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  • Buch mit Leinen-Einband

"Walter Höllerer war der erste Autor, den ich fotografierte.
Aber nicht nur deshalb steht er in meinem Buch auf der ersten
Seite, sondern weil ich ihm meine Existenz als Schriftstellerfotografin
verdanke. Er holte mich 1964 ins Literarische Colloquium
Berlin, und von da an war mein Umfeld das der
Literatur." - So beschreibt Renate von Mangoldt den Beginn
ihrer Arbeit als Autorenfotografin. Fünfzig Jahre hat sie als
Zeitzeugin ihr künstliches Auge auf die Welt der Literatur
gerichtet; längst haben sich ihre Schwarzweiß-Aufnahmen
von Schriftstellern und
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Produktbeschreibung
"Walter Höllerer war der erste Autor, den ich fotografierte.

Aber nicht nur deshalb steht er in meinem Buch auf der ersten

Seite, sondern weil ich ihm meine Existenz als Schriftstellerfotografin

verdanke. Er holte mich 1964 ins Literarische Colloquium

Berlin, und von da an war mein Umfeld das der

Literatur." - So beschreibt Renate von Mangoldt den Beginn

ihrer Arbeit als Autorenfotografin. Fünfzig Jahre hat sie als

Zeitzeugin ihr künstliches Auge auf die Welt der Literatur

gerichtet; längst haben sich ihre Schwarzweiß-Aufnahmen

von Schriftstellern und Schriftstellerinnen dem visuellen

Gedächtnis eingeschrieben.

Nun ist ein Buch entstanden, ein Kaleidoskop von Bildern aus

der Zeit von den 1960er Jahren bis heute: Porträts, Schnappschüsse,

Gruppenaufnahmen, Veranstaltungsfotos - und im

Mittelpunkt stehen immer die Literaturschaffenden. Es ist ein

einzigartiges Archiv der deutschen Literatur.
Autorenporträt
Renate von Mangoldt, geboren 1940 in Berlin, Fotografin. Sie war von 1965 bis zu seinem Tod 2003 mit Walter Höllerer verheiratet und hat zwei Söhne. Bei Steidl ist bereits ihr Buch Nachtrag zur S-Bahn (2011) erschienen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Renate von Mangoldts Bildband mit Porträts von Autoren hat Ulf Erdmann Ziegler sichtlich gefallen, zumal er auch Porträts von sich darin entdeckt hat. Eingehend berichtet er über seine Begegnung mit der Fotografin und philosophiert über die entstandenen Fotos, die sich auch in dem Band finden. Ebenso eingehend berichtet er sodann von seiner Begegnung mit dem Fotografen Benjamin Katz. Gegen den Trend jüngerer Schriftsteller, Verlage mit privaten Fotos zu versorgen, möchte er auf die Kunstfertigkeit von spezialisierten Schriftstellerfotografen nicht verzichten. Denn, wie der vorliegende Band mit seinen Schwarz-Weiß-Fotografien von Schriftstellern aus den letzten fünf Jahrzehnten für den Rezensenten belegt: das Ergebnis spricht für sich.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.04.2013

Blicke, die unter die Haut gehen
Ein Prachtband für Leser: Wer in der Literatur Rang und Namen hat, stand früher oder später vor Renate von Mangoldts Kamera.

Ein halbes Jahrhundert Literaturgeschichte - so könnte dieser Band auch heißen. Untertitel: Gesehen mit den Augen der Fotografin Renate von Mangoldt. Stattdessen lautet der Titel schlicht "Autoren". Untertitel: "Fotografien 1963-2012.". Bescheidener geht es nicht.

Darin drückt sich keine Pose und kein Programm aus, sondern eine Wesensart. Zurückhaltend, fast scheu, ist die Art zu nennen, mit der Renate von Mangoldt das Handwerk betreibt, das sie zu Beginn der sechziger Jahre in München erlernt hat, in einer Institution, deren Bezeichnung noch aus dem neunzehnten Jahrhundert zu stammen schien: Bayerische Staatslehranstalt für Photographie. Der Abschluss, den sie damals machte, schloss die Gesellenprüfung mit ein. So sieht sie sich wohl heute noch: als Gesellin auf dem nie endenden Weg zur Meisterschaft, als jemanden, der sein Handwerk sehr wohl gelernt hat, aber nicht darauf verzichten möchte, immer weiter hinzuzulernen.

Renate von Mangoldt fotografiert seit fünf Jahrzehnten Schriftsteller, die meiste Zeit davon als festangestellte Fotografin des Literarischen Colloquiums am Berliner Wannsee, das ihr Ehemann Walter Höllerer ins Leben gerufen hatte. Ihm gilt das erste Foto dieses faszinierenden Bandes. Es zeigt Höllerer, den energiegeladenen Maschinisten, Ideengroßhändler und Espritlieferanten des Berliner Literaturbetriebs, als stillen Zuhörer: konzentriert, markant, leichte Melancholie im Blick. So haben in den frühen sechziger Jahren eigentlich nur Filmstars ausgesehen.

Dann geht es weiter mit den Größen des bundesdeutschen Literaturbetriebs: Günter Grass, zähnezeigend am Telefon in Schweden, eine Mischung aus Mario Adorf und Peppone; Peter Handke, ein Pilzkopfbübchen im Hörsaal; Martin Walser, 1967 bei der Tagung der Gruppe 47 in Princeton: strahlend, feixend, unrasiert und irgendwie unschlagbar. Sieht aus wie Jürgen Klopp in Bestform. Früh, noch in den sechziger Jahren, kommen die internationalen Autoren hinzu: Tom Stoppard, Ted Hughes, Ungaretti und Moravia, die Schweden Tomas Tranströmer und Per Olov Enquist, die Polen Zbigniew Herbert und Tadeusz Rósewicz. Die Schauplätze ändern sich. Freundschaften entstehen oder sind gereift, gelegentlich, etwa beim Tischtennisspiel mit Max Frisch im Tessin, wird die Szenerie privater.

Intim auf eine unangenehme Weise wird sie nie. Denn Renate von Mangoldt weiß Nähe zu schaffen, ohne distanzlos zu sein. Sie ist weder Jägerin noch Regisseurin, ihre Fotos sind nicht inszeniert (mit Ausnahme ihrer berühmten Stuhlporträts), keine theatralischen Arrangements, die auf die Auratisierung des Künstlers aus wären, sondern mit der Kamera festgehaltene Momente, "aus dem Fluss der Zeit herausgefischte Augenblicke", wie sie es selbst formuliert hat.

Diese Definition stammt aus dem Gespräch mit der Schriftstellerin Felicitas Hoppe, das den Band eröffnet. Hoppe, selbst mit zwei Porträts aus den Jahren 1995 und 2011 im Band vertreten, stellt Fragen nach dem Umgang mit den oft als eitel geltenden Autoren ("Eitelkeit gibt doch was her"), nach den zeittypischen Requisiten (Zigaretten und Brillen), nach dem Rätsel der "fotogenen" Erscheinung (die, die "nach der Kamera dürstet") oder dem Machtverhältnis zwischen Fotografin und Fotografierten ("keine Macht, ich empfinde Verantwortung").

Sie sei eine Begleiterin und Bewahrerin, sagt Renate von Mangoldt über sich. Mehr als tausend Schriftsteller hat die Fotografin begleitet, manche für eine Stunde oder einen Nachmittag, andere über viele Jahre oder Jahrzehnte. Fünfhundert Fotos bewahrt dieses Buch, ausgewählt zusammen mit dem Lyriker Dieter M. Gräf, dessen fremder Blick, der "Blick eines Dichters", wie sie schreibt, der Auswahl gut bekommen sei. Mit Erinnerungen der Fotografin an das Leben mit ihrem 2003 verstorbenen Ehemann Walter Höllerer und an ein Leben mit der Literatur endet dieser Band. Längst ist Renate von Mangoldt selbst zu einer Institution jenes Betriebs geworden, den sie seit einem halben Jahrhundert beobachtet. Nichts könnte ihre Arbeit besser charakterisieren als ein Satz, den sie beiläufig im Gespräch mit Felicitas Hoppe fallenlässt: "Auf Fotos wird auch sichtbar, was unter der Haut vor sich geht."

HUBERT SPIEGEL

Renate von Mangoldt: "Autoren". Fotografien 1963-2012.

Steidl Verlag, Göttingen 2013. 544 S., Abb., geb., 38,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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