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Sie waren zu jung für die Revolte von 1968 und zu alt für die Gründung von Internet-Cafés – die so genannten 78er – die Generation der „Zaungäste“-, kleine Brüder und Schwestern der berühmten 68er. Dafür hatten die 78er etwas, was keine Generation zuvor für sich in Anspruch nahm: die ewige Jugendlichkeit: Forever young war ihr Motto. Ob in der Uni oder in der Wohngemeinschaft – es wurde endlos diskutiert, herumexperimentiert und vom glücklichen Leben geträumt. Irgendwann wurden sie dennoch Chefredakteure, Staatsminister und Starjuristen... Nun aber droht den erfolgreichen Berufsjugendlichen…mehr

Produktbeschreibung
Sie waren zu jung für die Revolte von 1968 und zu alt für die Gründung von Internet-Cafés – die so genannten 78er – die Generation der „Zaungäste“-, kleine Brüder und Schwestern der berühmten 68er. Dafür hatten die 78er etwas, was keine Generation zuvor für sich in Anspruch nahm: die ewige Jugendlichkeit: Forever young war ihr Motto. Ob in der Uni oder in der Wohngemeinschaft – es wurde endlos diskutiert, herumexperimentiert und vom glücklichen Leben geträumt. Irgendwann wurden sie dennoch Chefredakteure, Staatsminister und Starjuristen...
Nun aber droht den erfolgreichen Berufsjugendlichen von einst der existenzielle Schock – das dramatische Herausfallen aus der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Stets verdrängt, kommt es nun mit irritierender Macht: das Älterwerden zwischen Prostata-Vorsorge und Rentenloch.
Ein neues Lebensgefühl. Eine Unverschämtheit. Eine Zumutung!
Autorenporträt
Reinhard Mohr, Jahrgang 1955, studierte Soziologie mit Diplomabschluss in Frankfurt am Main. Von 1979 bis 1982 war er Vorsitzender des AStA der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, später Redakteur der Sponti-Zeitschrift Pflasterstrand. Mohr arbeitete u.a. für die taz, die Frankfurter Allgemeine Zeitung und den Stern. Daneben schrieb er Kabaretttexte für Michael Quast und Matthias Beltz. Von 1996 bis 2004 war er Kulturredakteur beim Spiegel, von 2006 bis 2010 Autor bei Spiegel Online. Mohr lebt als freier Journalist in Berlin Prenzlauer Berg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Zumindest an einigen Stellen ist Reinhard Mohr eine durchaus "eindringliche" und "gefühlvolle" Biografie der Protestgeneration der siebziger und frühen achtziger Jahre gelungen, lobt Lorenz Beckhardt. Repräsentativ sei das allerdings nicht, da der Autor mehr oder weniger einen "subjektiven Erfahrungsbericht" eines in Berlin lebenden, unverheirateten und frankophilen Journalisten abliefere. Genau jene Teile, in denen er zu persönlich werde, wo Frauen- und Wohnungsprobleme abgehandelt werden, das hätte Mohr dem "gelangweilten Leser gut und gern ersparen können", findet der Rezensent. Die Vergleiche zwischen 1978 und 2003 seien dafür "umso interessanter", wenn die Erfahrungen einer Generation beschrieben werden, die an Bauzäunen protestierten, Theorienfragmente diskutierten und insgesamt über ein geschlossenes Weltbild verfügten und mittlerweile in Diskotheken als Grufties beäugt werden. An diesen Stellen findet Mohr mit seinem "ironisch gefärbten Lamento" die richtige Balance zwischen der Trauer um die verlorene Jugend und der Anklage, dass die damaligen Überzeugungen von der Mehrheit verraten worden sind, lobt Beckhardt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.09.2003

Mein Hühnercurry Nr. 133
Triebhaft: Reinhard Mohr sieht einer Generation beim Altern zu

Wer das Buch so liest, wie es sich präsentiert, ist enttäuscht. Der Titel "Generation Z" spielt auf Reinhard Mohrs ehemaliges Unternehmen an, die Generation der 78er als Zaungäste zwischen den politischen 68ern und den nachfolgenden Internetcafé-Gründern zu charakterisieren. Jetzt sollte nachgesehen werden, wie die Generation die New-Economy-Blase überstanden hat und wie sie mit dem Altern fertig wird. Wahrscheinlich wäre es klug, wenn Autoren sich grundsätzlich dem Verlegerinteresse an solchen Zweitverwertungen verweigerten. Obendrein sind der Abstand und die Materialbasis für ein Verallgemeinern und Vergleichen viel zu gering. Wenn denn überhaupt die Generation genügend profiliert ist, um auf eine charakteristische Weise zu altern. Jedenfalls hat Mohr nur notiert, wie es ihm in Berlin-Mitte und beim "Spiegel" so geht und was ihm so zum Leben im allgemeinen einfällt. Wer den analytischen Anspruch beim Wort nimmt, ist nicht nur allein gelassen, schlimmer noch, zu fast jeder Behauptung findet er bald ihr Gegenteil.

Ganz anders sieht es aus, wenn man das Buch versuchshalber als - natürlich fiktiven - autobiographischen Roman nimmt. Dann wird der Kontrast zwischen dem souveränen, pointenreichen Stil und den theoretischen Inkonsistenzen, zwischen dem dozierenden Gestus und den banalen Sentenzen, zwischen dem Bild der eigenen Bedeutung und den vielen Empfindlichkeiten und Hypochondrien, dann werden die nicht endenden Strudel der Selbstreflexion, die von These zu Gegenthese wirbeln, ohne je den Boden der Selbsterkenntnis zu erreichen, zu einem inneren Monolog, der den Leser das Gewebe der Selbstdarstellung als ein Gewebe der Selbsttäuschung sehen läßt. An Italo Svevos "Zeno Cosini" könnte man als Vorbild denken.

Und vielleicht bringt die imaginierte Romanform so tatsächlich etwas über die Generation Z zum Ausdruck. War diese doch als eine Generation dargestellt worden, die jede Entscheidung und Verantwortung in der Suspension der Frage nach dem richtigen Leben hält. Jetzt findet sich, daß sich mit dem Nichtentscheiden bestimmte Sachen, Ehe oder Beruf, von alleine entschieden haben.

Ein erstes Leitmotiv gibt der Rotwein. Extremist ist der Ich-Erzähler nur noch in der Beurteilung von Roger Willemsen und schlechtem Wein. Intensiver essen, bewußter genießen, lautet der Imperativ. Schlechter Wein wird beim Stehempfang schon mal hinter die Büsche gekippt. Und angesichts der Perspektive eines Chianti aus der Schraubverschlußflasche, bleibt er der Vernissage einer alten Freundin ganz fern. Das greift bis in die Metaphern über. Die kontemplative Muße sei strukturiert wie ein kompakter, körperreicher Rotwein. Andererseits, wie schön waren die Sonnenuntergänge am Atlantikstrand mit dem Côtes du Rhône aus der Literflasche. Sind nicht die immer größeren, raffinierteren und teureren Kücheneinrichtungen nur dazu da, um sublim "vom eigentlichen Problem der Freßlust" abzulenken? Tatsächlich läßt die Nennung von Spaghetti, Brühwürfeln, der Kaffeemaschine, dem roten Hühnercurry Nr. 133 daran zweifeln, wie tiefe Wurzeln das Genießen geschlagen hat.

Mit dem beruflichen Erfolg kam der Zwang zum Stil. Doch der war nicht von Anfang an Ziel des Erfolges. So sieht der 78er wehmütig auf die Ursprünglichkeit, die er zugleich als Barbarei denunziert. Auch in der Kultur. Klar der Kulturjournalismus ist politischer Auftrag. Aber "ins Theater, um sich sechs Stunden lang von Frank Castorf quälen zu lassen?" Dafür, daß es schön sein könnte, Zeit für die Lektüre von Marcel Prousts Kolossalroman zu finden, hat er nur Spott übrig. Und Qual ist ihm das "automatische Zerknüllen all jener unerbetenen Faxe, in denen Bataillone von Galerien, Kleinkunstbühnen und PR-Abteilungen wichtiger Kulturträger für ihre tolle Sache werben". Im Grunde ist die Kultur der Überbau geblieben, der Schleier vor dem "triebhaften Urgrund" der Freßlust und der Sexualität. Denn das ist das Hauptthema: Die Frauen werden immer jünger.

GUSTAV FALKE

Reinhard Mohr: "Generation Z oder Von der Zumutung, älter zu werden". Argon Verlag, Berlin 2003. 222 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.12.2003

Midlife-Blues
Wer früher jung war, ist heute alt – aber nicht weinen!
„Zaungäste” der 68er Revolte – so taufte Reinhard Mohr schon vor Jahren die Generation der 78er, die vor einem Vierteljahrhundert an allen Bauzäunen der Republik rüttelte, in Kalkar, Brokdorf, an der Startbahn West. Der Text von Reinhard Moor, in dem er nun die „Generation Z” schildert, handelt von Menschen, die mit dem Selbstbewusstsein der immerwährenden Jugend in den 70ern aufgebrochen waren, um ihre Träume von einem freien, selbstbestimmten, glücklichen und vor allem ruhelosen Leben zu verwirklichen. Er handelt von ihrem zähen Widerstand gegen das Älterwerden, von langsam reifenden Einsichten und einer sanften Landung am linken Rand der Neuen Mitte.
Mohr, der früher für den Pflasterstrand und die taz schrieb und heute Spiegel-Redakteur ist, versucht, sein eigenes Leben zu begreifen. Dabei ist ihm an einigen Stellen eine durchaus eindringliche, gefühlvolle Biografie der Protestgeneration der 70er und frühen 80er Jahre gelungen, der „lebenskulturellen Kriegsgewinnler der Revolte von 1968”. Repräsentativ ist das nicht: Der Autor (Jahrgang 1955) liefert den subjektiven Erfahrungsbericht eines unverheirateten, frankophilen, in Berlin lebenden Journalisten, der kinderlos und allein stehend ist. Genau jene Teile seines Buchs, in denen Mohr seinen tristen Alltag als alternder Single beschreibt, in denen er den Erfahrungsbericht über seine Probleme mit Frauen und der leeren Wohnung präsentiert, hätte er dem gelangweilten Leser gut und gern ersparen können.
Umso unterhaltsamer die Passagen, die von Vergleichen zwischen 1978 und 2003 leben, von Erfahrungen, die eine Generation treffend beschreiben. Wohin etwa wendet sich ein dauerjugendlicher Endvierziger, wenn er am Eingang seiner Disco mit dem Satz ausgebremst wird: „Jetzt kommen die schon zum Sterben hierher”? Mohr schlägt vor, sich „Alternativen an den Orten der Vergangenheit” zu suchen. Die Generation Z, die einst mit Bolzenschneider und Zwille vor dem Atomkraftwerk Brokdorf stand, Wälder und Feuchtgebiete verteidigte, gegen die Ausbreitung des Ozonlochs kämpfte, entdeckt also, nach Jahren der Ignoranz, die Natur wieder – freilich diesmal weniger ökologisch als romantisch gesinnt, „emphatisch statt utopisch”.
Mohr findet Bilder, die das Szeneleben der 70er Jahre lebendig werden lassen. Bücher waren weit wichtiger als heute, Theoriediskussionen ersetzten das Fitnesstraining: „Stolz wurden frisch angelesene Theoriefragmente im Seminar und am Kneipentisch zum Besten gegeben: Der Vorsprung durch Wissen war mindestens so wichtig wie die Zuverlässigkeit im Straßenkampf und die richtige Leimmischung beim Plakatekleben.” Der erste Blick beim Betreten einer Wohnungen sei auf das Bücherregal, erst dann auf die Schallplattensammlung gegangen; heute bestaune man das Design der offenen Küche und den loftmäßigen Blick über die Dächer der Stadt.
Die Linke der 70er Jahre verfügte noch über ein geschlossenes Weltbild. Alles, was Nachrichtenwert hatte, konnte interpretiert und politisch eingeordnet werden in einen historischen Fluss, der in die Befreiung des Menschen, vor allem aber in die eigene Befreiung münden sollte. Dabei waren die Verhaltensregeln erstaunlich rigide; wer eine politisch nicht korrekte Frage stellte, galt schnell als Verräter an der gemeinsamen Sache.
Mohr findet mit seinem ironisch gefärbten Lamento die richtige Balance zwischen der Trauer um den Verlust der Jugend und der Anklage, dass die Positionen dieser Jugend von der Mehrheit
verraten wurden. Er ruft die Aufbruchstimmung von einst in Erinnerung und nimmt ihre Relikte mit auf seinen Weg in die Zukunft. Damit macht der Autor
all denen Mut, die befürchten, dass
mit der Jugend nicht nur der Optimismus, sondern auch der Lebenssinn flöten geht.
LORENZ BECKHARDT
REINHARD MOHR: Generation Z oder Von der Zumutung älter zu werden. Argon Verlag, Berlin 2003. 222 Seiten, 18 Euro.
Widerstand ist zwecklos gegen die Macht des Faktischen, und wer heute noch vor Bauzäunen demonstriert, hat die Regeln des neuen Jahrtausends leider nicht verstanden.
Foto: Gaumy/Magnum/Ag. Focus
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"Reinhard Mohr hat ein Buch über das Älterwerden geschrieben, das die Pessimisten fröhlich und die Optimisten traurig stimmen wird. Es ist das Beste, was ich zu diesem Thema in den letzten Jahren gelesen habe, eine Lektion in klarem Sehen und geauem Beschreiben. Nur eines stört mich an diesem wunderbaren Text voller kluger Gedanken und witziger Einsichten: dass er nicht von mir ist." (Henryk M. Broder)