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Kinderbücher stellen einen wesentlichen Faktor der Kulturgeschichte dar, in ihnen spiegelt sich die Gesellschaft. Texte und Bilder der Kinderbücher lassen die Utopien und das Menschenbild einer Gesellschaft erkennen. Wien war in derersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Hauptort einer künstlerisch bedeutungsvollen Kinderbuch-Produktion - ein Schatz an Buchkunst, den es zu entdecken gilt.Namhafte Künstler der Stilkunst (wie Kolo Moser, Heinrich Lefler, Bertold Löffler,C. O. Czeschka, F. K. Delavilla, Moriz Jungu.a.) und Institutionen wie die Wiener Werkstätte waren an der Gestaltung von…mehr

Produktbeschreibung
Kinderbücher stellen einen wesentlichen Faktor der Kulturgeschichte dar, in ihnen spiegelt sich die Gesellschaft. Texte und Bilder der Kinderbücher lassen die Utopien und das Menschenbild einer Gesellschaft erkennen. Wien war in derersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Hauptort einer künstlerisch bedeutungsvollen Kinderbuch-Produktion - ein Schatz an Buchkunst, den es zu entdecken gilt.Namhafte Künstler der Stilkunst (wie Kolo Moser, Heinrich Lefler, Bertold Löffler,C. O. Czeschka, F. K. Delavilla, Moriz Jungu.a.) und Institutionen wie die Wiener Werkstätte waren an der Gestaltung von Kinderbüchern maßgeblich beteiligt. Darüber hinaus aber gab es eine große Zahl außerordentlich talentierter Künstler, die Kinderbücher graphisch auffallend illustrierten und damit zur großen Qualität dieser Bücher und der angewandten Kunst in Wien beitrugen.In diesem Handbuch wird erstmals die Entwicklung der Kinderbuch-Kunst in Wien in den größeren Rahmen der Kunstgeschichte und der Kulturgeschichte gestellt. Damit werden auch die Zusammenhänge mit den gesellschaftlichen und politischen Faktoren deutlich. Eine kommentierte Bibliographie aller relevanten Titel und mehrere Lexika (darunter ein Illustratoren-Lexikon) ergänzen die Darstellung.
Autorenporträt
Friedrich C. Heller, Dr., Univ.-Prof. i.R., beschäftigt sich seit Jahrzehnten als Sammler und als Forscher mit Kinderbüchern. Seit 1981 veröffentlicht er wissenschaftliche Beiträge zum Bereich der Kinderbuch- Illustration. Das hier vorgelegte Handbuch umfasst die Ergebnisse jahrelanger Forschungen in Archiven und Kinderbuchsammlungen.
Rezensionen
"Der Band ist auch über den engeren Interessentenkreis hinaus eine anregende Lektüre. Man erfährt jede Menge Kurioses und Interessantes. Da Heller alle ihm bekannt gewordenen privaten Künstlerbücher einbezieht und auch solche, die an abseitigen Orten entstanden sind, ist die Kuriositäten-Dichte besonders groß. Ein unersetzbares Handbuch."
-- Die Presse

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.11.2008

Ausgeschütteter Spielzeugschrank
„Die bunte Welt”, Friedrich C. Hellers große Geschichte der Kunst des Bilderbuchs
Kinder sind die Überlebenden der Pädagogik. Aber ganz ohne Blessuren geht Erziehung meist nicht aus. Jede Saison wechseln die Schulsysteme, die Bildungsinhalte, die Unterrichtsmethoden. Was Kinder, die es ja noch nicht besser wissen können, über Generationen auszuhalten haben, weil die Erwachsenen ihnen ihre Welt vorexerzieren, das dokumentieren eindrücklich Kinderbücher. Von der Zeigefinger- zur Reformpädagogik, von der Erbauungs- zur Quatschgeschichte, vom Heinrich-Hoffmann’schen Antihelden zum phantasievollen Vorbild reicht die Bandbreite der Sujets. Und es ist meist an den Eltern, das jeweils geeignete Buch für die Schützlinge auszusuchen.
Der Wiener Kunst- und Kulturhistoriker Friedrich C. Heller hat sich über Dekaden mit dem Phänomen der Kinderliteratur auseinandergesetzt. Dabei trug er nicht nur eine erstaunliche Sammlung von Büchern zusammen, sondern auch einen ganzen Berg an Wissen über die Entstehungszusammenhänge. „Die bunte Welt” ist das kolossale Ergebnis einer wissenschaftlichen Passion, ein lexikonartiges Kompendium, das einen ganzen pädagogischen Kosmos auffächert. Zwar beschränkt sich der Autor auf die Wiener Szene zwischen der Jahrhundertwende und dem österreichischen „Anschluss”. Dennoch aber steht seine Studie exemplarisch für die Geschichte der Erziehung im gesamten deutschsprachigen Raum.
Heller sucht den Zugang zum Material zunächst auf der gestalterischen Ebene und zeigt die gesamte Bandbreite künstlerischer Formgebung von Kinder- und Jugendliteratur auf. Seine Methode, die Bücher als Gesamtkunstwerke en miniature zu behandeln, leuchtet unmittelbar ein. Denn Kinderbücher unterstützen nun einmal ihre pädagogische Botschaft derart offensiv durch eine „Politik der Augen”, dass sich die genaue Untersuchung des Text-Bild-Verhältnisses aufdrängt.
Obwohl dabei derartig analytische Vokabeln durchaus am Platz zu sein scheinen, wäre es dennoch fast frevelhaft, von „pädagogischer Ikonographie” oder „Bildstrategie” zu sprechen. Denn die wenigsten Publikationen, die Heller ins Visier nimmt, atmen den staubigen Geist spaßfreier Erziehungsmaßnahmen, die am Reißbrett verkniffener Gouvernanten entwickelt wurden. Meist geht es um pure Emotion, zusammengesetzt aus Farbe, Wort, Phantasie und Lust: Um die Liebe zum Kind, die sich mit der Liebe zur Kunst vereinigt. Da wird der Inhalt des chaotischen Spielzeugschranks ausgeschüttet und dabei ein Loblied auf die Volkskunst gesungen. Oder Tiere und Menschen fliegen durch Zirkusmanegen. Oder der junge Leser bekommt erklärt, wie Soldaten Schützengräben ausheben.
Vom irisierenden Ornamentband des Wiener Jugendstils bis zum abgründigen Farbenrausch, den der Expressionist Uriel Birnbaum in seinen Bildszenen zu „Alice im Wunderland” entfesselt, ist alles möglich, jede Technik erlaubt: Aquarell, Zeichnung, Siebdruck, Kartoffeldruck, Holzschnitt. Auffällig, dass die Typographie kantiger wird, je stärker die politische Botschaft des Kinderbuchs in den Vordergrund rückt, etwa bei der Zeitschriftenserie „Ostmarkkinder”, die seit Beginn der dreißiger Jahre an österreichischen Kiosken erhältlich war.
Weil Heller den Verbindungen von Autor, Illustrator und Verleger, von Thema, Bebilderung und Erziehungsauftrag intensiv nachspürt, lässt sich „Die bunte Welt” als beispielhafte moderne Kulturgeschichte lesen. Soziologie, Pädagogik, Kunstwissenschaft, Buchwesen und Literatur fügen sich zu einem Kaleidoskop, das den Kulturhistoriker von heute – und die kleinen Leser von damals – fast lebenslang beschäftigt hat. Wahrscheinlich entfaltet keine künstlerische Gattung eminentere Wirkung auf das Wesen und Sein des Menschen als das Kinderbuch. Dass Friedrich C. Heller zu jenen Wissenschaftlern gehört, die diese Erkenntnis leidenschaftlich ernst nehmen, ist ein unschätzbarer Gewinn. CHRISTIAN WELZBACHER
FRIEDRICH C. HELLER: Die bunte Welt. Handbuch zum künstlerisch illustrierten Kinderbuch in Wien 1890-1938. Verlag Christian Brandstätter, Wien 2008. 432 Seiten, 98 Euro.
„Zirkus”, ein 1925 im Wiener Sesam-Verlag erschienenes Kinderbuch mit Versen Abbildung aus dem besprochenen Band
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Christian Welzbach hat nach Herzenslust in Friedrich C. Hellers Studie zum Kinder- und Jugendbilderbuch geschwelgt und darin nicht allein eine eindrückliche Dokumentation der verschiedensten pädagogischen Strömungen, sondern vornehmlich "pure Emotion" gefunden. Der Wiener Kunst- und Kulturhistoriker entfalte darin sein beeindruckendes Wissen über illustrierte Kinderbücher von der Jahrhundertwende bis zum österreichischen "Anschluss", wobei er sich zwar vornehmlich auf die Wiener Literaturszene beschränke, sein Buch aber als beispielhaft für die ganze deutschsprachige Kinderliteratur aufzufassen sei, lobt der Rezensent. Frühe Lektüre- und Bildereindrücke haben einen außerordentlichen Einfluss auf die Entfaltung von Kindern, weiß Welzbacher, der sich deshalb auch an der Passion, mit der der Autor diese "Erkenntnis ernst" nimmt, besonders freut.

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