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Was für eine Frauengestalt, der sich da drei Männer in unterschiedlichen Lebensaltern annähern! Ihr historisches Vorbild, eine österreichische Comtesse, lebte kurz vor dem Ersten Weltkrieg im königlichen Harem in Kairo und regierte, als Offizier verkleidet, das Land am Nil mit, trat in den 20er Jahren in den literarischen Salons von Berlin und Wien als Femme fatale auf, inspirierte Robert Musil zu einer Komödie und verbrachte das Alter mit einem jugendlichen Liebhaber zurückgezogen in Graz. Die Heldin Djavidan Hanum fordert dazu heraus, die Grenzen zwischen historischen Fakten und romanesker…mehr

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Produktbeschreibung
Was für eine Frauengestalt, der sich da drei Männer in unterschiedlichen Lebensaltern annähern! Ihr historisches Vorbild, eine österreichische Comtesse, lebte kurz vor dem Ersten Weltkrieg im königlichen Harem in Kairo und regierte, als Offizier verkleidet, das Land am Nil mit, trat in den 20er Jahren in den literarischen Salons von Berlin und Wien als Femme fatale auf, inspirierte Robert Musil zu einer Komödie und verbrachte das Alter mit einem jugendlichen Liebhaber zurückgezogen in Graz. Die Heldin Djavidan Hanum fordert dazu heraus, die Grenzen zwischen historischen Fakten und romanesker Fiktion zu verwischen und wirft so die Frage nach der Wahrhaftigkeit einer Biographie auf. Verstand sie es doch als kühne Vorläuferin unseres Medienzeitalters, sich selbst zu inszenieren und verkaufte ihre Lebensgeschichte an verschiedene Boulevardblätter.Wie in seinen Romanen Old Danube House und Almasy erzählt Grond Geschichten zwischen Orient und Okzident, Tradition und Moderne, Vergangenheit und Zukunft. Ausgehend von digitalen Kulturformen wie dem Internet und seiner Komplexität findet er in vielschichtiger Interpretation einen neuartigen Ansatz des Erzählens. Daß dies nie als Bruch, sondern im Bewußtsein einer Fortschreibung zu verstehen ist, spiegelt sich schon im Titel. Drei Männer entstand aus der Beschäftigung mit Robert Musils Drei Frauen.
Autorenporträt
Walter Grond geboren 1957, lebt in Melk/Wachau. War unter anderem Herausgeber der Literaturreihe "Essay" und der Zeitschriften Nebelhorn, ABSOLUT und Liqueur. Autor der Romane "Landnahme", "Labrys", "Das Feld", "Stimmen" und "ABSOLUT GROND". Autor und Organisator von "GROND ABSOLUT HOMER". Im Frühjahr 2002 Arbeit am Projekt "Schreiben am Netz" am Collegium Helveticum der ETH Zürich in Zusammenarbeit mit der Neuen Zürcher Zeitung. Seit 2004 Projektleiter von www.readme.cc, ab 2005 Herausgeber (mit Beat Mazenauer) der Reihe "Lesen am Netz. Bücher, Websites" im Studienverlag/Haymon Verlag, www.lesenamnetz.org. Bei Haymon: "Der Soldat und das Schöne". Roman (1998), "Der Erzähler und der Cyberspace". Essays (1999), "Old Danube House". Roman (2001), "Almasy". Roman (2002), "Schreiben am Netz". Literatur im digitalen Zeitalter (gem. mit Johannes Fehr, 2003), "Drei Männer". Novelle (2004), "Der gelbe Diwan". Roman (2009) sowie zwei Bände der Reihe "Draußen in der Wachau". Der etwas andere

Reisebegleiter (2011 und 2012). Zuletzt erschien sein Roman "Mein Tagtraum Triest" (2012).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.02.2005

Wer zählt die Namen?
Walter Gronds kunstvolle Novelle „Drei Männer”
„Wie sehr einem das Leben erst gehört, nachdem man es erfunden hat”, heißt es bei Djuna Barnes. Diese Überzeugung finden wir in Walter Gronds Novelle „Drei Männer” wieder, der Phantasie über eine Frauengestalt, aus drei verschiedenen männlichen Blickrichtungen erzählt. Als Vorbild diente die reale historische Figur einer österreichisch-ungarischen Comtesse.
Diese Frau, deren Lebenskonzept die ständige Wandlung ist, sehen wir am Beginn des letzten Jahrhunderts im Orient, im Harem des letzten Khediven von Ägypten. Hier heißt sie Djavidan Hanum. Ismail, als ihr Page, ist der erste der drei Männer, die sie im Laufe der Novelle sehen und beschreiben. Ihm erscheint sie als die geheimnisvolle Frau ohne Vergangenheit, für die es das größte Glück bedeutet, den Namen zu wechseln. Sie lässt sich scheiden und kehrt nach Europa zurück. Wir sehen sie wieder 1920 in Berlin, diesmal mit dem Namen May Török. Hier lebt sie bei einem Komponisten, schreibt Hörspiele und raucht bis zum Exzess. Ein Romancier ist der zweite der drei Männer, die um sie herumschleichen. Er kultiviert ein gieriges Verlangen nach ihr, nach ihrer Ungereimtheit und Pflanzenhaftigkeit. Während sie immer öfter - als die an Robert Musil erinnernde „Freundin bedeutender Männer” - ihre Liebhaber wechselt, denkt er sich eine „wunderbar romanhafte Beziehung” zu ihr aus und leidet an der grausamen Unerfülltheit seiner Liebe.
Der dritte Mann schließlich ist Philipp G., Davidjan Hanums Begleiter ihrer letzten fünfundzwanzig Jahre. Er führt uns nach Österreich in das Jahr 1970. Von ihm erfahren wir, wie sie im Jahr 1968 starb, wie sie in Graz lebte, ihren Hund ausführte, nachts Klavier spielte, malte und Ausstellungen machte. Überhaupt holt er aus zu einer minutiösen Lebensbeschreibung, die zurückführt in das Jahr 1877 und zur Geburt der Heldin. Von hier aus versucht der Erzähler noch einmal, die Einzelteile dieses Lebens lesbar zu machen - und was ergibt sich daraus?
Vielleicht die Geschichte einer Frau, die als Legende, Geheimnis und Berauschung durch die Welt und die Novelle geistert, Wüstenhunde bändigt und als „ein Stück Wildnis” fungiert, während sich die blässlich und langweilig erscheinenden Männer von ihr inspirieren lassen und davon träumen, dass sie, als Liebhaberin in allen Gestalten, diejenige sein könnte, die sie aus ihrem öden Leben errettet oder wenigstens lieblich beatmet.
So anarchistisch, frei und undurchsichtig wie die Hauptfigur agiert, so wohlgeordnet und übersichtlich gibt sich jedoch die Novelle, die sich ja - mit Zeilen aus Robert Musils „Drei Frauen” - als Motto die Frage gestellt hat, ob man denn „anders durch die Welt gehen kann als am Faden der Wahrheit”? Aus dieser Perspektive lässt sich vielleicht verstehen, worum es dem Autor ging: um Destabilisierung und das permanente Umkreisen des Verhältnisses von Wirklichkeit und Möglichkeit. Stattdessen werden hier sehr gediegen die historischen Fakten gesichert und sehr kunstvoll angeordnet. Ganz erstarrt vor soviel Faktischem hätten wir uns ein bisschen mehr Fahrlässigkeit, Wagemut und Sinn für Musils „tiefe Zweideutigkeit der Welt” gewünscht.
YVONNE GEBAUER
WALTER GROND: Drei Männer. Novelle. Haymon Verlag, Innsbruck 2004. 108 Seiten, 15,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

In seiner Novelle "Drei Männer" erzählt Walter Grond tatsächlich die Geschichte einer Frau: die einer österreichisch-ungarischen Comtesse, die als Djavidan Hanum in einem ägyptischen Harem lebte, später als schriftstellernde, kettenrauchende May Török in Berlin und schließlich in Graz wieder als Davidjan Hanum. Grond erzählt aus der Sicht dreier Männer, die ihr verfallen sind, und für Yvonne Gebauers Geschmack erzählt er diese Geschichte eines "anarchistischen, freien und undruchsichtigen" Lebens etwas zu kunstvoll, zu wohlgeordnet. Gediegen sichere er historische fakten, moniert Gebauer, und arrangiere sie "kunstvoll. Die Rezensentin hätte etwas mehr "Fahrlässigkeit", "Wagemut" und Musilsche "tiefe Zweideutigkeit" nicht gestört.

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