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Im Jahr 1952 machte Ernesto Guevara mit seinem Freund Alberto Granado eine Motorradreise, die durch sein Tagebuch und den Film The Motorcycle Diaries berühmt wurde. Nahezu ein halbes Jahrhundert später begibt sich Patrick Symmes, bewaffnet mit nicht mehr als einem Notizbuch, einem Exemplar dieses Tagebuchs und ein paar Ersatzteilen auf seiner BMW R80 G/S auf die Suche nach den Menschen, denen Che begegnet war, und den Orten, die er besucht hatte. "Unsentimental und lustig, vereinen sich in diesem Buch das Temperament eines Gonzo-Journalisten und das Können eines seriösen Reporters." Publishers Weekly…mehr

Produktbeschreibung
Im Jahr 1952 machte Ernesto Guevara mit seinem Freund Alberto Granado eine Motorradreise, die durch sein Tagebuch und den Film The Motorcycle Diaries berühmt wurde. Nahezu ein halbes Jahrhundert später begibt sich Patrick Symmes, bewaffnet mit nicht mehr als einem Notizbuch, einem Exemplar dieses Tagebuchs und ein paar Ersatzteilen auf seiner BMW R80 G/S auf die Suche nach den Menschen, denen Che begegnet war, und den Orten, die er besucht hatte. "Unsentimental und lustig, vereinen sich in diesem Buch das Temperament eines Gonzo-Journalisten und das Können eines seriösen Reporters." Publishers Weekly
Autorenporträt
Patrick Symmes schreibt über politische Fragen Lateinamerikas, Globalisierung und Reisen in die "Dritte Welt" für verschiedene Magazine, u.a. Harper's (wo er Mitherausgeber ist), Outside, Wired und Conde Nast Traveler. Er lebt in New York City.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.02.2006

Auf der Piste mit dem Guerillero
Ein Reiseführer folgt den Spuren Che Guevaras durch Bolivien
1952 macht sich der 23-jährige Argentinier Ernesto Guevara Lynch de la Serna auf, Südamerika zu durchqueren. Gelangweilt vom großbürgerlichen Studentenleben und hungrig nach Abenteuern verlässt er Buenos Aires gemeinsam mit seinem Freund Alberto Granado. Vom Sattel eines altersschwachen Motorrads aus entdeckt er die Gegensätze seines Heimatkontinents: die Weiten Patagoniens und die Gipfel Perus, die neureichen Bürgertöchter Santiagos und die verarmten Indiokinder der Andendörfer, sterbende Kulturen und wieder auferstehende Ideologien. Die Reise ins Ungewisse wird zum Erweckungserlebnis. Aus Ernesto, dem verwöhnten Sohn eines Plantagenbesitzers, wird der leidenschaftliche Revolutionär Che. Was mit einem übermütigen Motorradtrip beginnt, endet 1967 in einem letzten Guerillakampf in der Abgeschiedenheit Boliviens.
Der New Yorker Journalist Patrick Symmes bricht Jahrzehnte nach der ersten großen Reise des jungen Che auf, um an der alten Motorradroute entlang nach Spuren des späteren Guerillero heroico numero uno zu suchen. Doch anders als Guevara beginnt Symmes seine eigentliche Reise nicht in Buenos Aires, sondern in Kuba. Ein Gusano, ein Wurm, wie man hier die Verräter der Revolution nennt, schenkt dem Journalisten in Santa Clara ein zerknittertes Foto vom lachenden Che. „Wäre er noch am Leben”, sagt der Kubaner, „würde nichts von all dem hier passieren”. Er gibt Symmes einen Auftrag mit auf seine Reise durch Südamerika: „Versprich mir, dass du den Menschen erzählst, wie es wirklich ist.”
Die Suche nach dem Menschen hinter dem Mythos Che ist das eigentliche Abenteuer von Symmes’ Motorradreise. Er besucht jene Orte, die für Guevara nichts anderes als kurzweilige Stationen waren und trifft dort auf Menschen, die dem jungen Argentinier damals begegneten. Doch auch auf solche, die nie von ihm gehört haben. Der Menschenfreund, der Abenteurer, der Freiheitskämpfer, der Massenmörder, der Märtyrer - das Konterfei des Guerilleros mit der Baskenmütze kennt viele Interpretationen. Symmes findet auf seiner Reise Splitter von jeder dieser Deutungen. Seine Suche nach dem wahren Guevara wird zu einer Reise in die Vergangenheit eines zerrissenen Kontinents. Die Abgründe zwischen Arm und Reich sind seit Ches Motorradreise die gleichen geblieben. Symmes’ Begegnungen mit Gauchos und Lokalfunktionären, mit Minenarbeitern und politischen Gefangenen, mit Straßenjungen und Indiofrauen zeichnen ein kritisches Bild der Gegenwart Lateinamerikas. Das ständige Gegenüber von Gestern und Heute, von Mann und Mythos ergibt eine unterhaltsame Mischung aus Reisebericht, Biografie und Geschichtsreport.
Symmes’ Reise endet nicht bei Vallegrande, jenem Ort im bolivianischen Nirgendwo, wo ein Feldwebel den Guerillero mit neun Schüssen hinrichtete. Sie endet dort, wo sie begonnen hat. In Kuba, vor einem Bild von El Che. In Santa Clara steht heute der Revolutionär als sieben Meter hohe Bronzestatue. „Alle Welt hat ihn zum Mythos erhoben”, schreibt Symmes, „außer er sich selbst.”
WINFRIED SCHUMACHER
PATRICK SYMMES: Reiseziel Che Guevara - Mit dem Motorrad durch Lateinamerika. Edition Nautilus Verlag Lutz Schulenburg, Hamburg 2005, 384 Seiten, 19,90 Euro.
Die Reise ins Ungewisse wird für den jungen Che zum Erweckungserlebnis
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Der Rezensent Uwe Stolzmann ist sehr angetan von dieser Reisereportage, die seiner Meinung nach auch essayistische Qualitäten hat - auch wenn der Autor Patrick Symmes (sonst arbeitet der New Yorker als Journalist) sein eigentliches Ziel verfehlt. Das ist nämlich erklärtermaßen, den "Menschen hinter der Ikone" Che Guevara zu finden. Doch was ihm statt dessen gelungen ist, ist nach Stolzmanns Meinung umso lesenswerter, sowohl was den Stil als auch den Inhalt betrifft: "Er verbindet Analysen mit Impressionen, er gleitet vom Heute ins Gestern und wieder zurück, und stetig misst er das eine am anderen: die Gegenwart am Vergangenen". Dadurch und durch Symmes gründliches Quellenstudium entstehen in den Augen des Rezensenten "Bruchstücke einer Sozialgeschichte Lateinamerikas."

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