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Sie liebten und sie schlugen sich - ein furioser Roman über die Jagd nach dem großen Glück
Ein rasant erzählter Roman über die Jagd nach dem grossen Glück. «Ich liebe dich», sagt er sanft, und unter seiner Sonnenbrille läuft ein Tröpfchen hinab. «Das tut mir leid», sagt sie nach einer kurzen Weile. Oder einer etwas längeren Weile - wie man es empfindet. Sie empfindet gerade nichts. Eigentlich will Erik nur seine Ruhe und ein bisschen Liebe. Aber das eine scheint das andere auszuschließen.

Produktbeschreibung
Sie liebten und sie schlugen sich - ein furioser Roman über die Jagd nach dem großen Glück
Ein rasant erzählter Roman über die Jagd nach dem grossen Glück.
«Ich liebe dich», sagt er sanft, und unter seiner Sonnenbrille läuft ein Tröpfchen hinab. «Das tut mir leid», sagt sie nach einer kurzen Weile. Oder einer etwas längeren Weile - wie man es empfindet. Sie empfindet gerade nichts.
Eigentlich will Erik nur seine Ruhe und ein bisschen Liebe. Aber das eine scheint das andere auszuschließen.
Autorenporträt
Seddig, KatrinKatrin Seddig, geboren in Strausberg, studierte Philosophie in Hamburg, wo sie auch heute mit ihrer Familie lebt. Über ihren Roman «Runterkommen» (2010) schrieb die «taz»: «Ein brillantes Debüt ... Anrührend, witzig und nüchtern.» Über «Eheroman» (2012) meinte «Der Tagesspiegel»: «Grandios, wie Katrin Seddig jeder ihrer Figuren einen eigenen Ton verleiht»; zuletzt erschien 2017 «Das Dorf». Katrin Seddig wurde mit dem Calwer Hermann-Hesse-Stipendium 2020 und für den noch nicht veröffentlichten Roman «Sicherheitszone» mit dem Hamburger Literaturpreis 2019 ausgezeichnet und 2020 mit dem Hubert-Fichte-Literaturpreis der Stadt Hamburg geehrt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.11.2011

Unberührbar
Katrin Seddig erzählt von der Heillosigkeit des Lebens

Es ist ein verflucht trauriges Bild für die Einsamkeit und ein nicht minder befremdliches dazu. Ein Mann steht nackt am Terrassenfenster seines Einfamilienhauses in Hamburg-Niendorf und masturbiert. Eine junge Frau verbirgt sich in den Büschen seines Gartens und beobachtet ihn mit einem Fernglas. Erik und Dani wissen voneinander, berühren werden sie sich nie. Dani, die in einer Putzkolonne arbeitet und sich Erik verschrieben hat, seit sie den Anwalt einmal spätabends in seinem Büro überraschte, ist nicht so fürs Anfassen. Sie gibt anderen Menschen noch nicht einmal die Hand.

In Katrin Seddigs Debütroman "Runterkommen" werden über solcherart Unglückseligkeiten wenig Worte verloren. Weder von den Menschen in Danis Umgebung noch von der 1969 geborenen Autorin, die ihre Figuren mit einer Ungerührtheit verqueren Umständen aussetzt, die jedem Anflug von Sentimentalität sogleich den Garaus macht. Dani bleibt auf heillose Weise allein (obwohl auch ihr Kollege Tom für die Unberührbare schwärmt), malt ihr Leben mit Filzstift auf DIN-A4-Blätter und schiebt sie unter das Bett in ihrer Neubauwohnung.

Indessen verliert der jenseits des Fensters recht antriebsschwache Erik nicht nur seinen Job, sondern wird auch von seiner Frau verlassen, die zu allem Überfluss von den Fenstereskapaden ihres Mannes mitbekommen hat. Nachdem die beiden pubertierenden Kinder ebenfalls das Weite gesucht haben, entspinnt sich bei Seddig nun aber nicht die erwartbare Geschichte über Frust, Arbeitslosigkeit und Tiefkühlpizza, sondern eine zusehends abseitiger werdende Szenerie.

Eriks neue Geliebte Doreen, eine Kneipenwirtin von robuster Sinnlichkeit, die noch dazu Danis Cousine ist, zieht zu ihm ins Haus, ihre pflegebedürftige Mutter bringt sie gleich mit. Um die wiederum kümmert sich Dani, wenn Doreen hinter der Theke Bier zapft. Irgendwann tauchen auch Eriks Kinder wieder auf, der Junge jetzt alkoholabhängig und mit einem Liebhaber. Derweil verkommt das Haus auf haarsträubende Weise, bald laufen Mäuse durch das Wohnzimmer, und immer wieder wird der Strom abgestellt. Keiner allerdings scheint das seltsam oder beunruhigend zu finden, stattdessen schlägt die bunt zusammengewürfelte Hausgemeinschaft eine kleine Lichtung in das mittlerweile meterhohe Gras des ehemals gehegten Gartens und baut eine Kaffeetafel auf.

Das könnte etwas von Tanz auf dem Vulkan haben. Aber statt Ekstase gibt es ungelenkes Nebeneinandersitzen. Nur konsequent, dass auch Seddigs Roman sich aus nebeneinanderstehenden Episoden zusammensetzt, jede erzählt aus dem Blickwinkel einer Figur. Zusammen findet hier keiner. Alle Versuche, der Welt, der Menschen und des Lebens habhaft zu werden, zerrinnen den Figuren zwischen den Fingern: "Ich wäre normalerweise ein sehr guter Anwalt gewesen", sagt Erik einmal, "wenn ich nicht zu schlecht gewesen wäre." Seddig schafft es auf hinreißend komische Weise und ohne sie je zu denunzieren, die Sätze ihrer Figuren wie an einer Scheibe abprallen zu lassen. So taumeln sie in ihrem Autismus dahin, der sich Alltag nennt - und es bricht einem das Herz.

WIEBKE POROMBKA

Katrin Seddig: "Runterkommen". Roman.

Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2010. 383 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Hochachtung schwingt bei Friederike Gräffs Vorstellung von Katrin Seddigs Debütroman mit, dessen lakonische Munterkeit die Rezensentin ebenso zu schätzen scheint, wie die der Autorin im Gespräch. Gräff zeigt sich beeindruckt von der Lebenstüchtigkeit der zweifachen Mutter, die sich abends, wenn sie von ihrem Doppeljob in zwei Anwaltskanzleien und nachdem sie die Kinder ins Bett gebracht hat, ans Schreiben macht. In ihrem Roman "Runterkommen" (!) erzählt Seddig aus verschiedenen Alltagsleben in Hamburg, mit Blick fürs "Abstruse", aber immer sehr präzise und dabei völlig pathosfrei, wie die Rezensentin betont. Dabei komme aber durchaus Problematisches wie Alkoholismus oder Schwerbehinderung zur Sprache, lässt uns Gräff wissen. Was ihr nicht nur im Gespräch mit der Autorin, sondern auch an dem Roman positiv auffällt, ist, dass Seddig sich alle "Beschönigungen" verkneift.

© Perlentaucher Medien GmbH
Seddig schafft es auf hinreißend komische Weise und ohne sie je zu denunzieren, die Sätze ihrer Figuren wie an einer Scheibe abprallen zu lassen. So taumeln sie in ihrem Autismus dahin, der sich Alltag nennt - und es bricht einem das Herz. Wiebke Porombka FAZ 20111102