Produktdetails
  • Eine Bildreise
  • Verlag: Ellert & Richter
  • Seitenzahl: 96
  • Abmessung: 325mm
  • Gewicht: 836g
  • ISBN-13: 9783892349792
  • ISBN-10: 3892349797
  • Artikelnr.: 24144028
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.05.2001

Europa

"Elsaß" von Georg Jung. Erschienen in der Reihe: "Eine Bildreise". Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2001. 96 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 24,80 Mark. ISBN 3-89234-979-7.

Nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb der Straßburger F. Hoffet eine damals vor allem in Paris aufmerksam gelesene "Psychoanalyse des Elsaß". Die Zeit, in der das Land am Oberrhein der politischen Therapie bedurfte, ist längst vorüber. Wenn man heute auf eine Zwangsneurose hinweist, ist es die deutscher, vor allem norddeutscher Verleger, ihr aktuelles Programm mit einem Elsaß-Bildband abzurunden. Um zu sparen, engagiert der Verlag dann für ihn gern einen Autor, der auch fotografiert, oder einen Fotografen, der auch schreibt. Georg Jung, Rügen-Kenner aus dem Sudetenland, ist schreibender Fotograf, dem hervorragende Bilder gelingen - in seinem Elsaß-Band etwa die Ansicht der Moder-Mündung und die Aussicht vom Petit Ballon. Als Textautor stützt sich Jung auf Goethe und den Guide Michelin, auf die drittklassigen einheimischen Romanciers Egan und Weckmann sowie auf die Jugenderinnerungen des biederen Tomi Ungerer. Knapp gesagt: Jungs Elsaß ist heile Welt und glanzkaschierte Vergangenheit. Das heutige Elsaß ist in Jungs Bildreiseband etwa so prägnant vertreten wie das jetzige Witebsk in den Bildern von Marc Chagall. Gewissenhaft und nach Vorlage handelt Jung sein Elsaß ab, das nur ein deutsches Mythologem ist: "Das kleine Paradies am Oberrhein", "Straßburg: wo sich Europa trifft", "zauberhafte Winzerorte" und "Colmar, wo die Seele des Elsaß wohnt". Auf sechsundneunzig Seiten keine frappierende Beobachtung oder erstaunliche Begegnung. Weder im Text des Bildbands noch auf den Fotos tauchen Menschen auf. Dabei ist eine Elsaß-Reise doch auch eine Reise zu andersartigen Physiognomien - wo sieht man mehr aufregend häßliche Geschäftsfrauen als in Straßburg, wo betörendere Nordafrikanerinnen als in den Armenvierteln von Mülhausen? Unter den Pilgern, die auf dem Odilienberg nächtigen, haben einige noch alemannische Charakterköpfe à la Schweitzer oder Flake. Jung zieht Motive vor, die stillhalten und keine Fragen stellen - geraniengeschmücktes Fachwerk, Heidenmauern, hundertjährige Eichenholzfässer in einem Weinkeller von 1583. (Kfi.)

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Auf sechsundneunzig Seiten keine frappierende Beobachtung oder erstaunliche Begegnung", stöhnt ein mit "Kfi." zeichnender Rezensent. "Gewissenhaft und nach Vorlage" werde hier das Elsass abgehandelt, und zwar "als deutsches Mythologem". Das heutige Elsass sei aber in diesem Bildreiseband "etwa so prägnant vertreten", wie das heutige Witebsk in den Bildern von Marc Chagall. Kurz: "heile Welt und glanzkaschierte Vergangenheit". Zwar räumt "Kfi." ein, dass dem "schreibenden Fotografen" Jung ab und zu "hervorragende Bilder" gelungen seien. Doch sein Text stütze sich auf Goethe und den "Guide Michelin", auf "drittklassige einheimische Romanciers" und die Jugenderinnerungen des "biederen Tomi Ungerer". Nirgends, bemängelt "Kfi." außerdem, tauchten Menschen auf. Junge ziehe wohl Motive vor, "die stillhalten und keine Fragen stellen". Also "geraniengeschmücktes Fachwerk" oder "hundertjährige Eichenholzfässer".

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