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»Der Autor des vorliegenden Textes muss bekennen, dass sein einziges Verdienst darin besteht, mehrere Jahre lang die Publikationen über Napoleon geduldig durchforscht zu haben, in denen die Äußerungen dieses großen Herrschers festgehalten wurden. Außerdem rechnet er es sich als Verdienst an, dass er sich der Bedeutung des Werkes bewusst war, das so entstehen sollte und das für Napoleon die gleiche Aussagekraft wie das Evangelium für Jesus Christus hat.« So Balzac in seinem Vorwort.Eine höchst geistreiche biographische Skizze Napoleons von seinem großen politischen Gegner Clemens Fürst von…mehr

Produktbeschreibung
»Der Autor des vorliegenden Textes muss bekennen, dass sein einziges Verdienst darin besteht, mehrere Jahre lang die Publikationen über Napoleon geduldig durchforscht zu haben, in denen die Äußerungen dieses großen Herrschers festgehalten wurden. Außerdem rechnet er es sich als Verdienst an, dass er sich der Bedeutung des Werkes bewusst war, das so entstehen sollte und das für Napoleon die gleiche Aussagekraft wie das Evangelium für Jesus Christus hat.« So Balzac in seinem Vorwort.Eine höchst geistreiche biographische Skizze Napoleons von seinem großen politischen Gegner Clemens Fürst von Metternich schließt diesen originellen Band ab. Metternich versucht das Phänomen Napoleon zu erfassen und ihm gerecht zu werden: »Ich habe ihn in seinem Niedergang erlebt und verfolgt, und was immer er unternahm, um mich über seine Person zu täuschen, woran er bei vielen Gelegenheiten ein großes Interesse hatte, es ist ihm nicht gelungen.« Metternich schließt mit den Worten: »Dies ist die Geschichte des französischen Kayserreichs. Entworfen und geschaffen von Napoleon, hat es nur mit ihm existiert und mit ihm musste es zugrunde gehen.«
Autorenporträt
Napoleon Bonaparte, geboren am 15. August 1769 in Ajaccio auf Korsika, stieg während der Französischen Revolution in der Armee zum General auf, bevor er 1799 erster Konsul der Republik wurde und sich 1804 zum Kaiser krönte. Während seiner Regierungszeit bis 1814 gelangen ihm viele Reformen, so prägte er beispielsweise mit dem Code civil das Rechtssystem Frankreichs und vieler anderer Länder Europas bis in die Gegenwart. Der gescheiterte Feldzug gegen Russland führte zum Sturz Napoleons. Nach einer kurzen Phase der Verbannung kehrte er noch einmal für hundert Tage an die Macht zurück, bis er 1815 endgültig besiegt und auf die Insel St. Helena verbannt wurde, wo er 1821 starb.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.05.2010

Außerhalb der Moralität
Wie dachte Napoleon? – Honoré de Balzac stellte dessen Maximen zu einem Lehrbuch für bedrohte Machthaber zusammen
Honoré de Balzac, der diese kleine Sammlung von Maximen Napoleon Bonapartes 1838 aus zeitgenössischen Zeitungs- und Memoirenquellen zusammengestellt hat, wollte ihr „den gleichen Wert wie das Evangelium für Jesus Christus“ verschaffen. Ein sonderbarer Vergleich. Denn was wäre die frohe Botschaft dieses Usurpators und Welteroberers? Lag seinem Machtstreben eine Idee zugrunde?
Balzac selbst sagt zwei Seiten später, diese Maximensammlung werde „vor allem das Gesetzeswerk der bedrohten Macht“ sein. Und wo immer man bei diesen 525 Sentenzen hineinliest, geht es fast ausschließlich um Machterwerb und Machterhalt, um Krieg, Herrschaft, Verfassung, Herrschertugenden, also um Themen einer ernüchterten politischen Weltklugheit.
„Eine Revolution ist eine Meinung, die Bajonette findet.“ – „Die Regierung muss eine ständige Machtdemonstration sein.“ – „Die Bevölkerung braucht lärmende Feste; Dummköpfe haben den Lärm gern, und die Menge besteht aus Dummköpfen.“ – „In den Augen von Reichsgründern sind Menschen keine Menschen, sondern Instrumente.“ – „Die Idee hat mehr als die Tatsache geschadet, sie ist die Hauptfeindin der Herrscher.“ Aus solchen Sätzen lässt sich kein System bilden, außer dem der völligen Illusionslosigkeit.
In Sankt Helena versuchte Napoleon, seinen Eroberungen rückblickend eine Konzeption zu unterlegen, nämlich die Neuordnung Europas in großen, geschlossenen Nationen. Aber er musste auch zugeben, dass sie nicht erkennbar war: „Ich war gezwungen, zehn Jahre auf den Leichenhaufen der Deutschen zu kämpfen; sie konnten meine wahren Absichten nicht erkennen, und ich hatte große Pläne mit ihnen.“ Das hätte Heinrich von Treitschke kaum schärfer sagen können.
Unheimlich sind manche Selbstcharakteristiken: „Meine eiserne Hand befand sich nicht am Ende meines Arms, sondern war unmittelbar mit meinem Kopf verbunden; das Kalkül und nicht die Natur hat sie mir gegeben.“ Politisches Gleichgewicht sei ein Hirngespinst, das ist der eine Satz, der den Widerspruch zu ganz Europa und vor allem England zusammenfasst, mit dem Napoleon scheiterte. Philanthropie, Idealismus, Meinungen, Machtbalancen, Diskussionen, all das verachtete Napoleon und damit den aufklärerischen Hintergrund der modernen Staatsentwicklung.
Scharfsinnig sind seine Wahrnehmungen der höfischen Situation, in der er bald selbst regierte: Wer schmeichle, der verleumde auch gern, weiß er. „Man hat größere Aussichten, einen guten Herrscher durch Erbrecht als durch eine Wahl zu finden.“ Soviel zum Exporteur der Revolution. Aber leider gilt auch: „Ein Thron ist nur ein mit Samt verkleidetes Brett.“ Woraus ja nur folgt, dass der letzte Grund der Herrschaft Gewalt sein muss.
Einen Hassausbruch besonderer Art hat Balzac aus dem „Memorial von Sankt Helena“, Napoleons Tischgesprächen in der Verbannung auf der Vulkaninsel, wo er sich wie Prometheus an den Felsen geschmiedet fühlte, ausgesucht: eine Tirade gegen England und dessen siegreichen Staatsmann Castlereagh, der aus dem großen Sieg Englands viel zu wenig gemacht hatte – aus Perfidie? Etwas anderes konnte Napoleon sich nicht vorstellen, da die Idee des europäischen Gleichgewichts ihm ein Wahn schien.
Kurzum, wir lernen die durchaus interessanten Verhaltenslehren der Kälte eines reinen Machtpolitikers kennen. Es war ein glücklicher Einfall des Verlages, dazu Metternichs brillanten Napoleon-Essay aus dessen „Nachgelassenen Papieren“ zu setzen. Metternich kannte Napoleon seit 1808 aus der Nähe, er konnte ihn bei Siegen und Niederlagen beobachten, er war ihm geistig gewachsen und vollkommen furchtlos. Und anders als Napoleon besaß Metternich reflektierte politische Ordnungsvorstellungen, ein starkes Rechtsbewusstsein und eine Leitwert seines Handelns: Frieden. Und er war als Diplomat ein scharfsinniger psychologischer Beobachter.
Sehr zutreffend vergleicht er Napoleons Weltblick mit der totalen Ernüchterung von Machiavellis Zeitgenossen Francesco Guicciardini, dem kältesten Historiker Alteuropas. Auf die Frage, ob Napoleon im Grunde seines Wesens gut oder schlecht war, antwortet Metternich: „Mir schien immer, dass diese Beiworte, so wie man sie gemeinhin versteht, auf einen Charakter wie den seinen nicht anwendbar waren.“ Das sah Goethe ganz genauso, wenn er Napoleon als Elementarkraft „außerhalb der Moralität“ wie Feuer und Eis beschrieb. Metternich aber blickt noch genauer: „Napoleon hatte zwei Gesichter. Als Privatperson war er umgänglich und nachgiebig, ohne gut oder schlecht zu sein. In seiner Eigenschaft als Staatsmann ließ er keinerlei Gefühl zu; seine Entscheidungen traf er weder aus Zuneigung, noch aus Hass.“
Das ist großzügig gesehen und im Allgemeinen wohl zutreffend; Einzelfälle, die das widerlegen, lassen aber auch aufführen. Wer den bemerkenswerten kleinen Band durchgelesen hat, fragt sich betroffen: Warum gibt es nicht längst einen reichhaltigen Auswahlband der Schriften Metternichs? GUSTAV SEIBT
NAPOLEON BONAPARTE: Maximen und Gedanken. Ausgewählt und mit einem Vorwort von Honoré de Balzac nebst einer biographischen Skizze von Klemens Wenzel von Metternich. Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2010. 135 Seiten, 18,80 Euro.
„Die Regierung muss
eine ständige
Machtdemonstration sein.“
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Gustav Seibt erkennt in den von Honore Balzac aus zeitgenössischen Quellen ausgewählten "Maximen und Gedanken" von Napoleon das aufschlussreiche Porträt eines kühlen Machtpolitikers. Denn fast immer gehe es in den ausgewählten Sätzen um Machterwerb oder ihren Erhalt, stellt der Rezensent fest, dem auffällt, dass sich außer einer "völligen Illusionslosigkeit" kein rechtes politisches System aus Napoleons Maximen herausdestillieren lässt. Äußerungen zur Selbstbeschreibung allerdings wehen ihn mitunter geradezu "unheimlich" an, etwa wenn Napoleon sich als reinen Kopfmensch zeichnet. Nachdrücklich lobt er den Verlag noch dafür, dass er dem Band einen Essay Metternichs beigegeben hat, den er für seine glänzende Charakterisierung Napoleons preist. Das weckt auch den Wunsch des Rezensenten nach einem Band mit ausgewählten Schriften Metternichs.

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