Marktplatzangebote
14 Angebote ab € 2,90 €
  • Gebundenes Buch

Seit jeher begeben sich Schriftsteller auf Reisen, um das Natürliche, das Unverfälschte und das Ursprüngliche zu erfahren. Und um Antworten auf die Fragen des eigenen Lebens zu erhalten. Carl von Siemens folgt dieser Tradition. Bei indigenen Völkern im pazifischen Raum möchte er lernen, die Welt mit anderen Augen zu sehen. In Australien begegnet er dem magischen Denken der Aborigines und teilt ihren Alltag im Outback. Auf Mangaia, der ältesten der Cookinseln, erlebt er die Vormoderne nur mehr als Spuk. Und in Peru wird er von Mestizen und Amazonasindianern in den Gebrauch halluzinogener…mehr

Produktbeschreibung
Seit jeher begeben sich Schriftsteller auf Reisen, um das Natürliche, das Unverfälschte und das Ursprüngliche zu erfahren. Und um Antworten auf die Fragen des eigenen Lebens zu erhalten. Carl von Siemens folgt dieser Tradition. Bei indigenen Völkern im pazifischen Raum möchte er lernen, die Welt mit anderen Augen zu sehen. In Australien begegnet er dem magischen Denken der Aborigines und teilt ihren Alltag im Outback. Auf Mangaia, der ältesten der Cookinseln, erlebt er die Vormoderne nur mehr als Spuk. Und in Peru wird er von Mestizen und Amazonasindianern in den Gebrauch halluzinogener Pflanzenmedizin eingewiesen. Bei seinen sinnlich und elegant erzählten Reisen stößt Carl von Siemens nicht nur an die Enden der Welt vor. Sie werden auch zu Ausflügen in die Tiefen seiner Seele, die er mit pointierter Selbstironie erforscht.
Autorenporträt
Siemens, Carl vonCarl von Siemens, Urururenkel des Firmengründers Werner von Siemens, studierte Philosophie, Politologie, Volks- und Betriebswirtschaftslehre am Trinity College in Oxford, der London School of Economics und der Ludwig-Maximilians-Universität in München. 1992, am Ende seines Studiums, reiste er über Land von Helsinki durch Finnland, Estland, Russland, die Mongolei, China, Tibet, und Nepal nach Bombay. Er war Unternehmensberater, Journalist sowie Gründer und Geschäftsführer einer Web-Agentur in Hamburg. Seine Reportagen, Essays und Kurzgeschichten erschienen u.a. in »Rolling Stone«, »Lettre International«, »Der Freund« und »Das Magazin«. Bei Fischer veröffentlichte er sein Debüt »Kleine Herren. Ein Deutscher in Oxford«, über das Christian Kracht schrieb: »Kann man die Geister von Evelyn Waugh und Kingsley Amis auf Deutsch beschwören? Carl von Siemens ist eben dies mit Aplomb, Geist, großartigem Humor und einem besonders feinen Gespür für Dialoge gelungen.«Für das vor

liegende Buch suchte Carl von Siemens Australien, die Cook-Inseln und Peru auf. 2014 besuchte er zum ersten Mal seit Langem wieder die Hauptversammlung der Siemens AG. Er erfuhr von schweren ökologischen Bedrohungen für das Amazonasgebiet im brasilianischen Belo Monte durch ein Staudammprojekt, dem drittgrößten Wasserkraftwerk der Welt, an dem die Siemens AG über ein Joint Venture beteiligt ist. Carl von Siemens reiste in den Amazonas; er schrieb im Folgenden unter anderem in der »WELT am SONNTAG« und wies auf die Zerstörung des Regenwalds und die Bedrohung der Ureinwohner hin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.03.2018

Kochen mit den Aborigines
Carl von Siemens hat drei Reisen zu Naturvölkern unternommen, um verborgene Zusammenhänge zu erkunden
Wie bereitet man einen Emu zu, diesen straußenähnlichen Vogel, der jede Truthahn-Dimension sprengt? Nun, blöde Frage, würden sie in Australien jetzt wohl sagen. Wozu braucht es einen Backofen, wenn man so eine Natur hat? Einen Emu also legen die Aborigines auf ein Bett aus Eukalyptuszweigen, nachdem er zuvor mit Blättern gefüllt und mit einem Zweig wieder verschlossen wurde. Man gräbt ein Loch in den Sand, entzündet ein Feuer, wartet, bis es niedergebrannt ist, legt das tote Tier auf die Glut, bedeckt es mit Zweigen und Sand und wartet erneut. Eine Klaue ragt aus dem Erdofen. Klappt sie ein, ist der Emu gar.
So etwas lernt, wer Carl von Siemens’ „Der Tempel der magischen Tiere“ liest. Um Essen geht es dabei viel, vor allem die australischen Ureinwohner scheinen jede sich bietende Gelegenheit dazu zu nutzen – wobei das gemeinsame Essen ja immer nur ein Weg ist, Menschen nahe zu kommen. Und das ist dem Autor wichtig, es ist der Grund seiner Reisen. Nicht die Natur will er studieren, das karge Grasland im australischen Outback, das wehrhafte Riff vor Mangaia, einer der Cookinseln im Südpazifik, den Amazonas-Regenwald – die Natur ist Kulisse und bestenfalls, wie bei der dritten und letzten Erzählung im Buch, weckt sie dadurch sein Interesse, dass sie dem Menschen zu einer innigeren Verbindung mit sich selbst verhilft. Im Amazonas sucht und findet Carl von Siemens einen halluzinogenen Pflanzenextrakt. Er testet ihn im Selbstversuch.
„Der Tempel der magischen Tiere“ ist nicht immer einfache Kost. Vor allem bei seinem Pflanzen-Experiment, das das In-Sich-Blicken erleichtern soll, offenbart der Autor viel von sich. Es geht um die Last von Generationen, den Siemens-Clan, die Hausgeschichte des Ururenkels von Werner von Siemens, um einen dominanten Vater. Carl von Siemens war Unternehmensberater, bevor er sich dem Schreiben zuwandte und beschloss, die Welt auf seine Art zu erkunden.
Es sind die Aussteiger und Außenseiter-Kulturen, die ihn faszinieren; dass er Schamanen in Peru und Indianer am Amazonas aufsucht, könnte zu kitschigen Reportagen führen. Tut es aber nicht. Manchmal fragt man sich jedoch schon, warum er sich das antut. Ihm scheint die Frage vertraut zu sein. „Es war in der Tat überaus befremdlich, bis ans andere Ende der Welt zu reisen, um sich gemeinsam mit Fremden zu erbrechen“, schreibt Siemens über seine Erfahrungen mit dem Pflanzenextrakt. Eine Fastenkur wiederum hätte er einfacher daheim im Kloster bekommen. Doch spannender ist sie sicher in Peru. Nicht immer bekommt Siemens Antworten auf seine Fragen nach dem Woher und Wohin. Aber: Immerhin sucht da einer überhaupt.
Einer Gruppe Aborigines, einem mob, wie sie sagen, ist Carl von Siemens besonders nahe gekommen. Er hat mit ihnen gefeiert, Tee für sie gekocht, sie bedient, ihre Kinder unterhalten, deren Dreck weggeräumt. Eine hart erarbeitete Akzeptanz. Wer etwas vom idyllischen Leben eines Urvolkes lesen möchte, dem sei abgeraten von Siemens’ Buch. Es ist in der Schilderung des Alltags manchmal brutal schonungslos. Die Kinder töten jede Echse, die ihnen über den Weg läuft, beschmieren sich mit Känguru-Blut, die Erwachsenen jagen, was ihnen vor die Flinte kommt, lassen Plastikmüll an allen erdenklichen Stellen zurück. Man erfährt von Eifersüchteleien und Fehden zwischen den Clans. Dann ist da aber die andere Seite der Menschen, die Siemens kennenlernt. Ihr Glaube an Magie, eine Vorstellung von Übersinnlichkeit, der sich Menschen wie wir, denen Aufklärung und Entmystifizierung der Natur in die Wiege gelegt wurden, nur schwer annähern können.
Siemens ergründet, wie es funktioniert, weil: „Sie wissen so viel von dem, was uns verloren gegangen ist …“: das Sich-in-Trance-Begeben, das Eintreten in Träume anderer Menschen. Er beschreibt, was er sieht und erzählt bekommt. Er ringt um Verständnis, baut Erdöfen und tanzt den Emutanz. Letztlich aber muss er sich eingestehen: Er ist Besucher geblieben. Macht aber nichts: Einen Emu mit Eukalyptusfüllung gekostet zu haben, entschädigt sicher für viele Stunden im Unternehmensberater-Büro.
MONIKA MAIER-ALBANG
Carl von Siemens: Der Tempel der magischen Tiere. Drei Reisen. Malik Verlag, München 2018. 288 Seiten, 20 Euro. E-Book 17,99 Euro.
Der Autor baut Erdöfen,
kostet pflanzliche Drogen
und tanzt den Emutanz
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr
»Man muss das einfach gelesen haben (...).« DIE WELT 20180918