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Nach ihren von Kritik und Lesern gefeierten Romanen COLD WATER und KRANKMELDUNGEN wechselt die britische Autorin Gwendoline Riley, "Manchesters Antwort auf Charles Bukowski" (THE GUARDIAN) und unverkennbare Stimme ihrer Generation, in ihrem neuen Roman den Schauplatz. Ihrem selbstironisch melancholischen Ton bleibt sie dabei treu. Die coole und doch sensible Natalie bricht aus ihrem Leben zwischen Schreiben, Gelegenheitsjobs und Bars in Manchester aus und überwindet ihre Flugangst, um in die Vereinigten Staaten zu reisen. In Asheville, North Carolina, trifft sie den Theaterautor Joshua Spassky…mehr

Produktbeschreibung
Nach ihren von Kritik und Lesern gefeierten Romanen COLD WATER und KRANKMELDUNGEN wechselt die britische Autorin Gwendoline Riley, "Manchesters Antwort auf Charles Bukowski" (THE GUARDIAN) und unverkennbare Stimme ihrer Generation, in ihrem neuen Roman den Schauplatz. Ihrem selbstironisch melancholischen Ton bleibt sie dabei treu.
Die coole und doch sensible Natalie bricht aus ihrem Leben zwischen Schreiben, Gelegenheitsjobs und Bars in Manchester aus und überwindet ihre Flugangst, um in die Vereinigten Staaten zu reisen. In Asheville, North Carolina, trifft sie den Theaterautor Joshua Spassky wieder, mit dem sie seit einigen Jahren über den Atlantik hinweg eine Affäre hat, und begibt sich zugleich auf die Spuren von Thomas Wolfe und F. Scott Fitzgerald.
In Szenen voll hintergründiger Anspielungen und eigenwillig ausgeleuchteter Details erzählt Gwendoline Riley die Geschichte einer jungen Schriftstellerin zwischen Skepsis und Zuversicht, auf dem Sprung in eine ungewisse Zukunft.
Autorenporträt
Gwendoline Riley, geboren 1979, lebt in Manchester. Ihr erster Roman Cold Water sorgte in England für euphorische Kritiken und wurde mit dem Betty Trask Award 2002 ausgezeichnet.

Sigrid Ruschmeier, geboren 1945, lebt in Berlin. Sie studierte Germanistik und Politologie an der Freien Universität Berlin, war dann in einem Verlag und seit 1988 ist sie als freie Übersetzerin tätig.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Dieser Autorin wünscht die Rezensentin vor allem eines: neuen Stoff. Denn von den etwas abgehalfterten, alkoholisierten und kraftlos durch die Welt gleitenden Heldinnen hat Bernadette Conrad langsam genug. Wie in den Vorgängerbüchern, erkennt Conrad, stelle Gwendoline Riley ihre Heldin auch in diesem Roman zwar in die Welt, aber nicht in Zusammenhänge. Was in ihrem Leben von Bedeutung ist, weiß die Heldin nicht so genau. Conrad hingegen weiß nicht, was in diesem Roman von Bedeutung ist, wovon die Autorin eigentlich erzählt, ob es sich dabei um eine Geschichte handelt oder doch bloß um Szenen im luftleeren Raum. Conrad ist das zu diffus, auch in den Dialogen. Und wenn am Ende doch noch ein Zusammenhang auftaucht, scheint er ihr bloß behauptet.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.01.2012

Die Tücken
der Auszeit
Gwendoline Rileys
neuer Roman „Joshua Spassky“
Sie wirkt so, wie sich manche Verleger Autorinnen wünschen: jung, klug, apart. Als sie „Cold water“ veröffentlichte, war Gwendoline Riley, 1979 in Manchester geboren, gerade mal 23. Ihr erster Roman machte Aufsehen und tatsächlich hat die Geschichte um Carmel McKisco, eine junge Bardame aus zerrütteten Familienverhältnissen, viel für sich. Sprache wie Handlung sind so knapp wie klar konturiert und der nüchtern-sarkastische, manchmal etwas altkluge Ton, den Riley ihrer Gewohnheitstrinkerin und Beobachterin trinkender Gäste in den Mund legt, passt: „Ich habe immer noch nicht mein Getränk gefunden“, sagt sie zu Kevin, einem Kunden, der meint: „Na ja, der Whisky hat meine Mutter ins Grab gebracht, deshalb verbinde ich halbromantische Gefühle damit.“ Carmel kommentiert, sich erinnernd: „Wie unoriginell. Manche Leute tragen ihr Gefühlsleben wie eine tote Ratte in einer Schuhschachtel mit sich herum. Stets bereit, sie aufzureißen und anderen unter die Nase zu halten. Kevin nervte. Nicht mal stilvoll.“
Es wäre schön zu hören, was Carmel, die einfallsreich vergleichende, zu Gwendoline Rileys neuer Ich-Erzählerin sagen würde. Natalie aus „Joshua Spassky“, Rileys schon fünftem Buch, ist ganz offensichtlich wie ihre bisherigen Figuren eine nahe Verwandte der Autorin, aber doch deutlich anders. Zwar schreibt Natalie so, als sei auch sie wieder ein klassisches Alter Ego – sie erzählt aus einer Zeit, in der sie 22 war und ihr erstes Buch abgeschlossen hatte –, andererseits hat sich die Lakonie in Ton und Story etwas verwandelt.
Statt Beobachterin zu bleiben, ist Natalie, Ende 20, Teil der Geschichte, die sie erzählt und die sich um ihr Verhältnis zu Joshua Spassky dreht. Der ist, nicht sehr originell, aber das kommt vor, ebenfalls Schriftsteller. Er verfasst Theaterstücke und wohnt in den USA. Zwei Jahre zuvor hat Natalie ihn zum letzten Mal gesehen. Von einem nächsten Freund hat sie sich auch getrennt und kommt jetzt klassischerweise auf die Idee, Joshua zu besuchen. Er, ein paar Jahre älter, hat mit seiner Partnerin gerade eine „Auszeit“ verabredet. Joshua und Natalie treffen sich, verbringen ein paar Tage in einem Hotel, in Asheville, North Carolina, einem literarisch recht traditionsreichen Ferienort in den Bergen, bekannt aus Thomas Wolfes „Look Homeward Angel“, der darin eine Jugend in Asheville erzählt, aber auch aus Scott Fitzgeralds „Der große Gatsby“.
Doch der Schauplatz spielt bei Riley kaum eine Rolle, und auch, dass beide Hauptfiguren Autoren sind, ist kaum von Belang. „Joshua Spassky“ ist vor allem ein Kammerstück über Gefühle, dessen Ort ein Hotelzimmer und seine nähere Umgebung sind. In knappen Dialogen, die Carmel McKisko vielleicht gefreut hätten, erzählen sie sich vieles, was Carmel möglicherweise für Gefühlsduselei gehalten hätte. Mal melancholisch, mal apathisch, mal sentimental, aber immer etwas gebremst suchend, geht es in einer Mischung aus Intimität und Verquastheit um die verwickelte Frage, wie es emotional zwischen den beiden aussieht, dies vor dem Hintergrund der jeweiligen, wieder mehr oder weniger zerrütteten Familiengeschichten. Beide Elternteile von Natalie sind tot, Joshua hat seit langem keinen Kontakt zu seiner Familie.
Besticht „Cold water“ durch sein übersichtliches Setting, so beginnt „Joshua Spassky“ etwas verquer. Mehr als 50 Seiten des 168-Seiten-Romans verwendet Riley darauf, Natalies Hintergrund, ihre augenblickliche Situation, ihre Beziehung zu einer Freundin darzustellen, ohne dass man genauer wüsste, warum. Kleinteilig tröpfelt die Handlung in kurzen Kapiteln dahin, bis die beiden Hauptfiguren sich schließlich in den emotionalen Clinch begeben.
Erst hier beißt sich Riley erfolgreich fest. Und was man anfangs als ballastreich selbststilisierendes Gerede abtun möchte, gewinnt allmählich an Fahrt. Weil sich Riley mit der inneren Verfasstheit ihrer Figuren Zeit lässt, kommt sie immer wieder zu Formulierungen, die bleiben: „,Ich weiß nicht‘, sagte ich, ‚Als ich aufgehört habe zu trinken und die Leute anriefen und ich ihre Namen auf dem Display sah, konnte ich nicht abnehmen, denn von dort, wo ich war, gab es keine Verbindung – nirgendwohin.‘“
Auch Esther, die Ich-Erzählerin in Rileys viertem (und zweitem übersetzten) Roman „Krankmeldungen“, bewegte sich mehr oder weniger deutlich im literarischen Milieu Manchesters, war ständig mit einem Notizbuch unterwegs. In ihrem Roman ging es eher um eine Frauenfreundschaft mit Männern am Rande, doch die Tendenz ist offensichtlich: Riley ist es, vor nur unmerklich wechselnder Szenerie, in ihren Romanen mit stets etwas älter werdenden Heldinnen um eine stadt- und generationentypische Autobiographie in Etappen zu tun.
Wirklich schön gelungen ist das überraschende Ende von „Joshua Spassky“, von Sigrid Ruschmeier wieder stimmig übersetzt. Man meint schon lange, die Bestätigung der Trennung der beiden schweigsam redseligen Kontrahenten herauszuhören, als auf einmal alles anders ist.
HANS-PETER KUNISCH
GWENDOLINE RILEY: Joshua Spassky. Roman. Aus dem Englischen von Sigrid Ruschmeier. Verlag Schöffling & Co 2011. 168 Seiten, 19,95 Euro.
„Von dort, wo ich war,
gab es keine
Verbindung – nirgendwohin“
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2012

Die Liebe und das Gerede
Gwendoline Rileys Roman "Joshua Spassky"

In fast jedem Liebesroman ist es mehr oder weniger explizit nachzulesen: Liebe ist keine Sache der Logik. Das hinzunehmen aber fällt nicht leicht, darum arbeiten sich auch Philosophen, Psychologen, Neurowissenschaftler und Mediziner teilweise daran ab. Und die junge britische Autorin Gwendoline Riley weiß noch etwas draufzusetzen: Liebe ist für ihre Figuren auch keine Sache der Logistik. Dies zumindest stellt die Ausgangshypothese eines erzählerischen Experiments dar, das Riley in ihrem Roman "Joshua Spassky" durchführt.

Wer das bisherige Werk der Autorin kennt, mag sich wundern: In "Cold Water" wurde noch hauptsächlich getrunken, in Bars abgehangen und über Literatur diskutiert. Und nun eine Romanze? Doch so einfach lässt sich "Joshua Spassky", in Großbritannien bereits 2007 erschienen, nicht einordnen. Liebe ist darin zwar die Basis der sparsamen, teilweise episodischen Handlungselemente, aber die Figuren sind kaum romantisch oder geben sich schwärmerischen Gefühlen hin. Es sind coole Endzwanziger, Künstler, die sich dauermüde in tiefsinnigen Fragen ergehen.

Wie funktioniert das Experiment? Natalie, die sprachlich zwischen Ironie und Melancholie schwankende Ich-Erzählerin, verlässt ihre Heimat Manchester. Als Autorin hält sie dort nichts mehr, sie macht sich auf nach Amerika, wo sie den Theaterregisseur Joshua Spassky treffen will. Mit ihm unterhält sie seit ein paar Jahren über den Atlantik hinweg eine platonische Affäre. Die logistischen Liebesfragen des Romans lauten erstens - mit den Dostojewskischen Brüdern Karamasow im Eingangszitat gestellt -, ob sie sich wiedersehen, und zweitens, was es für einen Unterschied ausmacht, wenn sie sich nicht mehr nur geistig, sondern auch körperlich treffen?

Nach der Begegnung stellt sich heraus: Grundsätzlich ändert sich nichts. Beide hängen weiterhin wirren, planlosen Gedanken nach, nur dass sie diese nun direkt austauschen können. Mehr noch, im Hotel in Asheville, wo sie ein paar gemeinsame Tage und Nächte verbringen, gehen sie regelrecht in ihren Grübeleien unter, tauchen ein in eine kafkaeske Anonymität und verlieren schließlich ihre Aktionsfähigkeit: "So wie Kälte oder Betrunkenheit zuerst die Finger und Lippen betäubt und sich dann überall ausbreitet, spürte ich, wie ein Gefühl von Irrealität von mir Besitz ergriff. In diesem Raum im Nirgendwo."

Spannungslosigkeit und totale Ungebundenheit im Hotel und seiner Umgebung lassen Bilder aufsteigen wie aus einem Film von Sofia Coppola: herumgammeln, herumdiskutieren, herumschweifen, herumirren in der Bar, im Zimmer, im Bett oder zu irgendeiner Zeit auf irgendwelchen Plätzen. Ohne Wille, ohne Ziel, in Atmosphären zwischen Leichtigkeit und Bedrückung. Die Figuren biedern sich niemandem an: Weder wollen sie sich krampfhaft gegenseitig gefallen, noch sind sie besonders unterhaltsam. Von Zwängen der zwischenmenschlichen und auch erzähltechnischen Konvention befreit, gewinnen sie einen souveränen Blick auf Szenen und Konstellationen der Menschen, die sie umgeben. Jede Geschichte, der sie begegnen, könnte Stoff für ein Drehbuch oder einen Roman sein: der junge Soldat, der zur Beerdigung seines Vaters heimkehrt, die ewig zu kurz gekommenen Bargäste, die sich gegenseitig nerven, die Frau, die Zuflucht vor ihrem prügelnden Verlobten sucht. Alle handeln nach bestimmten austauschbaren Rollenmustern, und somit ist es in der Literatur wie im Leben - immer das Gleiche.

Das hat den Vorteil, dass es für jede Lebenslage ein passendes Buch gibt. Entsprechend ist Rileys Roman voll von Literaturtipps: Gegen Heimweh helfen Kafkas Tagebücher, Fitzgeralds "Der Knacks" oder "Der grüne Strahl" von Jules Verne. Als Wegbegleiter für einen Dichter und seine Leidenschaften kann Rimbauds "Eine Zeit in der Hölle" dienen. Und "Joshua Spassky" selbst? Zu welcher Stimmung passt er? Ein Gefühl von Freiheit weht aus den Seiten, schön und träge zugleich.

NADJA URBANI

Gwendoline Riley: "Joshua Spassky". Roman.

Aus dem Englischen von Sigrid Ruschmeier. Schöffling Verlag, Frankfurt am Main 2011. 170 S., geb., 19,95 [Euro].

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