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Eines der kompliziertesten Probleme auf dem Weg zur Wiederherstellung der staatlichen Einheit der Deutschen im Jahre 1990 war die Gestaltung einer neuen Sicherheitspolitik und die Klärung der Bündniszugehörigkeit künftiger deutscher Streitkräfte. Im vorliegenden Band werden die komplexen Hintergründe der Geschehnisse, die Hoffnungen, Planungen und Ergebnisse des Epochenjahres 1989/90 von Wissenschaftlern analysiert und im Gespräch mit namhaften Zeitzeugen aus West und Ost rekonstruiert. Ein Beitrag von Egon Bahr sowie ein Interview mit dem letzten Minister für Abrüstung und Verteidigung der…mehr

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Produktbeschreibung
Eines der kompliziertesten Probleme auf dem Weg zur Wiederherstellung der staatlichen Einheit der Deutschen im Jahre 1990 war die Gestaltung einer neuen Sicherheitspolitik und die Klärung der Bündniszugehörigkeit künftiger deutscher Streitkräfte.
Im vorliegenden Band werden die komplexen Hintergründe der Geschehnisse, die Hoffnungen, Planungen und Ergebnisse des Epochenjahres 1989/90 von Wissenschaftlern analysiert und im Gespräch mit namhaften Zeitzeugen aus West und Ost rekonstruiert. Ein Beitrag von Egon Bahr sowie ein Interview mit dem letzten Minister für Abrüstung und Verteidigung der DDR, Rainer Eppelmann, ergänzen den Band, der zusammen mit einer Dokumentenauswahl und einer Zeittafel ein unverzichtbares Kompendium für das Verständnis des sicherheitspolitischen Einigungsprozesses darstellt.
Autorenporträt
Ehlert, Hans
Jahrgang 1947, Eintritt in die Bundeswehr 1967, Ausbildung zum Offizier, seit 1974 Studium der Verfassungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie Politikwissenschaft und Völkerrecht an der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn, 1981 Promotion. Seit 1984 Mitarbeiter am Militärgeschichtlichen Forschungsamt Freiburg/Potsdam. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Militärgeschichte.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Allemal eine "verdienstvolle Publikation" sieht Rezensent Roger Engelmann in dem von Hans Ehlert herausgegebenen Band "Armee ohne Zukunft", der die Vereinigung im militärischen Bereich im Rahmen der deutschen Einheit "umfassend" thematisiert. Als "Oral-History-Element" kompensiert diese Dokumentation nach Ansicht Engelmanns den Umstand, dass auf westdeutscher Seite wichtige Akten noch nicht zugänglich sind. Zudem beleuchteten die Zeitzeugen Sachverhalte, die den Akten kaum zu entnehmen seien, etwa informelle Vorgänge, Atmosphärisches und Informationen zur "Chemie" zwischen einzelnen Akteuren. Wie Engelmann ausführt, widmet sich der Band allen Ebenen des Vereinigunsprozesses. So werden die Entwicklungen der internationalen Rahmenbedingungen ebenso behandelt wie Überlegungen und Entscheidungen auf der politischen und der militärischen Ebene in beiden deutschen Staaten sowie die praktisch-organisatorische Umsetzung der militärischen Vereinigung, hält Engelmann fest. Entstanden ist nach Einschätzung des Rezensenten ein "facettenreiches und differenziertes Bild" des militärischen Vereinigungsprozesses.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.06.2003

Integration ausgeschlossen!
Das Ende der Nationalen Volksarmee in Dokumenten und Zeitzeugenberichten

Hans Ehlert (Herausgeber): Armee ohne Zukunft. Das Ende der NVA und die deutsche Einheit. Zeitzeugenberichte und Dokumente. Ch. Links Verlag, Berlin 2002. 590 Seiten, 24,90 [Euro].

In dem knappen Jahr, das sich vom Beginn der friedlichen Revolution in der DDR bis zur deutschen Vereinigung erstreckt, vollzog sich Geschichte im Zeitraffertempo. Zeitweise überstürzten sich die Ereignisse dermaßen, daß die Akteure Mühe hatten, mit der Entwicklung Schritt zu halten. Auch den zurückschauenden Betrachter kann der deutsche Vereinigungsprozeß - vor allem unter sicherheits- und militärpolitischen Gesichtspunkten - noch nachträglich in Erstaunen versetzen. Egon Bahr nennt ihn im vorliegenden Band ein "Wunder des sicherheitspolitischen Unmöglichen".

Das Militärgeschichtliche Forschungsamt unternimmt mit dieser verdienstvollen Publikation einen frühen Versuch, den Vereinigungsprozeß im militärischen Bereich umfassend zu thematisieren, obwohl auf diesem Feld noch kein intensiver Forschungsvorlauf vorhanden ist. Das Werk gliedert sich in drei Hauptbestandteile: eine vorzügliche einleitende Darstellung aus der Feder des Herausgebers Hans Ehlert, die Edition zentraler Quellen und die Dokumentation eines Zeitzeugenforums zum Thema "Deutsche Einheit und europäische Sicherheit", das im September 2000 unter Beteiligung zahlreicher ehemaliger Akteure stattfand. Dieses Oral-History-Element vermag den Umstand etwas zu kompensieren, daß auf westdeutscher Seite wichtige Akten noch nicht zugänglich sind.

Entscheidender dürfte aber sein, daß die Zeitzeugen Sachverhalte beleuchten, die aus Akten kaum zu entnehmen sein werden: informelle Vorgänge und Atmosphärisches, insbesondere Informationen zur "Chemie" zwischen einzelnen Akteuren - Dinge, die in der außergewöhnlichen Situation dieses Umbruches naturgemäß eine größere Rolle spielen als in Phasen des "normalen Dienstbetriebes". Behandelt werden alle Ebenen des Prozesses: die Entwicklung der internationalen Rahmenbedingungen, Überlegungen und Entscheidungen auf der politischen und der militärischen Ebene in beiden deutschen Staaten sowie die praktisch-organisatorische Umsetzung der militärischen Vereinigung. Es entsteht ein facettenreiches und differenziertes Bild.

Die Umwälzungen waren vor allem aus der Perspektive der Nationalen Volksarmee enorm. Noch im Frühherbst 1989 war sie eine kommunistische Parteiarmee mit einem grobschlächtigen hochideologisierten Feindbild. Zwar hatte die allgemeine Systemkrise schon innere Erosionsprozesse eingeleitet, denn schließlich handelte es sich um eine Wehrpflichtarmee, die von gesellschaftlichen Einflüssen nicht völlig abgeschottet werden konnte. Doch auf der Ebene der militärischen Führer stand die Treue zur SED außer Frage. Insofern ist die Behauptung ehemaliger NVA-Generäle in Zweifel zu ziehen, daß im Herbst 1989 ein Einsatz der NVA gegen die Demonstranten nicht in Frage gekommen sei. Es gibt keine überzeugenden Hinweise dafür, daß die NVA-Kommandeure gemeutert hätten, wäre von der Partei eine "chinesische Lösung" befohlen worden.

Mit dem Machtverfall der Partei entstand jedoch auch in der NVA sehr schnell ein enormer Veränderungsdruck. Admiral Theodor Hoffmann, der im November 1989 den politisch kompromittierten Heinz Keßler als Verteidigungsminister beerbte, mußte die Politverwaltung auflösen und eine Militärreform einleiten. Gleichzeitig gärte es an der Basis: Die Fahnenfluchten stiegen dramatisch an, und an mehr als 40 Standorten kam es zu Soldatenstreiks.

Einen tiefgreifenden Einschnitt markierten die Aprilwahlen 1990 in der DDR. Die ehemalige Staatspartei war nunmehr in der Opposition, und das Verteidigungsministerium erhielt mit dem Pazifisten und ehemaligen Bausoldaten Rainer Eppelmann einen neuen Chef, dessen politisches Selbstverständnis in einem denkbar scharfen Kontrast zur Tradition der NVA stand. Eppelmann errang jedoch erstaunlich schnell das Vertrauen der verunsicherten NVA-Kommandeure. Dabei spielte eine große Rolle, daß sein politisches Konzept vom mittelfristigen Weiterbestehen zweier Armeen auch nach der Vereinigung ausging. Im Gewand einer "Territorialarmee Ost" eröffnete sich eine scheinbare Perspektive für eine reformierte und verkleinerte NVA.

Wie unrealistisch diese Vorstellungen waren, zeigte sich spätestens nach den Gesprächen zwischen Kohl und Gorbatschow im Kaukasus Mitte Juli 1990, bei denen der sowjetische Staatschef Deutschland Handlungsfreiheit in der Bündnisfrage zugestanden hatte. Jetzt liefen die konkreten Planungen und Vorbereitungen zur Ausdehnung der Bundeswehr auf das "Beitrittsgebiet" an, mit denen sich die westliche Seite bisher aus Rücksicht auf die internationalen Verhandlungen zurückgehalten hatte.

Nach Lage der Dinge konnte es keine Integration der Institution NVA in die Bundeswehr geben, sondern lediglich die Integration einer begrenzten Anzahl ehemaliger NVA-Berufssoldaten. Und selbst das war hinsichtlich der Offiziere weder in der Bundeswehr noch in der Öffentlichkeit unumstritten. Insofern war das pragmatische und eher versöhnliche Vorgehen des ersten Befehlshabers des Bundeswehrkommandos Ost, Jörg Schönbohm, nicht immer allen ohne weiteres zu vermitteln. Es dürfte aber eine Voraussetzung dafür gewesen sein, daß der Übergang - trotz der bei den ostdeutschen Berufssoldaten eingetretenen Verletzungen und Enttäuschungen - so reibungslos und effizient verlaufen ist.

ROGER ENGELMANN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"In einer ausgewogenen Darstellung zeichnet Hans Ehlert die einzelnen Phasen dieses nicht nur organisatorisch, sondern auch psychologisch vielleicht kompliziertesten Kapitels des deutsch-deutschen Einigungsprozesses nach.Ein rundum gelungenes Buch, das neben zwei Vorträgen von Egon Bahr und Hans-Peter Kirchbach sowie einem Interview mit Rainer Eppelmann durch nicht weniger als 96 bisher meist unveröffentlichte Dokumente vervollkommnet wird." (H-Soz-u-Kult, 3.9.02) "Ehlert hat mit dieser interessanten Zusammenstellung eine Wissenslücke geschlossen, sie auch wissenschaftlich aufgearbeitet und gleichzeitig verständlich gehalten. Darüber hinaus ist es dem Herausgeber gelungen, mit einer bereits erwähnten Vielzahl von Dokumenten die vielfältigen Entscheidungsabläufe nachzuzeichnen und so einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So werden die Zeitläufe abgerundet vorgestellt und dienen als grundlegende aufarbeitung, die sowohl Experten als auch Interessierten hervorragende Dienste leistet." (Europäische Sicherheit 7/2004) "Eine sachkundige Einleitung des Herausgebers steckt den gesamtgeschichtlichen Rahmen ab und resümiert die Ergebnisse. Zeittafel, Abkürzungsverzeichnis, Personenregister und Kurzbiografien erleichtern die Benutzung des Buches, dessen Lektüre unerlässlich ist für jeden, der sich in Forschung und Lehre mit dem Zusammenbruch der DDR und der dadurch ermöglichten Wiedergewinnung der deutschen Einheit befasst." (Deutschland Archiv, 2/2003)