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Smart Power – was heißt Macht in unserer Zeit? Die Koordinaten der Macht haben sich seit dem Ende des Kalten Krieges dramatisch verschoben: Künftig zählen nicht mehr nur militärische Stärke, sondern auch neue Technologien und der intelligente Umgang mit politischen Interessen und Kulturen. Mit diesem Buch liefert Joseph Nye überraschende Antworten auf wichtige Fragen der Geopolitik und der Mittel, mit denen sich strategische Vorteile erringen lassen. Was bedeutet es, im globalen Informationszeitalter des 21. Jahrhunderts Macht auszuüben? Aus welchen Ressourcen wird sich Macht künftig speisen?…mehr

Produktbeschreibung
Smart Power – was heißt Macht in unserer Zeit? Die Koordinaten der Macht haben sich seit dem Ende des Kalten Krieges dramatisch verschoben: Künftig zählen nicht mehr nur militärische Stärke, sondern auch neue Technologien und der intelligente Umgang mit politischen Interessen und Kulturen. Mit diesem Buch liefert Joseph Nye überraschende Antworten auf wichtige Fragen der Geopolitik und der Mittel, mit denen sich strategische Vorteile erringen lassen. Was bedeutet es, im globalen Informationszeitalter des 21. Jahrhunderts Macht auszuüben? Aus welchen Ressourcen wird sich Macht künftig speisen? Die herkömmliche Auffassung besagt, dass sich derjenige Staat mit der größten Militärgewalt durchsetzt. Im Informationszeitalter könnte es jedoch durchaus sein, dass jene Staaten (oder auch nicht-staatlichen Organisationen) am meisten erreichen, die auf andere, »weichere« und dabei klügere Strategien setzen. Joseph Nye behandelt Themen, die im Zentrum aktueller weltpolitischer Debatten stehen und die um den von ihm geprägten Begriff der »Smart Power« kreisen. Seine anschauliche Darstellung hilft, eines der wichtigsten Grundprinzipien der Gegenwart näher zu verstehen, und bietet zugleich wertvolle Einsichten in die Kunst der politischen Strategie.
Autorenporträt
Joseph Nye ist ein international anerkannter Politologe, der sich neben seiner wissenschaftlichen Arbeit auch als aktiver Politiker einen Namen gemacht hat; so bekleidete er in den 1990er Jahren das Amt des stellvertretenden Verteidigungsministers. Zur Zeit lehrt Joseph Nye an der Kennedy School of Government in Harvard.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.10.2011

Erfahrener Chefkoch serviert leichte Hausmannskost

Joseph S. Nye nimmt die Zukunftsängste der Vereinigten Staaten ernst und empfiehlt, die Ressourcen "harter" und "weicher" Macht strategisch einzusetzen.

Von Gregor Schöllgen

Alle Macht ist endlich. In dieser Erkenntnis gründen die Hoffnung der Schwachen und der Albtraum der Mächtigen - auch in der Weltpolitik. Über kurz oder lang werden alle großen Mächte mit der Frage ihres Niedergangs konfrontiert. Seit sie im Zweiten Weltkrieg endgültig zu einer Weltmacht aufgestiegen sind, quälen sich auch die Amerikaner mit der Frage, ob ihrem Land der Abstieg in die zweite Liga bevorstehe. So war es in den späten fünfziger Jahren, als der Start des sowjetischen Satelliten "Sputnik" das Land in einen regelrechten Schockzustand versetzte. So war es Mitte der siebziger Jahre, als die erste sogenannte Ölkrise die automobile Nation mit Zukunftsängsten quälte. Und so war es zuletzt während der achtziger Jahre, als die Amerikaner zur Kenntnis nehmen mussten, dass sie bei einigen Schlüsselindustrien definitiv die Führungsposition verloren hatten.

Da kam das Buch des an der Yale-Universität lehrenden britischen Historikers Paul Kennedy gerade recht: Mit seiner monumentalen Untersuchung über den "Aufstieg und Fall der großen Mächte" seit dem Beginn der Neuzeit landete Kennedy 1988 gewissermaßen aus dem Stand heraus einen auch jenseits der Vereinigten Staaten breit rezipierten Bestseller. Jetzt ist es wieder einmal so weit. Es gibt die Krise, und es gibt ein Buch. Angesichts der umfassenden Verunsicherung, in die das Land nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 geraten ist, stellt Joseph S. Nye die naheliegende Frage: "Befindet sich Amerika im Niedergang?" So jedenfalls lautet das zentrale Kapitel seines neuen Buches, dessen Titel so gesehen irreführend ist.

Denn eigentlich ist die theorien- und tabellengesättigte Studie des an der Harvard-Universität lehrenden Politologen ein "Resümee" seiner "Untersuchungen über die Quellen und Entwicklungslinien amerikanischer Macht". Es ist die Diagnose eines Amerikaners für seine Landsleute. Für den deutschen Leser ist diese Nabelschau allenfalls von begrenztem Interesse, zumal dem Buch - anders als Paul Kennedys auch heute noch lesenswerter Analyse - die geschichtliche Tiefendimension und der fundierte historische Vergleich fremd sind.

Nyes wissenschaftliche Heimat sind politische Theorie und Analyse. Hier hat sich der bald Fünfundsiebzigjährige, der zeitweilig auch in der amerikanischen Administration tätig gewesen ist, einen Namen gemacht und zuletzt mit dem Begriff der "smart power", der "intelligenten Macht", eine neue Kategorie in die wissenschaftliche Diskussion eingeführt. Intelligente Macht ist laut Nye die Fähigkeit, Ressourcen "harter", also "mit Zuckerbrot und Peitsche operierender" militärischer oder auch wirtschaftlicher Macht, und "weicher", das heißt "auf Überzeugungsarbeit und Attraktion setzender" Macht "zu effektiven Strategien zu verbinden". Dem historisch geschulten Ohr klingt das vertraut, ist doch bislang jede lernfähige Großmacht zu dieser Erkenntnis gelangt. Auch sonst kann der Autor kaum mit Überraschendem aufwarten. So verbirgt sich hinter der "weichen Macht" nichts anderes als die klassische Kunst der Diplomatie in ihren verschiedenen Formen und Facetten - von der amtlichen Diplomatie bis hin zu den jüngsten Varianten der "öffentlichen Diplomatie", also den Versuchen einer "indirekten" Einflussnahme "auf die Öffentlichkeit in anderen Ländern". Dass sich dafür im digitalen Zeitalter neue Wege und andere Adressaten anbieten als noch in der Ära des Kalten Krieges, liegt auf der Hand.

Intelligente Machtausübung weiß, dass sich mit den Adressaten - wie den "Akteuren der Zivilgesellschaften in anderen Ländern" - auch die Botschaften ändern beziehungsweise ändern müssen. Zu dieser Erkenntnis kam 2007 zum Beispiel auch die von Nye geleitete, parteiübergreifende "Smart Power Commission", aus deren Abschlussbericht Nye das nicht gerade bahnbrechende Fazit zitiert, "dass das Ansehen und der Einfluss der Vereinigten Staaten in den zurückliegenden Jahren gesunken waren und dass die USA versuchen mussten, künftig in der Welt eine Botschaft des Optimismus und der Hoffnung zu verbreiten, statt Angst zu exportieren". Kaum mehr als Hausmannskost bieten dann auch jene Empfehlungen für eine "Strategie der intelligenten Machtausübung", die dieser Autor seinem Leser mit auf den Weg gibt. Folgt man Nye, müssen die Vereinigten Staaten im Kampf gegen den Terror nicht nur ihre "harte Macht einsetzen", sondern auch versuchen, "die Herzen und Köpfe der islamischen Massen zu gewinnen"; sie müssen "bestehende Bündnisse weiter pflegen und zugleich neue Netzwerke entwickeln"; und sie müssen die Sicherheit für sich und ihre Verbündeten gewährleisten, eine "starke nationale und internationale Wirtschaft" bewahren, "Umweltkatastrophen" verhindern und "im In- und Ausland" die "freiheitliche Demokratie und die Menschenrechte" fördern, dabei allerdings "stets die Tatsache der Vielfalt" anerkennen.

"Liberaler Realismus" heißt diese "neue Synthese". Das klingt gut, so gut, dass man sich um die Zukunft des Landes keine Sorgen machen muss: Amerika, so die Botschaft, "befindet sich nicht in einem absoluten Niedergang". Und wer anderes sagt, sollte sich vorsehen, weil er damit "etwa Chinesen zu einer draufgängerischen Politik animieren" könnte. Im Lichte solcher Erkenntnisse gewinnt der Schlusssatz des Buches eine ganz eigene Bedeutung: "Um das 21. Jahrhundert erfolgreich zu bestehen, müssen die Vereinigten Staaten wieder lernen, eine intelligente Macht zu sein."

Joseph S. Nye: Macht im 21. Jahrhundert. Politische Strategien für ein Neues Zeitalter.

Siedler Verlag, München 2011. 384 S., 24,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Offenbar mit Interesse und Gewinn hat der hier rezensieren Herfried Münkler das neue Buch des amerikanischen Politikberaters Joseph Nye gelesen, der darin seine Analysen der Macht weiter verfolgt. Wie Münkler darstellt, habe Nye mit seinem Gegenüberstellung von "Soft Power" und "Hard Power" nie die Entscheidung für eine der beiden forcieren wollen. Nye gehe es um den intelligenten Einsatz von beiden, was er dann "Smart Power" nenne. Den USA bescheinigt Nye, davon so viel zu haben, dass es für eine Vormachtstellung mindestens bis Mitte des 21. Jahrhunderts reicht. China dagegen könne es sich gar nicht leisten, auf harte, militärische Macht zu setzen, referiert Münkler Nyes Überlegungen, da es sofort seine asiatischen Nachbarn verprellen würden, also an Soft Power verlieren würde. Was Nye über Europas Strategiefähigkeit sagt, hat den Rezensenten allerdings erschüttert.

© Perlentaucher Medien GmbH