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Julia hat einen Traum. Sie will tanzen und eine große Ballerina werden. Als sie auf die Ballettakademie aufgenommen wird, scheint sie der Verwirklichung ihres Traumes einen großen Schritt näher. Doch als die Lehrjahre sie völlig gefangen zu nehmen scheinen, beginnt ein tiefer Zweifel an ihr zu nagen. Aus dem Traum beginnt ein Alptraum zu werden ...

Produktbeschreibung
Julia hat einen Traum.
Sie will tanzen und eine große Ballerina werden. Als sie auf die Ballettakademie aufgenommen wird, scheint sie der Verwirklichung ihres Traumes einen großen Schritt näher.
Doch als die Lehrjahre sie völlig gefangen zu nehmen scheinen, beginnt ein tiefer Zweifel an ihr zu nagen. Aus dem Traum beginnt ein Alptraum zu werden ...
Autorenporträt
Marjolijn Hof wurde 1956 in Amsterdam geboren. Sie arbeitete lange Zeit als Bibliothekarin, bevor sie schließlich begann, selbst Bücher zu schreiben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.10.2013

Eine Frage der Freiheit

Marjolijn Hof erzählt eine Ballettgeschichte jenseits aller "Anna"-Klischees.

Von Eva-Maria Magel

Tamtatatatamtam tatata. Die ersten Bläsertakte von Tschaikowskys Marsch der Zinnsoldaten kennt fast jedes Kind. Viele hopsen dazu durchs Kinderzimmer. Auch Julia und ihre ältere Schwester Inez tun das, glücklich, beseelt, mit roten Wangen. Da ist Julia fünf.

Als sie das erste Mal auf der großen Bühne tanzt, ist der mittlerweile Elfjährigen das Lachen schon fast vergangen. Die Muskeln tun ihr weh, sie hat Angst, ihre Schritte nicht zu beherrschen. Mit jedem Millimeter, den sie wächst, fürchtet sie, aussortiert zu werden, alle vier Wochen kneift eine Physiotherapeutin in den nicht vorhandenen Speck auf ihren Rippen und erklärt, dass auch eine Null bei der Körperfettmessung nicht gut genug ist. Trotzdem antwortet sie auf die Frage, ob ihr das Tanzen gefällt: "Es macht Spaß." Würde sie auch tanzen, wenn keiner zusieht? Sie weiß es nicht mehr. "Als niemand kijkt" heißt sehr treffend das 2009 erschienene Original von Marjolijn Hofs Roman "Julia".

Für schwierige Geschichten ist die niederländische Autorin eine Fachfrau, nicht zuletzt seit ihrem Erfolg mit "Tote Maus für Papas Leben". Auch in "Julia" beweist sich Hofs Talent zur Einfühlung ohne Pathos und ihre Fähigkeit, Stimmungen und Szenen gerade so bruchstückhaft und oft spröde zu schildern, dass ihre Figuren und deren Wahrnehmung gleichzeitig ganz nah an der Wirklichkeit und dennoch poetisch wirken. Hofs klarer Blick verschafft ihr einen idealen Zugang zu einem doppelt schwierigen Stoff. Denn der Traum vom Ballett und der harte Weg junger Tänzer hat, wie der vom eigenen Pferd, bei Kindern und Jugendlichen stets Konjunktur, von der "Anna"-Serie in den achtziger Jahren bis zum jüngsten Dokumentarfilm "First Position". Die meisten Tanzgeschichten haben so gar nichts Tänzerisches an sich - sie ächzen unter der Last der Klischees. In Hofs "Julia" aber geht es von Anfang an um mehr: um die Seele eines jungen Mädchens.

Insofern ist es ein Glück, dass die Geschichte von Iris Kuijpers, die als Koautorin auf dem Titel steht, zu Hof gefunden hat. Iris, heute längst in einem anderen Leben angekommen, ist die stark bearbeitete Vorlage für Julia. Mit achtzehn und einem halben Jahr hat sie ihren Ballettsaal am Ende einer Klassisch-Stunde verlassen - und ihn nie wieder betreten. In vielen Gesprächen hat sie Hof von ihren Ausbildungsjahren an einer nicht näher benannten niederländischen Ballettakademie erzählt. Und so viel Raum die tägliche Tanzpraxis einnimmt wie in jedem anderen Tanzroman auch, "Julia" handelt davon, wie ein Kind seine innere Freiheit verliert und damit auch die Fähigkeit, zu einer Künstlerin zu werden.

Fast jedenfalls. Denn Hof zeichnet die Bewusstwerdung Julias nach, jedes Kapitel ein Lebensabschnitt. Insofern erstaunt es ihre Familie kaum, als sie schließlich der Tanzausbildung den Rücken kehrt. Ein Glück, dass Julia solche Eltern hat. Und dass Hof ein Buch schrieb, das nicht nur Ballettmädchen gefallen kann.

Marjolijn Hof: "Julia".

Aus dem Niederländischen von Meike Blatnik. bloomoon Verlag, München 2013. 137 S., br., 12,99 [Euro]. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Zoe Hagen hat dieses Buch offenbar mit Gewinn gelesen, auch wenn sie sich Vieles selbst zusammenreimen musste. Marjolijn Hof erzählt darin zusammen mit der früheren Ballerina Iris Kuijpers von einem Leben voller Entbehrungen und Selbstzweifel, das wenig mit dem Zuckerschlecken gemein hat, das sich junge Mädchen vom Ballett so vorstellen. Ja, Euphorie gibt es auch, lernt Rezensentin Hagen, aber statt Ruhm und Glamour vor allem Disziplin, Demütigung und Schmerzen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.03.2014

Stretch your
knee
Die Biografie einer jungen
Balletttänzerin
Es ist der Traum eines jeden Mädchens. Einmal Ballerina sein, sanft und grazil durch die Lüfte schweben, schwanengleiche Pirouetten in federleichten zartrosa Tutus ausführen, dabei den elfenhaften Körper zum Klang der Musik wiegen, von Zuschauern bewundert und anderen kleinen Mädchen beneidet.
  Julia lebt ihn, diesen Traum. Sie ist jung, talentiert und tanzt. Tanzt, seitdem sie als kleines Mädchen ihre Schwester zu deren Ballettstunden begleitete, tanzt morgens, tanzt abends, in ihren Gedanken und in der Realität. Aber die ist hart. So ganz und gar nicht diesem Ideal, dieser märchenhaften Utopie der Ballerina entsprechend. Ballerinas sind schön, grazil und glücklich. Julia ist schön, ohne Zweifel grazil, aber glücklich, das ist schon lange her. Damals, als sie noch klein war und nicht wusste, ob sie sich „trauen würde zu hüpfen, wenn fremde Mädchen dabei waren“, und mit aller Kraft auf die Ballettschule wollte. Tatsächlich war sie damals glücklich gewesen, zufriedener, hoffnungsvoll in die Zukunft blickend, denn sie schafft es auf die Schule, ihr Leben ist nun ganz und gar dem Ballett verschrieben, und die Jury, nun die war sehr nett und kritisierte nicht. Stattdessen erledigten das nun andere für sie, genauer, jeder einzelne Ballettlehrer, Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Du bist nicht gut genug! Du bist nicht schlank genug! „Stretch your knee. Stretch. Stretch harder!“
  Ballett war Julias Traum gewesen, und nun ist es an der Zeit aufzuwachen. Rückwärts erzählen die niederländische Autorin Marjolijn Hof sowie die ehemalige Ballerina Iris Kuijpers die Geschichte der nun- mehr 18-jährigen Julia. Zeigen sie mit fünf, mit acht, immer älter werdend und immer stärker kämpfend mit ihren Gedanken, zwischen zwei Extremen pendelnd.    
  „Aufhören oder tanzen“, das heißt es immer wieder. Aufhören oder tanzen. Zwei Worte, die zwei so unterschiedliche Lebensentwürfe beinhalten. Was jedoch bedeutet es, das hinzuwerfen, was einen auszumachen scheint? Worüber sich selbst identifizieren, wenn alles Bekannte radikal gestrichen und nun Platz für dieses unbekannte, fremd vertraute, so lange in einem unterdrückte Wesen geboten wird? Und vor allem, was ist das für ein Wesen, das dann zum Vorschein kommt, was mag es, was tut es? Wer bin ich, wenn nicht die, die ich glaubte zu sein? Will ich das wirklich? All das sind Fragen, die sich während des Lesens auftun, doch Hof und Kuijpers geben keine Antworten. Sie verleihen den inneren Gedanken des Mädchens eine Stimme und berichten rücksichtslos, beinahe brutal, von dem knallharten Alltag einer Ballerina, voller Erniedrigungen, Schmerz und Disziplin, aber auch voller zwischenzeitlicher Euphorie und Streben nach Perfektion. Wertungen und Erklärungen für Julias Verhalten und letztendliche Entscheidung finden sich keine. Der Leser wird sie selbst entdecken. (ab 13 Jahre)
ZOE HAGEN
Marjolijn Hof, Iris Kuijpers: Julia. Aus dem Niederländischen von Meike Blatnik. Bloomoon 2013. 144 Seiten, 12.99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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