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Michael Sonntag ist der tiefen Überzeugung, dass ab 35 die Bonuszeit des Lebens angebrochen ist, von der niemand mehr was erhoffen darf. Aber während andere längst an den hässlichen Klippen der Erwartung zerschellt sind, verweigert Sonntag gerne jede sinnstiftende Tätigkeit. Nur seinem Freund Novak gelingt es hin und wieder, ihn aus der Reserve zu locken. Und natürlich Marion Vossreuther, der Servicekraft aus dem Handy-Laden. Entschlossen geht Rocko Schamonis Held den Erfordernissen des Lebens aus dem Weg. Aber der Irrsinn unserer Existenz fordert ihn öfter heraus, als ihm lieb sein kann.

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Produktbeschreibung
Michael Sonntag ist der tiefen Überzeugung, dass ab 35 die Bonuszeit des Lebens angebrochen ist, von der niemand mehr was erhoffen darf. Aber während andere längst an den hässlichen Klippen der Erwartung zerschellt sind, verweigert Sonntag gerne jede sinnstiftende Tätigkeit. Nur seinem Freund Novak gelingt es hin und wieder, ihn aus der Reserve zu locken. Und natürlich Marion Vossreuther, der Servicekraft aus dem Handy-Laden. Entschlossen geht Rocko Schamonis Held den Erfordernissen des Lebens aus dem Weg. Aber der Irrsinn unserer Existenz fordert ihn öfter heraus, als ihm lieb sein kann.
Autorenporträt
Rocko Schamoni, 1966 in Schleswig Holstein geboren, arbeitet für Theater, Film und Fernsehen, tourt regelmäßig solo oder mit Band durch die Republik und besitzt inzwischen eine eingeschworene Fangemeinde als Musiker, Autor, Humorist, Schauspieler und so weiter. Nach seinem Debüt »Risiko des Ruhms« folgte sein Bestseller »Dorfpunks«, der auch auf die Bühne gebracht und für das Kino verfilmt wurde. Danach erschien sein Roman »Sternstunden der Bedeutungslosigkeit«, in dem Michael Sonntag seinen ersten Auftritt hat.
Trackliste
CD 1
1Titel 100:03:34
2Titel 200:02:51
3Titel 300:01:54
4Titel 400:03:04
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6Titel 600:03:42
7Titel 700:02:55
8Titel 800:05:05
9Titel 900:04:44
10Titel 1000:03:52
11Titel 1100:03:59
12Titel 1200:03:26
13Titel 1300:05:07
14Titel 1400:03:11
CD 2
1Titel 1500:02:23
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10Titel 2400:03:51
11Titel 2500:02:53
12Titel 2600:07:18
13Titel 2700:05:00
14Titel 2800:05:29
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Das Hörbuch zu Rocko Schamonis Roman "Tag der geschlossenen Tür" ist nun erschienen, und Rezensent Jan Wiele ist nicht unbedingt begeistert. Denn während er den Roman um den prokrastinierenden, als Schriftsteller scheiternden Enddreißiger Michael Sonntag für seine "existenzielle Tragik" schätzte, so muss der Kritiker in der stark verkürzten Hörbuchfassung feststellen, dass Schamoni hier leider überwiegend auf die komischen Passagen des Werkes setzt. Die von dem Autor selbst mal schmachtend, mal mit "verrauchter Suffstimme" gelesenen Szenen findet der Rezensent zwar durchaus erheiternd, von der eigentlichen Stärke des Romans erkennt er allerdings nicht mehr allzu viel. Darüber hinaus hätte sich Wiele in diesem "Lese-Potpourri" etwas mehr Orientierung gewünscht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.01.2012

Spießige
Spießerkritik
Rocko Schamonis Roman
„Tag der geschlossenen Tür“
Deutschland mag St. Pauli und seine Einwohner, wie es seine Haustiere mag. Die sind so total verspielt, und wenn man ihnen zuschaut bei ihrem bunten Treiben, geht einem das Herz auf. Spot an, Auftritt Rocko Schamoni. Seit einigen Jahren hat sich um diesen launigen Allesfüller eine Unterhaltungsindustrie entwickelt, die dem Leistungsprinzip eine hedonistische Alternative entgegenzusetzen vorgibt. Das wird flächendeckend gut gefunden. Die Sprachregelung ist eingängig, die Gefahr, beim Mitschunkeln aus dem Takt zu geraten, minimal. Sein Golden Pudel Club: „legendär“. Sein Humor: „schräg“. Er selbst: „längst eine Institution in Hamburg“.
Das Dasein als Institution ist jedoch ein zweischneidiges Schwert, denn die öffentliche Meinung über den Schrägheitshorizont Schamonis ergibt in diesem Falle ein Bild des Jammers. In der unbedarften Sprache des Romanciers Schamoni freilich wäre dieses Bild „sich bietend“. Und damit zu Rocko Schamonis jüngstem Werk, dem Roman „Tag der geschlossenen Tür“. Es geht um eine in vielerlei Hinsicht unscharfe Figur namens Michael Sonntag, die die undankbare Aufgabe hat, sämtliche wohlfeilen und versandfertigen St.-Pauli-Phantasien des deutschen Kulturpublikums in einen tragfähigen Bewusstseinsinhalt umzusetzen. Sonntag ist unter allen Umständen ein „Spinner“ und wähnt sich bei den „Drop-outs“, den „Unnützen“, mithin „Anarchisten“. Zweifellos ganz anders als all die „Normalos“ und, ja tatsächlich immer noch, „Spießer“. Und die werden im vorliegenden Band ungeniert mit dem gesammelten Zierrat aus Großvaters Ressentimentkeller ausgestattet: BMW, After-Work-Party, Familie, Religion, also echt „wie die Lemminge“
Wenn den Protagonisten, was nicht selten vorkommt, „sexuelle Reflexe durchwehen“ oder ihn „Wellen von Botenstoffen durchspülen“, gilt es in jedem Falle „das Stöhnen und den hastigen Atem zu unterdrücken“. In St. Pauli, das ist bekannt, laufen die Dinge sonst leicht aus dem Ruder. Aber Michael Sonntag gerät auch oberhalb der Gürtellinie immer wieder in verschiedene zweischneidige Situationen, welche den Roman auf harte Proben stellen. Wenn die Figuren Drogen nehmen, handelt es sich um den „Konsum psychoaktiver Substanzen“. Wenn der Großstadt-Desperado von der Handyverkäuferin angelächelt wird, kann es leicht passieren, dass der Protagonist „schon wieder ganz zerschmolzen“ ist.
Anstatt auch nur die geringste Illusion, die offensichtlichste rhetorische Lüge seines Hänger-Kosmos anzuzweifeln, beschäftigt sich Sonntag mit infantilen Sabotageaktionen an der berüchtigten Ordnung. Er behelligt Verlage mit lachhaften Romanentwürfen und katalogisiert genussvoll die Absagen, schreibt hanebüchene Kolumnen für ein Stadtmagazin, bis er beseelt die Kündigung in den Händen hält, und er geht mit Hakenkreuzbinde aufs Volksfest. Dazwischen träumt er von fernen fiktiven Orten, an denen ihm alle nicht so auf die Nerven gehen, denn er hasst eigentlich jeden: Gentrifizierer, Nichtraucher, Polizisten, Christen, Motorradfahrer, Nachbarn – wer nicht wie er ist, gehört schnell zu den „humanoiden Lappen“ oder gleich zum „Idiotendreck“.
Die Wut auf „die da oben“ hat sich in eine Wut auf eigentlich jeden verwandelt. Die Welt ist etwas unübersichtlich geworden: Heute machen nicht mehr nur die Politiker, die Langhaarigen und die Bosse, was sie wollen, sondern gleich alle. Zu was für einer Orientierungslosigkeit, was für einer ziellosen Wut das bei denen führen kann, die sich unter Helmut Kohl in einem alternativen Weltbild (schon das heute keine Möglichkeit mehr) eingerichtet haben, davon legt dieses Buch das beste Zeugnis ab. Nur leider erzählt es nicht davon.
St. Pauli ist ein gesellschaftsästhetisches Museum (wenigstens hier so etwas wie Selbsterkenntnis im Roman: Die Musik zum Drogentrip stammt von der antiken Edgar Broughton Band). Die anhaltende Verehrung dieses Fünfziger-Jahre-Phantasmas erschließt sich über die Bedürfnisse der anhängigen Merchandise-Industrie. Allerdings steht die Marke St. Pauli nicht mehr für eine wie auch immer geartete Form von Ausbruch oder Rückzug, sondern für einen neuen Konsens: die Wut der Selbstgerechten.
Das Problem des vorliegenden Buches ist weniger seine mangelnde Qualität als vielmehr die beklemmende Zeitdiagnose, die seine begeisterte Rezeption liefert: Michael Sonntag ist der einzige Unschuldige in seinem Universum. Alle anderen reißen die Welt in den Abgrund, zuallererst – man muss es noch mal sagen – die Spießer. Auf eine ironische Distanz zu diesem kümmerlichen Rumpelstilzchen verzichtet die Texthaltung. Doch Werk und Autor werden gerade darum geliebt. Der vollkommen haltlose Rückzug in die Eingeschnapptheit scheint auf dem Weg zu einem salonfähigen Phänomen zu sein. Bücher, die dieses Nicht-Gefühl aufgreifen, haben gute Chancen, sich vielversprechend am Markt zu platzieren. Insofern ist Rocko Schamoni vielleicht zu raten, am Ball zu bleiben: Er hat das Zeug zu einem Uwe Seeler der Gegenwartsliteratur. FELIX STEPHAN
ROCKO SCHAMONI: Tag der geschlossenen Tür. Roman. Piper Verlag, München 2011. 270 Seiten, 16,95 Euro.
Der Rückzug in die
Eingeschnapptheit gehört
zur St. Pauli-Folklore
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»Im Laufe des Buchs schmiegen sich Komik und Lebensweisheit derart eng aneinander, dass man stellenweise das eine nicht vom anderen unterscheiden kann. Schamonis neuer Roman ist ein literarisches Gegenstück zur Leistungsgesellschaft, ein Antidot zur panischen Suche nach Selbstverwirklichung. (...) Politisch korrekt ist das nicht. Aber absurd und witzig.« Berliner Zeitung 20110324
»Lustiger, als hierzulande erlaubt, und ernster, als hierzulande gewünscht.« taz Neues vom Fürsten »Große Unterhaltung der Sinnlosigkeit  »Große Unterhaltung mit Seitenhieben aufbürgerliche Angepasstheit.« Die Welt