in "überdimensionalen Begriffen", in permanenter "Magie, Faszination, Schönheit und Liebe", und deren etwas "handfestere" Kehrseite. Na ja, das Eine eben, was Hermes herrlich auf den Punkt bringt: "die berühmten schönen Dinge, die schönen Frauen oder Teile von ihnen tun". Nicht genug damit, Hermes bezichtigt Althen der unreflektierten "Schreibroutine", deren "Autopilot" durch "dauernde Wirs, Unseres und Mans" unzählige Verallgemeinerungen hervorbringe, was ein Orten der Diskurse unmöglich mache. Unreflektiert, so Hermes, sei auch Althens autobiografischer Ansatz. Seine "Selbstbeschreibungen" wirkten durch häufige Passivwendungen geradezu "gespenstisch". Die Sprache sei "eigenartig verrenkt", in einer nicht hinterfragten Mischung von unvereinbaren "Ansprüchen und Haltungen". In Sachen "Subjektivismus und Filmkritik", so Hermes' Fazit, sei man mit Serge Daney wesentlich besser bedient.

© Perlentaucher Medien GmbH
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