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2 Kundenbewertungen

Volker Perthes nimmt den Leser mit auf eine Reise durch ausgewählte Länder des Nahen und Mittleren Ostens. Er schildert die sozialen und politischen Realitäten dieses Krisengebiets und zeigt, welche teils bedrohlichen, teils hoffnungsvoll stimmenden Veränderungen sich an diesem Brennpunkt der internationalen Politik abzeichnen.
Der Nahe und Mittlere Osten steht zu Beginn des 21. Jahrhunderts wie nie zuvor im Zentrum weltweiter Aufmerksamkeit. Volker Perthes schildert die politische, kulturelle und konfessionelle Vielfalt dieser Region. Sein Buch zeichnet ein Bild der Debatten und
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Produktbeschreibung
Volker Perthes nimmt den Leser mit auf eine Reise durch ausgewählte Länder des Nahen und Mittleren Ostens. Er schildert die sozialen und politischen Realitäten dieses Krisengebiets und zeigt, welche teils bedrohlichen, teils hoffnungsvoll stimmenden Veränderungen sich an diesem Brennpunkt der internationalen Politik abzeichnen.

Der Nahe und Mittlere Osten steht zu Beginn des 21. Jahrhunderts wie nie zuvor im Zentrum weltweiter Aufmerksamkeit. Volker Perthes schildert die politische, kulturelle und konfessionelle Vielfalt dieser Region. Sein Buch zeichnet ein Bild der Debatten und gesellschaftlichen Verwerfungen in Saudi-Arabien, Ägypten, Kurdistan, Israel und Palästina sowie im Iran, indem es die Menschen dieser Länder selbst zu Wort kommen lässt.

Die amerikanisch geführte Irak-Invasion hat die Verhältnisse im Nahen und Mittleren Osten durcheinander gewirbelt. Man kann von einer geopolitischen Revolution und einem historischen Wendepunkt für die regionalen Entwicklungen sprechen. Langjähriger Stillstand ist vielerorts einer Unruhe gewichen, die neue Risiken, aber auch neue Chancen birgt.

In der Auseinandersetzung um die Zukunft der einzelnen Länder, durch die Perthes- "Promenaden" führen, kommt dem Spannungsverhältnis von Religion und Politik eine zentrale Bedeutung zu. Gerade im Streit über Terrorismus und Gewalt, über das Verhältnis zu den USA und Europa oder über Demokratie und Menschenrechte wird aber deutlich, dass es falsch wäre, von einem Kampf der Kulturen zu sprechen: Es handelt sich vielmehr um Konflikte innerhalb der arabisch-muslimischen Kultur.

Volker Perthes ist Direktor der Stiftung für Wissenschaft und Politik und ein gefragter Nahost-Fachmann.
Autorenporträt
Volker Perthes, geboren 1958 in Homberg, Niederrhein, ist Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin und durch zahlreiche Veröffentlichungen zum Nahen und Mittleren Osten bekannt geworden. Der promovierte und habilitierte Politologe lehrte in Duisburg, Beirut, München und Berlin und ist ein viel gefragter Kommentator der Entwicklungen im Nahen Osten und in der arabischen Welt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Sehr eingenommen ist Rezensent Heinz Halm von Volker Perthes? Reportagen über seine Reisen in den Orient. Er würdigt den Autor als einen der "besten Kenner der nahöstlichen Länder", bescheinigt ihm, bestens informiert zu sein und mit Menschen aller Klassen, Schichten und Berufen kommunizieren zu können - egal ob in Teheran, Kairo oder Kirkuk. Angenehm fällt dem Rezensenten die politikwissenschaftliche Bildung des Autors auf, die in seinen Reiseberichten immer wieder durchscheint. Anerkennend äußert er sich zudem über Perthes? präzise Beobachtungen und seine darstellerischen Fähigkeiten, findet seine Bilder eingängig und leidet manchmal sichtlich unter der Intensität der oft bedrückenden Schilderungen. Alles in allem lobt er den Band als ein Sachbuch, wie es besser nicht sein könnte: "sachkundig, lesbar, unterhaltsam und höchst informativ."

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.07.2006

Streifzüge
Der Nahe und Mittlere Osten

"Orientalische Promenaden" ist ein Streifzug durch den Nahen und den Mittleren Osten, ein Spaziergang mit Menschen, die dort mit den politischen (Nicht-)Veränderungen der letzten Jahre leben müssen: Die Ägypter, die nach der wiederholten Wahl Hosni Mubaraks zum Staatspräsidenten mit noch weniger Demokratie und noch mehr Korruption am Nil fertig werden müssen, die Saudis, in deren Land der materielle Überfluß grenzenlose Langeweile produziert hat, welche die Bevölkerung politisch lethargisiert. Volker Perthes besucht auch den Iran, dessen neu gewählter Präsident mit seinem Atomprogramm einen alten Kurs der Revolutionsführer wiederaufnimmt und das Land damit international isoliert. Die Modernisierung der Revolution im Iran, eine Liberalisierung des Systems gar ist gescheitert: die Studenten, die 1979 den Umsturz mitgetragen haben, gehen heute lieber in eine illegal eröffnete Diskothek als an die Wahlurne. Das konservative Establishment bestimmt durch die Ausübung seines Wahlrechtes, wer das Land regiert, und zementiert dabei die konservativ-orthodoxe Ausrichtung der Politik.

Die Momentaufnahmen aus Israel und Palästina, die Perthes im Frühsommer 2005 aufgezeichnet hat, sind bereits überholt. Krieg oder Frieden, Aussöhnung oder Rache, das Karussell der handlungsleitenden Optionen dreht sich im Heiligen Land schneller, als es allen Beteiligten lieb sein kann. Perthes ist sich der Skizzenhaftigkeit und Vorläufigkeit seiner Beobachtung dort bewußt: Wer hätte vor einem Jahr gedacht, daß die radikalislamische Hamas die Wahl gewinnt und ins Parlament einzieht. Die Beobachtungen aus der Innensicht ergänzen, was politische Berichte in einem abgeklärten Stil über diese Weltregion berichten. Hinter politischer Inkompetenz der Herrschenden, hinter den religiösen und ethnischen Unruhen stecken immer Einzelschicksale. Perthes hat mit diesen Menschen gesprochen und deshalb keine der sonst üblichen politischen Analysen über den Nahen und Mittleren Osten abgeliefert. Er traut sich, dieser Weltregion, die oft durch politische Schlagworte stigmatisiert wird, menschliche Konturen zu geben. Er läßt koptische Christen über die Diskriminierung ihres Glaubens in Ägypten berichten, genauso wie er einen iranischen Diplomaten seinen Unmut über den Westen ausdrücken läßt. Er kommentiert diese Einschätzung der betroffenen Menschen behutsam. Die Mechanismen in politisch undurchschaubaren Ländern wie Iran, das in den westlichen Medien nur noch durch einen aufgebläht auftretenden Präsidenten Ahmadineschad wahrgenommen wird, werden auf diese Weise verständlicher.

Über allen Einzeldarstellungen der Länder der Region steht die Frage, ob der Morgen einer Zeitenwende im Orient angebrochen ist oder nicht. Die Ungleichzeitigkeit, in der die verschiedenen gesellschaftlichen, religiösen Gruppen dort nebeneinander existieren, wird nicht nur äußerlich durch drei verschiedene Zeitrechnungen, die jüdische (5765 nach der Erschaffung der Welt), die christliche (2006 nach Christi Geburt) und die islamische (1426 nach dem Auszug Mohammeds aus Mekka), deutlich. Das desinteressierte Nebeneinander ist nach Perthes durch die Irak-Invasion der Amerikaner nicht mehr so ohne weiteres möglich, dieser Militärschlag habe eine "geopolitische Revolution" in der Region eingeleitet, die zu "einem historischen Wendepunkt in den regionalen Entwicklungen" führen könnte.

Im Jahr vor dem Irak-Krieg beklagten die Vereinten Nationen in einem Entwicklungsbericht über die arabische Welt vor allem die intellektuelle Stagnation in diesem Kulturraum. Heute, so Perthes, ist "eine langjährige Stagnation an vielen Stellen einer Unruhe gewichen, die neue Risiken, aber auch neue Chancen birgt". Heute gibt es trotz dem Ende des Saddam-Regimes immer noch keinen Frieden im Irak, das Land ist ein "sicherer Hafen für Terroristen" geworden. Eine Herausforderung sind die Islamisten auch für die Regierenden in diesen vom Islam geprägten Ländern. Diese Situation macht die ganze Region zu einem Pulverfaß, die Stabilität und die Ausgewogenheit unter den islamischen Konfessionen und den religiösen Minderheiten hängt am seidenen Faden. Der Bombenanschlag auf das schiitische Heiligtum in Samarra, in dessen Gefolge bei Unruhen Menschen ums Leben kamen, ist der bislang traurige Höhepunkt dieser Entwicklung.

Die Forderung nach Demokratisierung in westlichem Stil, der in diesem Kontext vor allem von amerikanischer Seite formuliert wird, überfordert die politisch Verantwortlichen in der Region, die im eigenen Land die Anschuldigung abwehren müssen, Marionetten der "Zionisten" und "Kreuzfahrer" zu sein. Gerade in Iran haben sich die Amerikaner diesbezüglich verrechnet, so Perthes, denn der Reformer Khatami, der das Land von 1997 bis 2005 auf einen "modernen" Kurs bringen wollte, hat mit dieser Modernisierung nicht eine Verwestlichung gemeint, sondern eine Rückbesinnung auf die islamischen Werte der Revolution. In die unfertige Situation im Nahen und Mittleren Osten hinein können die Orientalischen Promenaden nicht mehr als ein Streifzug sein. Sie bringen einem indes die Menschen dort in einer solchen Weise nahe, daß man glaubt, mit Perthes gemeinsam durch den Orient zu promenieren.

ALEXANDER GÖRLACH

Volker Perthes: Orientalische Promenaden. Der Nahe und der Mittlere Osten im Umbruch. Siedler Verlag, München 2006. 400 S., 24,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.04.2006

Auf dem orientalischen Markt
Spaziergänge durch den Nahen und Mittleren Osten: Pharaonen, Antisemiten und Pragmatiker
Wer flaniert nicht gerne über einen arabischen Markt, schaut dem bunten Treiben und temperamentvollen Gefeilsche zu, atmet die kräftigen Gerüche der Gewürze ein und trinkt bei einer Wasserpfeife einen Tee mit Kardamon und viel Zucker? In dem gleichnamigen Buch von Volker Perthes sucht man nach solchen Klischees allerdings vergebens. Dem Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin geht es um Krisen und Konflikte, um Debatten und Demokratiedefizite, zuweilen auch um Gewalt. Er hat sich in Ägypten, Israel und Palästina, Saudi-Arabien, dem kurdischen Teil des Irak und dem Iran umgeschaut und analysiert die Umbruchprozesse in dieser Region. Perthes versteht es geschickt, Stimmen und Stimmungen einzufangen und mit Analysen von Gesellschaft und Politik zu kombinieren. Er vermittelt darüber hinaus Einblicke in den Alltag - Familie, Arbeitsplatz, Universität. In seinem Buch kommen neben gesellschaftlichen Eliten auch ganz einfache Menschen zu Wort.
Repression und Gewalt
Beeindruckend ist das Porträt Ägyptens - des Molochs Kairo - und der politischen Kultur, die geprägt ist von der pharaonischen (also nicht-islamischen oder -arabischen) Tradition: Das Volk beobachte, was an der Spitze geschehe, erwarte aber, dass letztlich der „Pharao” Mubarak allein die weisen Entscheidungen treffe. Gleichzeitig ist das Land am Nil nicht nur das Mutterland des islamischen Fundamentalismus, sondern, so Perthes, auch ein Land, in dem dieser Fundamentalismus weniger streng als anderswo und überdies militärisch und politisch gescheitert sei. Der Autor nennt das alles „pluralistischer Autoritarismus”.
Erhellend sind auch die Innenansichten aus dem antiamerikanischen Frontstaat der Amerikaner, Saudi-Arabien, wobei die Fahrt über Hunderte Kilometer von Autobahnen in der Wüste ein Verständnis für die Strenge und Schmucklosigkeit des hier beheimateten Glaubens vermittelt. Oder die Visite im irakischen Kirkuk, wo es nicht nur Öl, sondern zahlreiche Nationalitäten gibt, die die Stadt als die Ihre betrachten. In Kirkuk findet Perthes eine von Repression und Gewalt durchtränkte Geschichte vor, die im kollektiven Bewusstsein gegenwärtig ist, aber auch zivilgesellschaftliche Kräfte, die nach Verständigung suchen. Kann zusammenbleiben, was nicht zusammengehört, fragt Perthes und beschwört einen Pragmatismus, der an konkreten wirtschaftlichen, sozialen und politischen Fortschritten interessiert ist, nicht aber an nationalistischen Visionen.
Perthes nimmt uns auch mit zu einem Einkaufsbummel nach Teheran. Auf der Vali Asr, der längsten Einkaufsstraße der Welt, kann man alle Klassen und Schichten der städtischen Gesellschaft beobachten. Perthes entdeckt die subversiven Wirkungen körperbetonter islamischer Kleidung, den subtilen Wunsch nach amerikanischem Lifestyle, ein hungriges und intellektuell offenes Lesepublikum, aber auch den penetranten Versuch der geistlichen Eliten, die islamische Ordnung sichtbar bleiben zu lassen.
Aus der Reihe fallen die Promenaden in Israel und Palästina. Hier reduziert er beide Länder auf ihren großen Konflikt. Man kann zwar tatsächlich Israel nicht besuchen, ohne diesem Thema zu begegnen, wer sich aber ausschließlich ihm widmet, muss dafür Gründe haben. Vielleicht gefällt sich Perthes in der Rolle des ehrlichen Maklers zwischen den Kontrahenten, die in seinem Augen alle gleichermaßen versagt haben. Das wäre die überhebliche europäische Perspektive, die glaubt, die Vernunft und die Moral für sich gepachtet zu haben.
Insgesamt hält sich Perthes mit Ratschlägen à la „Was muss der Westen tun, damit . . . ?” durchaus zurück -was kein Nachteil ist. Seine Absicht ist dennoch klar: Ihm liegt daran, die These vom Kampf der Kulturen zu unterminieren, indem er über Konflikte innerhalb einer Kultur berichtet. Antidemokratische, antiwestliche und antisemitische Stimmen unterschlägt er nicht, aber er warnt davor, sie überzubewerten. Angesichts der Hysterie um alles, was irgendwie mit dem Islam zu tun hat, ist Perthes nüchterner Blick ein Gewinn.
Seine Einschätzung des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad ist allerdings inzwischen überholt. Perthes bezeichnet ihn als „konservativ-pragmatisch”, als einen Technokraten, der zwar loyal zum islamischen Staat sei, sich jedoch auf die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation konzentrieren werde. Von ihm erwarteten die Iraner, einen pragmatischen Weg nach Amerika zu finden. Ziemlich schnell hat sich Ahmadinedschad jedoch als leidenschaftlicher Antisemit geoutet, dessen Wahn durch das Präsidentenamt nicht gemäßigt, sondern angespornt wird - Wirtschaft hin, Amerika her.
Perthes hat gleichwohl ein sehr kenntnisreiches Buch geschrieben. In Deutschland gibt es kaum einen zweiten Politikwissenschaftler, der mit dieser Weltgegend so vertraut ist und so klar und scharfsinnig deren Entwicklung aufzeichnen kann. Auf Dauer allerdings ermüden seine Spaziergänge - weniger Begegnungen wären mehr gewesen. Perthes hat den Blick eines Schiedsrichters - immer korrekt, immer um Ausgleich bemüht, immer vernünftig, sehr europäisch eben.
JÖRG SPÄTER
VOLKER PERTHES: Orientalische Promenaden. Der Nahe und Mittlere Osten im Umbruch. Siedler Verlag, München 2006. 400 Seiten, 24,95 Euro.
Die islamische Welt schwankt zwischen zwei Polen: die Modernisierung der Gesellschaft oder die Islamisierung der Moderne. Der traditionelle und der modische Habitus muslimischer Frauen ist in der iranischen Hauptstadt Teheran gleichermaßen anzutreffen. Während tief verschleierte Frauen wütend Slogans für das iranische Atomprogramm skandieren (oben), shoppt eine junge Iranerin, bei der das locker gebundene Kopftuch nur ein schmückendes Accessoire zu sein scheint, in einem Einkaufszentrum der Innenstadt (unten). Fotos: AFP/momentphoto.de/Bonss
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"Kunstvoll verwoben sind Situationsberichte, Gesprächsnotizen, Randbemerkungen und Hintergrundinformation.
Entstanden sind Momentaufnahmen mit Tiefenschärfe vom "Nahen und Mittleren Osten im Aufbruch" [...], von den politischen und sozialen Realitäten, von den Erwartungen und Hoffnungen der Menschen, [...]Eine spannende, lehrreiche und unterhaltsame Reise." (Magdeburger Volksstimme)

"Volker Perthes ist einer der besten deutschen Kenner der nahöstlichen Szene." (Frankfurter Allgemeine Zeitung)