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Fußball, argumentieren die Sportverächter und Wadelbeißer, ist brutal und stumpfsinnig, fördert Fremdenhaß, Grölgesang und schlechten Ton: "Du Oaschloch schleich di!" Fußball, näseln die Tennisspieler, ist ein Proletensport. Die Stadien sind Nester für die Radikalen, mit Rechtsaußen voll, mit Biergesang und Knittelvers. Der Trieb wird ausgelebt, der stumpfe Sinn, das animale Anormale. Das ist der eine Fuß, das Standbein allerGegner. Spielt man den Ball der anderen Seite zu, dann ist erstaunlich, welche Massenwirkung Fußball hat. Ist es ein Trieb nach Sippe, nach Gemeinschaft, menschelnder…mehr

Produktbeschreibung
Fußball, argumentieren die Sportverächter und Wadelbeißer, ist brutal und stumpfsinnig, fördert Fremdenhaß, Grölgesang und schlechten Ton: "Du Oaschloch schleich di!" Fußball, näseln die Tennisspieler, ist ein Proletensport. Die Stadien sind Nester für die Radikalen, mit Rechtsaußen voll, mit Biergesang und Knittelvers. Der Trieb wird ausgelebt, der stumpfe Sinn, das animale Anormale. Das ist der eine Fuß, das Standbein allerGegner.
Spielt man den Ball der anderen Seite zu, dann ist erstaunlich, welche Massenwirkung Fußball hat. Ist es ein Trieb nach Sippe, nach Gemeinschaft, menschelnder Wärme und Brut, der die Anhänger zu den Vereinen strömen läßt? Jedenfalls wird hier eine Ordnung vorgelebt mit einem System von Gut und Böse, einigermaßen festen Regeln, einer in Punkten meßbaren Zählbarkeit, die in anderen Segmenten der Gesellschaft ins Wanken, ins Undeutliche geraten ist. Im Fußball steht sie fest.
Autorenporträt
Franzobel, 1967 in Vöcklabruck/Oberösterreich geboren, arbeitete bis 1991 als bildender Künstler mit gelegentlichen Ausstellungen. Dann schrieb er Romane, Satiren und Theaterstücke. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter 1995 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und 1998 mit dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor. Er lebt in Wien.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

WM 2002: Österreich hat an seiner Nichtteilnahme schwer zu beißen. Doch das hat auch sein Gutes. Denn zur Freude von Rezensent Christian Thomas hat der Österreicher Franzobel quasi als kompensierende Ersatzhandlung ein wahrlich "exzeptionelles Buch" über den Fußball, "vielleicht eines der weltbesten Fußballbücher überhaupt" geschrieben. Wie Thomas berichtet, schickt Franzobel in dieser Sammlung von Essays "Gebete an den Fußballgott". Fußballhysterie und die Anatomie des Schiedsrichters sind ebenso Thema wie Fußball als kommunikatives Handeln. Für Thomas erweist sich der "Fußballdichter" Franzobel mit seinen "Fußballgebeten" als eine österreichische "Ausnahmeerscheinung": "Einer der wenigen WM-Gewinnler, herausragend aus einem vielleicht nicht freudlosen, aber doch tief depressiven Land."

© Perlentaucher Medien GmbH