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1987, Manchester: Im Hacienda Club kündigt sich die letzte große Revolution in der Geschichte der Popmusik an. 15 Jahre später ist Techno ein weltweites Phänomen; die Platten verkaufen sich millionenfach, und Techno-Ästhetik ist zum festen Bestandteil der kulturellen Landschaft geworden. Für seine Geschichte der elektronischen Musik - von den Anfängen in den schwarzen Gettos der USA bis zum globalen Wirtschaftsfaktor Anfang des 21. Jahrhunderts - schöpft Laurent Garnier aus seinen reichhaltigen persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen. Als einer der prägenden Protagonisten der Bewegung, als…mehr

Produktbeschreibung
1987, Manchester: Im Hacienda Club kündigt sich die letzte große Revolution in der Geschichte der Popmusik an. 15 Jahre später ist Techno ein weltweites Phänomen; die Platten verkaufen sich millionenfach, und Techno-Ästhetik ist zum festen Bestandteil der kulturellen Landschaft geworden. Für seine Geschichte der elektronischen Musik - von den Anfängen in den schwarzen Gettos der USA bis zum globalen Wirtschaftsfaktor Anfang des 21. Jahrhunderts - schöpft Laurent Garnier aus seinen reichhaltigen persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen. Als einer der prägenden Protagonisten der Bewegung, als Insider und privilegierter Zeitzeuge blickt er hinter die Kulissen und lässt die Entwicklung aus der leidenschaftlichen Perspektive des Praktikers Revue passieren.
Autorenporträt
Laurent Garnier zählt zu den Großen der DJ-Szene. Seine Karriere begann 1987 im legendären Hacienda Club in Manchester, von wo aus die Acid-House-Bewegung um die Welt ging. 1994 gründete der gelernte Koch das Label ¿F-Communications¿; sein Debütalbum, ¿Shot In The Dark¿, gilt als Meilenstein der zeitgenössischen Musik.
Rezensionen
Rolling Stone Frankreich
„Man muss seine Musik nicht lieben, um dieses Buch mit Genuss zu lesen."
de:bug
„Ein besonderes Schmankerl ist der 30-seitige Exkurs über Detroit mit langen Textpassagen von Jeff Mills und Mike Banks."

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.05.2005

Du hast uns total dominiert
Wer nicht dabei war, muss es lesen: In „Elektroschock” erzählt der DJ Laurent Garnier eine Geschichte der elektronischen Tanzmusik
Es muss schon etwas Besonderes passieren, damit die Nacht, unter tausenden von Partynächten, am Ende im Gedächtnis bleibt. So wie in Belfast, Mitte der Neunzigerjahre, als gleich die erste Platte ins Schwarze traf: Alle Geheimnisse seines Berufs - die Stimmung erspüren, die Tänzer ansprechen, das Vertrauen der Menge gewinnen - löst Laurent Garnier auf einen Schlag. Was immer er danach spielt, die Leute folgen ihm. Vier Stunden lang gehorchen sie seinen Befehlen, tanzen nach seiner Pfeife, rasten aus, wenn seine Musik es befiehlt - ein magischer Gleichklang der Gefühle, eine Liebesbeziehung ohne Worte und Berührungen, von höchster Intimität. Im Morgengrauen spricht ihn ein Mädchen an, glücklich, schweißgebadet, leergetanzt, und sagt einen Schlüsselsatz, den er nicht vergessen wird: „Heute Abend war komisch. Du hast uns total dominiert.”
Solche Momente sind es, die einen Discjockey antreiben. Sie sind, wenn man „Elektroschock” glauben will, den musikalischen Memoiren des französischen DJs Laurent Garnier, ungefähr wie Sex - nur besser. Seine Bekenntnisse geben einen seltenen Einblick in eine meist verschlossene Welt. Das Dasein der Magier hinter den Plattentellern, der beherrschenden Figuren in der Popmusik der letzten Dekade, entzieht sich normalerweise der Beschreibung und Analyse. Worte kreisen meist nur eine Erfahrung ein, die man am Besten gar nicht verbalisiert. Was ein DJ zu sagen hat, sagt er durch seine Musik. Und wer nie Teil einer Clubnacht war, in der Rhythmus, Euphorie und auch Drogen die Körper der Tänzer bis weit über ihre Grenzen hinaus antreiben, der wird den Rest sowieso nicht verstehen. Sagt man. Aber vielleicht stimmt das auch nicht.
Hier wagt einer den Brückenschlag: Einmal sollen auch jene Dinge erklärt werden, die für den Einstieg in die Nacht unerlässlich sind; einmal wird nicht nur für Insider über Musik geredet; und einmal dürfen auch jene mitfiebern, die bei den großen Momenten der DJ Culture nicht dabei waren. Garniers Buch, verfasst mit Hilfe des Journalisten David Brun-Lambert, unternimmt am Ende nicht weniger als den Versuch, fünfzehn Jahre elektronische Clubmusik in ihren Ursprüngen, Ambitionen und Höhepunkten umfassend zu erforschen. Er ist, wie sich bald zeigt, nicht der schlechteste Führer. Einer, der genau beobachtet und auch mal nüchtern bleibt - was in einer Welt aus Exzess, Schwärmerei und permanentem Gedächtnisverlust äußerst wohltuend wirkt. Außerdem ist er zwar nicht von Anfang an, aber doch sehr früh dabei.
Die Reise beginnt im Februar 1987. Garnier ist achtzehn Jahre alt und arbeitet als Kammerdiener an der französischen Botschaft in London, aber sein Leben beginnt noch einmal neu, als das Schicksal ihn in ein heruntergekommenes Viertel von Manchester und in einen fabrikartigen Club namens „Hacienda” verschlägt. Dort hört er den ersten House-Track seines Lebens: Farley Jack Master Funks „Love Can’t Turn Around”: Der erste Monsterbass, die ersten Trommelschläge in die Magengrube, die erste Ganzkörper-Gänsehaut. „Ich brauche diese Platte”, brüllt er in den Saal - und trifft eine Entscheidung. Sein Leben soll dieser Art von Musik gewidmet sein. So geschieht es. Bald steht Garnier selbst in der „Hacienda” hinter dem DJ-Pult.
In jenem Jahr in der „Hacienda” dabei zu sein, heißt zur richtigen Zeit an einem legendären Ort zu sein - wollte man ein Äquivalent zum Beispiel in der neuen deutschen Literatur suchen, muss man schon von der Gründungstagung der Gruppe 47 reden. Denn wenig später startet von Manchester aus die Acid-House-Bewegung, die Droge Ecstasy wird verfügbar, England erlebt den ersten „Summer of Love” und den Beginn der Rave-Kultur mit ihren illegalen Freiluft-Exzessen mitten im Nirgendwo. Garnier ist an den Wochenenden dabei - und gleichzeitig versucht er fast im Alleingang, House, Techno und die neue Clubkultur auch in Paris zu etablieren. Was nun kommt, ist die alte und doch immer wieder spannende Geschichte vom Aufstieg und Fall einer Jugendbewegung. Erst will außerhalb Englands keiner an die prophetische Kraft dieser Musik glauben; dann werden Drogen, Erfolg und schlechte Presse zum Problem, die Szene wird fast zwischen kriminellen Banden und polizeilicher Verfolgung zerrieben; schließlich kommt der große Durchbruch, die Love Parade in Deutschland, die durchtanzten Sommer von Ibiza, die Super-Raves und die Superstar-DJs - und gleichzeitig Gier, Kommerzialisierung, Banalisierung und Niedergang.
Garnier ist Teil des Booms, er ist eine der Leitfiguren - andererseits beobachtet er den Erfolg mit gemischten Gefühlen. Bei den Alben, die er selbst aufnimmt, steht immer das Experiment im Vordergrund - und Hitparaden-Stürmer wie Daft Punk oder Modjo, die man heute mit dem Welterfolg der französischen Housemusik verbindet, tauchen bei ihm nur am Rande auf: Er war eben schon viel früher da, er hat nie auf das große Geld geschielt, er bleibt Pionier und feiert auch die, die schon vor ihm kamen. „Elektroschock” ist immer dann am Besten, wenn er von seinen Helden schwärmt, den Elektronik-Pionieren aus den USA. So unternimmt er einmal eine Studienreise nach Detroit, der Geburtsstadt von Techno, und trifft Legenden wie Derrick May, Jeff Mills und Mike Banks von Underground Resistance. Die kämpfen mit ihren eigenen Problemen und können es kaum glauben, dass sie in Europa wie Götter verehrt werden, aber Musik, das ist die Botschaft, geht eben ihre eigenen Wege. Und weil das alles ohne die Beats im Ohr doch zu abstrakt bleibt, kann man - ein wirklich nützliche Idee - die essentiellen Stücke auch kostenlos auf Garniers Website anhören.
Siebzigtausend tobende Belgier, eine Million Tänzer auf der Love Parade, eine Nacht unter Transvestiten in Sao Paolo, bei der mit jeder Platte die erotische Spannung ins Unerträgliche steigt - dass die Anekdoten am Ende in eine große Wehmut münden, liegt in der Natur der Sache. Keine Generation kann ewig feiern, die Love Parade wurde gerade wieder abgesagt, und Laurent Garnier konstatiert am Ende selbst, dass der Clubmusik momentan die Zukunftsimpulse fehlen. Am Ende steht er wieder vor der „Hacienda”, genau wie zu Beginn - aber die legendäre Kultstätte hat längst dicht gemacht und ist abgerissen, stattdessen wurde ein Apartmentkomplex für Besserverdienende hochgezogen. Hat er also, fragt er sich selbst, im Grunde bereits ein Geschichtsbuch geschrieben? Auf keinen Fall, beteuert er zum Schluss, in einer Mischung aus Trauer, Hoffnung und Trotz. Der letzte Beat ist noch lange nicht erklungen.
Laurent Garnier mit David Brun-Lambert
Elektroschock. Die Geschichte der elektronischen Tanzmusik
Aus dem Französischen von Oliver Schulz. Hannibal Verlag, Planegg 2005. 296 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ein Ausnahmebuch hält Rezensent Tobias Kniebe mit "Elektroschock" in Händen, denn der französische DJ Laurent Garnier gibt hier "einen seltenen Einblick in eine meist verschlossene Welt." Er resümiert mit Hilfe des Journalisten David Brun-Lambert eineinhalb Dekaden elektronischer Clubmusik, von Aufstieg und Fall einer an dröhnende Bässe, Rave, House, Techno, Exzesse und Ecstasy gekoppelten Jugendbewegung. Seit 1987 war Garnier dabei, weiß der Rezensent, wurde Leitfigur und DJ-Legende und kann von den ganz Großen der Branche, den "Magiern hinter den Plattentellern", nicht nur als Fan, sondern als Insider schwärmen, als jemand, der sie getroffen hat. Aber er könne auch nüchtern bleiben und erweise sich dabei oft als genauer Beobachter, so Kniebe. Als "wirklich nützliche Idee" wertet letzterer die ergänzende kostenlose Bereitstellung der essentiellen Stücke auf Garniers Website.

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