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Der deutsche Biologe, Tierfänger und Abenteurer Otto Schulz-Kampfhenkel unternahm 1935 bis 1937 eine geheimnisumwitterte Expedition in eine abgelegene Region des brasilianischen Amazonasgebiets an der Grenze zu Französisch-Guayana. der spätere SS-Offizier suchte unter anderem nach einem deutschen Brückenkopf in Südamerika. 70 Jahre später leitet der deutschstämmige Förster Christoph Jaster (rechts im Bild) eine Expedition brasilianischer Wissenschaftler in das Gebiet. Er ist Leiter des Tumcumaque-Nationalparks, des größten Regenwald-Schutzgebietes der Erde. Spiegelkorrespondent Jens Glüsing…mehr

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Produktbeschreibung
Der deutsche Biologe, Tierfänger und Abenteurer Otto Schulz-Kampfhenkel unternahm 1935 bis 1937 eine geheimnisumwitterte Expedition in eine abgelegene Region des brasilianischen Amazonasgebiets an der Grenze zu Französisch-Guayana. der spätere SS-Offizier suchte unter anderem nach einem deutschen Brückenkopf in Südamerika. 70 Jahre später leitet der deutschstämmige Förster Christoph Jaster (rechts im Bild) eine Expedition brasilianischer Wissenschaftler in das Gebiet. Er ist Leiter des Tumcumaque-Nationalparks, des größten Regenwald-Schutzgebietes der Erde. Spiegelkorrespondent Jens Glüsing (Fotomitte) rekonstruiert das Unternehmen der Nazis anhand des Original-Expeditionsberichts sowie von Archivdokumenten aus Brasilien, Deutschland und den USA. Zugleich schildert er seine Begegnungen mit Indianern, Goldgräbern und Bürgermeistern im Kampf um die Erhaltung dieses bedrohten Naturparadieses.
Autorenporträt
Glüsing, Jens§Jahrgang 1960; Studium der Politikwissenschaft und Spanisch an der Universität Hamburg; Absolvent der Henri-Nannen-Journalistenschule, 1990 Redakteur für Lateinamerika im Auslandsressort des Spiegel in Hamburg, seit 1991 Korrespondent des Nachrichtenmagazins für Lateinamerika mit Sitz in Rio de Janeiro/Brasilien; 2005 Auszeichnung mit dem wichtigsten brasilianischen Journalistenpreis 'Premio Embratel'.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.09.2009

Herrenmenschen im Urwald
Eine Reise nach Nordbrasilien mündete in der Geschichte
Brasiliens Norden verfügt noch über weite Flächen unberührten Regenwaldes. Der Umweltbehörde „Ibama” obliegt es, den Nationalpark Tumucumaque, das größte Naturschutzgebiet der Erde, zu schützen: vor illegalem Holzeinschlag, vor Goldgräbern, die den Boden umpflügen und eine Wüste hinterlassen, oder vor Siedlern, die die Urwaldriesen abflammen, um Felder oder Weiden anzulegen. In der unerschlossenen Gegend, die geographisch auch als Südguayana bezeichnet wird, bewegt man sich mit dem Boot, und Spiegel-Korrespondent Jens Glüsing begleitete den für den Nationalpark zuständigen Förster auf einer Fahrt in seinem Revier.
Auf die besten Geschichten stößt man per Zufall, und so erging es auch Glüsing, als er den deutschstämmigen Ibama-Förster in die Lektüre eines vergilbten Buches aus dem Jahre 1938 mit dem Titel „Rätsel der Urwaldhölle” vertieft sah. Autor war der Zoologe und Abenteurer Otto Schulz-Kampfhenkel, der bereits 1935 eine achtzehnmonatige Expedition in die Region bis zur Grenze von Französisch-Guayana unternommen hatte. Und als Glüsing dann auch noch erfuhr, dass irgendwo in der „Urwaldhölle” ein mit einem Hakenkreuz versehenes Holzkreuz zum Gedenken an ein am Fieber verstorbenes Expeditionsmitglied stand, machte er sich daran, eine Tour auf den Spuren dieses Otto Schulz-Kampfhenkel zu organisieren.
Bevor die beschwerliche Reise losging, durchforstete Glüsing die Archive und förderte alte Zeitungsartikel und Dokumente über den 1989 verstorbenen, abenteuerlustigen späteren SS-Mann zutage. Wie sich herausstellte, wurde Schulz-Kampfhenkels Expedition von der deutschen Industrie gefördert. Heinkel verschiffte ein Wasserflugzeug namens Seekadett nach Brasilien, das die Urwaldreisenden testen sollten, Bayer gab ihnen eine umfangreiche Reiseapotheke mit auf den Weg, um neue Medikamente etwa gegen die Malaria zu erproben. Und Kampfhenkel entwickelte auf der Tour, die auch ihn fast das Leben gekostet hätte, eine Methode der Luftaufklärung, die er später als Luftwaffenoffizier in Afrika nutzte.
Wieder daheim, versuchte Schulz-Kampfhenkel den Reichsführer SS davon zu überzeugen, dass eine Okkupation von Französisch-Guayana für das Dritte Reich von Vorteil sei, als Rohstofflieferant und Stützpunkt für die deutsche Flotte. Er selbst bot sich an, das „Projekt Guayana” zu leiten. Hitlers Einmarsch in Frankreich machte die Pläne dann überflüssig.
Jens Glüsings Buch befasst sich mit Kampfhenkels Biographie und rekonstruiert dessen Expedition, die fast übermenschlichen Anstrengungen seiner
kleinen Mannschaft, bis zur Grenze von Französisch-Guayana vorzustoßen. Bei seinen Begegnungen mit den dort lebenden Indianern zeigte sich Kampfhen-
kel ganz als „Herrenmensch”, ließ sich der Mittzwanziger doch von den Ein-
geborenen Papa nennen. Der Zoolo-
ge fing Hunderte Tiere, die er in
deutsche Zoos schickte oder für Museen präparierte.
Ganze Landstriche fand Glüsing auf seiner eigenen Tour noch so unberührt vor wie einst Kampfhenkel, doch er wurde auch Zeuge der Zerstörung des Tropenwaldes. Dem Ibama-Naturparkchef fehlen die Leute und die Mittel, um das Gebiet von der Größe der Niederlande wirksam zu kontrollieren, und bei der Bevölkerung stößt er auf offene Feindschaft mit seinem Ziel, den Naturpark zu erhalten. Daran ändern auch die im Amazonasgebiet bereits spürbaren Klimaveränderungen nichts.
Illegale Siedlungen
Wie gering der politische Wille auch von Präsident Lula da Silva ist, sich um des Aufhaltens des Klimawandels willen für den wirksamen Erhalt des Tropenwalds stark zu machen, zeigte dessen Weigerung, sich einer Waldschutz-Offensive des französischen Präsidenten auf seiner Seite der Grenze anzuschließen. Glüsing erlebte, wie sich vielerorts illegale Siedlungen immer weiter in den Wald fressen, weil Politik und Justiz wenig tun, um das Siedlungsverbot im Park durchzusetzen.
Glüsing verwob die Geschichte Kampfhenkels kapitelweise mit seinem eigenen Reisebericht, der nicht nur Erlebnisschilderung, sondern auch Auseinandersetzung mit brasilianischer Tropenwaldpolitik ist. Für Lula, wenn er denn ein „Guayana-Projekt” hat, sieht dies laut Glüsing eher Abholzung und intensive Nutzung als Erhalt der Tropenwälder vor. Jens Glüsing hat eine spannende
Reportage von hohem Informationswert vorgelegt, die durch aktuelle und alte
Fotos und Faksimiles veranschau-
licht wird. Allerdings vermisst man
eine Karte mit den einzelnen Reisestationen. EVA KARNOFSKY
JENS GLÜSING: Das Guayana-Projekt. Ein deutsches Abenteuer am Amazonas. Ch. Links Verlag, Berlin 2008. 240 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eva Karnofsky geht mit dem Spiegel-Korrespondenten Jens Glüsing auf Spurensuche in Südguayana. Was Glüsing für seine Reportage an Ort und Stelle über die 1935 mit Hilfe deutscher Industrieunternehmen gestartete Expedition des späteren SS-Mannes Otto Schulz-Kampfhenkel herausfindet und in diesem Buch mit seinen eigenen Reiseerlebnissen und Erkenntnissen kreuzt, erscheint der Rezensentin höchst informativ und spannend. Vor allem schätzt sie Glüsings Auseinandersetzung mit der brasilianischen Tropenwaldpolitik. Die aktuellen und alten Fotos und Faksimiles findet sie hilfreich. Um die Reise besser nachvollziehen zu können, wäre ihr eine Karte willkommen gewesen.

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