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Kurt und Jens sind 26 und kennen sich in vielem gut aus: in Feminismus und Autoersatzteilen, Homöopathie und Western-Videos. Doch jetzt gilt es, die eigentliche Herausforderung des Lebens zu bestehen: Frauen. Mit lakonischem Witz und großer Leichtigkeit erzählt Björn Erik Sass von den Zumutungen, die das moderne Leben für seine gar nicht coolen Helden bereit hält.
Kurt und Jens fühlen sie sich bereit, die eigentliche Herausforderung des Lebens zu bestehen: Frauen. Bisher ist bei beiden nicht wirklich was gewesen, aber das muss, soll und wird sich jetzt ändern, soviel steht fest. Sie
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Produktbeschreibung
Kurt und Jens sind 26 und kennen sich in vielem gut aus: in Feminismus und Autoersatzteilen, Homöopathie und Western-Videos. Doch jetzt gilt es, die eigentliche Herausforderung des Lebens zu bestehen: Frauen.
Mit lakonischem Witz und großer Leichtigkeit erzählt Björn Erik Sass von den Zumutungen, die das moderne Leben für seine gar nicht coolen Helden bereit hält.
Kurt und Jens fühlen sie sich bereit, die eigentliche Herausforderung des Lebens zu bestehen: Frauen. Bisher ist bei beiden nicht wirklich was gewesen, aber das muss, soll und wird sich jetzt ändern, soviel steht fest. Sie verlassen ihre Mütter und ziehen in die Großstadt, wo das Leben entschieden härter und schneller gelebt wird. Kiel ist nicht Manhattan, klar, aber die WG mit Wellenreiter Enno ist schon mal ein guter Anfang. Außerdem bringen beide beste Voraussetzungen mit: Kurt kennt sich im Feminismus gut aus, Jens mit den Ersatzteilen des 76er Ford Taunus. Kurts Homöopathin Frauke weiß Rat, wenn es um männliche und weibliche Energiekreisläufe und den Einsatz von Bachblüten-Notfalltropfen geht. Und außerdem haben beide Herren schweres Putzgerät dabei: Ordnung muss sein. Aber wo sind sie, die Frauen, und wie sind ihre Signale zu verstehen? Über was wollen sie reden, und warum fahren sie dann trotzdem immer mit anderen nach Hause?
Mit wunderbar lakonischem Witz erzählt Björn Erik Sass von männlichen Hoffnungen und weiblichen Wünschen, von den Gesetzen der Coolness und den Grenzen der Homöopathie und schildert die Erkenntnisse, die sich bei Familienaufstellungen im Kreis therapeutisch geschulter Frauen gewinnen lassen. Ein Kleinstadtneurotiker ist hier unterwegs, der von den Zumutungen modernen Lebens mit einer Leichtigkeit erzählt, wie man sie lange nicht gehört hat.
Autorenporträt
Erik Sass, geboren 1967 in Kiel (chinesisches Horoskop: Ziege), wohnt mit Frau und zwei Kindern bei Eckernförde an der Ostsee, demnächst in Cerbere, Frankreich.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.03.2003

Ohrfeige für Evelyn
In der Badewanne: Bjørn Erik Sass wartet auf Damenbesuch

Der Titel ist schlecht gewählt: "Herrenbesuch" nennt Bjørn Erik Sass seinen Romanerstling, und gerade um Herren handelt es sich bei Kurt und seinem Freund Jens nicht. Auch läuft alles Begehren beider, Motor der Handlung und Hauptmotiv zugleich, auf den Gegenpart hinaus, nämlich auf Damenbesuch. Den zu erreichen fällt ihnen schwer, und man mag es den Damen nicht verdenken: Einen esoterischen Weichling ohne Kontur, der seinen Körper als birnenförmig einschätzt, und einen, milde gesagt, grob geschnitzten Autofanatiker kann man kaum als attraktiv bezeichnen. Um der anderen Seite der Schlachtordnung der Geschlechter die Kapitulation zu erleichtern, ziehen die beiden zunächst einmal bei ihren Eltern aus, nicht ohne Ängste und Sorgen: "Ich bin doch erst 26." Sie gründen im "undurchschaubaren Dickicht der Großstadt Kiel" eine Wohngemeinschaft und machen sich daran, zu studieren und ein Liebesleben zu entwickeln.

Ernst zu nehmen ist eine solche Erzählung nicht, der Titel ist ironisch gemeint, ohne die Sache ganz zu treffen. "Herrenbesuch" ist eine esoterisch versetzte Popgeschichte, die in kulturellen Referenzen und Generationsgehabe schwimmt. Der Leser steuert durch einen Baggerteich an Kleidungsmarken, Autotypen, Musikvorlieben, Mischgetränken, Western- und Menschenarten. Erster Schiffbrüchiger der Label-Schwemme ist Kurt selbst: Er ist "ein Sulfur-Typ, aber mit starken Anteilen eines Sepia-Menschen", wie ihm sein Orakel, die Homöopathin Frauke, verrät. Das deutet auf eine starke weibliche Seite hin und eine unterentwickelte männliche. Es handelt sich also um eine Initiationsgeschichte im weitesten Sinne, die aber stagniert, weil sie sich in Verweisen ergeht, seien es Erklärungen aus dem Reich von Energieströmen und Yogahaltungen, Erinnerungen oder Resümees von Western, die wie der unerreichte Wunschhorizont tatsächlicher Auseinandersetzung über den WG-Fernseher flimmern.

Dieses knallig leuchtende Element der Medien- und Diskursabwässer wird augenzwinkernd vergossen. Nicht auf höchstem Niveau, aber auch nicht ohne Witz wird der Grundkonflikt von Popliteratur aufgeführt: Die Versatzstücke der Gegenwart werden in einer gebrochenen Collage verwendet, aber der Glaube an ein Außen, eine authentische Welt, eine gelungene persönliche Entwicklung ist verlorengegangen. Ironie ist zwar die Grundhaltung, aber da Sass seiner Welt nicht entkommt, entwickelt er mit zu großer Begeisterung die seichten Themen seiner spätpubertären Helden, wie ihren pathologischen Putzfimmel - seitenlang wird über die richtige Methode beim Fensterputzen debattiert. So muß der Roman da landen, wo sein Stoff herkommt, nämlich im Schillern von Seifenblasen: Es handelt sich um Badewannenlektüre.

Am Ende sind immerhin fast alle Figuren sexuell eingeweiht. Zudem deutet sich im Finale so etwas wie der Beginn einer persönlichen Entwicklung an. Ein frustrierter Kurt gibt der Nervensäge Evelyn die verdiente Ohrfeige, ein Gewaltakt, der ein Ende der Schwammigkeit und einen Ausbruch aus dem Gekreisel der Diskurse andeutet. Ein ambitionierter Roman hätte hier den Einstieg in eine - wie auch immer gebrochene - Erzählung gefunden.

NIKLAS BENDER

Bjørn Erik Sass: "Herrenbesuch". Roman. Verlag Antje Kunstmann, München 2003. 160 S., geb., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.05.2003

Letzte Cowboys
Neues aus Süderbrarup: Bjørn Erik Sass’ „Herrenbesuch”
„Ist es nicht vielleicht doch noch zu früh, das sichere Nest meiner Eltern zu verlassen? Ich bin doch erst 26.” Dies ist ein Spätzünderbuch, und zwar in doppelter Hinsicht. Erstens sind der Ich-Erzähler Kurt und sein Freund Jens immer noch sexuell unberührt, obwohl die Pubertät weit hinter ihnen liegt. Zweitens ist die Popliteratur ein Auslaufmodell im harten Adoleszenz-Business, und wäre das Romandebüt des gebürtigen Kielers Bjørn Erik Sass etwas früher erschienen, hätte man es wohl dem allgemeinen Archivierungstrend zugerechnet.
Doch Verzögerungen haben auch Vorteile: Diesmal kommen nicht die Helden der Coolness-Codes zum Zuge, sondern die hoffnungslosen Fälle, die mehrere Jahre hinterherhinken. Dass Witze über weiße Sportsocken passé sind, ist ihnen klar, aber sie reißen trotzdem welche. Und so entsteht ein kalauergesättigtes Panorama aus unerreichbaren Dekolletés, tierförmigen Yogastellungen und bedruckten Kissenbezügen („Onanie ist kein Verbrechen”).
Jens und Kurt verlassen die Provinz, um in der „Kieler Großstadt” das wahre Leben kennen zu lernen, doch ihre WG-Gründung hat vor allem den Zweck, Frauen anzulocken. Den Distinktionsregeln des anderen Geschlechts begegnet der eine mit „kritischer, ironischer Distanz”, der andere mit brachialer Nichtbeachtung, was beide in eine hoffnungslose Außenseiterposition katapultiert. Kurt, ein Meditations- und Bachblütentyp mit einer starken weiblichen Seite, lässt sich in allen Lebenslagen von Homöopathin Frauke beraten. Jens, Spitzname „Rattan” (wegen der vielen Körbe), studiert Maschinenbau und möbelt in der Freizeit einen Ford Taunus auf. Sein Verhältnis zu Frauen: „Wenn ein Mädchen Hallo sagt, wenn sie nicht Nein sagt, wenn sie nicht wegläuft – Jens versteht das als einen Wink, als eine Einladung, doch bitte, bitte noch näher zu rücken.” Dieser Kosmos – Kurt und Jens pflegen gemeinsame Vorlieben für systematisches Putzen und Fünfzigerjahre-Western – gerät ins Wanken, als eine neue Mitbewohnerin mit zugehörigem Herrenbesuch erscheint.
Es ist die lakonische Erzählstimme Kurts, die dem Roman ein schönes, norddeutsches Flair verleiht. „Ich meine, Corinna kommt aus Süderbrarup. Das ist ein Städtchen östlich von Schleswig, und das drittwichtigste Gebäude von Süderbrarup ist der Raiffeisen-Getreidesilo. Das zweitwichtigste Harmsens Landmaschinenverleih. Das wichtigste ist der Bahnhof, um von dort wegzukommen. ”
Der Unterhaltungsauftrag wird genau so erledigt, wie die schrulligen Hauptfiguren ihre WG durchfeudeln: sauber und gründlich. Die Anekdoten, die der 1967 geborene Autor im Spätjugendstil arrangiert, wechseln zwischen Treffsicherheit und Klischee, ohne dass man sie ganz der einen oder anderen Seite zuschlagen könnte: eine Gratwanderung, die das „Coming of age” – Motto der letzten Jahre noch einmal Revue passieren lässt.
JUTTA PERSON
BJØRN ERIK SASS: Herrenbesuch. Roman. Verlag Antje Kunstmann, München 2003. 159 Seiten, 18,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Niklas Bender hat einen gutgelaunten Verriss geschrieben. Immerhin konzediert er diesem Erstlingsroman, zwar "nicht auf höchstem Niveau, aber auch nicht ohne Witz" auf's Schönste das Dilemma der Pop-Literatur vorzuführen: Ironie sei "zwar die Grundhaltung", aber da die Autoren so verliebt in das Ausbreiten von aktuellen Versatzstücken aus Medien- und anderen Diskursen seien, kämen sie oft darüber dann doch nicht hinaus -- gelangten also am Ende wohl nicht mal zu der eigentlich angestrebten Haltung. Das Personal, das den Anlass zu diesem Ausbreiten bei Sass gibt, besteht aus zwei spätpubertären, männlichen Studenten, der eine Autofanatiker, der andere Esoteriker, die versuchen ein Liebesleben zu entwickeln -- in Kiel. Benders knappes Urteil: "Es handelt sich um Badewannenlektüre."

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ein witziger, gar nicht überheblicher Roman über Männlein, Weiblein und den ganzen irrsinnigen Rest." (Cosmopolitan)