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Die Frage, wie man Kriege verhindern könnte, gehört zu den wichtigsten der Menschheit. In der Diskussion über 1914 wird auch immer wieder der Krieg gegen Jugoslawien zitiert. Es gibt dazu zwei vergessene Bücher, Karl Kautskys Wie der Weltkrieg entstand (1919) und Heinz Loquais Studien darüber, wie der Auftrag der OSZE, den Krieg in Jugoslawien zu verhindern, von USA und NATO unterlaufen wurde. Peter Becker, Rechtsanwalt und Friedensaktivist, gibt beide Bücher neu heraus, verbunden mit einer eigenen Untersuchung insbesondere der zivilen Friedensmissionen der Vereinten Nationen und der EU. Sein…mehr

Produktbeschreibung
Die Frage, wie man Kriege verhindern könnte, gehört zu den wichtigsten der Menschheit. In der Diskussion über 1914 wird auch immer wieder der Krieg gegen Jugoslawien zitiert. Es gibt dazu zwei vergessene Bücher, Karl Kautskys Wie der Weltkrieg entstand (1919) und Heinz Loquais Studien darüber, wie der Auftrag der OSZE, den Krieg in Jugoslawien zu verhindern, von USA und NATO unterlaufen wurde. Peter Becker, Rechtsanwalt und Friedensaktivist, gibt beide Bücher neu heraus, verbunden mit einer eigenen Untersuchung insbesondere der zivilen Friedensmissionen der Vereinten Nationen und der EU. Sein Fazit: Zivile Konfliktlösungen müssten in die deutsche Parlamentsbeteiligung einbezogen werden.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für überflüssig hält Martin Kröger dieses Buch. Das Argument des Herausgebers Peter Becker, die in seiner Edition nachgedruckten Bücher über den Ersten Weltkrieg und über den Krieg in Jugoslawien 1999 seien vergessen und nicht mehr zugänglich, kann er nicht nachvollziehen. Sowohl Karl Kautskys Text "Wie der Erste Weltkrieg entstand" als auch die beiden Texte zum Beginn des Jugoslawienkrieges, verfasst von dem pensionierten Bundeswehrgeneral Heinz Loquai, findet der Rezensent mühelos im Buchhandel beziehungsweise im Internet. Über die durchaus intime Kenntnis des Autors vom Kosovo-Konflikt hinaus scheinen Kröger letztere beiden Bücher auch keine besondere Relevanz zu besitzen, und Kautskys Text hält er als historische Darstellung  nur für bedingt brauchbar, da es auf sehr schmaler Quellenbasis fuße, wie der Rezensent zu bedenken gibt. Bleibt ein Aufsatz des Herausgebers Becker über eine Reform der Parlamentsbeteiligung bei Militäreinsätzen. Den wieder hätte sich Kröger an prominenterer Stelle gewünscht als versteckt in diesem Band.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.02.2015

Vergessene Bücher?
Peter Becker findet Karl Kautsky und Heinz Loquai

Manche Bücher machen schon beim ersten Eindruck ratlos. Was soll man von einem Band erwarten, der den Beginn des Ersten Weltkriegs und den Krieg der Nato gegen Milosevics Serbien in einen Titel packt und mit der Frage nach dem "Weg zum demokratischen Frieden" verbindet? Tatsächlich finden sich darin Wiederabdrucke älterer Darstellungen zu unvergleichbaren Ereignissen. Herausgeber Peter Becker motiviert sein Unternehmen damit, dass die Werke ohne deren Nachdruck nicht zugänglich seien, wodurch die Rezeption behindert werde und Konsequenzen nicht gezogen würden.

Das erste der nachgedruckten Bücher stammt von Karl Kautsky, wurde 1919 verlegt und trägt den Titel "Wie der Weltkrieg entstand". Im November 1918 hatte der Rat der Volksbeauftragten die Akten des Auswärtigen Amts (AA) beschlagnahmt mit dem Ziel, daraus die Schuldigen am Versagen in der Juli-Krise 1914 ermitteln zu können. Für die Revolutionäre war das einfach. Krieg ist im weitesten Sinne ein außenpolitisches Phänomen, was lag also näher als bei den adligen und konservativen Diplomaten in der Wilhelmstraße mit der Suche zu beginnen. Eine Historikerkommission unter der Leitung von Karl Kautsky sichtete das Material. Eine Aktenedition sollte den deutschen Weg in den Krieg dokumentieren. Kautsky erledigte die Arbeit aber nicht selbst, sondern ließ andere für sich arbeiten, darunter den liberalen Historiker Gustav Meyer. Als die Edition druckfertig vorlag, hatte sich der revolutionäre Sturm gelegt, und die Diplomaten konnten die Publikation zunächst verhindern. Kautsky legte seine Erkenntnisse in dem Büchlein "Wie der Weltkrieg entstand" nieder. Es mag aus heutiger Sicht sympathisch erscheinen, wenn wir uns einen redlichen Sozialisten, vergraben in den AA-Akten, vorstellen, dessen Ergebnisse auch noch mit dem heutigen Feuilletonkonsens zur deutschen Verantwortung für den Weltkrieg übereinstimmen. Trotzdem taugt das Buch als historische Darstellung nur sehr bedingt.

Wie die Edition selbst beruhte auch Kautskys Arbeit auf einer ganz schmalen Quellengrundlage von kaum zwei Dutzend deutschen Akten; Dokumente der Kriegsgegner konnte er gar nicht kennen. Es ist auch kein vergessenes Werk: Die letzte Neuedition stammt von 2013, zudem ist der Text seit 2008 ohne Schwierigkeiten im Internet zu lesen. Gleiches gilt von 2014 an auch für die am Ende doch noch veröffentlichte Edition der "Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch".

Die beiden anderen hier wiederveröffentlichten Texte stammen von Heinz Loquai, einem pensionierten Bundeswehrgeneral. Die zwei Studien widmen sich dem Beginn des Krieges in Jugoslawien und den damals von der rot-grünen Regierung und der Nato herbeigeschwindelten Begründungen. Loquai war damals militärischer Berater der deutschen OSZE-Vertretung in Wien. Seine Darstellungen zum aus dem Ruder gelaufenen Krisenmanagement und zur Vermeidbarkeit des Kosovo-Konflikts beruhen deshalb auf einer intimen Kenntnis der Vorgänge und sind nicht von der Hand zu weisen. Er hat seine Thesen 2000 und 2003 in zwei Büchern dargelegt, die noch im Buchhandel erhältlich sind.

Ist es wirklich so, dass es sich bei den reproduzierten Werken um vergessene Bücher handelt, deren Neuauflage lohnt, um ihnen größere Verbreitung zu geben? Kaum ein welthistorisches Ereignis wurde so nachhaltig und so wiederkehrend diskutiert wie der Beginn des Ersten Weltkriegs. Für den Kosovo-Krieg gilt das nicht in gleichem Maße. Doch ist es inzwischen Allgemeingut, dass die Nato-Intervention vielleicht notwendig, gleichwohl völkerrechtswidrig war. Die schon seinerzeit geäußerten Zweifel an Verteidigungsminister Rudolf Scharpings Geschichte vom serbischen Hufeisenplan, die Skepsis hinsichtlich der Massaker von Racak und Rogovo haben sich bestätigt. Auch die von Außenminister Joschka Fischer vorgenommene Verbindung von Kosovo und Holocaust wird als das kritisiert, was sie schon damals war, eine moralische Erpressung. Bis hierhin ist das Politik. Der Rest wird Sache der Historiker sein, wenn sie sich ans Aktenstudium machen.

Wozu dann der ganze editorische Aufwand? Herausgeber Peter Becker, ein Rechtsanwalt und Friedensaktivist, hat dem Buch auch einen Aufsatz beigegeben, in dem er für eine Reform der Parlamentsbeteiligung bei Militäreinsätzen plädiert. Er erinnert an das Friedensgebot der Grundgesetzpräambel und fordert, dass zukünftig zivile Konfliktlösungen verbindlich in die parlamentarische Entscheidung einbezogen werden. Das ist möglicherweise bedenkenswert, hätte aber verdient, an einem besseren Ort diskutiert zu werden als versteckt zwischen überflüssigen Neuauflagen.

MARTIN KRÖGER.

Peter Becker: 1914 und 1999. Zwei Kriege gegen Serbien. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2014. 442 S., 69,- [Euro].

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