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Dima Wannous erzählt vom Leben der Menschen vor Beginn der syrischen Revolution 2011. Es sind zerstörte und gestörte Persönlichkeiten, die Wannous beschreibt; unfähig, angepasst, verängstigt, Kriecher, arme Schlucker. Sie sind Opfer einer alles beherrschenden Diktatur. Maha, soeben befördert, hat hart um die Position der Redaktionsdirektorin gekämpft: durch umsichtiges Hofieren, vorauseilenden Gehorsam und regierungstreue Meinung. Endlich ist es soweit - doch ihr wird klar, dass der Stuhl einer Direktorin nicht nur erobert, sondern auch verteidigt werden will. Sahar, eine junge, hübsche Frau…mehr

Produktbeschreibung
Dima Wannous erzählt vom Leben der Menschen vor Beginn der syrischen Revolution 2011. Es sind zerstörte und gestörte Persönlichkeiten, die Wannous beschreibt; unfähig, angepasst, verängstigt, Kriecher, arme Schlucker. Sie sind Opfer einer alles beherrschenden Diktatur.
Maha, soeben befördert, hat hart um die Position der Redaktionsdirektorin gekämpft: durch umsichtiges Hofieren, vorauseilenden Gehorsam und regierungstreue Meinung. Endlich ist es soweit - doch ihr wird klar, dass der Stuhl einer Direktorin nicht nur erobert, sondern auch verteidigt werden will. Sahar, eine junge, hübsche Frau mit einem kleinen, dicken, haarigen Ehemann, verbringt ihre Tage mit dem Observieren der Nachbarn durch ihr Fenster sowie mit Koranunterricht durch eine Witwe aus der Nachbarschaft, die erstaunliche Handreichungen zu Keuschheit und Prostitution in der Ehe gibt. Samîh ist Taxifahrer in Damaskus, der sein Auto liebt und in den langen Staus seine Fahrgäste mit den seltsamsten Fragen löchert.
In neun ausdrucksstarken Erzählungen lässt die Autorin die syrische Zivilgesellschaft für die Leser entstehen. Beeindruckend klarsichtig hat sie 2007 die Möglichkeit einer Revolution in Syrien vorausgesehen. Für die deutsche Ausgabe des Buches hat sie ein aktuelles Vorwort geschrieben.
Autorenporträt
Dima Wannous, geboren 1982 in Damaskus, studierte Französische Literatur an der Universität Damaskus und an der Sorbonne in Paris sowie Übersetzungswissenschaften in Lyon. Seit 2003 schreibt Wannous regelmäßig für arabischsprachige Tageszeitungen. Von 2012 bis 2014 arbeitete sie für die libanesische Online-Zeitschrift »Al-Modon«.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Einblick in die finsteren Machenschaften im Staat Syrien vermittelt diese von Larissa Bender übersetzte Erzählsammlung von Dima Wannous der Rezensentin. Wie sah es aus, das Leben unter Assad? Wenn die Autorin Opportunisten und Profiteure porträtiert, Funktionäre, Huren und Duckmäuser, scheint sie für Rezensentin Angela Schader vieles in Erinnerung zu rufen, was der Bürgerkrieg verdeckt. Das alte Regime der Lauscher und Spitzel in diesen Geschichten und wie die Autorin Befindlichkeiten auf die Objektwelt überträgt, sodass sogar Zypressen matt aussehen und ein Platz zu frösteln beginnt, haben Schader ganz schön zugesetzt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.04.2015

Der Feind hinter der Nachbarstür
Die syrische Journalistin Dima Wannous musste vor dem Krieg fliehen und arbeitet jetzt in Beirut.
In „Dunkle Wolken über Damaskus“ schildert sie den Alltag ihres Lebens, der von Angst und Argwohn geprägt war
VON LENA ABUSHI
Wenn jemand zum Mörder wird, dann gibt es sicher etwas, das in ihm selbst getötet wurde“, schreibt Dima Wannous. Sie kennt sich mit diesem Thema aus eigener leidvoller Erfahrung aus: Aufgrund des Bürgerkriegs in ihrer Heimat lebt die junge Syrerin derzeit in Beirut. Viele Syrer hätten vor der Revolution nicht geglaubt, dass Personen, die ihnen nahestanden, je zu Mördern würden, schreibt die Autorin in einer E-Mail. Sie sieht die äußeren Umstände als Ursache: „Um in einer Gesellschaft, in der Menschen wegen ihres Glaubens oder ihrer politischen Überzeugung umgebracht werden, nicht selbst zum Mörder zu werden – dazu bedarf es einer Standhaftigkeit, die nicht alle Menschen haben.“
Dima Wannous, 1982 in Damaskus geboren, liest an diesem Montag, 20. April, im EineWeltHaus aus ihrem Buch „Dunkle Wolken über Damaskus“ (Nautilus). In neun Erzählungen beschreibt sie darin das Alltagsleben der syrischen Mittelschicht – noch vor Ausbruch der Revolution. Die Protagonisten stammen aus unterschiedlichen Verhältnissen, die meisten fügen sich dem korrupten Regime. Zwar geben sie sich nach außen hin selbstbewusst, die Kompromisse, die sie eingehen, bereiten ihnen jedoch Gewissensbisse. Es geht etwa um einen Geschäftsmann, der spürt, dass seine machtvollen Beziehungen ihm nicht weiterhin gesellschaftliche Privilegien und die Loyalität seiner Ehefrau sichern. Oder um einen jungen Taxifahrer, der seine verwitwete Mutter versorgt und Fahrgästen seine Lebensgeschichte aufdrängt. Oder um die Gefühlswelt einer Journalistin, die gerade erst zur Redaktionsleiterin befördert wurde und beginnt, sich vor Intrigen zu fürchten und jedes Wort, das sie schreibt, ängstlich zu überdenken.
Eindringlich erzählt Wannous in ihrem Buch von der Gedankenwelt der Protagonisten, eine Welt, beherrscht von Misstrauen. „Assads Regime gab den Menschen über vierzig Jahre lang das Gefühl, sie alle einzeln zu beherrschen“, erklärt die Autorin: „Jeder hatte Angst, sein Gegenüber könnte ein Spion der Regierung oder des Geheimdienstes sein.“ Wie Menschen, die Tür an Tür nebeneinander lebten, dadurch einander fremd blieben, hat Wannous in Damaskus selbst erlebt. Die Autorin studierte außer in Damaskus auch in Lyon und Paris. Vor vier Jahren musste sie Syrien wegen des Bürgerkriegs endgültig verlassen, heute arbeitet sie als Journalistin in Beirut. Die Hoffnung, in ihre Heimat zurückzukehren, gibt sie jedoch nicht auf: „Bis heute spielen sich meine Träume in Syrien ab, darin sehe ich die Straßen und die Freunde, mit denen ich gelebt habe. Sogar libanesische Freunde, die ich aus Beirut kenne, befinden sich dort in Syrien."
  Was den Schreibstil der Autorin auszeichnet, ist Tiefe der Details, mit denen die Figuren charakterisiert werden. Vielen der Formulierungen in ihrem Erzählband ist denn auch anzumerken, dass die bildreiche Sprache die Übersetzerin Larissa Bender vor große Herausforderungen stellte. Wenn sie unterwegs ist, habe sie immer einen Notizblock dabei, so Wannous: „Während ich in Cafés sitze, beobachte ich die Passanten. Dabei stelle ich mir vor, wie ihr Leben ist, zu welchen Terminen sie gerade eilen, wie ihr Zuhause aussieht und mit welchen Geheimnissen und Problemen sie beschäftigt sind. Bei manchen sehe ich so eine Leere in den Augen.“ Die Autorin ist überzeugt davon, dass das Verständnis füreinander eine Friedensgrundlage ist: „Wir können nicht über die Zukunft Syriens nachdenken, ohne die Beziehungen der Syrer untereinander zu analysieren.“
Dima Wannous: „Dunkle Wolken über Damaskus“ , Mo., 20. April, 19.30 Uhr, EineWeltHaus, Schwanthalerstr. 80, ☏ 856 37 50
Ihr Schreibstil ist von der
Tiefe der Details und
bildreicher Sprache geprägt
Unvergessene Heimat: Nachts träumt Dima Wannous immer noch von Damaskus.
Foto: Richard Sammour
Unbarmherzig im Kampf gegen sein eigenes Volk: Dieses Bild von Syriens Herrscher Bashar Al-Assad ist auf die Mauer einer Armee-Kaserne im Norden Syriens gemalt.
Foto: imago
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