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Produktdetails
  • Das andere Reisebuch
  • Verlag: Promedia, Wien
  • Seitenzahl: 232
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 278g
  • ISBN-13: 9783853711620
  • ISBN-10: 3853711626
  • Artikelnr.: 21198949
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.08.2000

Australien

"Reisende in Australien - Ein kulturhistorisches Lesebuch" herausgegeben von Ulrike Keller. Promedia, Wien 2000. 232 Seiten, eine Landkarte. Broschiert, 34 Mark. ISBN 3-85371-162-6.

Mit der Geschichte ihres Landes tun sich die Australier heute noch schwer. Das scheint verständlich: Wer ließe sich schon gern als Abkömmling von Sträflingen bezeichnen. Bis in die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts war über die frühen Tage des Kontinents in den Schulbüchern des Landes nur wenig zu lesen, mit der Zweihundert-Jahr-Feier 1988 feierte man lieber die Gegenwart. "Terra Australis Incognita" - die mittelalterliche Spekulation über den südlichen Kontinent als Gegengewicht zu den Landmassen im Norden der Erdkugel findet ihre Entsprechung nicht nur in den allerfrühesten Beiträgen des "kulturhistorischen Lesebuchs" über Australienreisende vom frühen siebzehnten Jahrhundert bis in unsere Tage. Erste Expeditionsberichte schienen freilich wenig dazu angetan, weitere Reisen anzuregen. So beschrieb der niederländische Seefahrer Jan Carstensz 1623 die Aborigines, denen er begegnet war, als "mehr wie Monstren denn wie Menschen". Joseph Banks, der mit James Cook 1768 zu dessen erster Weltreise aufgebrochen war, empfahl nach der Rückkehr Australien immerhin als geeignet für den britischen Strafvollzug; aus dem Jahr 1788 stammt der Bericht eines anonym gebliebenen Offiziers über das Schicksal der Verbannten: "Auf einem Felsen nahe am Strand ist ein Gefängnis eingerichtet; dorthin werden Übeltäter geschickt, dem Wetter preisgegeben und nur mit Brot als Nahrung. Dadurch erreicht man in manchen Fällen Einkehr und Besserung." Weitere Texte, jeweils durch prägnante Vorworte eingeführt, die oft auch Beziehungen zwischen den Beiträgen herstellen, berichten von der Konkurrenz von Engländern und Franzosen bei der Erforschung des Kontinents, vom über die Jahrhunderte gespannten Miteinander von Schwarz und Weiß, ersten freiwilligen Siedlern - auch aus Deutschland -, von Schafzüchtern und Goldsuchern und in einem Beitrag aus der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts von Kneipen in Queensland. Nicht zuletzt ist das Buch eine Art australisches "Who is Who": Charles Darwin kommt zu Wort - nach dem Universalnaturwissenschaftler wurde immerhin die Hauptstadt des Northern Territory benannt -; der auch am Südende der Welt lässig-ironische Mark Twain plaudert über die Pferdebegeisterung der Bewohner von Melbourne; Hans Hass erzählt vom Tauchen am Great Barrier Reef; und die Operndiva Joan Sutherland erinnert sich ihres triumphalen Abschieds von der Bühne, 1990 in Sydney - dieser allerdings erzählt in erster Linie vom Applaus an diesem Abend. (A.O.)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Diese Kritik, mit dem Kürzel "A. O." unterzeichnet, liest sich erst wie ein kleiner Exkurs über die Geschichte Australiens und das schwierige Verhältnis, das die Australier selbst zu dieser Geschichte haben. Erst nach zwei Dritteln wird klar: hier passieren Essays aus einem Buch Revue: aus einem Zeitraum von 350 Jahren. Gelobt wird vom Rezensenten das "prägnante Vorwort", das die Texte einführe, die von so unterschiedlichen Autoren wie Charles Darwin, Mark Twain und die Operndiva Joan Sutherland verfasst wurden.

© Perlentaucher Medien GmbH"