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Über Leben, Werk und Zeit eines Schriftstellers, der immer von Geheimnissen umgeben war: Jakob Michael Reinhold Lenz.Wer war der Sturm-und-Drang-Dichter J. M. R. Lenz? Das heutige Bild ist zusammengesetzt aus Goethes spätem, harschen Urteil in »Dichtung und Wahrheit« und Büchners Erzählung »Lenz« - da ist der Dichter vom Wahnsinn bedroht und fällt am Ende in dumpfes Dahinleben.Herbert Kraft zeichnet mit Material aus vielen, oft entlegenen Quellen ein differenziertes Bild, schafft Panoramen von den Stationen im Leben und Schreiben des Dichters Lenz. So werden Orte lebendig: das…mehr

Produktbeschreibung
Über Leben, Werk und Zeit eines Schriftstellers, der immer von Geheimnissen umgeben war: Jakob Michael Reinhold Lenz.Wer war der Sturm-und-Drang-Dichter J. M. R. Lenz? Das heutige Bild ist zusammengesetzt aus Goethes spätem, harschen Urteil in »Dichtung und Wahrheit« und Büchners Erzählung »Lenz« - da ist der Dichter vom Wahnsinn bedroht und fällt am Ende in dumpfes Dahinleben.Herbert Kraft zeichnet mit Material aus vielen, oft entlegenen Quellen ein differenziertes Bild, schafft Panoramen von den Stationen im Leben und Schreiben des Dichters Lenz. So werden Orte lebendig: das evangelisch-lutherisch geprägte Livland der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit seiner unbeschränkten Leibeigenschaft; das Königsberg Kants, des Lehrers von Lenz; das Straßburg der Kunst und der Kasernen; das Weimar Goethes; die Einsamkeit im prächtigen St. Petersburg; das Moskau seiner elf letzten Jahre, wo er noch manches schrieb, was bisher kaum beachtet wurde.Die Biographie eröffnet viele neue Einsichten in das Leben und Schreiben dieses rätselhaften Dichters. So erklärt Kraft etwa, warum Lenz Weimar verlassen musste und dass es, anders als immer angenommen, nicht Goethe war, der die Ausweisung betrieb.
Autorenporträt
Herbert Kraft, geb. 1938 inWalsum am Niederrhein, ist emeritierter Professor fürNeuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Münster, war Gastprofessor in Armidale/Australien und Kairo und erhielt einen Ehrendoktortitel der Universität Sheffield.Veröffentlichungen u. a.:Annette von Droste-Hülshoff(6. Aufl., 2008); Kleist. Lebenund Werk (2007); Musil (2003); Edition von drei Bänden der Schiller-Nationalausgabe (1971, 1982, 2000).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.12.2015

Von wenigen betrauert, von keinem vermisst?
Herberts Krafts Biographie des Dichters J. M. R. Lenz gibt auf brennende Fragen kaum Antworten

"Heute starb allhier Jac. Mich. Reinh. Lenz (...), von wenigen betrauret, und von keinem vermisst", er "verlebte den besten Teil seines Lebens in nutzloser Geschäftigkeit, ohne eigentliche Bestimmung" - was für ein vernichtender Nachruf! Sage und schreibe drei Monate hat es zudem gedauert, bis die Nachricht von Moskau bis zu der hier zitierten Jenaer "Allgemeinen Literatur-Zeitung" vom 18. August 1792 gelangt ist.

Jakob Michael Reinhold Lenz gehört zu den großen Unvollendeten der deutschen Literatur, zu den Gescheiterten, jung Verstorbenen. Mindestens so bekannt wie durch seine Werke dürfte er durch die dichterischen Adaptionen seiner Biographie sein, durch Büchners Erzählung "Lenz" vor allem, aber auch durch Gert Hofmanns nach wie vor lesenswerte Novelle "Die Rückkehr des verlorenen J. M. R. Lenz nach Riga". Die Werke, die schon in den Nachrufen hervorgehoben werden - die Dramen "Der Hofmeister" und "Die Soldaten" zuvorderst -, sind bis heute die bekanntesten geblieben, das Gesamtwerk wohl nur ein Fall für Spezialisten.

Dreißig Jahre nach Sigrid Damms erstem großen Buch zur Erkundung der Goethezeit, ihrer Lenz-Biographie "Vögel, die verkünden Land", legt der Germanist Herbert Kraft nun eine umfangreiche Studie zu Leben und Werk von Lenz vor. Das Ergebnis ist akademischer, materialreicher, kann Kraft doch auf viele inzwischen neu aufgetauchte Dokumente zurückgreifen - aber auch trockener, spröder. Die Verbindung von Lebenserzählung und Werkanalyse, der Stolperstein jeder Dichterbiographie, ist nicht wirklich geleistet, sondern beides steht oftmals unverbunden nebeneinander. Verlegenheitsüberschriften wie "Blick in den Alltag 1774" verdeutlichen dies.

Der Aufbau ist konventionell. Herbert Kraft folgt den wichtigsten Lebensstationen von Lenz, seinem Weg von Livland gen Westen und in die Mitte Deutschlands und schließlich seinem bitteren Weg zurück. Die Armut der Bauern in Livland, die Strenge des Vaters, eines Pastors, der es später bis zum Generalsuperintendenten von Livland bringt, der Gegensatz zwischen der deutschen Oberschicht und der einfachen Bevölkerung werden anschaulich geschildert. Die entscheidende geistige Prägung bringen die Universität Königsberg und der Kontakt zu Kant, die Entdeckung einer ganz neuen Welt in Straßburg, der Ort, dem Kraft am meisten Platz einräumt. Was folgt, sind der missglückte Etablierungsversuch in Weimar, die Leidensstationen in der Schweiz und bei Goethes Schwager Schlosser und schließlich die letzten Jahre in Riga, St. Petersburg und Moskau, denen breitere Aufmerksamkeit als üblich zuteilwird. Trotzdem legt man das Buch einigermaßen ratlos aus der Hand.

Was schätzt Herbert Kraft an Lenz, welche seiner Werke halten stand, wie beurteilt er seine Krankheit? Zu all diesen wesentlichen Fragen sucht man vergebens Antworten oder dezidierte Urteile. Wertungsfreier kann man ein Buch kaum schreiben, was das Leben genauso betrifft wie die oft seltsam blassen Ausführungen zu den Werken. Zwischen den Zeilen muss man lesen, wenn man Krafts Position zu den Schlüsselfragen der Lenz-Forschung erfahren möchte. Die übermächtige Vaterfigur? Ihn scheint auch Kraft kritisch zu sehen, immer wieder erschütternd sind die harten Urteile von Christian David Lenz über seinen Sohn. Die umstrittene Rolle Goethes? Ihn scheint Kraft eher verteidigen zu wollen gegen die populäre These, Lenz sei eines der vielen Opfer des Olympiers. Die berühmt-berüchtigte "Eselei" von Lenz, die ihm 1776 den Verweis aus Weimar einbrachte? Hier lässt Kraft mit der These aufhorchen, nicht Goethe habe die Ausweisung von Lenz betrieben, sondern die von diesem beleidigte Anna Amalia - war die entscheidende Figur dabei doch ihr Kammerherr von Einsiedel.

Vertieft man sich in den Anmerkungsapparat, dann wird man erkennen, wie sehr bei aller ebenso versäumten Forschungsdiskussion Archive konsultiert und Handschriften eingesehen wurden und wie akribisch Herbert Kraft im Detail gearbeitet hat. Umso bedauernswerter ist der aussagearme Gesamteindruck des Buches.

THOMAS MEISSNER

Herbert Kraft: "J. M. R. Lenz". Biographie.

Wallstein Verlag, Göttingen 2015. 464 S., geb., 29,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ratlos legt Thomas Meissner die neue Lenz-Biografie von Herbert Kraft zur Seite. Weder gelingt dem Autor die Engführung von Leben und Werk, meint er, noch sind der materialreichen und akademisch spröde anmutenden Arbeit, die auf neuere Forschungsergebnisse zurückgreift, handfeste Beurteilungen durch den Autor zu entnehmen. Was den Autor eigentlich an Lenz reizt, bleibt für Meissner ebenso im Dunkeln wie dessen Einschätzung von Schlüsselfragen der Lenz-Forschung, etwa zur Vaterfigur. Dass Kraft durchaus quellennah und akribisch gearbeitet hat, anerkennt Meissner trotz allem.

© Perlentaucher Medien GmbH
»die bisher exakteste, am gründlichsten aus den Quellen und der Forschungen rekonstruierte Lebensgeschichte Lenzens« (Martin Rector, Das Achtzehnte Jahrhundert 40/1, 2016)