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Als erster namhafter Fußballklub ließ Borussia Dortmund untersuchen, wie die nationalsozialistische Zeit in das Vereinsleben eingriff. Das Buch des BVB-Archivars und Stadtpressesprechers Gerd Kolbe schildert eindringlich den Alltag unter dem NS-Regime, die mörderischen Repressalien ebenso wie die Solidarität der "Vereinsfamilie". Im Dezember 2002 der Öffentlichkeit vorgestellt, erfuhr die Studie eine bundesweite Resonanz. Die WAZ schrieb: "Ausführliche Interviews mit Zeitzeugen jener finsteren Jahre gewähren dem Leser einen anschaulichen Blick in das Vereinsleben des aufstrebenden Klubs, der…mehr

Produktbeschreibung
Als erster namhafter Fußballklub ließ Borussia Dortmund untersuchen, wie die nationalsozialistische Zeit in das Vereinsleben eingriff. Das Buch des BVB-Archivars und Stadtpressesprechers Gerd Kolbe schildert eindringlich den Alltag unter dem NS-Regime, die mörderischen Repressalien ebenso wie die Solidarität der "Vereinsfamilie". Im Dezember 2002 der Öffentlichkeit vorgestellt, erfuhr die Studie eine bundesweite Resonanz. Die WAZ schrieb: "Ausführliche Interviews mit Zeitzeugen jener finsteren Jahre gewähren dem Leser einen anschaulichen Blick in das Vereinsleben des aufstrebenden Klubs, der trotz Gleichschaltung darauf verzichtete, den berüchtigten Arier-Paragrafen in die Satzung aufzunehmen."
Autorenporträt
Gerd Kolbe, Jg. 1945, ist Leiter der städtischen Pressestelle und Sprecher der Stadt Dortmund. Von 1976 bis 1981 war er nebenamtlich Pressesprecher des Ballspielvereins Borussia 09 Dortmund e.V. In den letzten 25 Jahren hat Kolbe privat ein umfangreiches BVB-Archiv aufgebaut, das eine der Grundlagen für die vorliegende Studie und für ein eindrucksvolles Vereins-Museum ist, das sich im "Borussia-Park" in der Nordtribüne des Westfalenstadions befindet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.03.2002

Fußballfreunde
gegen die Nazis
Borussia Dortmund stellt sich
seiner Geschichte im NS-Staat
Fußball beruft sich immer auf seine Gründungsmythen und Traditionen. Nur hinsichtlich der Ära des Nationalsozialismus herrscht meist Dunkelheit, gewissermaßen ein historisches Elektrifizierungsproblem. Und doch ist in den letzten Jahren der Wille zur Aufarbeitung erkennbar. Jetzt nimmt Borussia Dortmund diesen Zeitabschnitt näher in den Blick. Indes, es fiel dort leichter als anderswo, sind die Mitglieder des Vereins im Jahre 1933 doch vorwiegend im sozialdemokratischen und kommunistischen Milieu anzusiedeln gewesen. Und so stellte der Verfasser Gerd Kolbe von vornherein klar: „Der BVB hat keinen Grund, für diese Zeit der Vereinsgeschichte beschämt oder befangen zu sein.”
Nun, der BVB hat auch keinen Grund, stolz darauf zu sein. Auch dann nicht, wenn Bundeskanzler Schröder in einem sozialromantisch anmutenden Vorwort den Nachweis erbracht sieht, „dass der BVB trotz Gleichschaltung des Fußballs niemals ein Nazi-Verein” gewesen sei. Der Autor widmet sich „Dortmund im Nationalsozialismus” und „Entwicklungen im deutschen Sport”. Interviews mit den Zeitzeugen und Nachfahren liefern einen wichtigen Überblick darüber, wie der Verein auf die „Machtergreifung” und die allmähliche nationalsozialistische Durchdringung des Sports reagierte. In Dortmund musste der damalige Vereinsvorsitzende Pentrup zurücktreten, da er nicht NSDAP- Mitglied werden wollte. Der Autor spürt auch jenen Mitgliedern nach, die am Ende des Krieges von den Nazis ermordet wurden. Jene, die gegen das Regime opponierten und im Verein geblieben waren, sollen von der Geschäftsstelle angeblich auch „Vervielfältigungsmaschinen” erhalten haben, um gegen die Nazis zu agitieren.
Doch darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass Kolbe eine Einordnung manchmal schwer fällt. Manches in diesem Buch ist daher schlichtweg Unfug. Keineswegs eröffnete Hitlers „Mein Kampf”, wie Kolbe meint, dem Sport „eine hervorragende Ausgangsposition”, vielmehr besaß der NS-Staat zunächst nicht einmal ein schlüssiges Sportkonzept. Auch sind jüdische Sportvereine nicht 1933 aufgelöst worden. Im Gegenteil: Sie erlebten bis 1938 eine (Schein- ) Blüte, da Juden seit 1933 nur untereinander Sport treiben konnten.
Sport in Braun
Schwerer wiegt indes, dass unangenehme Aspekte der Vereinsgeschichte so wirken, als seien sie in einen schwarz-gelben Weichspüler geraten. „Einen Arier-Paragraphen” gab es selbstverständlich nicht beim BVB, schreibt Kolbe mit Hinweis auf die Vereinssatzung 1938. Dass es Juden ohnehin verboten war, am Spielbetrieb des Fachamts Fußball teilzunehmen, wird verschwiegen; einen Akt des zivilen Ungehorsams daraus zu schneidern, ist verwegen. Den Vermerk aus einer Vereinsfestschrift mit dem Inhalt, dass 80 Prozent der BVB-Gauligamannschaft in der SA aktiv waren, kommentiert Kolb so: „Diese Aussage war wahrscheinlich reine Propaganda”. Ein Beleg dafür hat er nicht zu bieten.
Und das Porträt des ersten Nationalspielers des BVB, August Lenz, verzichtet auf seine NSDAP-Mitgliedschaft; diese wird erst später angemerkt. Auch ist der Hinweis, dass bei Lenz im Zweiten Weltkrieg die „fußballerischen Ambitionen” dominiert hätten, blanker Zynismus. Zumindest in den Ohren all jener, die nicht, wie Lenz, Dienst taten in der „Organisation Todt”. Dem Verein alle Ehre – aber ein Hort des Widerstandes im „Dritten Reich” ist Borussia Dortmund sicherlich nicht gewesen.
ERIK EGGERS
GERD KOLBE: Der BVB in der NS-Zeit, Werkstatt-Verlag, Göttingen 2002. 192 Seiten, 16,90 Euro.
Der Rezensent ist freier Journalist und Buchautor.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Udo Feist findet es sehr lobenswert, dass mit diesem Buch Borussia Dortmund als erster Fußballverein seine Geschichte in der Nazizeit aufarbeitet. Der Verein habe diese Studie selbst in Auftrag gegeben und mit dem Verfasser, Leiter der Stadtpressestelle und Sprecher des BVB, einen Autor gefunden, der sowohl "gefällig" als auch präzise zu schreiben versteht und dabei stets die "Distanz" wahrt, so Feist beifällig. Ihm macht das Buch deutlich, dass die Borussia zwar kein "Heldenverein" gewesen ist, doch sich auch nicht voll und ganz der Ideologie der Nationalsozialisten verschrieben hatte. Der vom Autor geprägte Begriff von der "Borussenfamilie" möge zwar kitschig klingen, treffe aber ganz gut, was den bis heute andauernden Mythos vom BVB ausmache, so der Rezensent zufrieden. Dabei, lobt Feist, ist die Studie auch ein Stück "Normalo-Soziologie".

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