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Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands-Westberlin / Sozialistische Einheitspartei Westberlin (SED-W/SEW) war von ihren Wahlergebnissen her ohne Bedeutung. Doch ähnlich wie der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) gelang es ihr zeitweilig, Einfluss auf andere Gruppen zu gewinnen. Als 'Brückenkopf' der SED, von der sie auch finanziert wurde, entwickelte sie eine geschickte Bündnispolitik und erreichte so die Westberliner Binnenpolitik. Thomas Klein liefert eine erste kritische Parteigeschichte, die zugleich einen Beitrag zur Geschichte von Kaltem Krieg und Entspannung im geteilten…mehr

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Produktbeschreibung
Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands-Westberlin / Sozialistische Einheitspartei Westberlin (SED-W/SEW) war von ihren Wahlergebnissen her ohne Bedeutung. Doch ähnlich wie der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) gelang es ihr zeitweilig, Einfluss auf andere Gruppen zu gewinnen. Als 'Brückenkopf' der SED, von der sie auch finanziert wurde, entwickelte sie eine geschickte Bündnispolitik und erreichte so die Westberliner Binnenpolitik. Thomas Klein liefert eine erste kritische Parteigeschichte, die zugleich einen Beitrag zur Geschichte von Kaltem Krieg und Entspannung im geteilten Berlin darstellt. Dabei geht er sowohl auf die übermächtige Kontrolle der Ostberliner Zentrale als auch auf die innerparteiliche Opposition und die linksalternativen Konkurrenten ein.
Autorenporträt
Klein, Thomas§Jahrgang 1948; Facharbeiter für Elektromechanik; Studium der Mathematik in Berlin; 1973-79 wiss. Oberassistent am Zentralinstitut für Wirtschaftswissenschaften der Akademie der Wissenschaften der DDR; 1976 Promotion; 1979/80 politische Haftstrafe wegen 'ungesetzlicher Verbindungsaufnahme' in den Westen; Verbot wissenschaftlicher Arbeit und Publikationsverbot bis 1989; 1981-90 Preisbearbeiter im VEB Möbelkombinat Berlin; April 1990 Abgeordneter der Volkskammer der DDR für die Vereinigte Linke und von Oktober bis Dezember 1990 auch im 11. Deutschen Bundestag; 1991/92 Mitarbeitertätigkeit im Deutschen Bundestag, seit 1996 wiss. Mitarbeiter am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Stalinismus und zur Opposition in der DDR.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2009

Funktionärskörper ohne Anhang

Die SEW als Ableger von SED und Stasi konnte den westlichen und freien Teil Berlins nicht unterwandern.

Von Gunter Holzweißig

Die "Sozialistische Einheitspartei Westberlins" (SEW) stieß bislang auf ein geringes Interesse. Ihr Einfluss auf die Politik und Gesellschaft des westlichen und freien Teils Berlins wurde entweder überbewertet oder verharmlost. Thomas Klein will hier mit seiner Parteigeschichte Erkenntnislücken schließen. Um es vorwegzunehmen: Er hält das Ausmaß der von einigen Zeithistorikern konstatierten Unterwanderung westlicher Institutionen für übertrieben. Der Autor - zu DDR-Zeiten aktiv in oppositionellen Zirkeln, deshalb als Wissenschaftler mit Publikationsverbot belegt und inhaftiert - war nach der Friedlichen Revolution kurzzeitig Abgeordneter der Vereinigten Linken in der Volkskammer und im Deutschen Bundestag.

Den Widerstand gegen das Agieren der SEW in den West-Berliner Betrieben, Hochschulen, Gewerkschaften und Wohngebieten beschreibt Klein mit demonstrativer Äquidistanz. Denn im Fokus stehen bei ihm die Auswirkungen des Kalten Krieges und der Entspannungspolitik auf die SEW, die sich bis 1962 noch SED nannte. Der Autor kritisiert sowohl den "staatlich verordneten Antikommunismus" im Westen als auch die SEW in deren Rolle als "Brückenkopf" der SED und der Stasi. Sie steuerten, ohne dass die Mitgliedschaft einen tieferen Einblick hatte, mit straffer Hand die hauptamtlichen Parteifunktionäre. Finanziert wurden sie - wie auch das Parteiorgan "Die Wahrheit" und das üppige Propagandamaterial - mit jährlich bis zu 15 Millionen DM. Gleichwohl erreichte die SEW in den achtziger Jahren bei Wahlen zum Abgeordnetenhaus nur 0,6 Prozent.

Vor ihrer Auflösung Ende April 1990 hatte die SEW nur noch 1600 Mitglieder. Bei der Parteigründung 1946, die Klein eine "aufgenötigte Vereinigung" von KPD und SPD zur SED nennt, waren es 46 640 Mitglieder in den Westsektoren. Mit dem Untergang der SED war auch das Schicksal der SEW besiegelt. Ihre schon zuvor minimale Akzeptanz in der Bevölkerung deutet Klein zutreffend: "Die Unbestimmtheit der SEW-Politikangebote und gleichzeitig die Eindeutigkeit ihrer Parteinahme machten diese Partei weder wählbar noch die Mitgliedschaft in ihr ernsthaft lebbar. Wirklich logisch war politische Arbeit in ihr nur für ihren Funktionärskörper. Und so war sie in Wirklichkeit weitestgehend eine Funktionärspartei, auf ihre mitunter hochmotivierten Mitglieder kurz- und mittelfristig demotivierend und langfristig desillusionierend wirkend."

Thomas Klein: SEW - Die Westberliner Einheitssozialisten. Eine "ostdeutsche" Partei als Stachel im Fleische der "Frontstadt"? Ch. Links Verlag, Berlin 2009. 312 S., 29,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eine Erfolgsgeschichte lässt sich bei diesem Gegenstand beim besten Willen nicht erzählen, so der Rezensent Gunter Holzweißig. Der Gegenstand: die von Ost-Geldern (jährlich bis zu 15 Millionen DM) am Leben erhaltene "Sozialistische Einheitspartei Westberlins" (SEW). Zwar gab es Versuche der "Unterwanderung westlicher Institutionen", die jedoch, so das Resümee des Autors, bislang eher "übertrieben" als korrekt dargestellt wurden. Viel Akzeptanz fand, signifikante Wahlerfolge hatte die Partei nie, bei ihrer Auflösung im Jahr 1990 blieben ihr nur noch 1.600 Mitglieder. "Zutreffend" findet Holzweißig in seiner knappen Rezension die Analyse des Autors.

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