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Am 11. September 1973 putschte General Pinochet gegen das demokratische Chile. Peter Overbeck, Kameramann und Aktivist, erinnert sich an die drei Jahre währende Zeit der Hoffnung auf einen demokratischen Sozialismus sowie an ihr gewaltsames Ende und die anschließende Militärdiktatur, vor der Overbeck schließlich nach Deutschland fliehen musste. Ein lebendiges und persönliches Erinnerungsbuch.

Produktbeschreibung
Am 11. September 1973 putschte General Pinochet gegen das demokratische Chile. Peter Overbeck, Kameramann und Aktivist, erinnert sich an die drei Jahre währende Zeit der Hoffnung auf einen demokratischen Sozialismus sowie an ihr gewaltsames Ende und die anschließende Militärdiktatur, vor der Overbeck schließlich nach Deutschland fliehen musste. Ein lebendiges und persönliches Erinnerungsbuch.
Autorenporträt
Peter Overbeck, geboren 1927 in Mannheim, nach russischer Kriegsgefangenschaft Studium der Malerei. 1951 Auswanderung nach Brasilien, Arbeit als Kameramann und Regisseur von Werbe-, Dokumentar- und Spielfilmen. 1971 Übersiedlung nach Chile, Mitglied der Bewegung der Revolutionären Linken (MIR), 1973, nach dem Sturz Allendes, Leben im Untergrund. 1974 Flucht und Rückkehr nach Deutschland. 1977 erneuter Umzug nach Brasilien. 1994 Übersiedlung mit seiner Frau Ruth nach Israel in einen Kibbuz. Engagement in der Friedensbewegung. Bei Edition Nautilus erschien von Peter Overbeck Gott ist Brasilianer. Erlebnisse eines Kameramanns (2005).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.09.2008

Der andere 11. September
Vor 35 Jahren übernahm das Militär die Macht in Chile
Der 11. September 1973 – der Putsch des Militärs in Chile und die anschließende 16-jährige Diktatur General Pinochets – wurde aus dem Gedächtnis mancher verdrängt, nicht zuletzt durch den 11. September 2001. Der 1927 in Mannheim geborene Kameramann Peter Overbeck, der den Putsch vor nunmehr 35 Jahren in Chile miterlebte, rekonstruierte die damaligen Ereignisse. Overbeck hat ein bewegtes Leben hinter sich. Als 18-jähriger Soldat geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Mit 24 Jahren, ohne abgeschlossenes Studium, emigrierte er nach Brasilien, wo er Dokumentarfilme drehte.
Nach dem Militärputsch von General Castelo Branco schloss sich Overbeck der Widerstandsgruppe Allianz für nationale Befreiung von Carlos Marighela an, der in Europa bekannt wurde durch sein ins Deutsche übersetztes Buch zur Stadtguerilla. 1968 wurde in Brasilien der Notstand ausgerufen, Massenverhaftungen führten dazu, dass die Gruppe, für die Overbeck Fotos für gefälschte Pässe herstellte, bald aufflog. Im August 1971 floh er mit seiner ersten Frau Anneliese nach Chile. Dort hatte Salvador Allende am 4. September 1970 die Wahlen gewonnen und versprochen, „die politische Freiheit zur sozialen Freiheit” auf legalem Weg weiterzuentwickeln. Meinungs- und Pressefreiheit blieben ebenso erhalten wie die Parteienvielfalt.
Als die Volksfront jedoch begann, die Bodenschätze und Teile der verarbeitenden Industrie zu verstaatlichen und Großgrundbesitzer zu enteignen, kam es zu großen Spannungen nicht nur mit der bürgerlichen Opposition, sondern auch innerhalb der Volksfront. Overbeck beschreibt sehr plastisch die Vielfalt der linken Strömungen zwischen orthodoxen Kommunisten und linksradikalen Gruppen aller Schattierungen. Die verschiedenen Fraktionen verwickelten sich in erbitterte politische Debatten über den richtigen Weg. „Nur eines begriffen wir nicht: dass keiner dieser Wege zum Sozialismus auf die chilenischen Verhältnisse anwendbar war.”
Bei den freien Wahlen vom 12. März 1973 erreichte das Linksbündnis 43,4 Prozent der Stimmen. Was die konservative und rechte Opposition als Niederlage der Linken betrachtete, feierte die Linke, wie Overbeck kritisch anmerkt, als „fast gewonnene Wahlen”. Allende hielt sich strikt an die Legalität und die Verfassung, aber „die Spaltungen innerhalb der immer schon heterogenen Sozialistischen Partei vertieften sich”, und die linksradikalen Gruppen forderten zum bewaffneten Kampf auf.
Nach dem missglückten Putschversuch eines Panzerregiments am 29. Juni 1973 bot Allende an, die bürgerliche Opposition und das Militär in die Regierung einzubinden, was freilich die Konflikte innerhalb der Volksfront noch weiter verschärfte. Den Streik der Transportunternehmen, der maßgeblich von der amerikanischen Firma ITT finanziert wurde, legte das Land im Juli/August lahm und löste chaotische Zustände aus. Das Militär ließ am 11. September Panzer auffahren, rief den Ausnahmezustand aus und ließ massenhaft Menschen verhaften, foltern und verschwinden. Versuche, Widerstand zu leisten, unterdrückte das Militärregime brutal. Es herrschte schnell die sprichwörtliche Ruhe im Land, „die Reaktion hatte gesiegt”.
Mit Hilfe von Amnesty International und des Bischofs Helmut Frenz gelang es Overbeck und seiner zweiten Frau Ruth, im Oktober 1973 nach Frankfurt auszufliegen. Overbeck berichtet sachlich-nüchtern über den kurzen Aufbruch und das abrupte Ende des Versuchs einer legalen und gewaltfreien Revolution und bringt Ereignisse wieder in Erinnerung, die nicht vergessen werden sollten. Leider berücksichtigt Overbeck in seinem Nachwort über das heutige Chile den Bericht der Nationalen Kommission zur Untersuchung von politischer Haft und Folter (1973-1990) nicht. Er ist in der Hamburger Edition unter dem Titel „Es gibt kein Morgen ohne Gestern” erschienen. RUDOLF WALTHER
PETER OVERBECK: Santiago, 11. September. Erinnerungen an Chile. Nautilus Verlag, Hamburg 2008. 255 Seiten, 19,90 Euro.
In einem Poncho wird der Leichnam von Salvador Allende, der angeblich Selbstmord beging, in Santiago aus dem Moneda-Palast getragen. Foto: AP
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Rudolf Walther begrüßt Peter Overbecks Erinnerungen an den Militärputsch in Chile vor 35 Jahren. Er bescheinigt dem Kameramann und Dokumentarfilmer, der damals in Chile lebte, die Ereignisse überaus lebendig zu rekonstruieren. Anschaulich, aber auch nüchtern beschreibe Overbeck die Vielfalt linker Strömungen, die erbittert über den richtigen Weg stritten, und berichte über Aufbruch und Ende des Versuchs einer legalen und gewaltfreien Revolution. Dabei bringe er Ereignisse wieder in Erinnerung, so Walther, "die nicht vergessen werden sollten". Etwas bedauerlich findet er nur, dass Overbeck in seinem Nachwort den Bericht der Nationalen Kommission zur Untersuchung von politischer Haft und Folter (1973-1990) nicht berücksichtigt.

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