Produktdetails
  • Verlag: Pichler Verlag, Wien
  • Seitenzahl: 177
  • Deutsch
  • Abmessung: 315mm
  • Gewicht: 1894g
  • ISBN-13: 9783854313458
  • ISBN-10: 3854313454
  • Artikelnr.: 12876290
Autorenporträt
Prof. Gerhard Trumler, geboren 1937 in Wien; seit 1969 freischaffender Photograph, seine Arbeiten erscheinen in internationalen Kunst- und Kulturmagazinen, u. a. die Monographie Photographien 1970 - 2000. Der Künstler in Wien und im Waldviertel.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.10.2005

Nirgendwo ein Auto

Das Waldviertel erstreckt sich von der Donau bis zur tschechischen Grenze, im Westen begrenzt vom Mühlviertel, dem es in vielem ähnlich ist, im Osten vom Weinviertel. Mit diesem gemein hat es den Weinbau, nämlich in der Wachau, die in geologischer wie geopolitischer Hinsicht zur Region gehört. Weshalb die bekannteste Gegend jedoch in dem opulent aufgemachten Bildband nicht behandelt wird, liegt in dessen Ausrichtung. Denn das Buch soll nicht etwa über eine da und dort zerklüftete, manchmal schroffe, durchwegs dicht bewaldete Landschaft in den Ausläufern des Böhmischen Massivs aufklären, sondern die Gegend dem Touristen näherbringen. Die Wachau bedarf solch illustrierter Nachhilfe nicht (mehr) und hätte wegen ihrer Prominenz das restliche Waldviertel bloß weniger attraktiv erscheinen lassen. Dem an baulichen und kunstgeschichtlichen Besonderheiten nicht eben reichen Landstrich muß demnach ein Attribut verpaßt werden, das den zukünftigen Besucher reizen könnte. Gezeichnet wird deshalb in Bild und Text - so steht es im Untertitel auch an erster Stelle - ein "stilles Land". Entsprechend entwirft der Fotograf ein Idyll mit frühlingshaften Farben und sommerlicher Wärme, mit trauten Bauernstuben und bunten Hoftoren, einsamen Burgen und pittoresken Ruinen, Eiern in Brotkörben und geschichteten Hölzern, alten Frauen mit Sichel und Musikkapellen in Tracht, granitenen Wegkreuzen und wogenden Ähren, Kirchturmkuppeln und Gänsen auf der Wiese oder im Teich. Vom Alltag der Bewohner und deren weiten Wegen zu den Arbeitsplätzen nach Wien und anderswohin, von verlassenen und verfallenen Bauernhöfen, von strengen Wintern und vielen zugigen Kuppen erfährt man nichts. Auch Städte scheint es nicht zu geben, denn bestenfalls ist die Partie einer Häuserzeile mit Renaissancefresken oder der Ausschnitt einer Fassade zu sehen. Autos sind gleichfalls unbekannt, die einzigen Verkehrsmittel scheinen eine Dampfeisenbahn und Fahrräder zu sein. Dagegen stößt der Reisende ständig auf Kirchen und Kapellen, Klöster und Stifte. Es ist die Kunst des Verschweigens und der falschen Betonung, von der sich die Kamera von Gerhard Trumler und die Feder seines Begleiters Othmar Pruckner haben leiten lassen.

trs

"Waldviertel. Stilles Land, raues Land" von Gerhard Trumler (Fotos) und Othmar Pruckner (Text). Pichler Verlag, Wien 2004. 180 Seiten, 296 Fotos. Gebunden, 54 Euro. ISBN 3854313454.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ärgerlich reagiert Rezensent "trs" auf die einseitige Ausrichtung des Buches. Das Waldviertel zwischen Donau und tschechischer Grenze werde, der Rezensent vermutet aus Gründen des Tourismusmarketing, als "stilles Land" charakterisiert, und zwar in Text und Bild gleichermaßen. Entsprechend sieht "trs" insgesamt eher die "Kunst des Verschweigens und der falschen Betonung" am Werk. Frühlingsgefärbte Idyllen, in denen Dampfeisenbahn und Fahrrad die einzigen Verkehrsmittel zu sein scheinen, fallen ihm in diesem Zusammenhang ebenso unangenehm auf, wie "Eier in Brotkörben", "traute Bauernstuben", "wogende Ähren" und "pittoreske Ruinen". Vom der harten Realität dieser Region und ihrer Städte fand der Rezensent zu seiner Enttäuschung so gut wie nichts in diesem Buch.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.11.2005

Bücherecke
Wildes Holz
Ein Fotoband zeigt die Geheimnisse und Reize des Waldviertels
„An der Mitternachtsseite des Ländchens Österreich zieht ein Wald an die dreißig Meilen lang seinen Dämmerstreifen westwärts, beginnend an den Quellen des Flusses Thaia, und fortstrebend bis zu jenem Grenzknoten, wo das böhmische Land mit Österreich und Bayern zusammenstößt.” Nach diesem Wald, den Adalbert Stifter in seiner Erzählung „Hochwald” durchmisst, heißt eine ganze Region des „Ländchens Österreich”. Oder soll man sagen: ein dunkler Winkel?
Das Waldviertel ist zwar nicht mehr der Ort düsterer Schauermärchen wie im Mittelalter, doch die romantische Sehnsucht der Goethe-Zeit, die allem wilden Gehölz galt, ist ebenfalls verflogen. „Der Wald, so sieht es derzeit aus, erobert sich auf leisen Sohlen seine dunkle Tiefe zurück. Man liebt ihn aus der Entfernung. Man schätzt ihn als Dekoration . . . Die Halbdunkelheit , das Dickicht, das mag man dagegen nicht so gern”, schreibt Othmar Pruckner in dem lesens- und sehenswerten Bildband „Waldviertel”, den er gemeinsam mit dem Fotografen Gerhard Trumler herausgegeben hat. Wie groß die Distanz der Österreicher zu ihrem Waldviertel ist, lässt sich daran ermessen, wie viele Künstler sich dorthin zurückziehen: Robert Menasse, Herbert Achternbusch, Christine Nöstlinger, Karl Korab.
Geöffnet hat sich das Waldviertel nach Tschechien, dem es verwandter ist als dem Wein- und Mühlviertel. Zurecht bildet Trumler auch böhmische Dörfer ab. Seine Fotografien zeigen ein herbes Land, selbst die Architektur ist oft rau, wie die Sgraffitohäuser aus der Renaissance in Gmünd beweisen. Nur selten trifft man auf protzigen Barock. Das Leben ist noch heute hart im Waldviertel. Die Bewohner werden jedoch auf diskrete Art, wie es dieser Landschaft eigen ist, von ihr entschädigt.
STEFAN FISCHER
GERHARD TRUMLER, OTHMAR PRUCKNER: Waldviertel. Stilles Land - raues Land. Pichler Verlag, Wien 2005. 180 Seiten, 48 Euro.
Der gedrungene Kirchturm von Rastenburg ist ungewöhnlich und dabei charakteristisch für das Wald- viertel. Foto: Trumler
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