Marktplatzangebote
5 Angebote ab € 4,99 €
  • Gebundenes Buch

Neue Gedichte von Hendrik Rost, dessen Texte aus zahlreichen Vorabdrucken in der FAZ und wichtigen Anthologien bekannt sind.Der Blick des Lyrikers Hendrik Rost ist genau; er faßt die wahrgenommene Bewegung der Wirklichkeit im Moment, verleiht ihr Festigkeit im streng gebauten Gedicht. Rosts Aufmerksamkeit gilt immer wieder der Natur. Er betrachtet sie mit einer Neugier, die an den Medien geschult ist. Gefühl, Analyse, Anschauung, dieser Dreisprung bezeichnet Reiz und Geheimnis der Gedichte Hendrik Rosts. Das Eigene jedweden Gegenübers wird so »das zweite Mal zum ersten Mal« erlebt.

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Neue Gedichte von Hendrik Rost, dessen Texte aus zahlreichen Vorabdrucken in der FAZ und wichtigen Anthologien bekannt sind.Der Blick des Lyrikers Hendrik Rost ist genau; er faßt die wahrgenommene Bewegung der Wirklichkeit im Moment, verleiht ihr Festigkeit im streng gebauten Gedicht. Rosts Aufmerksamkeit gilt immer wieder der Natur. Er betrachtet sie mit einer Neugier, die an den Medien geschult ist. Gefühl, Analyse, Anschauung, dieser Dreisprung bezeichnet Reiz und Geheimnis der Gedichte Hendrik Rosts. Das Eigene jedweden Gegenübers wird so »das zweite Mal zum ersten Mal« erlebt.
Autorenporträt
Hendrik Rost, geb. 1969 in Burgsteinfurt, Westfalen. Nach einem Aufenthalt in den USA studierte er Germanistik und Philosophie in Kiel und Düsseldorf. Er lebt heute als Autor, Übersetzer und Lektor in Hamburg.Für seine Werke wurde er mit vielfachen Preisen ausgezeichnet, u.a.: Clemens-Brentano-Preis (1999), Wolfgang-Weyrauch-Preis (2001), Stipendium des Literarischen Colloquiums Berlin (2001), Dresdner Lyrikpreis (2003), Förderpreis zum Ernst-Meister-Preis (2003), Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Literatur (2004).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.03.2006

Driftender Realismus
Seismograph: Hendrik Rosts Gedichte / Von Walter Hinck

Wellenreiter" heißt es lakonisch am Schluß der biographischen Angaben im Klappentext, und man möchte das Wort als Metapher nehmen. Das artistische Balancieren dieses Wassersportlers auf den mächtig und gefährlich schwingenden Wellen setzt ebenjene gespannte Wachsamkeit für den Augenblick und jene Konzentration der Sinne und des Bewußtseins voraus, die auch die lyrische Kunst von Hendrik Rost auszeichnen. Zugleich wird so auf die Motive verwiesen, die in diesem neuen Gedichtband "Im Atemweg des Passagiers" kontinuierlich wiederauftauchen: die See, schwimmen, der Strand, "Wörter ritten auf einer stehenden Welle" - von den vier Elementen ist Wasser das beherrschende in diesen Gedichten. Und sogar mit dem Titelwort "Passagier" noch assoziiert man das Meer.

Doch sind die Gedichte dieses vierten Lyrikbandes von Rost alles andere als Sportgedichte. In "Vorstudien zur Landschaft" fällt das Stichwort "driftender Realismus". "Augen auf" ist das Motto. Der Einfall der Welt ins Bewußtsein beginnt mit dem Aufwachen, aber die Wahrnehmung "verrechnet" die Eindrücke noch mit den Bildern des Unbewußten, des Traumes. Dann aber setzt die geradezu tentakelhafte Feinfühligkeit und Fangbereitschaft der Sinne ein. Sogleich auch wird die Wahrnehmung zur Umschaltstelle für Poesie: "Der Morgen schüttelte sich Schnee / aus dem Fell." So weit reicht die magnetische Kraft dieses "driftenden Realismus", daß die "seismographischen Sinne" Erschütterungen "längst spüren", bevor sie eintreten, zumindest sie aufnehmen in eine "Skala von Möglichkeiten". Die Wahrnehmung des Gegenwärtigen liegt im mittleren Punkt des Pendelschlags zwischen der Sensibilität für Kommendes und der Nachempfindlichkeit für Vergangenes. Denn immer wieder auch sind "die Augen voll von Rückblicken", bleibt im "kaum hörbaren Bereich" ein "längerer Atem" spürbar.

Erinnerung zehrt von der Resistenz von Sinneseindrücken. Doch kein blindes Vertrauen setzt dieser "driftende Realismus" in die Überzeugungskraft des Augenscheins. "Eis auf dem See um diese Jahreszeit / kann nur Mondlicht" sein. Eine "Saison" wird bilanziert: "Liebe empfangen aus der Hand eines Unbekannten. / Aufruhr und Pakt gegen den Nonsens, / fast ein Herz - eine gegebene Schwingung." Aber dann erhebt sich doch die Frage: "Wie wertvoll ist eine Illusion von Tiefe?" Immerhin: eine "Tatsache", aber "größer als ihr Gegenstand"; ein Motor des Verlangens, aber eines Verlangens, das "implodiert". Nicht nur die Täuschungen der Sinne werden durchschaut, auch das Ungefähre des Erlebens, der Erfahrungen. "Heute ist eine Episode, / in die ich keinen Einstieg finde. / . . . Laß los, es ist vorbei."

Eine skeptische Generation nimmt mit der Verweigerungshaltung Indifferenz in Kauf. "Ich verweigerte mich damals halbherzig / dem Dienst an der Waffe, / die Begründung war eingebildeter / Ernstfall, ein schriftlicher Ersatz, / ich fuhr Behinderte zur Schule / und Essen aus auf Rädern." Aber das Aufschlagen des Schädels eines Betrunkenen beim Hinfallen hinterläßt ein "obszönes Selbstwertgefühl". Positiver Gewinn: Der Schriftsteller dieser Generation nervt seine Mitmenschen nicht mit "Sendungsbewußtsein".

Hendrik Rost hat neben Literaturwissenschaft auch Philosophie studiert. Und in seiner Lyrik wird der Gedanke zum Echolot, das die Tiefe der Wahrnehmungen prüft. Dieser Lyriker weiß einerseits: "Die Schicht Zivilisation ist dünn", andererseits, daß es schwer werden kann, die "Liebkosungen der Vernunft" zu ertragen. Niemals aber treibt in den Gedichten der Gedanke in philosophische Abstraktion, immer wirft er Anker in der Anschaulichkeit.

Das Zeitalter der Technik und der Medien ruft sich dem Lyriker schon am Schreibtisch ins Bewußtsein. "Fortdauernde Computerprobleme / und Rückkehr zur Handschrift . . . / Kugelschreiber: Besonnenheit; Bleistift: Weisheit." Früh, allzufrüh, setzt mit dem Starren auf die "Szenenfotos" vor dem Kino und in "Vitrinen voll exotischer Arten" die "Reizbarkeit" für den Film ein. Aber Rosts Zivilisationskritik bleibt das, was man vor Jahrzehnten gern als "systemimmanent" schalt; sie wählt die poetisch-ironische Waffe. So in "Serieller Heimatbesuch": "An jedem Giebel hält eine Satelliten- / schüssel die Hand hinters Ohr / . . . Fernseher blinzeln / ins Zimmer . . . / Die gezeigte Welt hält bis zur Werbung / zusammen, dann stürmt jeder los / für menschliche Bedürfnisse." Nur selten wirkt der Vergleich, das lyrische Bild allzu bemüht. "Die Art, den Film zu wechseln, gleicht / dem Öffnen einer Konserve zum Dessert." Viel genauer dagegen das Gedicht vom "Schnappschuß" im Video: "Ich sehe zu und spüre Reue, / wenn das geht, für den medialen Zeitraffer, / von Ding zu Bild und zu Gefühlen / in Sekunden. Ich muß Luft holen."

In einem der Gedichte stellt sich der Patient einer medizinisch-technischen Untersuchung. "Sehen Sie in sich hinein. / Solche Bilder werden schmerzlos / gemacht . . . / Vorm Wartezimmer steht / ein kahler Baum, im ,Geäst der Brust' / zeichnet sich ein Nest ab. Ein Herz / vor die dämmernde Fläche geklemmt. / Der Arzt redet und deutet, / Schattierungen und erster Schnee." Von solcher Art sind die Gedichte Hendrik Rosts; Innenaufnahmen des Bewußtseins.

Hendrik Rost: "Im Atemweg des Passagiers". Gedichte. Wallstein Verlag, Göttingen 2006. 96 S., geb., 14,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

" Rezensent Walter Hinck beschreibt die Texte des vierten Lyrikbandes von Hendrik Rost als "Innenaufnahmen des Bewusstseins". Sie zeichnen sich für ihn besonders durch "gespannte Wachsamkeit für den Augenblick", aber auch durch eine Art "driftenden Realismus" aus, wie er es in Anlehnung an ein Rost-Gedicht formuliert. Damit hebt Hinck eine Haupteigenschaft dieser Lyrik hervor, nämlich Gedanken nicht in die philosophische Abstraktion zu treiben, sondern stets in der Anschaulichkeit zu verankern. Manche zivilisationskritische Töne der Gedichte findet Hinck systemimmanent, wenn auch poetisch-ironisch grundiert. Nur sehr selten bemängelt er etwas bemüht klingende Vergleiche und Bilder.

© Perlentaucher Medien GmbH"