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Das ultimative Handbuch für künftige Chinaversteher - komisch, informativ und ziemlich anders
"Nur in den seltensten Fällen hat einer mit seinem westlichen Namen Glück, weil der zufällig auf Chinesisch was Tolles bedeutet. So wie Yahoo zum Beispiel, das hier Ja Hu heißt, 'eleganter Tiger'. Oder der Markenliteraturhersteller Hemingway. Der wird als Hai Ming Wei verschriftet: 'Meer, strahlend, kräftig'. So einen Namen hätte ich auch gerne. Aber die ersten Übersetzungsversuche gingen mit Ke Li Si Yang Yu Pi Si Long Shi Mi Te schwer daneben. Zwar konnte ich der Übertragung meines Nachnamens…mehr

Produktbeschreibung
Das ultimative Handbuch für künftige Chinaversteher - komisch, informativ und ziemlich anders

"Nur in den seltensten Fällen hat einer mit seinem westlichen Namen Glück, weil der zufällig auf Chinesisch was Tolles bedeutet. So wie Yahoo zum Beispiel, das hier Ja Hu heißt, 'eleganter Tiger'. Oder der Markenliteraturhersteller Hemingway. Der wird als Hai Ming Wei verschriftet: 'Meer, strahlend, kräftig'. So einen Namen hätte ich auch gerne. Aber die ersten Übersetzungsversuche gingen mit Ke Li Si Yang Yu Pi Si Long Shi Mi Te schwer daneben. Zwar konnte ich der Übertragung meines Nachnamens durchaus etwas abgewinnen.Wörtlich bedeutet er 'Geschichte Geheimnis spezial', was den Kern meiner Persönlichkeit irgendwie trifft. Aber der Vorname 'Kann sofort sterben Schaf' geht gar nicht.

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Autorenporträt
Christian Y. Schmidt war bis 1996 Redakteur des Satiremagazins "Titanic". Seitdem arbeitet er als freier Autor. Außerdem ist er Senior Consultant der Zentralen Intelligenz Agentur, sowie Redakteur und Gesellschafter des Weblogs "Riesenmaschine", dem 2006 der Grimme online-Preis verliehen wurde. Seit 2009 berichtet Schmidt zweiwöchentlich in einer satirischen taz-Kolumne aus China. Mehrere Veröffentlichungen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.03.2010

Chinesische Anarchie
Die etwas andere Reportage aus dem Reich der Mitte
Der Titel ist, wie der Autor selber freimütig einräumt, eigentlich Blödsinn. „Bliefe von dlüben” hat Christian Y. Schmidt seinen „China-Crashkurs” genannt, wohl wissend, dass es ein Ammenmärchen ist, dass der Chinese kein „r” aussprechen kann. Tatsächlich liebe vor allem der Pekinger das „r”, rolle es wie ein Siegerländer und vertausche gerne das „n” am Schluss eines Wortes durch ein „r”. Das Wortspiel habe man nur „um der besseren Verkäuflichkeit willen” gewählt, da man so etwas in Deutschland rasend komisch finde.
So viel Ehrlichkeit nimmt den Leser für den Autor ein, der seit vier Jahren in Peking lebt und mit einer Chinesin verheiratet ist, die stets als „meine Dolmetscherin” vorgestellt wird. Die 35 Kapitel seines Buchs, die er von der „Vorschule” bis zum „großen China-Abitur” gegliedert hat, beruhen auf Titanic-Kolumnen, die er aber „komplett überarbeitet, aktualisiert und zum Teil stark erweitert” habe.
Schmidt geht es darum, die Klischees und Ahnungslosigkeiten über das Reich der Mitte vergessen zu lassen. Er schildert „den Chinesen”, wie er lebt und sich seiner Umgebung mitteilt: Häufig sehr laut, gerne lachend, nicht selten auch schadenfroh und rücksichtslos. Auf jeden Fall ist er schon längst nicht mehr die emsige, gesichtslose Arbeitsbiene, die sich von der Partei einschüchtern lässt. Das ist gewiss nicht alles PC, manches auch sicher überzeichnet und karikierend, aber das Buch soll ja vor allem auf unterhaltsame Weise uns China etwas näherbringen. Näher jedenfalls, als dies manchem vermeintlichen China-Experten nach einem Kurztrip durch das Reich der Mitte und sogar auch namhaften Sinologen gelingt.
Schmidt nennt beispielhaft die Berichterstattung während der Olympischen Spiele. „Statt die Gelegenheit zu nutzen, sich erst einmal in unserer prächtig herausgeputzten Hauptstadt umzusehen”, mokiert er sich, „setzten sich einige von ihnen als Erstes an die Rechner im Olympiapressezentrum und klickten Dalai-Lama- und Falun-Gong-Seiten an”. Als sie prompt nicht weiterkamen („Connection interrupted”) hätten sie „feurige Artikel” über die chinesische Internet-Zensur geschrieben. Schmidt: „Eigentlich hätten sie schreiben müssen: ,Wir sind zu doof.‘”
Denn wer nur ein bisschen über das Internet in China Bescheid wisse, der lade sich die Software herunter, mit der der „Great Firewall” einfach umgangen werden könne. Statt Zensur sollte deshalb von Fortbildungsmaßnahmen oder Intelligenztests gesprochen werden. Ähnliches passiere mit verbotenen Büchern und CD’s. Kaum seien die Verbote ausgesprochen, würden die verdächtigen Waren als Raubkopien millionenfach in ganz China angeboten.
Die chinesische Anarchie findet auch im Mobilfunk-Netz statt. Nach offiziellen Angaben wurden im Jahr 2007 592 Milliarden SMS im Land verschickt. Die enthalten nicht nur Liebesschwüre, sondern auch jede Menge seltsamer Angebote: „Unsere Firma verkauft langfristig geschmuggelte Waren, Waffen, Darlehen mit hohen Zinsen, Falschgeld, Halluzinogene, Röntgenbrillen, Racheaufträge, Zeugnisse online.” Und ungeachtet aller Zensurmaßnahmen erscheinen in China auch unbehelligt Fake-Zeitungen mit erfundenen abstrusen Nachrichten.
Obwohl Christian Y. Schmidt schon längst nicht mehr aus China wegziehen möchte, veredelt er nicht sein Gastland – auch nicht die immer noch gewöhnungsbedürftigen Essgewohnheiten. Eines der krassesten Beispiele ist der „unsterbliche Fisch”, dessen Kopf in ein nasses Handtuch eingeschlagen wird, damit er den Kochvorgang überlebt. So kann der Fisch „Ihnen mit großen Augen zusehen, wie Sie den Rest seines leckeren Körpers verzehren”. Wie sagte schon die von Schmidt zitierte Marlene Dietrich im Film Shanghai Express: „Five years in China is a long time.”
RALF HUSEMANN
CHRISTIAN Y: SCHMIDT: Bliefe von dlüben. Rowohlt, Berlin 2009. 223 Seiten, 14,90 Euro
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Ralf Husemann rät, sich nicht vom kalauernden Titel abhalten zu lassen. Christian Y. Schmidt gelingt seiner Meinung nach mit "Bliefe von dlüben" tatsächlich eine interessante und aufschlussreiche Reportage über China. Der mit einer Chinesin verheiratete und in China lebende Autor bringt dem Leser in 35 Kapiteln, die auf stark überarbeiteten Titanic-Kolumnen beruhen, das Reich der Mitte "auf unterhaltsame Weise" nahe, so der Rezensent, und räumt mit Klischees und Ahnungslosigkeiten über China auf, ohne es zu verherrlichen. Dabei erfuhr Husemann unter anderem, dass chinesische Internet-Zensur nur noch Hindernisse für Dumme sind, die nicht wissen, wie man sich die passende Software herunterlade, um die Zensur zu umgehen oder von der Delikatesse des "unsterblichen Fischs", dessen Kopf mit ansehen muss, wie sein Körper verzehrt wird.

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