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Produktdetails
  • Verlag: Transit Berlin
  • Seitenzahl: 191
  • Deutsch
  • Abmessung: 245mm
  • Gewicht: 560g
  • ISBN-13: 9783887471651
  • ISBN-10: 3887471652
  • Artikelnr.: 09800112
Autorenporträt
George Grosz, geboren 1893 in Berlin, studierte an der Dresdner Akademie und an der Kunstgewerbeschule in Berlin, wo er sich maßgeblich an der Dadabewegung beteiligt hat. 1933 emigrierte er in die Vereinigten Staaten, 1938 wurde er amerikanischer Staatsbürger.George Grosz kehrte wenige Wochen vor seinem Tod im Mai 1959 nach Berlin zurück.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.03.2002

Sandburgen bauen mit George Grosz
Keiner zeichnete radikaler solche Typen, Prototypen der Zwischenkriegszeit , kurz „Weimar” genannt. Tief in unserem Bildgedächtnis: feiste Ungestal-ten, verschmisst und verfrackt, Militaristen, Kriegsgewinnler, Blutsauger. Charakterfratzen fielen ihm ein, ihm, dem einstmals kriegsfreiwilligen Zeichner Georg Ehrenfried Groß. Dienstuntauglich nach einer Vereiterung der Stirnhöhle. Entlassen, nervlich zerrüttet, aus dem Heeresdienst, rächte sich der nunmehrige George Grosz an der herrschenden, einerseits spätwilhelminischen, anderseits präfaschistischen Klasse, welche hauptschuldig war am Desaster des Deutschen Reiches. Grosz karikierte gnadenlos, radikal, pamphletistisch, einprägsam, gemein. Wie mag er wohl gewesen sein, fragen posthum heutige Betrachter. Ungemütlich, wahrscheinlich?
Nichts da, die berühmte andere Seite war licht und freundlich. Berliner Boheme, das sogenannte DADA-Völkchen, die Freunde Heartfield, Otto Dix, Max Pechstein – sie zog es im Jahrzehnt nach dem ersten Weltkrieg an die nahe Ostsee, von Ahrenshoop bis Hiddensee, samt Frauen, Kindern, Hund. Nachts feuchte, flohbewohnte Federbetten. Und tags? Hieß es, mit ganzer, verborgen- kleinbürgerlicher Seele Sand schippen, Burgen bauen, eincremen, voran der fürchterlich radikale Gesellschaftskritiker G. Grosz. Und noch etwas beschäftigte den Ostsee-süchtigen Mann: er skizzierte wie wild nach dem Postulat des bewunderten Adolph Menzel: „fünf Minuten Hinsehen, eine Minute Zeichnen”.
Es ist ein Glücksfall und ein kleines Wunder, der Ostsee-Seele der Freunde Grosz und Genossen nachspüren zu können, weil zufällig im Keller eines Hauses an der Wunderkammer des Berliner Savigny-Platzes eine Kiste aufgetaucht ist, welche Grosz zurückließ, als er 1932 nach den USA übersiedelte. Kurz zuvor hatte er noch einmal im Ostseebad Prerow gezeichnet und aquarelliert. Die Filmmacherin Christine Fischer-Defoy wagte sich an die Spurensuche und recherchierte das bis dato unbekannte Kapitel „George G. am Strand”. Sie ist ihm durch die Zeiten nachgereist, nahm Heutiges in Augenschein und ließ die Söhne (Grosz, Herzfelde) sich erinnern. Heraus kam ist ein typographisch frech gestaltetes Büchlein als Kleid für die erstmals veröffentlichten Ostsee-Skizzen des George Grosz; ergänzt um Briefe und Selbstzeugnisse. Unsere Abbildung zeigt Grosz mit dem Kinde Pedro Pips am Strand von Ahrenshoop und eine seiner Skizzen.
Zur Methode seiner Strandmalerei erklärte er: „Ich habe einiges gezeichnet, viel Typen ... notiere sie flüchtig im Taschenbuch und führe zuhause einigermaßen aus. Gute Methode, direkt an die entschuldige das Wort Atmosphäre heranzukommen.” Das späte Büchlein ist ebenbürtig, mit viel Witz und Geschmack.
CLAUS HEINRICH MEYER
CHRISTINE FISCHER-DEFOY (Hrsg.): George Grosz am Strand. Ostsee- Skizzenbücher 1928–1931. Transit Verlag, Berlin 2001. 192 Seiten, 29,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Rezensent Claus Heinrich Meyer zeigt hoch erfreut von dem Band "George Grosz am Strand", der erstmals die Ostsee-Skizzen des Zeichners zugänglich macht und so ein einen neuen Blick auf einen der schärfsten Gesellschaftskritiker zur Zeit der Weimarer Republik eröffnet. Die andere Seite von Grosz war, stellt der Rezensent bei Betrachtung des Bandes fest, "licht und freundlich": Die vielen Zeichnungen und Aquarelle, die der begeisterte Strandburgenbauer während etlicher Ostseeurlaube mit Familie und Freunden (darunter prominente Gestalten wie John Heartfield, Otto Dix und Max Pechstein) angefertigte, legen nach Meyer davon auf originelle Weise Zeugnis ab. Ein dickes Lob spendet der Rezensent der Herausgeberin Christine Fischer-Defoy, die mit viel Mühe Grosz' Strandleben recherchiert und seine Skizzen in diesem "typografisch frech gestaltetem Büchlein" um aufschlussreiche Briefe und Selbstzeugnisse ergänzt hat. Insgesamt ein Buch "mit viel Witz und Geschmack".

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