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Ideen haben Konsequenzen - vor allem, wenn Intellektuelle und Experten das Ohr der Mächtigen finden, weil diese fürchten, ihnen könnten die Ideen ausgehen.
Auch im Kalten Krieg wurden umfassend geistige Ressourcen mobilisiert, um das feindliche Lager im weltweiten Kampf um Macht, Prestige und Einfluss auszustechen. So ist die Konjunktur von Modernisierungs- und Planungstheorien zu verstehen, der Aufschwung von Kybernetik, von Spieltheorien und anderer Modelle des Konfliktmanagements.
25 renommierte Historiker_innen rekonstruieren diese Geschichte von Macht und Geist im Kalten Krieg. Sie
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Produktbeschreibung
Ideen haben Konsequenzen - vor allem, wenn Intellektuelle und Experten das Ohr der Mächtigen finden, weil diese fürchten, ihnen könnten die Ideen ausgehen.

Auch im Kalten Krieg wurden umfassend geistige Ressourcen mobilisiert, um das feindliche Lager im weltweiten Kampf um Macht, Prestige und Einfluss auszustechen. So ist die Konjunktur von Modernisierungs- und Planungstheorien zu verstehen, der Aufschwung von Kybernetik, von Spieltheorien und anderer Modelle des Konfliktmanagements.

25 renommierte Historiker_innen rekonstruieren diese Geschichte von Macht und Geist im Kalten Krieg. Sie zeichnen die Entwicklungen in den westlichen und östlichen Zentren nach und beschäftigen sich mit dem Transfer von Wissen in die Peripherie wie umgekehrt mit den geistigen Ressourcen, die von der Peripherie abgeschöpft wurden. Nicht zuletzt verdeutlichen sie das nachhaltige Erbe dieser facettenreichen Indienstnahme von Wissen und Wissenschaft.
Autorenporträt
Bernd Greiner, Prof. Dr., Historiker, ist Leiter des Berliner Kollegs Kalter Krieg und Professor für Neueste und Zeitgeschichte an der Universität Hamburg.

Tim B. Müller, Dr. phil., Historiker, ist Wissenschaftlicher Leiter und Verwaltungsleiter beim Verband Deutscher Sinti & Roma, Landesverband Baden-Württemberg. Von 2010 bis Ende 2018 arbeitete er als Wissenschaftler am Hamburger Institut für Sozialforschung und ist seit 2007 Redaktionsmitglied der »Zeitschrift für Ideengeschichte«, dort seit 2011 zuständig für »Konzept & Kritik«.

Claudia Weber, Prof. Dr. phil., Vizepräsidentin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs und Professorin für Europäische Zeitgeschichte an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nicht völlig zufrieden ist Harald Biermann mit diesem Band, der einige Aufsätze zum Themenkreis "Kalter Krieg" versammelt. Ihm ist nicht ganz einsichtig, was zum Beispiel ein Beitrag über den Pepsi-Cola-Pavillon auf der Weltausstellung von Osaka 1970 für einen Zusammenhang mit dem Thema hat. Andere Beiträge greift er jedoch lobend heraus, etwa Stephen V. Bitters Aufsatz über die Dissidenz in der Sowjetunion und ihre Niederschlagung unter Breschnew, Wladislaw M. Suboks Erörterungen über die sowjetischen West-Experten oder zwei Aufsätze von Rebecca Lowen und Alexej Kojewnikow über die Rolle der Universitäten im Kalten Krieg. Sowohl in den USA als auch in der UdSSR, so Biermann, sei es angemessen von einem "militärisch-industriell-akademischen Komplex" zu sprechen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.02.2012

Macht und Geist als Waffenbrüder
Von verlorenen Herzen und Köpfen: Historiker beleuchten die Indienstnahme von Wissen und Wissenschaft im Kalten Krieg – und deren Scheitern
Geist im Kalten Krieg? Ist das nicht ein Widerspruch in sich? War der Ost-West-Konflikt nicht eine irrsinnige Verschwendung von Ressourcen in einem wahnwitzigen Rüstungswettlauf? Und wie viel Geist steckte in den blutigen Stellvertreterkriegen, die Millionen Menschen mit ihrem Leben bezahlten? Welche Bedeutung für das Ringen zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion, zwischen Nato und Warschauer Pakt, der Krieg der Ideen hatte, beleuchtet nun ein Band, der Studien von fünfundzwanzig Historikern versammelt. Sie verdeutlichen, wie sehr der Kalte Krieg auch aus einer umfassenden Mobilisierung geistiger Ressourcen bestand. Sie sollten dabei helfen, das gegnerische Lager im globalen Kampf um Macht, Prestige und Einfluss zu bezwingen.
Bereits vor zwei Jahren legte Tim B. Müller mit seiner vielbeachteten Studie zur Rolle von Herbert Marcuse und anderen linken Intellektuellen im Dienst der US-Geheimdienste eine auf die Vereinigten Staaten fokussierte Geistesgeschichte des Kalten Krieges vor. Nun weitet er zusammen mit seinen Herausgeberkollegen Bernd Greiner und Claudia Weber vom Arbeitsbereich „Theorie und Ge-schichte der Gewalt“ im Hamburger Institut für Sozialforschung das Untersuchungsfeld auch auf die Sowjetunion aus. Zusammengebunden werden die einzelnen Beiträge von der Frage, in welcher Weise und mit welchen Folgen „Geisteslandschaften“ im Kalten Krieg umgestaltet wurden. Es ging damals nicht allein um die Schaffung neuen Wissens, sondern insbesondere auch um die Veränderung des Blicks auf die Welt und die Gesellschaft. Zugleich stellt sich die für die Gesellschaftsgeschichte dieser Epoche zentrale Frage, wie das für die Zwecke des Kalten Krieges generierte Wissen auf seine Urheber zurückwirkte, Gesellschaften veränderte und internationale Beziehungen beeinflusste.
Im Verhältnis zu den gigantischen Dimensionen, die Mobilisierung und Selbstmobilisierung von Forschung und Wissenschaft in Ost wie West annahmen, fiel die Bilanz der praktischen Anwendung des erworbenen Wissens nach dem Urteil von Bernd Greiner „verheerend“ aus – und dies ebenfalls im Osten wie im Westen. Der Autor der Vietnamkriegsgeschichte „Krieg ohne Fronten“ ist sich sicher: „Ohne die Beteiligung sozialwissenschaftlicher Experten und den Rat von Intellektuellen wäre die Geschichte in den meisten Fällen nicht oder nur unwesentlich anders verlaufen.“
So stießen bereits in der Frühphase des Kalten Krieges amerikanische Psychologen und Soziologen an ihre Grenzen, als sie im Auftrag der Regierung Vorschläge zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung im Ausland erarbeiteten. Widersprüchliche Auffassungen über Auftrag und Methode behinderten das Vorhaben. Daher griff man auf eine bewährte Strategie zurück: Unabhängige Medien, Nichtregierungsorganisationen und Privatpersonen – von Unternehmern über Gewerkschafter bis hin zu Mitgliedern in Frauenorganisationen – dienten als Multiplikatoren und stellvertretende Sprachrohre. Ob für diese „Graswurzelpropaganda“ jedoch tatsächlich wissenschaftliche Beratung und Expertise erforderlich gewesen wäre – diese Frage beurteilt Greiner zurecht skeptisch.
Scheiterten amerikanische Modernisierungstheoretiker in der Praxis des „sozial engineering“ in Nigeria und Vietnam, irrten sich in Malaysia und Algerien westliche Soziologen, Ethnologen und Anthropologen als Berater des Militärs in ihrem gemeinsamen Glauben, sie könnten mit einer großflächigen Umsiedlung der Landbevölkerung in „strategische Dörfer“ der Guerilla buchstäblich den Boden entziehen. Ähnlich ernüchternd waren die sowjetischen Erfahrungen in der „Bildungszusammenarbeit“ mit nicht-kommunistischen Staaten in Asien und Afrika. Zwar zeigten sich Länder wie Guinea, Mali und Algerien vom sozialistischen Modell der Modernisierung überzeugt, setzten auf Planwirtschaft und einen starken Staat; zwar wurden Tausende von Studenten in der Sowjetunion ausgebildet und kehrten als examinierte Ärzte, Ingenieure und Ökonomen in ihre Heimat zurück. Aber allein der Umstand, dass sowjetische Diplome vielen Akademikern aus diesen Ländern die Arbeitsmärkte westlicher Industrienationen öffneten, musste die vermeintliche Erfolgsgeschichte für Moskau in Frage stellen, zumal sich die von den Sowjets erhofften Dividenden ohnehin nicht einstellten – ideologisch zu nutzende Angebote aus geisteswissenschaftlichen Disziplinen wurden von Gaststudenten aus der Dritten Welt kaum angenommen.
Gültigkeit im Hinblick auch auf die Protagonisten heutiger Megadebatten zu Themen wie Klimawandel, Demographie, Welternährung, Globalisierung und globaler Wirtschaftsordnung dürften darüber hinaus die Befunde des Bandes zu den Kritikern des Kalten Krieges und ihrer Gedankenwelten haben. So war hier eine intellektuelle Nähe zu den Kalten Kriegern selbst festzustellen. Gemeinsam war beiden Seiten ein unerschütterlicher Glaube an die politische Gestaltungsmacht der Sozialwissenschaften, an die Verwissenschaftlichung der Politik, an die Vorhersehbarkeit der Zukunft und die Machbarkeit einer besseren Welt. Auch sicherheitspolitische Konzepte aus dem Kalten Krieg – Konkurrenten mit Hochrüstung auf Distanz zu halten, Terror mit Gegenterror zu bekämpfen – haben bis heute überdauert. Oder wie Greiner in seinem bilanzierenden wie vorausblickenden Fazit treffend bemerkt: „Insofern hat eine Bestandsaufnahme der Erbmassen des Kalten Krieges auch ihren festen Platz in der Diagnose unserer Zeit.“
THOMAS SPECKMANN
BERND GREINER / TIM B. MÜLLER / CLAUDIA WEBER (Hrsg.): Macht und Geist im Kalten Krieg. Hamburger Edition, Hamburg 2011. 544 Seiten, 35 Euro.
Ohne den Rat der Experten
wäre die Geschichte
oft auch nicht anders verlaufen.
Studenten aus der „Dritten Welt“
wählten sich in der Sowjetunion
nur selten ideologische Fächer.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.2012

Der mobilisierte Professor

Während des Kalten Krieges bildete sich ein militärisch-industriell-akademischer Komplex in West und Ost heraus.

Von Harald Biermann

Dass der Kalte Krieg in erster Linie eine Auseinandersetzung zwischen Weltanschauungen gewesen ist, liegt zwanzig Jahre nach Beendigung dieses Ringens offen auf der Hand. Ideen und Gedankengebäude waren von allergrößter Bedeutung. Ohne ideologische Überhöhung, ohne das jeweilige Versprechen, für eine bessere Welt zu kämpfen, hätte die Dauerkonfrontation zwischen westlicher Demokratie und kommunistischer Diktatur nicht über mehr als vier Dekaden dem Gang der Weltläufte derart stark den Stempel aufdrücken können.

Zweifelsohne ist es von großer Bedeutung, den ideologischen Motiven und geistigen Grundlagen dieser Konfrontation nachzuspüren. Der Sammelband vereint 25 heterogene und qualitativ höchst unterschiedliche Beiträge. Neben einigen Aufsätzen, die sich direkt auf das übergeordnete Themenfeld beziehen, stehen Texte, bei denen eine verbindende Fragestellung oder auch eine inhaltliche Klammer nur äußerst schwer zu erahnen ist. Überhaupt wird die große Konfrontation zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Sowjetunion in diesen Beiträgen oftmals stark an den Rand gerückt.

So drängt sich zum Beispiel bei der Lektüre des Aufsatzes "Gegenkulturelle Ästhetik? Sozialtechnologien und die Expo 70" von Fred Turner, einem Kommunikationswissenschaftler von der Stanford Universität in Kalifornien, der Eindruck auf, dass der Kalte Krieg lediglich als Zeitangabe eine Bedeutung hat. Eine nachprüfbare Verbindung zwischen dem behandelten Pepsi-Pavillon auf der Weltausstellung in Osaka im Jahre 1970 und der Supermächtekonfrontation lässt sich jedenfalls nicht herstellen. Es sei denn, man folgt Turners gewagten Assoziationen: "Wie die psychedelischen Clubs in Manhattan und San Francisco feierte der Pavillon Medientechnologie als Weg zu einem menschlicheren Selbstverständnis des Individuums. Und wie die einsamen Männer in den Radarstationen des amerikanischen Frühwarnsystems vertrauten seine Erfinder auf die Fähigkeit des Computers, die Welt so zu managen, dass die Freiheit der Bürger gewährleistet ist."

Dass Bernd Greiner in seiner recht summarisch gehaltenen Einleitung auch mit Bezug auf den Aufsatz von Turner darauf hinweist, dass Skepsis gegenüber einem "emphatischen Begriff des ,intellektuellen Gegenentwurfs' oder der ,Gegenkultur' angebracht" sei, ist begrüßenswert. Dies zumal, da ein zu hohes Maß an Emphase dem bewährten Grundsatz "sine ira et studio" diametral entgegensteht. Doch verstört Greiners Beurteilung des gelungenen Beitrags von Stephen V. Bitter, der sich mit sowjetischer Dissidenz und Intelligenzija beschäftigt. Der amerikanische Russlandexperte weist darauf hin, dass die Oppositionellen in der Sowjetunion bewusst Auslandskontakte gesucht hätten, um ein möglichst negatives Bild der kommunistischen Diktatur zu zeichnen. Diese "Strategie der Bloßstellung" habe gegriffen, bis in der Ära Breschnew zum einen die Dissidentenbewegung erfolgreich zerschlagen worden sei, zum anderen die politische Sensibilität des Kremls gegenüber einem negativen Bild der Sowjetunion im westlichen Ausland stark abgenommen habe. Warum Greiner diese nachvollziehbare Strategie der sowjetischen Oppositionellen beiläufig als "irritierend" bezeichnet, bleibt sein Geheimnis.

Ein ebenfalls gelungener Beitrag über die Rolle der sowjetischen Westexperten stammt aus der Feder von Wladislaw M. Subok. Er betont die hohe Bedeutung dieser Männer für die Entspannungspolitik der 1970er Jahre und warnt gleichzeitig davor, Fachleute wie Alexander Jakowlew, Georgi Arbatow oder Anatoli Dobrinin zu heroisieren: "Trotz aller ideologischen und kulturellen Neuorientierung blieben sie sowjetische Patrioten und Kalte Krieger - die Dissidenten waren für sie ,Verräter'." Gleichzeitig gelingt es Subok, seinen Gegenstand - die wechselhafte und ambivalente Rolle der "Westologen" in der sowjetischen Nomenklatura - mit dem Verlauf der Supermächtekonfrontation zu verweben. Kurzum: In Suboks Aufsatz verbindet sich intime Kenntnis des übergeordneten Handlungsrahmens mit einer spezifischen Fragestellung.

Dass diese mittlerweile abgeschlossene Periode der Weltgeschichte nicht gleichsam vom Himmel fiel, sondern in den kontinuierlichen Gang der Historie eingewoben war, unterstreicht Rebecca Lowen in ihrem Aufsatz über die interessante Verflechtung von Politik und Universitäten in den Vereinigten Staaten. Sie kann schlüssig herausarbeiten, dass die Grundlagen für das enge und zudem symbiotische Verhältnis zwischen der Regierung in Washington und den großen Universitäten "bereits in den 1930er Jahren geschaffen" worden seien. Vollständig zum Durchbruch kam es dann im Zweiten Weltkrieg, der als "Schlüsselereignis" für dieses Beziehungsgeflecht gelten kann. Im Status "permanenter Mobilisierung" begann in den Vereinigten Staaten eine Entwicklung, die den Universitäten einen gigantischen Geldregen brachte. Für den weiteren Verlauf ist wichtig, dass dieser modus operandi auch nach 1945 weiterexistierte. Dass die Autorin für die Phase des Kalten Krieges von einem "militärisch-industriell-akademischen Komplex" spricht, trifft den Nagel auf den Kopf. Diese spezifische Erweiterung des Begriffs um eine wissenschaftlich-akademische Komponente, den Präsident Dwight D. Eisenhower in seiner Abschiedsbotschaft am 17. Januar 1961 in seiner ursprünglichen Kurzversion - militärisch-industrieller Komplex - geprägt hatte, sollte nach den luziden Darlegungen von Frau Lowen in den allgemeinen Sprachgebrauch eingehen. Die Rolle der amerikanischen Universitäten kann hier nicht überschätzt werden.

Für professionelle Beobachter der Sowjetunion aus dem Westen war bereits während des Kalten Krieges klar, dass die Wissenschaften in der Sowjetunion nicht nur dem Primat der kommunistischen Ideologie, sondern eben auch der militärischen Notwendigkeiten zu folgen hatten. Völlig zutreffend spricht Alexei Kojewnikow in seinem Beitrag von der "Mobilmachung der sowjetischen Wissenschaft". Der ausgewiesene Wissenschaftshistoriker aus Kanada verfolgt diesen permanenten Alarmzustand ebenfalls zurück bis in die 1930er Jahre. "Die Sowjets lehnten die Idee einer reinen Wissenschaft ab und förderten stattdessen das Ideal potentiell verwertbaren - wenn auch nicht immer sofort anwendbaren - Wissens über die Welt." Vor allem das Aufholrennen um die Atombombe, das von dem Massenmörder Lawrenti Beria mit brutaler Effizienz vorangepeitscht wurde, "rückte die Wissenschaft . . . auf der staatlichen Prioritätenliste ganz nach oben." Die sowjetischen Wissenschaftler genossen hohes gesellschaftliches Renommee und die damit einhergehenden Privilegien. Gleichzeitig gerieten die Universitätsprofessoren sowie die zahlreichen Akademiewissenschaftler über die Jahre immer mehr ins Hintertreffen gegenüber ihren westlichen Konkurrenten. Als Ursache dieser abschüssigen Entwicklung verweist der Autor auf die Abschottung des Landes und die Geheimhaltungsparanoia der sowjetischen Machthaber. In diesem Klima wechselseitiger Verdächtigungen und Anschuldigungen sowie vor dem Hintergrund bürokratischer Hemmnisse mussten die Wissenschaften in der Sowjetunion gleichsam naturnotwendig zurückfallen.

Abschließend noch ein Wort: Wie bei nahezu allen Sammelbänden stehen lesenswerte Aufsätze neben schwachen Texten, doch erscheint mit dem fünften Band der Reihe "Studien zum Kalten Krieg" ein gewisser Tiefpunkt erreicht. Zukünftigen Publikationen ist zu wünschen, dass der zentrale Untersuchungsgegenstand - der Kalte Krieg - wieder in das Zentrum rückt.

Bernd Greiner/Tim B. Müller/Claudia Weber (Herausgeber): Macht und Geist im Kalten Krieg.

Hamburger Edition, Hamburg 2011. 544 S., 35,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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