Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 9,95 €
  • Gebundenes Buch

Der indische Schristeller Pankaj Mishra hat sich über ein Jahrzehnt mit der faszinierenden Gestalt des Buddha befasst, die Legenden kritisch geprüft und die politische und philosophische Wirkung seiner Lehre bis in die Gegenwart verfolgt. Er zeigt, warum diese Religion ohne Schuld und Sühne seit langem vile Menschen im Westen fasziniert.

Produktbeschreibung
Der indische Schristeller Pankaj Mishra hat sich über ein Jahrzehnt mit der faszinierenden Gestalt des Buddha befasst, die Legenden kritisch geprüft und die politische und philosophische Wirkung seiner Lehre bis in die Gegenwart verfolgt. Er zeigt, warum diese Religion ohne Schuld und Sühne seit langem vile Menschen im Westen fasziniert.
Autorenporträt
Pankaj Mishra, geboren 1969 in Nordindien, lebt in London und am Rand des Himalaya. Er schreibt seit über zehn Jahren regelmäßig für den "New York Review of Books" und für den "New Yorker" über den indischen Subkontinent, über Afghanistan und China. 2014 wurde Pankaj Mishra mit dem Leipziger Buchpreis ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Claudia Wenner weiß so recht nichts anzufangen mit Pankaj Mishras "Unterwegs zum Buddha". Ein "seltsames Buch", sei das, urteilt die Rezensentin. Ihrer Ansicht nach blieb das Werk des in England und Indien lebenden Essayisten auf halber Strecke liegen; es ist nicht, wie der Titel verspricht, eine Buddha-Biografie geworden - die Rezensentin empfiehlt da eher Werke von Volker Zotz oder Peter Gäng -, aber auch der Erlebnisbericht einer Reise ins Innere ist es nicht. Wenner überkam während der Lektüre immer wieder das Verlangen nach Differenzierung, doch "um die ist es Mishra nicht unbedingt zu tun". Die neu gewonnene Selbsterkenntnis, derer er sich preist, machte auf Wenner einen ebenso "überambitionierten" Eindruck wie die Auseinandersetzung mit abendländischen Autoren: Nietzsche, Franz Rosenzweig und Marcel Proust. Und wenn Mishra sich der "buddhistischen Erkenntnismethode" zuwendet, winkt Wenner endgültig ab: "hölzern und angelesen".

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.12.2005

Schwierigkeiten mit dem Erleuchteten
Pankaj Mishra ist mit einer Wandertruppe europäischer Gelehrter unterwegs zum Buddha

Was kann der Buddha heute Menschen anbieten, die gegen Unterdrückung, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung kämpfen? Eine vielversprechende Ausgangsfrage, gerade für einen politischen Essayisten und literarisch ambitionierten Reporter wie Pankaj Mishra. Einige Beispiele: In Thailand umwickeln Mönche Bäume mit gelben Roben, um sie dadurch in den Orden aufzunehmen. Diese "pflanzlichen Mönche" wagen Laien nicht zu fällen. In Sri Lanka erklärt die Bewegung "Sarvodaya" den spirituellen und materiellen Fortschritt aller zum Doppelziel und gräbt Brunnen. In Indien konvertierte seit Mitte der 1950er Jahre eine große Zahl von Dalits, die durch den Religionswechsel der sozialen Diskriminierung als "Unberührbare" zu entkommen hofften. Genutzt hat es wenig. Als Zeichen politischen Protestes haben sich Mönche öffentlich verbrannt, in den 1960ern in Vietnam, Ende der Neunziger exilierte Tibeter in Indien. Stoff gäbe es genug, doch Pankaj Mishra stellt sich die Frage nach der politischen Relevanz des Buddhismus erst kurz vorm Ende des Buches.

Mishra wollte einen historischen Roman über den Buddha schreiben. Er spürt der historischen Person des Weisen aus dem Clan der Shakyas in Texten und Übersetzungen westlicher Autoren nach. Damit hat er sich ein schwieriges Unterfangen aufgehalst, und ihm will es nur bedingt gelingen. Historie und Legende sind schwer zu trennen. Da alle Buddhabiographen auf dieselben wenigen Quellentexte angewiesen sind, ähneln sie sich, wenn sie seriös sind, oder gleiten ins Hagiographische ab. Mishras Buch ist keine Buddha-Biographie, sondern eine Mischung aus Autobiographie, literarischer Reportage und Lehrbuch über den frühen Buddhismus. Wer eine taugliche Einführung in den Buddhismus gelesen hat und mit indischer Geschichte und Ideengeschichte vertraut ist, der wird das Buch schnell lesen können. Mishra erzählt die Fakten nüchtern nach. Kleine Ungenauigkeiten bleiben nicht aus, so haben die einwandernden Aryas nicht die Induskultur zerstört, und es waren nicht tibetische, sondern vietnamesische Buddhisten, die den "engagierten Buddhismus" in den Westen gebracht haben.

Wenn Mishra die Person des Buddha verläßt, um nach dem Wesen des Ichs oder der Welt zu fragen, führt er abendländische Geistesgrößen ins Feld. Rousseau, Hume, Schopenhauer, Marx, Proust, Heraklit, Milton, Kant, Hegel, Descartes, Flaubert, Tolstoi, Baudelaire, Kierkegaard, Martin Luther, Calvin und Nietzsche eilen über die Seiten. Die Masse des Personals behindert jedes differenzierte Urteil über deren Positionen. Mishra gesteht, daß ihn sein Interesse am Buddha etwas erstaune, da er doch gerade von nichtindischen Schriftstellern und Philosophen, vor allem Nietzsche, fasziniert sei. Nietzsche aber war bekanntlich von Schopenhauer inspiriert, der die frühe Buddhismusbegeisterung in Deutschland entzündete. Auch das Standardwerk "Buddha. Sein Leben, seine Lehre, seine Gemeinde" besaß Nietzsche, der sich in einem Billet von 1889 selbst als Buddha bezeichnete. In Teilen ihres nihilistischen Buddhismusverständnisses irrten Nietzsche und Schopenhauer. Das muß nicht nur an eigenen Vorlieben, das kann auch an der damals dürftigen Quellenlage liegen. Bemerkenswert ist daher, daß ein in seiner Identität verunsicherter junger Inder auf der Suche nach einer geistigen Heimat erst in den Westen reist, um in der Geborgenheit europäischer Denker seinen Weg zurück nach Indien zu finden. Gerade die autobiographischen Beschreibungen seiner Entfremdung gelingen gut. Die wissenschaftliche Erforschung des Buddhismus ist in weiten Teilen ein Verdienst des Westens. Passenderweise ist das erste Werk, das Mishra liest, ein west-östlicher Dialog, in dem der griechisch-baktrische König Menander den Mönch Nagasena zu seiner Religion befragt.

Es bleibt der Eindruck, daß der Nichtbuddhist Mishra am Ende froh ist, sein Thema abgearbeitet zu haben. So froh, daß er erklärt, er sehe den Erhabenen in unserer Welt, "inmitten all ihrer Gewalt und Verwirrung, einen Weg zur Erkenntnis ebenso wie zur Erlösung anbieten". Vielleicht beschreibt er diesen Weg in seinem nächsten Buch.

SABINE LÖHR

Pankaj Mishra: "Unterwegs zum Buddha". Sein Leben, seine Lehre, seine Wirkung. Aus dem Englischen von Ditte und Giovanni Bandini. Karl Blessing Verlag, München 2005. 448 S., geb., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
"Eine Biographie, ein Essay über Religion und Philosophie, zugleich ein Reise- und Erfahrungsbericht - und überdies ein bewegendes Buch über Indien heute." (Times Literary Supplement)