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Politik ist nicht allein Sache des Parlaments, sondern geht jeden etwas an. Sie entsteht überall dort, wo Menschen darüber diskutieren, wie gemeinsame Aufgaben am besten bewältigt und Konflikte am besten gelöst werden. In seinem Buch fordert Ulrich Wickert die Gestaltungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten jedes Einzelnen: Die grundlegenden demokratischen Werte wie Freiheit und Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz werden am Küchentisch und auf dem Schulhof, auf der Straße und im Supermarkt mit Leben erfüllt.

Produktbeschreibung
Politik ist nicht allein Sache des Parlaments, sondern geht jeden etwas an. Sie entsteht überall dort, wo Menschen darüber diskutieren, wie gemeinsame Aufgaben am besten bewältigt und Konflikte am besten gelöst werden. In seinem Buch fordert Ulrich Wickert die Gestaltungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten jedes Einzelnen: Die grundlegenden demokratischen Werte wie Freiheit und Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz werden am Küchentisch und auf dem Schulhof, auf der Straße und im Supermarkt mit Leben erfüllt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.12.2000

Plädoyer für persönliche Toleranz
Für fernsehfreie Stunden: Ulrich Wickert wendet sich an die nachwachsende Generation

Ulrich Wickert: Ihr seid die Macht. Politik für die nächste Generation. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2000. 145 Seiten, Abbildungen, 29,80 Mark.

Mit Ulrich Wickert unternimmt ein landesweit bekannter Fernsehjournalist den verdienstvollen Versuch, einer nachwachsenden Generation politische Fragestellungen verständlich zu machen und zugleich Interesse an eigenem politischem Engagement zu wecken. Der Titel "Ihr seid die Macht" ist allerdings reichlich bombastisch, zumal sich das Buch weniger mit dem möglichen Einfluß junger Leute auf die Politik als vielmehr mit deren Wahrnehmung politisch gesetzter Rahmenbedingungen für eigenes Handeln im privaten wie im gesellschaftlichen Umfeld befaßt. Dem entspricht eine erzählende Darstellungsweise, die am Beispiel einer vierköpfigen Familie Fragestellungen aufgreift, die sich zu Hause, in der Schule, in der Freizeit und vor Gericht ergeben und zur Erläuterung grundsätzlicher Aspekte exekutiver, legislativer und judikativer Gewalt dienen. Der etwas artifizielle Erzählrahmen erhöht gewiß die Verständlichkeit, ist gelegentlich aber wirklichkeitsfremd: Längere Ausführungen zur Geschichte der Weltreligionen und der Religionskriege, vorgetragen ausgerechnet im Schwimmbad vor einer scheinbar geduldig zuhörenden Gruppe junger Sportler, wirken dort genauso wenig wahrscheinlich wie die historisch systematischen Erläuterungen zum Demokratiebegriff unmittelbar an der Wahlkabine.

Der Versuch, zentrale Begriffe wie Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität, Toleranz, Zivilcourage, Moral, Pflichten und Rechte statt in abstrakten Definitionen durch Einordnung in konkrete Lebenssituationen verständlich zu machen, ist im Ganzen durchaus gelungen. Allerdings entstehen aus dem Bemühen um einfache Erklärungen gelegentlich Unschärfen (etwa beim komplizierten Verhältnis von Privatinteressen und Gemeinwohl) oder auch Fehler (bei der Beschreibung der parlamentarischen Demokratie in Abgrenzung zu präsidialen Regierungsformen). So wird der Bundeskanzler zwar vom Bundestag, aber eben nicht zwingend aus den Reihen der Abgeordneten gewählt. Auch die Illustration des starken Gewichts und vermeintlichen Vorrangs von Wirtschaftsinteressen gegenüber politisch-moralischen Erwägungen am Beispiel Irans ist durchaus diskussionsbedürftig. Jedenfalls belegt der dramatische Rückgang der Handelsbeziehungen, der Investitionen und Aktivitäten deutscher Unternehmen in einem der wichtigsten Länder des Nahen Ostens nicht unbedingt die vorgetragene These.

Am besten gelungen ist Ulrich Wickert das Kapitel "Mit anderen Meinungen leben". Hier wird aus der Darstellung der intellektuellen Grenzen der Erkenntnisfähigkeit, dem notwendigen Verzicht auf Wahrheitsansprüche und der daraus resultierenden Notwendigkeit verbindlicher Verfahren zur Feststellung dessen, was gelten soll, so lange sich keine neuen Mehrheiten mit anderen Schlußfolgerungen bilden, ein überzeugendes Plädoyer für persönliche Toleranz als unverzichtbare Grundlage jeder demokratischen Kultur.

NORBERT LAMMERT

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.12.2000

Sozialkundelehrer Wickert
Das neue Buch des Tagesthemen-Moderators erinnert sehr an eine Unterrichtsstunde
ULRICH WICKERT: Ihr seid die Macht! Politik für die nächste Generation. Rowohlt-Verlag, Berlin 2000. 144 Seiten, 29,80 Mark.
Ulrich Wickert ist ein ehrgeiziger und strebsamer Sozialkunde-Lehrer: Er hat sich bestens vorbereitet, er greift mit vollen Händen hinein in die Geschichte und in die Gegenwart, er ist belesen, und die Menschen, die er in seinen Geschichten erzählen lässt, sind beredt. Mit diesem Buch wird er zum Ober-Sozialkundelehrer der Republik.
Eigentlich sind es ja gar keine Geschichten, die der Tagesthemen-Moderator Wickert erzählt; er schildert Situationen: Familienvater Friedrich wird gedrängt, den Vorsitzenden im örtlichen Schwimmverein zu machen; daraus entwickelt sich ein Diskurs mit den Kindern über Pflicht und Verantwortung. Oder: Eine Schulklasse besucht das Amtsgericht; und es knüpft sich daran eine Diskussion mit dem „lässig gekleideten” Jugendrichter Adam – über die Gerechtigkeit und die Gleichheit vor dem Gesetz.
Oder: Vater Friedrich, jetzt Vorsitzender des Schwimmvereins, hat die Jugendschwimmgruppe und „eine Gruppe von Jungs und Mädchen aus dem türkischen Verein” zu einem Nachmittag im Schwimmbad eingeladen – „um sie zusammenzubringen und um zu helfen, Vorurteile abzubauen”; es folgt ein Gespräch über das Wesen der Aufklärung, über die Ringparabel in Lessings „Nathan der Weise”, über Voltaire und über die Menschenrechte.
Im ersten Kapitel werden die Figuren eingeführt, die den Zusammenhang der einzelnen Kapitel herstellen sollen: Da ist, wie gesagt, der Vater Friedrich, seine kluge Frau Catharina, und da sind die diskussionsfreudigen Kinder: die Tochter Alix und ihr kleiner zwölfjähriger Bruder Felix, der partout nicht ins Bett gehen will – und der sich dabei auf einen Satz beruft, den er in der Schule gelernt hat: „Jeder Mensch ist frei geboren. ”
Ein wenig gekünstelt
Daraufhin greift der Vater zu Wörterbuch und Lexikon und seine Tochter schaut ins Internet – und es beginnt ein abendlicher Diskurs über Autonomie, Anarchie und den kategorischen Imperativ, ein Diskurs, der fast bis Mitternacht dauert, weil auch über „freie Fahrt für freie Bürger” und über die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte” geredet werden muss. Das Ganze ist nicht ganz so gekünstelt, wie sich das in der Kurzfassung liest, sondern nur ein wenig. Wickert schreibt eine einfache, anschauliche, sehr gut verständliche Sprache, zumindest für größere Kinder. Aber trotzdem: Das Buch ist nicht viel mehr als eine 144 Seiten lange, schön komponierte Unterrichtsstunde. Für Kinder ist es ziemlich langweilig, es fehlt der Plot, es fehlt die Spannung, es fehlt eine Rahmenhandlung; die Situationen, die Wickert schildert, sind zu dünn, um so viel Inhalt zu tragen.
Und: Das Buch sieht schon von außen so aus, dass jeder sofort weiß, was drin ist – politische Bildung, ein klasse Schulbuch. Da sieht man auf dem Cover den Tagesthemen-Moderator Wickert in Dozier-Haltung; wahrscheinlich soll diese Aufmachung eher die Eltern als die Kinder ansprechen. Der Titel „Ihr seid die Macht!” (gemeint sind die Kinder) ist wunderbar – aber im Buch wird nicht besonders deutlich, warum das so ist. Auch im Inneren erinnert die Optik ziemlich ans Schulbuch: Am Kopf jeder Seite laufen Bildstreifen mit Schwarz-Weiß-Fotos, die sich irgendwie auf den Text beziehen, aber auch dem pflichtbewussten Leser nicht recht weiterhelfen.
Meine Tochter ist am helllichten Nachmittag auf Seite 40 eingeschlafen. Sie hat aber dann schuldbewusst erklärt, dass das Buch so viel Müdigkeit nun auch wieder nicht verdient hat.
HERIBERT PRANTL
Kinder haben wenig Rechte und keine Lobby in der Politik. Noch jede Bundesregierung ist angetreten, das zu ändern – bislang nur mit geringem Erfolg.
Foto: telepress
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Heribert Prantl fühlt sich hier - nicht nur wegen der Aufmachung - an ein Sozialkundebuch erinnert. Schon das Cover ("Wickert in Dozier-Haltung") spricht seiner Vermutung nach wohl eher Eltern an, weniger die eigentliche Zielgruppe. Was den Inhalt betrifft, ist Prantl geteilter Meinung. Kinder bräuchten mehr Spannung, findet er, eine überzeugende "Rahmenhandlung". Und auch wenn anhand einer Familie verschiedene Situationen durchgespielt werden, bei denen es um Fragen wie Verantwortung, Menschenrechte, Anarchie und ähnliche Dinge geht, so sind es nach Prantl "eigentlich (...) gar keine Geschichten". Als Beispiel nennt der Rezensent u. a. eine Debatte über Freiheit, die sich in der Familie entwickelt, weil der zwölfjährige Felix nicht ins Bett gehen will. Wickert schreibe zwar in einer sehr "einfachen, anschaulichen sehr gut verständlichen Sprache". Doch den Diskurs über den "kategorischen Imperativ" und ähnliche Dinge scheint Prantl etwas konstruiert zu finden. Letztlich läuft Prantls Urteil auf einen Kompromiss hinaus: eine "schön komponierte Unterrichtsstunde", so lautet das Fazit.

© Perlentaucher Medien GmbH