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Du öffnest eine Tür und stehst vor deiner Kindheit - Ein schwebend schöner Roman über drei außergewöhnliche Frauen und ein Familiengeheimnis.
Beinah schon hatte Mascha ihre Kindheit in Russland vergessen, da reißt ein Anruf sie in die Vergangenheit zurück: Die junge Frau soll das Haus ihrer verstorbenen Großmutter verkaufen, das Haus ihres Kindheitsglücks, aus dem sie vertrieben wurde, als ihre Eltern die Sowjetunion verließen. Längst hat das graue Berliner Leben Maschas Erinnerungen verschüttet und auch die Rätsel ihrer Familie: Was trieb die schöne, lebensuntüchtige Mutter damals fort?…mehr

Produktbeschreibung
Du öffnest eine Tür und stehst vor deiner Kindheit - Ein schwebend schöner Roman über drei außergewöhnliche Frauen und ein Familiengeheimnis.
Beinah schon hatte Mascha ihre Kindheit in Russland vergessen, da reißt ein Anruf sie in die Vergangenheit zurück: Die junge Frau soll das Haus ihrer verstorbenen Großmutter verkaufen, das Haus ihres Kindheitsglücks, aus dem sie vertrieben wurde, als ihre Eltern die Sowjetunion verließen. Längst hat das graue Berliner Leben Maschas Erinnerungen verschüttet und auch die Rätsel ihrer Familie: Was trieb die schöne, lebensuntüchtige Mutter damals fort? Warum ließ der Vater sie im Westen so bald im Stich? Und was wurde wirklich aus Maschas geliebter Großmutter Tamara, einer Raumfahrtingenieurin mit höchsten Verbindungen? Überstürzt bricht Mascha auf ins winterliche Russland. Was als Fahrt in eine fremd gewordene Welt beginnt, wird zu einer Reise in die Kindheit, zu einer Flucht, zur Möglichkeit eines anderen Lebens. Doch als sie Pjotr begegnet, der für Tamara mehr als nur ein Hausgehilfe war, brechen ungestellte Fragen auf, beginnt alles Verborgene zu leuchten und Mascha muss die Geschichte der Familie, ihre Geschichte, neu entdecken.

In mitreißendem Tempo und traumschönen Bildern erzählt Katerina Poladjans Roman von drei außergewöhnlichen Frauen, vom Geheimnis einer Familie und vom Zauber einer russischen Kindheit.
Autorenporträt
Katerina Poladjan, 1971 in Moskau geboren, kam als Kind nach Deutschland und lebt heute in Berlin. 2011 erschien ihr vielgelobter Debütroman «In einer Nacht, woanders». Mit «Vielleicht Marseille» war sie für den Alfred-Döblin-Preis nominiert, ebenfalls 2015 wurde sie zum Ingeborg- Bachmann-Preis nach Klagenfurt eingeladen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.01.2012

Bloß nicht nach Moskau!
Katerina Poladjans ziemlich packendes Romandebüt

Es mag ein eigentümlicher Hintersinn in der Klangnähe der Worte Sterben, Erben und Verderben liegen, denn so ein Erbe fördert zuweilen dunkle, höchst unliebsame Details der Familiengeschichte zutage. Ein beliebtes Sujet für Krimis und Psychothriller. Als solcher lässt sich das packende Romandebüt Katerina Poladjans lesen. Auf nicht einmal zweihundert Seiten entfaltet sich eine drei Frauengenerationen erfassende Familientragödie, die einem Schauer über den Rücken jagt.

Ein Anruf aus dem fernen Russland reißt die Erzählerin Mascha aus ihrem Berliner Trott. Sie ist Ende dreißig, kinderlos, unverheiratet. Ihre Großmutter, die große Tamara, sei gestorben, und nun soll die Enkelin das Haus am Stadtrand von Moskau verkaufen, in dem auch sie aufgewachsen ist, jenes Paradies mit Birken und Teich, das sie als Kind verlassen musste, weil ihre Eltern Anfang der achtziger Jahre der Sowjetunion den Rücken kehrten.

Das Drama hatte damit begonnen, dass Tamaras lebensuntüchtige Tochter im letzten Schuljahr nach einer Liaison mit ihrem Kunstlehrer schwanger wurde. In der Folge übernahm Tamara, die uneingeschränkte Patriarchin der Familie, die Erziehung der Enkelin. Als die Tochter ausreist - Politik spielt hier eine ziemlich untergeordnete Rolle -, trifft dies die Raumfahrtingenieurin und überzeugte Sowjetbürgerin Tamara doppelt hart, schließlich war sie Trägerin von Staatsgeheimnissen. Ein Kontakt zur Familie im Westen existiert in der Folge kaum, und die Karriere endet ziemlich abrupt. Doch auch für die anderen geht die Geschichte nicht gut weiter. Im Exil scheitert die Ehe der Eltern, und Mascha muss mit ansehen, wie die Mutter an einer chronischen Depression erkrankt und inzwischen ihre Tage in der geschlossenen Psychiatrie fristet. Der wahre Grund für die Erkrankung erschließt sich der Erzählerin erst nach und nach während ihrer Reise.

Die 1971 in Moskau geborene Katerina Poladjan kam wie die Protagonistin ihres Romans als Kind mit den Eltern - auch ihr Vater ist Künstler - nach Deutschland. Heute lebt sie in Berlin. Nach einem Studium der Kulturwissenschaften und einer Schauspielausbildung arbeitete sie für Funk, Theater und Fernsehen. Die Erfahrung der Bühne mag dazu beigetragen haben, dass mit Worten im Buch ziemlich sorg- und sparsam umgegangen wird, kein Punkt, kein Komma, kein Satz scheinen zu viel, und selbst die, die da sind, wirken zuweilen wie Hieroglyphen des Schweigens.

In atemlosem Stakkato, im suggestiven Präsens erzählt die Protagonistin ihre geisterhafte, bedrückende Reise in die russische Nacht und die eigene Herkunft. Verfolgt von einem Wolf, findet sie nur mit Mühe und halb erfroren das verlassene Haus, bis sie am nächsten Tag auf Pjotr trifft, das Faktotum des Hauses, einen russischen Muschik mit Hängeauge, der Kette raucht und mehr trinkt, als ihm guttut. Pjotr scheint schon alles organisiert zu haben, denn auch er hat einen Anteil am Erbe zu erwarten. Wie in Trance erlebt Mascha die Stunden und Tage, den Käufer, der ihr eine auch für Berliner Verhältnisse stattliche Summe bietet, und Pjotrs Erzählungen, in denen sich plötzlich die erschütternden Abgründe dieses russischen Matriarchats auftun.

Denn natürlich war und ist Pjotr mehr als ein Faktotum, für die Großmutter, die Mutter und schließlich auch für sie, ein Homo Faber à la russe, das, wie es scheint, einzige Band zwischen den drei Frauen. Wie Maschas Familie bestanden viele russische Familien der Sowjetzeit aus drei wesentlichen Komponenten, der Großmutter, der Mutter und den Kindern. Männer hatten darin allenfalls einen Gaststatus, und das ihnen zugedachte Rollenangebot war begrenzt. Als Helden regierten sie fern von zu Hause das Land, flogen in den Weltraum, forschten in Laboren, schrieben Romane. Wer kein Held war, musste ein Waschlappen sein, und dazu zählen die russischen Frauen bis heute die Mehrheit ihrer Landsmänner. Die russische Frau der Kriegs- und Nachkriegsjahre, die die Funktionen der Ernährerin und Versorgerin notgedrungen übernehmen musste, hatte die Wahl zwischen Übermutter - Mütterchen Russland, Mutter der Heimat - oder Hure. Solche Hintergründe bleiben bei Polodjan im dichten Freudschen Nebel stecken, dafür wird die Dramatik bis an die Schmerzgrenze (und zuweilen darüber hinaus) getrieben. Am Ende heißt es für Mascha nur: nach Berlin, nach Berlin!

SABINE BERKING

Katerina Poladjan: "In einer Nacht, woanders". Roman.

Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2011. 170 S., geb., 16,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nicht nach Moskau, nach Moskau zieht's die Protagonistin schließlich in diesem Psychokrimi von Katerina Poladjan, sondern nach Berlin, nach Berlin. Bis es soweit ist, muss Sabine Berking allerdings manchen Schauder über sich ergehen lassen. Derart finster sind die Abgründe, die sich der aus Russland stammenden Wahlberlinerin Mascha eröffnen, als ein Erbe sie zurück in ihre alte Heimat ruft und sie mit ihrer Herkunft und den dunklen Flecken in ihrer Familiengeschichte konfrontiert. Packend findet Berking den Plot, in dem Wölfe und ein Faktotum herumspuken, wenn Polodjans Sprache auch eher sparsam daherkommt. Das abgezirkelte Stakkato im Präsens macht die bedrückende Atmosphäre und Dramatik in diesem Text für Berking sogar noch stärker spürbar.

© Perlentaucher Medien GmbH