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"My book Havana is just a superficial look, not a soul-searching investigation, a quick impression of a place that is unique in its geographical position, being much closer to the United States of America than the space station. Both are places ordinary Americans cannot visit. To be one of the poorest nations on Earth, almost within spitting distance of the richest makes the poverty of Cuba seem more extreme. Two countries with extreme ideologies; the small one proving that Communism does not work, the other proving that democratic paranoia does work if the power and the money are in place."…mehr

Produktbeschreibung
"My book Havana is just a superficial look, not a soul-searching investigation, a quick impression of a place that is unique in its geographical position, being much closer to the United States of America than the space station. Both are places ordinary Americans cannot visit. To be one of the poorest nations on Earth, almost within spitting distance of the richest makes the poverty of Cuba seem more extreme. Two countries with extreme ideologies; the small one proving that Communism does not work, the other proving that democratic paranoia does work if the power and the money are in place." David BaileyHavana shows Bailey at the height of his powers, producing photographs that reflect his mastery of the full range of the distinct genres of the medium. From vibrant street reportage to seering portraiture, this book offers a quintessential view of a city which is the touchstone for one of the most distinct cultural and political devides in a world fast moving toward homogeneity.
Autorenporträt
Bailey, DavidDavid Bailey, geboren 1938 in London, ist einer der erfolgreichsten britischen Fotografen seiner Generation. Schon in den 1960er Jahren haben seine Arbeiten ihn zur Kultfigur gemacht. Im Steidl Verlag erschienen unter anderem seine Bücher Havana (2006), NY JS DB 62 (2007), Is That So Kid (2008), Eye (2009), 8 Minutes (2009) und Flowers, Skulls, Contacts (2010).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.11.2006

Endspiel: David Bailey schminkt Kuba ab

David Bailey verdankt seinen Ruhm der Schönheit, schönen Frauen in schönen Kleidern, die er glamourös inszenierte. So wurde er zu einem der berühmtesten Modefotografen der Welt und zum Vorbild für die Hauptfigur in Michelangelo Antonionis Filmklassiker "Blow up". Zuviel Schönheit schafft Überdruß. Vielleicht ist Bailey deswegen nach Kuba gereist, das einmal schön war und jetzt schäbig ist. Ein Forschungsreisender wollte er nicht sein, statt dessen kokettiert er mit seiner Anspruchslosigkeit. Dieses Buch sei nur ein oberflächlicher Blick auf Havanna, ein kurzer Eindruck statt einer Seelensuche, schreibt er in der Einleitung. Genauso wirken seine Fotografien: Beiläufigkeiten, Schnappschüsse, Sammelgut von der Straße, lauter lose Enden ohne roten Faden.

Bailey fotografiert das, was jeder Tourist auch fotografiert: Bilder aus der Rumpelkammer der vermeintlichen Klischees, an denen man sich längst satt gesehen hat und die deswegen trotzdem nicht unwahrer werden. Wieder werden amerikanische Straßenkreuzer aus den vierziger, fünfziger Jahren vorgeführt, die nur noch die Not und der Lack zusammenhalten. Schon wieder blickt man in die Gesichter zigarrenrauchender Nebendarsteller aus dem "Buena Vista Social Club". Man sieht muskulöse Mulatten mit nacktem Oberkörper, lachende Kinder in zerrissenen Hosen, alte Frauen, die sich mit brachialem Strich in ihre Jugend zurückschminken wollen. Che Guevara grüßt von Hauswänden neben zerbröselnden Parolen, die vom ewigen Sieg der Revolution künden und längst nicht mehr an sich selbst glauben. Und je länger man in diesem Band blättert, um so stärker zweifelt man auch an seinem Sinn und Nutzen.

Dann aber spürt man eine Veränderung: Man wird immer trauriger, von Bild zu Bild. Es ist eine Melancholie, deren Schmerz nicht süß ist, sondern bitter wie der Blick der Menschen, die Bailey fotografiert. Er zeigt - wahrscheinlich ohne Absicht - ein Land am Ende, ein Land ohne Hoffnung, Zukunft, Glaube, Kraft. Es war einmal gute Laune. Sie wurde von der Agonie aufgefressen, die längst auch in Fidel Castro gekrochen ist, den "máximo líder", der am Krankenbett den starken Mann mimt, als sei der Tod für ihn nicht zuständig. Die Kinder in seinem maroden Reich lachen noch, weil Kinder trotz allem immer lachen. Doch schon die Halbwüchsigen starren auf Baileys stärksten Fotografien mit der bleiernen Gewißheit in die Kamera, daß morgen nichts besser wird. Und das Lächeln der Alten wirkt wie gekauft, wie bestellt, ein Reflex, die fahle Reminiszenz an bessere Tage, die noch nicht wußten, daß sie die letzten guten Tage waren.

Bailey schminkt das Land en passant ab, ohne Pathos, ohne Moral, ohne Bedauern. Es ist keine Demaskierung, weil sich Kuba gar nicht verstellen kann. Die Maskerade denken sich andere aus, die sich vom Lachen täuschen lassen und nicht das Schluchzen darin hören. Bailey fällt nicht darauf herein, vielleicht weil er in seiner Karriere zuviel falsches Lächeln fotografieren mußte. Die Misere ist hier nicht pittoresk, der Verfall nicht ästhetisch, der Schein nicht schön, das Elend einfach nur Elend und der Blick der Menschen so leer wie die Fensterhöhle in der Ruine, die ihr Haus ist. In Kuba könne man sehen, daß der Kommunismus nicht funktioniere, schreibt Bailey. Sein Buch ist der Beweis. (David Bailey: "Havana". Fotografien. Steidl Verlag. Göttingen 2006. 176 S., geb., 45,- [Euro].)

str.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Beim ersten Durchblättern hat dieser Kuba-Band des Modefotografen David Bailey den Rezensenten mit dem Kürzel Jakob Strobel y Serra nicht sonderlich angesprochen. Zu vieles schien ihm schon oft genug abgelichtet: die alten Buicks, die bröckelnden Che-Guevara-Poster, Zigarren rauchende Männer, lachende Kinder in Lumpen. Und als der Rezensent schon begann, an "Sinn und Nutzen" dieses Bandes zu zweifeln, stellte sich nach seinem Bekunden eine Veränderung ein: Von Bild zu Bild wurde er trauriger. Und so sieht er in dem Band ein Land ohne Hoffnung abgebildet, in dem vor allem die "bleierne Gewissheit" herrsche, dass sich auch morgen nichts ändert. "Bailey schminkt das Land en passant ab, ohne Pathos, ohne Moral, ohne Bedauern."

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