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Die erste Untersuchung zur medizinischen Situation in einem sowjetischen Speziallager in Deutschland. Der nachhaltige Schrecken, der von den sogenannten Speziallagern in der Sowjetischen Besatzungszone ausging, erklärt sich nicht zuletzt durch die hohe Sterblichkeitsrate unter den Lagerinsassen. Die Hauptursachen dafür waren Hunger und Krankheiten.In dem vorliegenden Band wird erstmals der Versuch unternommen, an einem Beispiel die medizinisch-sanitäre Situation in den Lagern zu analysieren. Wie reagierten die sowjetische Lagerverwaltung und deren Vorgesetzte auf den katastrophalen…mehr

Produktbeschreibung
Die erste Untersuchung zur medizinischen Situation in einem sowjetischen Speziallager in Deutschland. Der nachhaltige Schrecken, der von den sogenannten Speziallagern in der Sowjetischen Besatzungszone ausging, erklärt sich nicht zuletzt durch die hohe Sterblichkeitsrate unter den Lagerinsassen. Die Hauptursachen dafür waren Hunger und Krankheiten.In dem vorliegenden Band wird erstmals der Versuch unternommen, an einem Beispiel die medizinisch-sanitäre Situation in den Lagern zu analysieren. Wie reagierten die sowjetische Lagerverwaltung und deren Vorgesetzte auf den katastrophalen Gesundheitszustand der Gefangenen? Weshalb unterblieb eine angemessene medizinische Versorgung der Gefangenen selbst dann, als ausreichend medizinisches Personal zur Verfügung stand?Bei ihren Untersuchungen stützen sich die Verfasser auf die Berichte überlebender Insassen. Ausführlich werden russische Akten ausgewertet, die trotz unverkennbarer Apologetik erstaunliche Einblicke in die Lagerrealität ermöglichen.Der Anhang enthält zwei Berichte ehemaliger Insassen sowie die Abschlußberichte der sowjetischen Lagerverwaltung. Soweit wie möglich wurde die Zusammensetzung des sowjetischen medizinischen Personals und des aus Gefangenen rekrutierten deutschen Personals rekonstruiert. Zeichnungen von Häftlingen und Abbildungen des Lazaretts ergänzen den Band.Links: Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.
Autorenporträt
Die AutorenKathrin Krypczyk, geb. 1970, Ausbildung zur Krankenschwester, Studium der Mittleren und Neueren Geschichte, Historischen Hilfswissenschaften und Judaistik in Köln, derzeit tätig als freiberufliche Mitarbeiterin am FrauenMediaTurm/Köln.Bodo Ritscher, geb. 1948, Studium in Leipzig, wissenschaftlicher Assistent an den Universitäten in Dresden und Jena, Kustos für den Bereich Speziallager in der Gedenkstätte Buchenwald, Forschungen zur Geschichte des Konzentrationslagers Buchenwald und der sowjetischen Speziallager in Deutschland mit zahlreichen Publikationen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.10.2006

Krank vor Hunger
Eine Untersuchung zur medizinischen Versorgung im Lager Buchenwald von 1945 bis 1950

Kathrin Krypczyk und Bodo Ritscher untersuchen auf der Grundlage sowjetischer Akten und von Häftlingsberichten die Verhältnisse im sowjetischen Speziallager Nummer 2 Buchenwald, das von 1945 bis 1950 existierte. Es gehörte zu den Sowjetlagern auf deutschem Boden mit insgesamt 189000 Häftlingen, von denen über ein Drittel dort zu Tode kam. Einige Tatsachen: Die krankheitsbedingenden Faktoren in Buchenwald waren "extremer Hunger" - auch Neugeborene und Kinder bekamen nur "die übliche Häftlingskost" -, "katastrophale" hygienische Verhältnisse, nicht einzudämmender Befall mit Ungeziefer und eine völlig unzureichende ärztliche Versorgung. Die häufigsten Krankheiten waren Tuberkulose, Hungerdystrophie, Bauchtyphus, Fleckfieber, Diphtherie, Ruhr und verschiedene Hautkrankheiten. Alles in allem: "Jede Krankheit konnte tödlich sein", wie der Titel des Buches zutreffend zusammenfaßt.

Im Anhang wird eine Übersicht über das medizinische Inventar und Arzneien gegeben. Neben einigen elementaren Instrumenten und Präparaten, bei denen berücksichtigt werden muß, daß sie "keineswegs immer und für alle Gefangenen zur Verfügung standen", werden als "Operationsinstrumente" ausschließlich "Taschenmesser, Säge" genannt und als "alternative Heilmittel" Brennessel, Buchenrinde, Eichenrinde, Fichtennadelaufguß, Holzkohle, Huflattich, Johannisbeerblätter, Kamille, Knochenkalk, Knochenkohle, Löwenzahn, Röstbrot, Traubenzuckerspritzen, Urin, Wegerich, weißer Ton, Wermut- und Salbeitee. Die Leitung hatten sowjetische Militärärzte, dazu arbeiteten 64 deutsche Ärzte, die Häftlinge waren. Besonders furchtbar war die Situation im Hungerwinter 1946/47, der auch in der Sowjetunion herrschte. Bei den sowjetischen Ärzten gab es auch Hilfsbereitschaft und bei den deutschen auch Arroganz. Die methodischen Schwierigkeiten, mit denen die Verfasser zu kämpfen hatten, waren beträchtlich, etwa bei "nachweislich gefälschten" sowjetischen Statistiken oder bei Erinnerungsdefiziten. Um so bewundernswerter sind die Vorsicht und die Akkuratesse, mit denen vorgegangen wird, wenngleich gelegentlich nicht mit angemessenen scharfen Wertungen gespart wird. Positiv hervorzuheben ist auch, daß abschließend auf die gesundheitlichen Folgen der Haft nach der Entlassung eingegangen wird.

WOLFGANG SCHULLER

Kathrin Krypczyk/Bodo Ritscher: Jede Krankheit konnte tödlich sein. Medizinische Versorgung, Krankheiten und Sterblichkeit im sowjetischen Speziallager Buchenwald 1945-1950. Wallstein Verlag, Göttingen 2005. 189 S., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Instruktiv findet Wolfgang Schuller diese Studie über die katastrophalen Verhältnisse im sowjetischen Speziallager Buchenwald 1945-1950, die Kathrin Krypczyk und Bodo Ritscher vorgelegt haben. Durch Krankheiten, Hunger, miserable hygienische Verhältnisse, Ungeziefer und eine völlig unzureichende ärztliche Versorgung kam laut Schuller über ein Drittel der 189.000 Häftlinge zu Tode. Er unterstreicht, dass die Autoren nicht nur die Zustände im Lager untersuchen, sondern auch auf die gesundheitlichen Folgen der Haft nach der Entlassung eingehen. Die auf sowjetischen Akten und Häftlingsberichten basierende Untersuchung zeichnet sich seines Erachtens durch Umsicht und Genauigkeit aus, ohne gelegentlich mit "angemessenen scharfen Wertungen" zu sparen.

© Perlentaucher Medien GmbH