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Ein großes Thema der Welt von heute und von morgen ist die Wissensgesellschaft. Jürgen Rüttgers entwirft in seinem Buch eine Politik für die kommende Wissensgesellschaft, deren Leitbegriffe Bildung und Beschäftigigung, Wohlstand und andere Werte sind. Wie sieht die Wissensgesellschaft aus? Welche Chancen hält sie für den Menschen bereit? Diesen und weiteren Fragen geht Rüttgers hier nach. Er analysiert die Bedeutung von Wissen für Innovation und Arbeitsplätze und legt zukunftsfähige Konzepte für das Bildungssystem und die Wirtschaftspolitik des 21. Jahrhunderts vor.

Produktbeschreibung
Ein großes Thema der Welt von heute und von morgen ist die Wissensgesellschaft. Jürgen Rüttgers entwirft in seinem Buch eine Politik für die kommende Wissensgesellschaft, deren Leitbegriffe Bildung und Beschäftigigung, Wohlstand und andere Werte sind. Wie sieht die Wissensgesellschaft aus? Welche Chancen hält sie für den Menschen bereit? Diesen und weiteren Fragen geht Rüttgers hier nach. Er analysiert die Bedeutung von Wissen für Innovation und Arbeitsplätze und legt zukunftsfähige Konzepte für das Bildungssystem und die Wirtschaftspolitik des 21. Jahrhunderts vor.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.12.1999

Wo bitte geht's hier zur Wissensgesellschaft?
Ein "Mega-Trend": Der frühere Bildungsminister Rüttgers geht ihm nach

Jürgen Rüttgers: Zeitenwende - Wendezeiten. Das Jahr-2000-Projekt. Die Wissensgesellschaft. Siedler Verlag, Berlin 1999. 224 Seiten, 39,90 Mark.

Die Globalisierung der Weltwirtschaft hat unsere Welt gravierend verändert - und wird sie weiter verändern. Für Jürgen Rüttgers ist die "neue Unübersichtlichkeit" unserer Welt (Ulrich Beck) aber nicht allein die Folge der Globalisierung. Vielmehr sieht er in der Globalisierung selber eine Folge des Übergangs von der Industrie- zur Wissensgesellschaft. Über diesen Wandel hat Rüttgers, von 1994 bis 1998 "Zukunftsminister" der Regierung Kohl, nun ein Buch geschrieben. Darin stellt er Vorschläge zu einer umfangreichen Bildungsreform vor. Sie gewinnen dadurch an Gewicht, dass der 1952 in Köln geborene Rüttgers bildungspolitischer Sprecher seiner Partei ist.

Für Rüttgers ist die Wissensgesellschaft der "Mega-Trend" in unserer modernen Gesellschaft. Mit dem saloppen Anglizismus nimmt Rüttgers die Wortwahl des früheren Bundespräsidenten Herzog auf, der in seinen bildungspolitischen Reden die Bildung als entscheidendes "Megathema" unserer Zeit beschworen hatte. Unter dem Schlagwort bündelt Rüttgers gesellschaftliche Brüche und technologische Entwicklungen der letzten Jahre, die unser Leben, Arbeiten und Lernen in Zukunft grundlegend verändern werden.

Die entstehende Wissensgesellschaft sieht Rüttgers eng verzahnt mit der Globalisierung. So sei die Globalisierung einerseits nur möglich geworden durch die revolutionären Fortschritte in den wissensbasierten Informations- und Kommunikationstechniken, allen voran des Internets. Andererseits verlange der künftige Weltbinnenmarkt die ständige Weiterentwicklung ebendieser modernen Technologien. Heute wiesen technologische Industrien und moderne Dienstleistungen die größten Wachstumsraten und steigende Beschäftigungszahlen auf. Nur über Innovationen könnten neue Märkte erschlossen werden. In der Wissensgesellschaft ergänze daher das Wissen die klassischen Produktionsfaktoren Boden, Arbeit und Kapital.

Dabei sei das Wissen der einzige Rohstoff, der sich durch sich selbst erneuere und vermehre. Alle fünf bis sieben Jahre verdoppele sich die Menge an verfügbaren Informationen, die Hälfte davon bleibe nur für drei bis vier Jahre aktuell. Für Rüttgers bezeichnet der Begriff Informationsgesellschaft die unser Leben dominierende technologische Seite des gesellschaftlichen Wandels. Die Wissengesellschaft hingegen betone seine menschliche Dimension, da Wissen die wachsende Informationswüste erst fruchtbar mache. Die Grundlagen unserer Gesellschaft könnten allein durch Wissen erneuert und ergänzt werden. Es werde in Deutschland daher entscheidend darauf ankommen, dass die Politik günstige Voraussetzungen für die Bildung schaffe. Allein Bildung biete in einer Situation des Wandels Gewähr, Sicherheit durch Wissen erlangen zu können. Mit seiner Forderung, Bildung mehr zu fördern, verlässt der Autor die Zukunft seiner aufgeklärten Wissensgesellschaft - und setzt sich den harten Realitäten der deutschen Bildungspolitik aus.

Bildungspolitik politisieren

Rüttgers ruft zunächst dazu auf, die Bildungspolitik wieder zu politisieren. Nach den ideologischen Debatten der sechziger Jahre um das Schlagwort "Bildung für alle" überrascht der Vorschlag. Rüttgers wünscht sich eine breite gesellschaftliche Diskussion darum, was Bildung der Gesellschaft bedeute. Er ist dafür durchaus bereit, heilige Kühe seiner Partei zu schlachten. So gibt er den Widerstand gegen die Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen auf. Wichtig sei nicht so sehr die Schulform, sondern der in ihr vermittelte Lehrinhalt. Rüttgers' Verlassen einer jahrzehntealten Schlachtenlinie mag auch dazu da sein, vor dem Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen ideologischen Ballast abzuwerfen: Rüttgers ist CDU-Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten in Düsseldorf. Trotzdem spricht viel für seine Forderung, eine breite bildungspolitische Debatte zu führen, die das Thema Bildung endlich aus den Gesprächszirkeln der Fachleute heraushole. Die zahlreichen Enquete-Kommissionen, Bund-Länder-Planungsgremien und Sachverständigenräte der Vergangenheit haben die Bildungspolitik nicht beflügelt. Auch der deutsche Föderalismus erschwert einschneidende Reformen. Schon lange ist die Kultusministerkonferenz (KMK) das Bermudadreieck der deutschen Bildungspolitik.

Rüttgers weiß sehr wohl, dass er mit seinem Reformkatalog mitten in einem der trägsten Felder der deutschen Innenpolitik steht. Doch wer heute Bildung reformieren wolle, müsse über sie in ihrer Ganzheit neu denken. Bildung beginne im Kindergarten und dauere ein ganzes Leben lang. Eine Reform des Bildungswesens müsse daher alle Bereiche umfassen. So fordert Rüttgers zunächst ein zusätzliches Vorschuljahr in Kindergärten. Frühzeitig möchte er Kindern Englisch beibringen lassen. Die Lingua franca der modernen Welt dürfe keine Fremdsprache sein, sondern müsse lebendige Zweitsprache werden. Dringenden Reformbedarf sieht Rüttgers auch in den Schulen. Neben der Vermittlung der Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen müsse den Schülern der Umgang mit den neuen Medien vermittelt werden. So schnell wie möglich müsste jede Schule in Deutschland "ans Netz". Darüber hinaus wünscht Rüttgers sich "Lehrpläne ohne Verfallsdatum" (Hermann Lübbe), modernere Schulbücher, ein Abitur der zwei Geschwindigkeiten, das "Überfliegern" ein Jahr "sparen" helfe. Nicht allein aber bei der Forderung nach mehr Lehrern vermisst der Leser konkrete Vorschläge des Autors zu möglichen Finanzierungswegen. Unabhängig von allen aktuellen Spardebatten steht für Jürgen Rüttgers fest, dass unsere Gesellschaft in Zukunft mehr Geld in die Bildung investieren müsse.

Schließlich wendet sich Rüttgers der Situation der Hochschulen zu. Er erklärt Humboldts Universität für tot. Sie sei an der schieren Masse von Studenten erstickt. Doch seine Todesanzeige hindert Rüttgers nicht daran, eine Reihe von Maßnahmen zur Wiederbelebung zu präsentieren, die in Teilen im 1998 verabschiedeten Hochschulrahmengesetz zu finden sind. Dringend notwendig sei es, den Universitäten mehr Freiräume sowie eine größere Eigenständigkeit zuzugestehen. Die Etats sollten sich an der Leistung und der Einrichtung der Universitäten orientieren, um den Wettbewerb unter den Hochschulen anzukurbeln. Gleichzeitig müssten die Hochschulen unabhängiger über ihre Etats entscheiden können und über Eingangstests ihre Studenten selber aussuchen dürfen. Rüttgers setzt sich außerdem für einen frühen berufsqualifizierenden Abschluss ein. Er möchte Master- und Bachelorgrade nach angelsächsischem Vorbild einführen. Fortbildungsprogramme und die Möglichkeit, für einen begrenzten Zeitraum an die Universitäten zurückzukehren, sollen ein lebenslanges Lernen erleichtern. Nur so könnten die Anforderungen in der künftigen Wissensgesellschaft gemeistert - und ihre Chancen genutzt werden.

TOBIAS ASMUTH

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Als sei ihm zu der naiv anmutenden Konstruktionsweise der Thesen Rüttgers nichts mehr eingefallen, stellt "hof" das Buch des nordrhein-westfälischen CDU-Chefs weitgehend unkommentiert vor. Geschrieben wurde es noch vor dem CDU-Spendenskandal, so dass auf Übervater Kohl kein schlechtes Licht fällt. Rüttgers befasst sich in seinem Plädoyer für eine Wissensgesellschaft, die auf technologischem Fortschritt gründet, mit Bildungspolitik. Dabei rechnet er mit der sozialdemokratischen Bildungspolitik und den 68ern ab. "hof" sieht sich immerhin zu der Frage veranlasst, was daran schlecht sein solle, dass junge Menschen dazu erzogen werden, "alles zu hinterfragen". Und als habe der Rezensent selber die Lust verloren, referiert er Rüttgers Thesen herunter: Maximen einer liberalen Bildungspolitik, die schon an den Schulen einen neuen Unternehmertypus kreieren werden, der, durch christliche Werte gestärkt, "ein zupackender Gestalter" der Wissensgesellschaft Rüttgers wird.

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