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Hat Papst Franziskus Recht, wenn er behauptet, dass die jetzige Wirtschaftsordnung ganze Bevölkerungsgruppen ausgrenzt, soziale Ungerechtigkeiten erzeugt und Gewalt hervorbringt? Diese Frage wird man eindeutig mit "Ja" beantworten. Also gilt, was einige namhafte Wirtschaftsexperten längst entdeckt haben: Reichtum, den viele erzeugen, darf nicht von wenigen angeeignet werden. Eine ausgewogene Verteilung des geschaffenen Reichtums dient dem gesellschaftlichen Zusammenhalt und dem Frieden. Und es kann nicht Staatsziel Nummer Eins sein, alle Nationen konkurrenzfähig und alle Menschen…mehr

Produktbeschreibung
Hat Papst Franziskus Recht, wenn er behauptet, dass die jetzige Wirtschaftsordnung ganze Bevölkerungsgruppen ausgrenzt, soziale Ungerechtigkeiten erzeugt und Gewalt hervorbringt? Diese Frage wird man eindeutig mit "Ja" beantworten. Also gilt, was einige namhafte Wirtschaftsexperten längst entdeckt haben: Reichtum, den viele erzeugen, darf nicht von wenigen angeeignet werden. Eine ausgewogene Verteilung des geschaffenen Reichtums dient dem gesellschaftlichen Zusammenhalt und dem Frieden. Und es kann nicht Staatsziel Nummer Eins sein, alle Nationen konkurrenzfähig und alle Menschen beschäftigungsfähig zu machen. Friedhelm Hengsbach, Deutschlands führender Sozialethiker, fordert eine Verteilung, die die bisherige Regel der vorrangigen Kapitalverzinsung korrigiert: Natur, Arbeit, Geld und gesellschaftliche Vorleistungen erarbeiten gemeinsam eine Wertschöpfung, und müssen gleichberechtigt entlohnt werden.
Autorenporträt
Prof. em. Dr. oec. Friedhelm Hengsbach, geboren 1937, Mitglied des Jesuitenordens, bis 2005/06 Professor für Christliche Gesellschaftsethik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main und Leiter des Oswald von Nell-Breuning Instituts für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik, lebt und arbeitet im Heinrich Pesch-Haus - Katholische Akademie Rhein-Neckar in Ludwigshafen (Rhein). Arbeitsschwerpunkte/Veröffentlichungen u.a. zum Thema Wirtschaftsethik, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie zur Theorie der kapitalistischen Marktwirtschaft.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.12.2014

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statt töten
Friedhelm Hengsbachs Plädoyer
für eine vergessene Tugend
Wer an einem dieser Abende zwischen Weihnachten und dem Dreikönigsfest zusammengefasst lesen will, was einer der Großen der katholischen Soziallehre in den vergangenen 30 Jahren so gedacht hat, wer dabei sich nicht quälen will, der hat mit diesem Buch das Richtige gefunden. Es hat das Format eines Erbauungsbüchleins und ist in großen Buchstaben gedruckt, verzichtet aber auf Pathos und Rührseligkeit. Friedhelm Hengsbach will den Leser gar nicht beim Kragen packen und beuteln wie ein Erweckungsprediger. Der Leser soll sich angesichts der Fakten selber packen und beuteln.
  An Hengsbach, dem Jesuitenpater und emeritierten Soziallehre-Professor, lässt sich zeigen, was ein Papst in der katholischen Kirche alles ändern kann. 75 Jahre alt wird Hengsbach im kommenden Juli, und in den vergangenen Jahren war er ein in der Kirche anerkannter Denker, wenn auch als linker Sozialethiker doch ein bisschen aus der Mode gekommen. Jetzt aber kann er Papst Franziskus’ Satz „Diese Wirtschaft tötet“ aufs Cover schreiben und sich dem vierfachen Nein des Papstes anschließen: Nein zu einer Wirtschaft, die Menschen wie eine Sache behandelt, Nein zur Vergötzung des Geldes, zur Herrschaft der Finanzmärkte, zur wachsenden sozialen Ungleichheit. Der Papst hat Hengsbach vom Rand in die Mitte gerückt.
  Die Fakten, mit denen der Autor den Satz des Papstes untermauert, sind bekannt, an diesen Stellen lassen sich die Seiten des Büchleins oft schnell umblättern: Die Schere von Besitzenden und Arbeitenden und erst recht Arbeitslosen geht immer weiter auseinander; zwischen wachsender Armut und wachsendem Superreichtum dünnt die Mitte aus; der rheinische Kapitalismus, der den Ausgleich zwischen Arbeit und Kapital sucht, wird durch einen Finanzkapitalismus ersetzt, dessen Ziel die Zufriedenheit des Shareholders ist.
  Das alles, legt Hengsbach dar, habe aber nichts mit irgendwelchen Naturgesetzen des Marktes zu tun. Es sind die Ergebnisse von Machtverhältnissen und Machtausübung, von politisch akzeptierten oder gar gewollten Unterschieden zwischen Managern und Arbeitnehmern, Eliten und Unterschichten, Männern und Frauen, Industrienationen und Entwicklungsländern.
  Und weil das alles kein Naturgesetz ist, kann man es auch ethisch bewerten: als Unrecht, theologisch ausgedrückt, als strukturelle Sünde. Doch weil es kein Naturgesetz ist, kann man es auch ändern, theologisch gesagt: Man kann sich bekehren. An diesen Punkten wird das Büchlein des Sozialethikers wirklich spannend, da, wo es nicht klagt, sondern optimistisch wird: Die Welt ist wandelbar. Sie muss nicht den Bach hinuntergehen.
  Sie muss aber teilen lernen, das ist Hengsbachs Botschaft. Teilen – das ist mehr als Umverteilung, Ausgleich und was mehr der Wörter in der Debatte sind. Teilen ist existenziell, es betrifft das ganze Leben, es ist wechselseitig und hebt das Oben und Unten auf, es vermehrt das Geteilte, ist gemeinschaftlich, befreit, macht Spaß. Das sind die Stellen, wo man sich noch viel mehr Seiten gewünscht hätte, gern auch eng bedruckt.
MATTHIAS DROBINSKI
  
Friedhelm Hengsbach: Teilen, nicht töten. Westend-Verlag, 2014. 128 Seiten, 12 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Matthias Drobinski frohlockt: Der Sozialethiker und Jesuitenpater Friedhelm Hengsbach hat trotz der großen Schrift im Buch keine Erbauungslektüre verfasst, sondern eine pathosfreie, faktensatte Darlegung der sozioökonomischen Realität und, und hier wird das Buch für Drobinski erst richtig spannend und lesenswert, eine Aufforderung zur Änderung der Verhältnisse. Dass dies möglich ist, kann ihm der Autor vermitteln, indem er ökonomische Ungleichheit als nicht naturgesetzmäßig und also ethisch bewertbar erkennt. Den daraus sprechenden Optimismus hält Drobinski für höchst bemerkenswert.

© Perlentaucher Medien GmbH