Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 7,50 €
  • Gebundenes Buch

Sakarija Tamers Geschichten drehen sich allesamt um bekannte historische oder mythische Figuren aus der Geschichte Westasiens in islamischer Zeit. Indem der Autor die Geschichtenerzählerin aus "Tausend und einer Nacht" Schahrasâd, den blutrünstigen Eroberer Dschingis Chan oder Dschoha, die Eulenspegelfigur, in eine andere Zeit versetzt, sie wider den an sie geknüpften Erwartungen agieren und die Handlung sich teilweise ins Absurde oder gar Groteske entwickeln lässt, verleiht er den Geschichten eine brennende Aktualität.

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Sakarija Tamers Geschichten drehen sich allesamt um bekannte historische oder mythische Figuren aus der Geschichte Westasiens in islamischer Zeit. Indem der Autor die Geschichtenerzählerin aus "Tausend und einer Nacht" Schahrasâd, den blutrünstigen Eroberer Dschingis Chan oder Dschoha, die Eulenspegelfigur, in eine andere Zeit versetzt, sie wider den an sie geknüpften Erwartungen agieren und die Handlung sich teilweise ins Absurde oder gar Groteske entwickeln lässt, verleiht er den Geschichten eine brennende Aktualität.
Autorenporträt
Sakarija Tamer, geboren 1931 in Damaskus. Mit dreizehn verliess er die Schule und arbeitete als Schmied. Sein erstes Buch erschien 1960 und machte ihn mit einem Schlag berühmt. Von 1969 bis 1981 arbeitete er zuerst im syrischen Kultur-, später im Informationsministerium und anschliessend als Leiter der Abteilung Drama beim syrischen Fernsehen. 1981 verliess Sakarija Tamer Syrien und lebt seither in Grossbritannien als Schriftsteller und Journalist für arabische Zeitungen und Zeitschriften. Sein Werk umfasst zahlreiche Kurzgeschichtensammlungen und einige Kinderbücher.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.10.2004

Arabische Esel sind auch nur Esel
Kauzig, pessimistisch, lehrhaft: Die bezaubernden Kurzgeschichten des Syrers Sakarija Tamer in vorzüglicher deutscher Übersetzung
Da nahen sie wieder, die bis zum Überdruss strapazierten Figuren aus arabischen Märchen und Geschichten, die Sindbad und Dschoha, die Abu Nuwâs, Dschaafar und Harun al-Raschid, Schahrijâr und Schahrasâd undsoweiter undsofort. Das ganze folkloristische Aufgebot, befürchtet man – und dann kommt alles anders, als man denkt. Die Helden sind keine Helden, sondern Feiglinge oder von den edlen Herrschern, die nicht edel sind, mit Folter und Tod bedrohte Opportunisten.
Schahrijâr und Schahrasâd sitzen im 1001en Alltag ihrer kleinbürgerlichen arabischen Ehehölle vor dem Fernseher und überbieten sich mit Beschimpfungen. Missmutige Herrscher werden von finsterer Vernichtungswut geschüttelt. Die bornierte Bosheit der Beamten und Behörden kennt keine Schranken des Absurden. Sie entblöden sich nicht, den toten Dichter Umar al-Chajjâm zu exhumieren, vor Gericht zu schleppen und nach erfolgtem Verhör wieder fein säuberlich ins Grab zurückzulegen. Überhaupt sind die Esel der arabischen Welt ebensolche Esel wie bei uns und eignen sich deshalb besonders gut dafür, die Politik zu repräsentieren.
Tamers kurze Geschichten sind wohl auch kauzig, doch ist diese Kauzigkeit eher pessimistisch, wenn auch zuweilen lehrhaft. Sakarija Tamer, 1931 in Damaskus geboren, ist kein Unbekannter der syrisch-arabischen Literatur. Er machte sich aber erst ab 1960, nach einer Lehre als Schmied und verschiedenen handwerklichen Tätigkeiten, einen Namen. 1981 verließ er das Land und ging nach Großbritannien. Tamer ist einer der Erneuerer der arabischen Literatur, der syrischen zumal.
Den einzelnen Geschichten in diesem Band sind jeweils kurze erläuternde Vorbemerkungen zu den historischen Figuren vorangestellt. Sie sind vielleicht für die nichtarabischen, mit dem Kanon der traditionellen Figuren wenig vertrauten Leser gedacht. Denen ginge freilich ohne die Vorbemerkungen nichts verloren. Sie konterkarieren im Gegenteil Eigenständigkeit, Abgründigkeit und Vielschichtigkeit der das Surreale streifenden Erzählungen. Der Eindruck, den diese hinterlassen, könnte unmittelbarer und stärker sein, wenn die Erklärungen in einem Anhang untergebracht wären.
Tamers Sprache verfällt an keiner Stelle in jenen notorisch historisierenden Stil, mit dem manche heutige Autoren die verlorene Tradition des Geschichtenerzählers nachahmen wollen. Auch in der Übersetzung kommt seine Sprache lakonisch schlank daher, dennoch ist sie kunstvoll und eindringlich.
Das Verdienst der Übersetzer an der Lesbarkeit und der literarischen Qualität der deutschen Ausgabe kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Vorbildlich ist auch die klare, dem deutschen Leser verständliche Umschrift arabischer Namen und Begriffe. Sie sollte für nichtwissenschaftliche Texte Standard werden. In den Quellenangaben zur vorliegenden Textauswahl sind die arabischen Originaltitel dann in korrekter Umschrift mit diakritischen Zeichen gesetzt. Solche rühmenswerte editorische Sorgfalt ist selten geworden.
Sakarija Tamer
Die Hinrichtung des Todes
Unbekannte Geschichten von bekannten Figuren. Aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich und Ulrike Stehli-Werbeck. Lenos Verlag, Basel 2004, 139 Seiten, 16 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Macht sich Rezensent Gennaro Ghiradelli zunächst Sorgen, dass er in den Kurzgeschichten des syrischen Autors Sakarija Tamer mit den üblichen Verdächtigen in der folkloristischen arabischen Literatur konfrontiert ist, zerstreuen sich schon bald seine Befürchtungen und zurück bleibt beinahe ungetrübte Freude. Denn die Geschichten, die Sakarija Tamer über Sindbad, Abu Nuwas, Schahrasad und andere erzählt, entpuppen sich als skurrile Erzählungen über "kleinbürgerliche arabische Ehehölle", dumme Beamte und "Feiglinge", so der Rezensent begeistert. Er feiert Tamer als "Erneuerer der arabischen Literatur" und ist von seinen "kauzigen" Geschichten, die durchaus pessimistisch sind, einfach hingerissen. Lediglich die Erläuterungen, die den Kurzgeschichten vorangestellt sind und die den historischen Hintergrund der Helden erklären, mindern nach Einschätzung Ghiradellis die "Eigenständigkeit, Abgründigkeit und Vielschichtigkeit" der Geschichten und hätten seiner Ansicht nach besser im Anhang Platz gefunden. Geradezu brillant dagegen findet er die Übersetzung ins Deutsche, hier preist er "Lesbarkeit und literarische Qualität". Ein Extralob ist dem begeisterten Rezensenten die "verständliche Umschrift arabischer Namen und Begriffe" wert, die in den Quellenangaben dann noch mal im Original erscheinen. Derart "rühmenswerte editorische Sorgfalt" würde sich der entzückte Ghiradelli öfter wünschen.

© Perlentaucher Medien GmbH
…mehr