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183 AUTOREN, ÜBER 100 JAHRE LITERATUR IM ORIGINALTON - EIN JAHRHUNDERT in Stimmen
Die Herausgeber Christiane Collorio, Michael Krüger und Hans Sarkowicz haben in aufwändigen Recherchen in Privatsammlungen und Rundfunkarchiven weltweit eine einzigartige Sammlung zusammengestellt: Mit den frühesten Aufnahmen von Arthur Schnitzler, Albert Paris Gütersloh, Ernst Toller, Jacob Wassermann, Max Brod oder Alfred Döblin beginnt diese Jahrhundertschau der Erzähler und ihrer Geschichten. Mit Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch, Thomas Bernhard, H.C. Artmann, Johannes Urzidil, Elfriede Jelinek oder Herta…mehr

Produktbeschreibung
183 AUTOREN, ÜBER 100 JAHRE LITERATUR IM ORIGINALTON - EIN JAHRHUNDERT in Stimmen

Die Herausgeber Christiane Collorio, Michael Krüger und Hans Sarkowicz haben in aufwändigen Recherchen in Privatsammlungen und Rundfunkarchiven weltweit eine einzigartige Sammlung zusammengestellt: Mit den frühesten Aufnahmen von Arthur Schnitzler, Albert Paris Gütersloh, Ernst Toller, Jacob Wassermann, Max Brod oder Alfred Döblin beginnt diese Jahrhundertschau der Erzähler und ihrer Geschichten. Mit Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch, Thomas Bernhard, H.C. Artmann, Johannes Urzidil, Elfriede Jelinek oder Herta Müller hört sie in ihre sprachlichen Feinheiten. Und mit Michael Lentz, Judith Hermann oder Feridun Zaimoglu stellt sie sich dem Beat der Gegenwart.

(44 CDs, Laufzeit: 56h 20)

Autorenporträt
Krüger, Michael§Michael Krüger, geboren 1943, begann 1968 seine Tätigkeit als Lektor im Münchner Carl Hanser Verlag, den er von 1986 bis 2013 leitete. Während dieser Zeit war er der Verleger seines Freundes W. G. Sebald. Seit 2013 ist er Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Zudem ist er u. a. Mitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Berliner Akademie der Künste. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen zählen die Lyrikbände "Die Dronte", "Brief nach Hause" und "Nachts, unter Bäumen" sowie der viel beachtete Roman "Die Cellospielerin". Zuletzt veröffentlichte Krüger den Roman "Das Irrenhaus". Als Herausgeber editierte er u. a. die Literaturzeitschrift "Akzente". Neben Auszeichnungen wie dem Peter-Huchel-Preis und dem Mörike-Preis wurde Michael Krüger die Ehrendoktorwürde der Universitäten Bielefeld und Tübingen verliehen. Für den Hörverlag las er eine Auswahl seiner Gedichte unter dem Titel "Wettervorhersage

" sowie Siegmund Freuds "Literatur, Religion, Krieg", erschienen in der "Höredition. Entdeckungen auf der Couch". Außerdem ist er Herausgeber der Hörbuch-Originalton-Anthologien "Lyrikstimmen", "Erzählerstimmen" und "The Poets' Collection".

Sarkowicz, Hans§Hans Sarkowicz studierte Germanistik und Geschichte in Frankfurt/Main. Seit 1979 arbeitet er beim Hessischen Rundfunk. Er leitet das hr2-Ressort Literatur und Hörspiel und ist Autor von zeitgeschichtlichen und kulturhistorischen Publikationen, unter anderem zur Kunst und Literatur im Nationalsozialismus.
Trackliste
CD 1
1Biographische Notiz (englisch und deutsch) (Aufnahmejahr 1938)00:00:19
2Biographische Notiz (englisch und deutsch) (Aufnahmejahr 1938)00:02:39
3Das Abenteuer meiner Jugend (Ausschnitt) (1905)00:04:24
4Lebendige Stunden (Ausschnitt)00:00:27
5Der Schleier der Beatrice (Ausschnitt) (1907)00:00:33
6Gen Osten (1932)00:03:27
7Sturm (1932)00:03:04
8Alexander Roda Roda liest eigene Schwänke (1930)00:00:55
9Alexander Roda Roda liest eigene Schwänke (1930)00:01:33
10Alexander Roda Roda liest eigene Schwänke (1930)00:00:53
11Die Gans von Podwolotschyska (1945)00:03:12
12Johann Kiefer (1945)00:03:22
13Zwei Uhr 36 (1951)00:04:35
14Der Garten (1951)00:05:57
15Begegnung mit Masaryk (1933)00:04:51
16Reklamefahrten zur Hölle (1934)00:04:35
17Reklamefahrten zur Hölle (1934)00:04:47
18Das Wunderkind (1947)00:06:25
19Das Wunderkind (1947)00:05:20
CD 2
1Das Wunderkind00:05:05
2Das Wunderkind00:06:28
3Das Wunderkind00:05:39
4Der Dichter (1955)00:06:10
5Der Dichter (1955)00:06:10
6Der Dichter (1955)00:05:08
7Der Dichter (1955)00:06:44
8Ansprache über moderne Malerei bei der Eröffnung der 64. Ausstellung der Berliner Sezession (1931)00:02:16
9Das Portrait (1954)00:05:29
10Das Portrait (1954)00:07:36
11Das Portrait (1954)00:05:39
12Das Aquarium (1928)00:03:05
13Vereinsrede (1938)00:03:42
14Karl Valentin geht mit seiner Mutter ins Theater (Ausschnitt) (1928)00:00:38
15Der Theaterausrufer (1930)00:06:46
CD 3
1Anekdoten aus dem literarischen Prag (1955)00:06:33
2Anekdoten aus dem literarischen Prag (1955)00:04:58
3Anekdoten aus dem literarischen Prag (1955)00:06:30
4Die Jüdin von Toledo (Ausschnitt) (1955)00:05:27
5Die Jüdin von Toledo (Ausschnitt) (1955)00:05:46
6Urgesicht (1951)00:05:50
7Urgesicht (1951)00:04:30
8Urgesicht (1951)00:04:59
9Urgesicht (1951)00:04:18
10Vorwort des Erzählers aus "Der Versucher" (1951)00:07:41
11Nachwort aus "Eine sagenhafte Figur" (1952)00:04:36
12Nachwort aus "Eine sagenhafte Figur" (1952)00:04:56
13Kleine Literaturgeschichte aus "Jahre und Zeiten" (Ausschnitt) (1949)00:05:54
14Kleine Literaturgeschichte aus "Jahre und Zeiten" (Ausschnitt) (1949)00:05:27
15Kleine Literaturgeschichte aus "Jahre und Zeiten" (Ausschnitt) (1949)00:04:25
16Kleine Literaturgeschichte aus "Jahre und Zeiten" (Ausschnitt) (1949)00:05:28
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.10.2012

Hochdeutsch ist
Randerscheinung
Die Anthologie „Erzählerstimmen“ vereint
Originaltonaufnahmen von 183 Autorinnen und Autoren –
ein Jahrhundert akustischer Literaturgeschichte
VON JENS BISKY
Es liegt am Kalender, aber die Verführung ist doch groß, mehr als einen Zufall darin zu sehen, dass diese Anthologie der Erzählerstimmen mit dem Erfinder der Redekur beginnt, der Arzt, vor allem aber ein hinreißender Geschichtenerzähler und großartiger Prosaautor war. Sigmund Freud, London 1938. Er ist der Wehrmacht und dem Wiener Mob entkommen und berichtet am 7. Dezember einem Reporter der BBC über seinen Werdegang, es ist, man glaubt es kaum die einzige Aufnahme von ihm: „I“ – er setzt noch einmal an, leiser diesmal – „I started my professional activity . . . “. Der da spricht, hat die Grenzen des Sagbaren gewaltig erweitert, hat eine neue Art entwickelt, über das Ich zu reden. Zurückhaltend klingt er, schüchtern fast, er scheint vom Blatt abzulesen, als ob es eine Übersetzung ins Lateinische wäre. Er ist ein alter Mann, Jahrgang 1856, sucht nach der richtigen Lautstärke. Einen Satz sagt er auf deutsch: „Im Alter von 82 Jahren verließ ich infolge der deutschen Invasion mein Heim in Wien und kam nach England, wo ich mein Leben in Freiheit zu enden hoffe. My name is Sigmund Freud.“
  Dass es für ihn keine gleichgültigen Worte gab, dass er selbst Versprechern Sinn abzutrotzen vermochte, glaubt man dem sorgsam Formulierenden anzuhören. Vielleicht ist man mit dieser Vermutung schon in einem Zirkelschluss befangen und unterstellt der Stimme Eigenschaften des Autors. Aber eben darin liegt ein erster Reiz dieser Sammlung von Originaltönen. Der Hörer vergleicht die beim Lesen gewonnene Vorstellung mit dem Bild, das die Stimme hervorruft, der akustische Stellvertreter der Person. Neuere Forschungen über Stimmen und Vortragstechnik haben plausibel gemacht, dass auch die Epochen vor Edisons Phonograph uns nicht vollständig stumm bleiben müssen, dass wir sehr begründete Thesen über Sprechmelodien aufstellen können und darüber, wie ein Text hat vorgelesen oder deklamiert werden sollen. Und doch stehen wir mit der Erfindung der Tonaufzeichnung an einer Grenze. Längst Verstorbenen lauschen wir mit anderer Aufmerksamkeit, gerade weil wir hoffen, den Entschwundenen dadurch persönlich näher zu kommen. Gewiss sind dem Grenzen gesetzt, der Aufzeichnungsapparat verändert die Stimme und wer bewusst in ein Mikrofon spricht, nimmt eine bestimmte Haltung ein, wählt eine Rolle. Und doch sind alle Bedenken rasch beiseite gewischt, wer Freud vor dem BBC-Mikrofon hört, fühlt sich ihm nahe.
  Nach dem Vorbild der „Lyrikstimmen“ (2009) haben die Lektorin Christiane Collorio, der Verleger Michael Krüger und der Rundfunkredakteur Hans Sarkowicz 183 Erzählerinnen und Erzähler für ihre Anthologie ausgewählt. Die älteste Aufzeichnung stammt aus dem März 1907, im Tagebuch hielt Arthur Schnitzler das Ereignis fest: „Im Phonogr. Archiv; phys. Institut. Sprach hinein Lebendige Stunden und Beatrice (paar Worte, paar Verse). Hörte es gleich darauf und war frappiert über den ausgesprochen nasal jüdischen Charakter meines Organs.“ Die jüngste Aufnahme datiert auf den Mai dieses Jahres, Marlene Streeruwitz liest. Angeordnet sind die O-Töne nach dem Geburtsjahr der Autoren, so dass eben Sigmund Freud am Anfang steht und Clemens Meyer am Ende.
  Selbstverständlich fehlen bedeutende Stimmen gerade aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dass von Franz Kafka und Robert Walser Aufzeichnungen nicht existieren, ist bekannt. Eine bedauerliche Überraschung bleibt es, dass auch von Heinrich Mann keine Tonaufnahmen gefunden werden konnten, auch nicht von Walter Benjamin. Arnold Zweig gab nach seiner Rückkehr aus dem Exil zwar Interviews, war jedoch, da erblindet, nicht mehr imstande, vom Blatt abzulesen. Aus der Gegenwart vermisst man Rainald Goetz oder Maxim Biller, aber denen kann man andernorts leicht lauschen.
  Trotz der unvermeidlichen Lücken braucht man Tage, um die „Erzählerstimmen“ durchzuhören. Das ist kein Hörbuch für den einmaligen Konsum, vielmehr eine Sammlung, die jeder sich auf seine Weise ordnen muss, in der man Lieblingsstücke findet, Unerwartetes, zu der man immer wieder zurückkehren kann. Nachdem man geschaut hat, wer dabei ist, nachdem man sich gefreut hat, wie viele hier zu Wort kommen, die selten zu hören sind, etwa Johannes Bobrowski oder Franz Fühmann, Günter Bruno Fuchs oder Leonhard Frank, besteht ein erstes Vergnügen darin, sich der Vielfalt an Dialekten und regionalen Sprachmelodien, dem Nebeneinander von rheinischen, bayrischen, schweizer oder österreichischen Autoren hinzugeben. Auf manchen der 44 CDs ist Hochdeutsch eine Randerscheinung.
  Wer hätte gedacht, dass man Alfred Döblin die Herkunft aus Stettin und Berlin so stark anhört. Nur eine O-Ton-Aufnahme gibt es von ihm. Es handelt sich um eine aus dem Stegreif formulierte Ansprache zur Eröffnung der 64. Ausstellung der Berliner Sezession, Berlin 1931. „Woher kommt“, fragt Döblin, „diese mangelnde Verwurzelung der Malerei mit dem heutjen Leben? . . . Die Malerei steht irgendwie außerhalb heute. Sie sind nicht ganz Leute von heute, ich muss ihnen das sagen.“ Dazu das Gemurmel und Gelächter der Sezessionsausstellungseröffnungsgäste – ein Kleinod, und man bedauert, dass Döblin die Geschichte von Franz Biberkopf nicht eingelesen hat.
  Den Klang und die Atmosphäre einer versunkenen, einer durch die Verbrechensgeschichte des 20. Jahrhunderts zerstörten Literaturlandschaft vergegenwärtigt Max Brod in seinen „Anekdoten aus dem literarischen Prag“, aufgenommen 1955. Die Vielzahl der Stimmen in dieser Sammlung lässt die Vielfalt der Regionen und Schicksale hörbar werden, man überzeugt sich hier leicht davon, wie sehr die Koexistenz der Dialekte und ihre Spannung zur Norm ein Kraftquell der Literatur und damit der Sprachentwicklung ist.
  In der Nachkriegszeit, als der Rundfunk das wichtigste Forum des literarischen Lebens war, wurden die Vortragstechniken professioneller. Je näher der Hörer der Gegenwart kommt, desto mehr fragt er sich, ob die Autoren gut und warum sie so oder so vortragen. Ernst Jünger etwa liest aus seinem „Sanduhrbuch“, als sei er mit sich allein und damit auch ganz zufrieden. Reinhard Lettau spricht so gleichförmig, als wolle er dadurch die Aufmerksamkeit der Hörer bis zum äußersten spannen. Daneben stehen die großen Performer, die vorlesend ihrem Werk neue Seiten abgewinnen, die es so Gestalt werden lassen, dass man bei jedem weiteren Lesen ihre Stimme noch im Ohr hat. Dazu gehört Heiner Müller, dazu gehört unbedingt Arno Schmidt, den man so oft vom Schriftbild her gedeutet hat, der aber – wenn er liest – ganz aus dem Mündlichen zu kommen scheint, dem Spiel mit Sätzen, Floskeln, Tonlagen verpflichtet. Mit „Kühe in Halbtrauer“, 1964 aufgezeichnet, legt er zwischendurch ein enormes Tempo vor: „Das Leben des Menschen ist kurz, und wer sich betrinken will, hat keine Zeit zu verlieren.“ Unwillkürlich fragt man sich beim Hören, wie viel die ausgefeilte Vortragstechnik Max Goldts, wie viel Goldts Erzähltechnik Arno Schmidt verdankt.
  So kann sich jeder seine eigene Literaturgeschichte zusammenhören und hoffen, dass Rundfunkanstalten wie Hörbuchverlage fortfahren, Autoren vor Mikrofone zu setzen. Der hier dokumentierte Reichtum bleibt nur groß, wenn er wächst.
  
Christiane Collorio, Michael Krüger, Hans Sarkowicz (Hrsg.): Erzählerstimmen. 183 Autorinnen und Autoren. Der Hörverlag, München 2012. 44 CDs, ca. 56 h, 20 min. 149,99 Euro.
In dieser Sammlung hört man
die wunderbare Vielfalt
der Dialekte und Regionen
„Das Leben des Menschen ist
kurz, und wer sich betrinken will,
hat keine Zeit zu verlieren.“
Vor dem Mikrofon (im Uhrzeigersinn): Max Frisch, Herta Müller, Friedrich Dürrenmatt,
Thomas Bernhard, Judith Hermann, Sibylle Lewitscharoff.
FOTO:
 FOTOS:DDP IMAGES/AP, DDP IMAGES/DAPD, INTERFOTO, AKG-IMAGES/IMAGNO, DDP IMAGES/DAPD, FOTOFINDER/COPYRIGHTNOTIZ: WWW.ROGGENTHIN.DE
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Eine "akustische Schatzkammer" hat Rezensent Alexander Cammann mit diesem exzellenten Hörbuch entdeckt, auf dem die Herausgeber die in Tonarchiven aufgespürten Stimmen von 184 deutschsprachigen Autoren und Autorinnen versammelt haben. Nach den herausragenden "Lyrikstimmen" von 2009 zeigen die nun erschienenen "Erzählerstimmen", wie sehr auch die Prosa durch die gesprochene Sprache eine ganz "neue Dimension" gewinnt, meint der faszinierte Kritiker. Gebannt lauscht er etwa der ehrwürdigen Stimme Arthur Schnitzlers oder hört Sigmund Freud, der im Jahre 1938 als 82-Jähriger der BBC seinen Beruf und seine Emigration erklärt. Bestens amüsiert sich Cammann auch mit Alfred Döblin, der die anwesenden Künstler der Berliner Sezession von 1931 attackiert: "Sie sind nicht ganz Leute von heute", zitiert er ihn. Ob Thomas Mann, Ingeborg Bachmann, Judith Hermann oder Daniel Kehlmann - mit diesem Hörbuch erlebt man zahlreiche Überraschungen und kann sich aufs "Angenehmste verlieren", lobt der hingerissene Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Durch diese akustische Schatzkammer der deutschen Literatur kann man mit seinen Ohren wandern, sich dabei aufs Überraschendste verirren und aufs Angenehmste verlieren." Die ZEIT Literatur